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Archiv "Meinungsbildung: Schludrige Recherche" (22.12.2003)

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Meinungsbildung

Zu dem Interview mit Jörg Blech, dem Verfasser des Buches „Die Krankheitserfinder“, in Heft 43/2003

„Das Streben nach Gesundheit wird ausgenutzt“:

Schludrige Recherche

. . . Der Autor mag ja von der hehren Absicht getragen sein, den Leser vor Schaden zu be- wahren. Bewirkt hat er durch schludrige Recherche das Ge- genteil. Beispiel Cholesterin:

Kaum ein Therapieprinzip ist heute empirisch so gut abgesi- chert wie die medikamentöse Cholesterinsenkung, und zwar durch kontrollierte Langzeit- studien, deren Zahl bald Legi- on sein wird. Und eines hat Blech schon gar nicht verstan- den. Die Frage, ob ein Chole- sterinsenker verschrieben wird, wird heute nicht mehr mit dem Cholesterinwert oder dem LDL-Cholesterin beantwortet.

Vielmehr berücksichtigt man klinische Situation und weitere Risikofaktoren. Einen auf je- den anwendbaren „Normal- wert“ gibt es nicht mehr. Des- halb kann eine cholesterinsen- kende Behandlung für Men- schen mit vergleichsweise nied- rigem Cholesterin unter Um- ständen einen größeren Nut- zen haben als für Menschen mit höheren Werten (und sonst keinerlei Risiken) . . .

Manchem Kollegen mag der therapeutische Nihilismus des Herrn Blech entgegenkom- men, enthebt er ihn doch scheinbar von der Notwendig- keit, Medikamente zu ver- schreiben, die das „Budget“

belasten. Ohne Frage haben die therapeutischen Optionen in den letzten Jahren zuge- nommen. Man muss sie kri-

tisch prüfen und sinnvoll an- wenden. Und in der Tat gehört es zu den Aufgaben der mo- dernen Medizin, Krankheiten nicht nur zu heilen, sondern ihr Auftreten zu verhindern. In letzter Konsequenz stellt der von Blech aufgezeigte Weg solch ärztliches Bemühen grundsätzlich infrage. Die Ärzteschaft sollte sich nicht vor diesen Karren spannen lassen.

Prof. Dr. med. Winfried März, DGFF Lipid-Liga e.V., Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Laborato- riumsdiagnostik, Karl-Franzens-Universität, Auenbrugger Platz 15, A-8036 Graz

Falsche Behauptungen kommentieren

Es ist sicherlich richtig, dass auch das DÄ die Thesen des Journalisten Blech themati- siert, da wir uns ja in der Öf- fentlichkeit damit auseinander setzen müssen. Doch sollte man die sachlich falschen Be- hauptungen von Herrn Blech dann auch kommentieren.

Zum im Artikel erwähnten Thema Osteoporose ist zwar erfreulicherweise zu bemer- ken, dass Herr Blech inzwi- schen auch den Patienten mit Wirbelkörperbrüchen zuge- steht, an einer Krankheit zu leiden. Er behauptet aber er- neut, dass Osteoporose keine Krankheit sei, „wenn man be- schwerdefrei ist“. Dies ist im Widerspruch zu den evidenz- basierten, ÄZQ-konformen Leitlinien des Dachverbandes deutschsprachiger osteologi- scher Fachgesellschaften (DVO), in denen bei Hochrisi- kopersonen bei gleichzeitig niedriger Knochendichte eine Behandlung auch vor dem er- sten Knochenbruch empfoh- Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 51–5222. Dezember 2003 AA3369

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Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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len wird (zum Beispiel bei lang dauernder Glukokortikoid- Therapie). Dies ist im Übrigen ein bei chronischen Erkrankun- gen übliches Vorgehen (oder ist die arterielle Hypertonie etwa auch keine Erkrankung, solange noch kein Schlaganfall Beschwerden verursacht?).

Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Scharla, Salinenstraße 8, 83435 Bad Reichenhall

Psychotherapie

Zu der Meldung „Ärztliche Psycho- therapie: Sechs Euro pro Therapie- stunde“ in Heft 40/2003, in dem der VPK-Vorsitzende Friedrich Neitscher vorrechnete, dass die Vergütung einem Stundenlohn von 6,25 Euro entspricht:

Protest

. . . Der Landesverband der DGPT in NRW hat bei der Aufsichtsbehörde gegen diese unzumutbare Vergütung pro- testiert. Es ist uns unverständ- lich, dass in einer Zeit, in der so viel von Qualitätssicherung und ökonomischem Einsatz von Ressourcen die Rede ist, gerade die Psychotherapie- stunden, die der Erstellung ei-

ner Diagnose und der Indika- tion für die geeignete Form von Psychotherapie dienen sollen, dermaßen unzurei- chend vergütet werden. Wenn AOK und IKK von Qualitäts- sicherung sprechen, kann man das nur noch als scheinheilig bezeichnen. Außerdem zeigt diese Vergütung mit kaum je dagewesener Deutlichkeit das fehlende Interesse an einer qualifizierten Behandlung von Menschen mit psychischen Problemen und stellt damit ei- ne deutliche Diskriminierung dieser Patientengruppe dar.

Inzwischen sind wir auf die Punktwerte für das II. Quartal 2003 neugierig. Wie zu hören ist, war im I. Quartal ein nega- tiver Punktwert für die ge- nannten Leistungen gerade noch verhindert worden. In ei- nem solchen Fall müssten die Psychotherapeuten für die von ihnen erbrachten Leistungen Rückzahlungen an die Kran- kenkassen leisten! Es scheint nicht ausgeschlossen, dass die- ser Fall im II. Quartal 2003 eintritt. Sie werden gewiss darüber berichten.

Dr. med. Gabriele Friedrich-Meyer, DGPT, Landesverband Nordrhein-West- falen, Rheinaustraße 146, 53225 Bonn

betreffenden Lokalredaktion zu melden. Ferner müsste so- fort das Praxisschild mit weiß- roten Klebestreifen beklebt werden mit dem Hinweis „We- gen Korruption geschlossen“.

Dr. med. J. H. Pietschmann, Langenfelder Damm 90, 22525 Hamburg

Fortbildung

Zu dem Beitrag „Pflicht für Vertrags- ärzte“ von Thomas Gerst in Heft 39/2003:

Kein Ausschluss der Pharmaindustrie

. . . Seit 16 Jahren organisiere ich für unseren Berufsverband (Deutscher Hausärztever- band) Fortbildungsveranstal- tungen mit Unterstützung der Pharmaindustrie, bekam im- mer kompetente Referenten zur Verfügung gestellt und ha- be keine Werbeveranstaltung erlebt, aber auch nicht zuge- lassen. Ein anonymer Fortbil- dungspool – wie die KBV vor- schlägt – ist meines Erachtens bürokratisch, umständlich und wird bei der Pharmaindustrie auf wenig Resonanz treffen, da eine spontane, individuelle und ortsnahe Fortbildung be- hindert wird.

Ich kenne viele Fortbildungen, die von der Ärzteschaft ohne Pharmaunterstützung gestal- tet werden. Dennoch gibt es meines Erachtens keinen (standes-)politischen Grund, die Pharmaindustrie von Fort- bildungen auszuschließen.

Dr. med. Ernst-Rainer Sexauer, Ärzteschaft Karlsruhe, Karl-Martin-Graff- Straße 28, 76229 Karlsruhe

Nicht betteln und gleichzeitig verteufeln

. . . Es ist begrüßenswert, oder man kann es auch bedauern, dass jetzt die Fortbildung Pflicht werden soll beziehungs- weise muss, um eine Qualität zu sichern. In dem genannten Artikel wird nun § 95 d (l) des Gesetzentwurfs angesprochen, der eine „Sprengwirkung“ ent- halten soll. Die Fortbildungs- inhalte müssen frei von wirt- schaftlichen Interessen sein!

Und hier setzt meine Kritik an: Wir sollten nicht nach vorn scheinheilig tun, als seien wir unabhängig von der Industrie, und nach hinten die Hand auf- halten, damit die Industrie Geld in einen Pool gibt. Grund dafür soll sein, dass die Ärzte kostengünstig ihre Fortbil- dung erhalten. Meines Erach- tens ist es Aufgabe eines jeden Veranstalters, mit der Indu- strie Absprachen zu finden, dass eine Produktneutralität gewahrt bleibt.

Anders ausgesprochen bin ich durchaus ein Verfechter eines Pool-Systems: Nur dann soll- ten die ärztlichen Gremien, wie BÄK/KV/ärztliche Gesell- schaften und Vereine, und da- von gibt es ja viele, in den Pool einzahlen und damit einen Grundstock legen. Man kann nicht betteln und gleichzeitig verteufeln. Die Ärztekam- mern haben heute in ihren Fortbildungsausschüssen und Beiräten zur Zertifizierung ge- nug Möglichkeiten zu diffe- renzieren, was als echte Fort- bildung ohne Produktwerbung abläuft. Wenn man die Dinge so stringent darstellt, müssen Geldquellen neutral erschlos- sen werden; dies dürfte wohl in der derzeitigen finanziellen Situation schwer darzustellen sein. Unabhängigkeit kann man haben, wenn man Geld investiert!

Dr. med. Thea Schirop, Berliner Diabetes-Gesellschaft, Uhlandstraße 173/174, 10719 Berlin

Heureka!

Gerst schreibt: „Ungeahnte Sprengwirkung auf die künfti- ge Organisation ärztlicher Fortbildung könnte eine Vor- schrift in § 95 d (1) des Gesetz- entwurfs entfalten. Die Fort- bildungsinhalte müssen frei von wirtschaftlichen Interes- sen sein, heißt es dort lapidar.“

Da kann man nur ausrufen:

„Heureka!“ Plötzlich gäbe es im deutschen Gesundheitswe- sen (fast) keine finanziellen Probleme mehr. Die Frage ist nur, wo werden – quasi über Nacht – die vielen industrieun- abhängigen Fortbildungsrefe- renten herkommen? Das be- A

A3370 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 51–5222. Dezember 2003

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Wirtschaftlichkeit

Zu dem Beitrag „Ein Korsett bürokra- tischer Prüfungsmechanismen“ von Dr. rer. pol. Harald Clade in Heft 42/2003:

Vorschläge

. . . Zwar erfährt man aus ge- wöhnlich gut unterrichteten Kreisen, dass die Einführung der Scharia für Ärzte (ein Chirurg ohne Hand kann kein weiteres Unheil anrichten) nicht vorgesehen ist. Aber eine wirklich exakte Kontrolle kann nur erreicht werden, in- dem jeder Arzt lückenlos überwacht wird. Wer das be- zahlen soll? Natürlich die Ärz- te, denn die sind ja selbst schuld. Heranzuziehen wären zum Beispiel besonders schlag- kräftige GSG-9-Beamte. Falls die sich zieren sollten, könnte man auf kolumbianische Pisto- leros zurückgreifen, um im

gleichen Zuge die dortige Rauschgiftkriminalität wir- kungsvoll zu bekämpfen.

Alternativ wäre zu diskutie- ren, den Rechnungshof auf- zulösen, denn dessen Rügen blieben bisher folgenlos. Im Rahmen der Konzentration auf Schwerpunkte wären die bisherigen Mitarbeiter des Rechnungshofes sicherlich ef- fektiver einzusetzen als Dau- erobservateure der ärztlichen Machenschaften.

Solche Sicherheitskräfte müss- ten natürlich in den Arztpra- xen untergebracht werden, da diese sowieso zu groß sind.

Man könnte auch angesichts der Überversorgung einige unnötige Apparate entfernen, um Platz zu schaffen.

Schöpft also eine solche Qua- litätssicherungskraft einen Anfangsverdacht, hat sie die- sen nicht nur sofort der Poli- zei, sondern sogleich einer Nachrichtenagentur und der

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träfe letztlich auch manche Mitarbeiter des DÄ. So wurde zum Beispiel in Heft 37 über den „Europäischen Kardiolo- genkongress“ berichtet und der „Nutzen“ von Candesar- tan bei Herzinsuffizienten in der CHARM-Studie präsen- tiert: „Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 38 Mo- naten verringerte sich die Zahl der Krankenhauseinweisun- gen unter Candesartan-Thera- pie um 21 Prozent und die kar- diovaskuläre Mortalität um zwölf Prozent.“ Ihre Bericht- erstatterin hat die indu- striefreundlichen, umsatzför- dernden – aber nichtssagen- den – Werte der relativen Risi- koreduktion (RRR) verwen- det, ohne allerdings zu schrei- ben, dass es sich eben um die RRR handelt. Die seriösen Zahlen (Ereignisreduktion oder absolute Risikoredukti- on) lauten 4,3 Prozent (statt 21

Prozent) und zwei Prozent (statt 12 Prozent). Das ent- spricht NNT-(number needed to treat)-Werten von 23 bezie- hungsweise 50 (für 38 Mona- te). Das ist sicher nicht schlecht, aber auch nicht überwälti- gend. Vor allem bleibt viel Spielraum für differenzialthe- rapeutische Erwägungen.

Durch eine redliche Berichter- stattung und Fortbildung ließen sich die Kosten im Ge- sundheitswesen massiv sen- ken, ohne dass auch nur ein einziger Patient schlechter be- handelt würde – im Gegenteil, es ginge manchem besser.

Ich befürchte nur, dass es den Lobbyisten der pharmazeuti- schen Industrie gelingen wird,

§ 95 d (1) ebenso zu Fall zu bringen, wie ihnen das bei der Positivliste wiederholt gelang.

Prof. Dr. Frank P. Meyer, Magdeburger Straße 29, 39167 Groß Rodensleben

Polikliniken

Zu dem Kommentar „Gesamtdeut- sches Bindemittel“ von Prof. Dr. med.

Dr. h. c. Peter Stosiek in Heft 41/2003:

Unbestreitbarer Vorteil

. . . Bekanntlich waren Poli- kliniken keine Erfindung der DDR und können schon des- halb von der Sache her nicht

„verteufelt“ werden. Der Vor- teil für die Patienten vom All- gemeinmediziner bis zum Facharzt, dem Röntgen und Labor, alles „unter einem Dach“ zu haben, kann wohl nicht bestritten werden. Die Kernfrage lautet aber doch wohl: Müssen das Ärzte unbe- dingt in freier Niederlassung sein, oder können oder „dür- fen“ das auch angestellte Ärz- te oder sonstiges Personal, al- so Gehaltsempfänger, sein?

Der Behauptung, dass mehr

Markt, mehr Privatisierung zwangsläufig zu mehr Eigen- verantwortung führen müssen, kann und muss aufgrund der Arbeitsweise in den DDR-Po- likliniken widersprochen wer- den. Die Eigenverantwortung, verbunden mit der Verpflich- tung zu einer berufslebenslan- gen Fortbildung, liegt bei je- dem Arzt selbst und ist eine berufsethische Verpflichtung seinem Patienten gegenüber.

Die real existierenden Proble- me der DDR-Polikliniken sol- len nicht beschönigt werden.

Sie wurden von Prof. Stosiek deutlich beim Namen genannt.

Sie waren DDR-spezifisch und somit nicht zwangsläufig allgemein notwendig.

Bleibt die Frage, ob das Ein- kommen der frei praktizieren- den Kollegen vielleicht höher ist als das der angestellten Ge- haltsempfänger? Das kann vielleicht nicht ausgeschlossen

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 51–5222. Dezember 2003 AA3371

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werden, aber es wäre durchaus möglich, dass viele Ärzte (an- geblich 80 Prozent) es vorzie- hen würden, zur Vermeidung des Kampfes mit Vereinigun- gen, zahlungsunwilligen Kran- kenkassen, unnötiger Büro- kratie u. a. m., auf einige Euro zu verzichten . . .

Dr. med. Ludwig Wolff, Schützenhofstraße 92, 01129 Dresden

Gut funktionierendes System zerschlagen

Ich habe die Arbeit in vier Po- likliniken miterlebt und kann mich nur zufrieden äußern, was die Kollegialität der Ärz- te miteinander und die sor- genfreiere Arbeit am Patien- ten anging. Wir hatten ge- meinsame Dienstbesprechun- gen, vertraten uns untereinan- der, berieten einander, hatten durch eine leitende Schwester weniger Personalprobleme, hatten Labor, Röntgen und Physiotherapie im gleichen Haus. Wir brauchten keinen Steuerberater und Rechtsan- walt und fürchteten nicht die existenzbedrohende Regress- keule.

Die Versorgung der Patienten war nicht besser oder schlech- ter in den Polikliniken als in dem jetzigen Versorgungssy- stem. Sicher war die Vergü- tung der Arbeit nicht lei- stungsgerecht (ist sie es heu- te?), aber der ideelle Lohn war

uns die Zufriedenheit unserer Patienten. Jetzt ist der politi- sche Druck weg, aber der fi- nanziell schwerwiegendere all- gegenwärtig!

Leider haben Negativstimmen nach dem Mauerfall – auch von Ostkollegen – ein meiner Meinung nach gut funktionie- rendes System zerschlagen.

Die „Freiheit“ und das große Geld lockten. Aber die „teu- re“ Wahrheit ließ manchen Traum bitter zerplatzen auf dem harten Boden der bun- desdeutschen Wirklichkeit . . . Dr. med. G. Götzinger,

Eilper Straße 101, 58092 Hagen

Zu dem Leserbrief „Entschuldigung“

von Dr. med. Dietmar Arnold in Heft 45/2003, der sich auf den Beitrag von Prof. Stosiek bezog:

Unerträglich

Es ist das gute Recht von Dr.

Arnold, anderer Meinung zu sein als Prof. Stosiek. Dafür hätte er vermutlich sachliche Argumente vorzuweisen. Sich für etwas zu entschuldigen, was man nicht selbst getan hat, hal- te ich für widersinnig. Und die Verunglimpfung des Kollegen Prof. Stosiek (den ich im Übri- gen nicht kenne, dessen anre- genden Kommentar ich aber mit Interesse gelesen habe), empfinde ich als unerträglich . . . Prof. Dr. Günter Jäschke,

Jägerstraße 63 A/4.4, 10117 Berlin

Burn-out-Syndrom

Zu dem Status-Beitrag „Junge Ärzte gefährdet“ von Dr. Michael Madel in Heft 43/2003:

Belastungen aufarbeiten

. . . Ich betreue seit vielen Jah- ren jüngere, vor allem aber auch ältere Kollegen, die ausge- brannt und lustlos ihre berufli- chen Ideale verloren haben, die zum Teil depressiv und suizidal, zum Teil mit psychosomati- schen Beschwerden ihre beruf- liche Überforderung detailliert zu beschreiben vermögen.We- niger vertraut ist ihnen jedoch die Vorstellung, dass Patienten ihre Gefühle und Probleme auf ihren Arzt übertragen und dass dieser sie in die eigene Gefühls- welt integriert. Psychoanalyse und systemische Familienthera- pie haben Vorstellungen zur Übertragung, zur Identifikation und zur Projektion von Patien- tengefühlen auf den Therapeu- ten entwickelt und in Psycho- therapien erfolgreich einsetzen gelernt. In Selbsterfahrungs- supervisions- und -balintgrup- pen sowie in weiteren psycho- dynamischen Trainingsverfah- ren lassen sich die spezifischen Belastungen aus Team-Konflik- ten und Arzt-Patient-Beziehun- gen erfolgreich aufarbeiten und minimieren. Gleichzeitig ge- lingt es hiermit den ganzheitli- chen Kontakt zum Patienten zu verbessern und damit auch dem ursprünglichen Berufsideal wieder näher zu kommen.

Prof. Dr. med. Alfred Drees, Friedrich-Ebert-Straße 26, 47799 Krefeld

Einkommen

Zum Einkommen der deutschen Kassenärzte:

Tatsachen

Was kosten alltägliche Dinge in Deutschland (in Euro)?

1 Monat Fitnessstudie-Beitrag – 60; 1 Monat Fernsehgebühr GEZ – 15,60; 1 Kinobesuch in- klusive Getränk – 12; 1 Musik- CD – 15; 1 Fahrradschlauch – 11;

3 Bier in einer Kneipe – 12; 1-mal neue Schuhabsätze – 10; 1-mal Hosenkürzung beim Schneider

– 12; 1 Friseurbesuch (Männer) – 25; 1 Friseurbesuch (Frauen) – 35; 1 Tierarztbesuch – nicht unter 30; 1 Heilpraktikerbe- such – nicht unter 30 Euro.

Was bekommt der Arzt im Monat bei einem gesetzlich versicherten Patienten als Quartalspauschale für sämtli- che erbrachte Leistungen.

Knapp 12 Euro/Monat, knapp 36 Euro/Quartal.

Wie kann ein Arzt seine hoch qualifizierte Leistung für eine derartige Entlohnung erbrin- gen? . . .

Dr. med. Til Steinmeier, Colonnaden 51, 20354 Hamburg

Rentendebatte

Zur geplanten Erhöhung der Renten- beiträge:

Werden wir auf den Arm genommen?

Wissen die Politiker nicht Be- scheid, oder nehmen sie uns auf den Arm? Die Beitragsstabilität wird verteidigt wie ein Glaubens- bekenntnis oder ein Dogma. Die Erhöhung der Rentenbeiträge um zwei Prozentpunkte von 19,5 auf 21,5 % führte zu einer Erhö- hung der industriellen Herstell- kosten um 0,1 Prozentpunkte!

Wer den Rentnern klarma- chen will, solch eine Erhöhung der Rentenbeiträge wäre rele- vant oder gefährde den Stand- ort Deutschland, der hält sie entweder für dumm und führt sie hinters Licht, oder er weiß es selbst nicht besser und er- weist sich als inkompetent.

Als Angela Merkel kürzlich in Düsseldorf das Konzept der Herzog-Kommission vertei- digte, meinte sie in einem Ne- bensatz, die Lohnnebenkosten in Deutschland seien natürlich höher als in Portugal und Spa- nien. Hinsichtlich Portugal hat sie Recht. Spanien aber hat gleich hohe Nebenkosten wie Deutschland, nämlich etwa 80 Prozent (sic!) zusätzlich zum Lohn. Nun ist Angela Merkel sicherlich eine gewis- senhafte Frau. Aber auch sie verlautbart mit Überzeugung etwas, was nicht stimmt . . . Dr. med. Manfred Budde, Pilarstraße 8, 80638 München

A

A3372 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 51–5222. Dezember 2003

B R I E F E

Klinikhygiene

Zu dem Leserbrief „Klinikhygiene vergessen“ von Martin Priwitzer in Heft 39/2003:

Kein Verstoß

Das „Einmaleins der Klinik- hygiene“ ist die Händedesin- fektion vor aseptischen Arbei- ten am Patienten (z. B. invasi- ve Tätigkeit, wie Gefäßkathe- ter) und nach kontaminati- onsträchtigen Arbeiten (z. B.

endotracheales Absaugen).

Das Bild mit den vier Ärzten am Krankenbett zeigt, entge- gen obiger Leserzuschrift, keinen Verstoß gegen die Kli- nikhygiene: Vom Bettpfosten

oder vom Dokumentationssy- stem gehen keine nosokomia- len Infektionen aus. Deshalb ist angesagt: statt traditionel- ler eminenzbasierter Infek- tionsprävention mehr evi- denzbasierte Infektionsprä- vention, wie es in den neueren RKI-Empfehlungen und in den US-amerikanischen CDC- Guidelines zum Ausdruck kommt. Es gilt Mikroorganis- men dort zu bekämpfen, wo es nötig ist (z. B. auf den Hän- den), aber sie andernorts in weiterer Entfernung vom Pa- tienten leben zu lassen (z. B.

Bettpfosten).

Prof. Dr. Henning Rüden,Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin

Referenzen

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