AUS DEN BUNDESLÄNDERN
BADEN-WÜRTTEMBERG
Erhebung über das Suchtverhalten
In Baden-Württemberg sind 230 000 Personen durch regelmä- ßigen Alkoholkonsum stark ge- fährdet und gelten als alkohol- krank, 240 000 Personen haben schon illegal Drogen genommen, mehr als drei Millionen Personen sind Raucher.
Diese Zahlen ergeben sich aus der Auswertung einer vom Sozialmini- sterium in Auftrag gegebenen Er- hebung, die Sozialminister Anne- marie Griesinger vorgelegt hat.
Das Ergebnis der Erhebung ist dem neuen Landesprogramm ge- gen den Drogen- und Rauschmit- telmißbrauch zugrunde gelegt worden, das sich im Stadium der Anhörung befindet und dem- nächst von der Landesregierung verabschiedet werden soll.
Als besonders alarmierend be- zeichnet das Ministerium den Um- stand, daß immer mehr junge Menschen den Verlockungen der Rauschmittel zu erliegen drohen und daß schon zwölfjährige Kin- der durch regelmäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum und durch den Mißbrauch illegaler Rausch- mittel gefährdet seien.
Nach den Erhebungen sind etwa 24 000 Kinder zwischen 12 und 14 Jahren regelmäßige Alkoholtrin- ker. Nur bei acht Prozent der Kin- der dieser Altersgruppe hätten die Eltern den Konsum alkoholischer Getränke ausdrücklich verboten.
Unter hundert Kindern dieses Al- ters befänden sich außerdem vier Raucher und ein Konsument ille- galer Rauschdrogen. Die Landes regierung werde diesem Absinken des Gefährdungsalters mit ent- sprechenden Maßnahmen begeg- nen. Es sei beabsichtigt, die Auf- klärung der Jugendlichen und ih- rer Eltern noch zu verstärken und die psychosoziale Beratung und ambulante Behandlung weiter auszubauen.
Nach Aussagen des Ministeriums bestätigt die Erhebung auch, daß männliche Jugendliche durch Rauschmittelmißbrauch deutlich stärker gefährdet seien als Mäd- chen. So seien 70 Prozent der Dro- genkonsumenten, 59 Prozent der regelmäßigen Alkoholtrinker und zwei Drittel der Raucher Männer oder männliche Jugendliche. Le- diglich beim Medikamentenmiß- brauch dominiere mit 55 Prozent das weibliche Geschlecht. dr
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Solidarisch
für die Kostendämpfung
Gesünderes Leben und die Inan- spruchnahme der vielfachen Vor- sorgeleistungen hält der schles- wig-holsteinische Sozialminister Professor Dr. rer. pol. Walter Braun für den wirksamsten Bei- trag zur Kostendämpfung im Ge- sundheitswesen. Der Minister be- tonte in Neumünster vor Betriebs- räten der Gewerkschaft Textil—Be- kleidung, daß jeder einzelne auf- gerufen sei, nach besten Kräften durch gesundheitsbewußtes Ver- halten einen weiteren Kostenan- stieg abzumildern. Nach Auffas- sung von Braun muß jeder erken- nen, daß eine Wiederherstellung der Gesundheit nicht ausschließ- lich durch Inanspruchnahme von Leistungen der Versicherungsge- meinschaft erfolgen könne. Eine wirksame Kostenbeeinflussung setze eine generelle Bewußtseins- änderung voraus. „Notwendig ist solidarisches Verhalten zwischen der Selbstverwaltung der Kran- kenkassen, dem Beitragszahler.
dem Versicherten und dem Lei- stungserbringer." yn
In einem Satz
Heilpraktiker — Die Zahl der in der Bundesrepublik Deutschland be- rufstätigen Heilpraktiker hat sich innerhalb von 13 Jahren mehr als verdoppelt, und zwar von 2581 (1965) auf 5520 (1978). DÄ
NIEDERSACHSEN
Studiengang Biowissen- schaftliche Dokumentation
In einem Modellversuch im Auf- trag der Bund-Länder-Kommis- sion für Bildungsplanung und For- schungsförderung sind im Land Niedersachsen neue Fachhoch- schul-Studiengänge für den Tätig- keitsbereich Bibliothek, Informa- tion und Dokumentation entwik- kelt worden.
Die Fachhochschule Hannover wird ab Wintersemester 1980/81 jährlich 70 Studenten in drei neue Studienrichtungen aufnehmen, darunter 18 für die Fachrichtung Biowissenschaftliche Dokumenta- tion (Abschluß Diplom-Dokumen- tar der Fachrichtung Biowissen- schaften).
Das Tätigkeitsfeld dieses neuen Diplom-Dokumentars dürfte, wie es in der Konzeption für den Stu- diengang heißt, vornehmlich in Einrichtungen der Medizin liegen.
Neben der Beschaffung, Erfas- sung, inhaltlichen Erschließung und Bereitstellung von Literatur- dokumenten werde der Schwer- punkt der Tätigkeit in der Bearbei- tung, Speicherung, Auswertung und Vermittlung von Daten zum Beispiel aus medizinischen Befun- den an Patienten bestehen. Dabei werden statistische Verfahren und die Anwendung der elektroni- schen Datenverarbeitung eine Rolle spielen. Die Berufsaussich- ten für Diplom-Dokumentare mit biowissenschaftlicher Fachqualifi- kation werden als sehr gut beur- teilt.
Das Studium soll sieben Semester dauern und durch neunmonatige Praktika, Projektstudien und fach- praktische Studienabschnitte den Praxisbezug der Ausbildung si- cherstellen. Zugangsvorausset- zung für den Studiengang soll ne- ben der allgemeinen oder fachge- bundenen Hochschulreife voraus- sichtlich auch die Fachhochschul- reife sein. WZ
1804 Heft 29 vom 17. Juli 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT