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Weltweit immer mehr Menschen mit Hypertonie

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Academic year: 2022

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Vor 1990 nahm man allgemein an, dass der diastolische Blutdruck (BD) ein bes- serer Prädiktor für die Gesundheitsge- fährdung sei, später zeigten jedoch epi- demiologische Studien eine bessere Vorhersagevalidität für den systoli- schen BD. Da diastolischer und systoli- scher BD eng korrelieren, dient heute nur der systolische BD zur Definition der Hypertonie.

Methodik

Die vergleichende Risikoabschätzung der gesundheitlichen Beeinträchtigung im Zusammenhang mit dem systoli- schen BD-Niveau basiert auf 844 Stu- dien aus 154 Ländern, die zwischen 1980 und 2015 publiziert wurden und total 8,69 Millionen Teilnehmende be- trafen. In die primäre Analyse wurden Krankheiten mit ausreichender Evidenz für eine kausale Beziehung zum systoli- schen BD (z.B. ischämische Herzleiden,

ischämischer und hämorrhagischer Hirnschlag) eingeschlossen. Als wich- tige Messparameter wurden mittlerer systolischer BD, ursachenspezifische Todesfälle sowie die gesundheitliche Last durch den systolischen BD in Ab- hängigkeit von Alter, Geschlecht, Land und Jahr definiert.

Ergebnisse

Zwischen 1990 und 2015 nahm die Rate der systolischen BD-Niveaus ab min- destens 110 bis 115 mmHg von 73 119 pro 100 000 auf 81 373 pro 100 000 zu. Hypertone systolische BD-Werte von 140 mmHg oder höher nahmen von 17 307 pro 100 000 auf 20 526 pro 100000 zu. Die geschätzte jährliche Todesrate pro 100 000, die mit einem systolischen BD von 100 bis 115 mmHg assoziiert war, erhöhte sich von 135,6 auf 145,2, diejenige, die mit einem BD von 140 mmHg oder höher assoziiert war, stieg von 97,9 auf 106,3. Auch der Verlust von behinderungsadjustierten Lebensjahren (disability-adjusted life years, DALY) nahm für systolische Blutdrücke ab 110 bis 115 mmHg von 148 auf 211 Millionen zu, derjenige für systolische Blutdrücke ab 140 mmHg von 95,9 auf 143 Millionen. Die grösste Anzahl von mit dem systolischen BD assoziierten Todesfällen wurde durch ischämische Herzerkrankungen (4,9 Mio.), hämorrhagischen Hirnschlag (2,0 Mio.) und ischämischen Schlag - anfall (1,5 Mio.) verursacht. Im Jahr 2015 wurde mehr als die Hälfte der globalen jährlichen, mit dem systoli- schen BD assoziierten DALY in China, Russland, Indonesien und den Verei- nigten Staaten gezählt.

Diskussion

Diese Studie zeigt, dass im Jahr 2015 systolische Blutdrücke von mindestens 110 bis 115 mmHg mit über 10 Millio- nen Todesfällen und dem Verlust von über 212 Millionen DALY assoziiert waren – eine 1,4-fache Zunahme im Vergleich zu 1990. Damit war der sys- tolische BD weltweit der führende Bei- trag zu verhütbaren Todesfällen.

Diese Feststellung gibt Anlass zu Sorge, denn für das Jahr 2015 werden 3,5 Mil- liarden Menschen geschätzt, die einen systolischen BD von mindestens 110 bis 115 mmHg haben. Sowohl die ab- soluten Zahlen als auch die Prävalenz- raten für erhöhte BD-Niveaus dürften weltweit weiter ansteigen. Dies recht- fertigt weitere Anstrengungen, um die durch den systolischen BD verursachte Krankheitslast zu senken.

Die Mehrheit der durch ischämische Herz- und Hirnerkrankungen beding- ten Verluste an DALY entfällt auf hy- pertone systolische Blutdrücke, immer- hin 30 Prozent aber auch auf systo - lische BD-Niveaus zwischen 115 und 140 mmHg. Mit dem systolischen BD assoziiert waren neben den führenden Herz- und Hirnerkrankungen auch zahlreiche weitere Leiden, insbeson- dere das chronische Nierenversagen.

Welches die Ursachen der steigenden Verbreitung der Hypertonie weltweit sind, war nicht Gegenstand dieser Stu- die. Aus anderen Untersuchungen ist aber bekannt, dass es im selben Zeitraum zu grossen Veränderungen bei Salzkon- sum, Verzehr von Früchten und Ge- müse, Übergewicht und Fettsucht so wie körperlicher Aktivität gekommen ist.

Die Ergebnisse dieser Studie können nicht direkt als Richtschnur für das Ausmass einer medikamentösen Senkung des systolischen BD dienen. Entspre- chende neuere Studien wie SPRINT und HOPE-3 haben dazu widersprüch- liche Resultate ergeben. Sie stützen aber das Konzept, dass erhöhte systoli- sche Blutdrücke ein sehr wichtiger Risi- kofaktor sind, der präventiv angegan-

gen werden muss.

Halid Bas

Quelle: Forouzanfar MH et al.: Global burden of hyper - tension and systolic blood pressure of at least 110 to 115 mmHg, 1990–2015. JAMA 2017; 317(2): 165–812.

Interessenlage: Die referierte Originalstudie wurde von der Bill und Melinda Gates Foundation unterstützt.

1044

ARS MEDICI 222017

STUDIE REFERIERT

Weltweit immer mehr Menschen mit Hypertonie

Systolischer Blutdruck als wichtiger Präventionsansatz

Um zukünftige Präventionsstrategien und -interventionen zu planen, ist die Quantifizierung der Verbreitung von systolischen Blutdruckniveaus von grossem Interesse. Eine Studie untersuchte die Beziehungen zwischen systolischen Blutdrücken ab 110 bis 115 mmHg sowie hypertonen Werte ab 140 mmHg und der Last verschiedener Todesursachen in 195 Ländern.

JAMA

❖Zwischen 1995 und 2015 haben die ge- schätzten Prävalenzraten für hypertone systolische Blutdruckwerte in 154 Län- dern deutlich zugenommen.

❖Auch die geschätzten jährlichen Todes- fälle im Zusammenhang mit erhöhten systolischen Blutdrücken haben sub- stanziell zugenommen.

❖Etwa 30 Prozent der mit dem systoli- schen Blutdruck assoziierten Erkran- kungen gehen auf das Konto von systo- lischen Werten zwischen 115 und 140 mmHg.

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