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Archiv "Gesundheitsun d sozialpolitische Vorstellungen der deutschen lirzteschaft" (15.10.1986)

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Bevölkerungs-Prognose 1980-2000

Bundesgebiet und Berlin (West) ohne Ausländer in Millionen Deutsche Bevölkerung insgesamt

60 Jahre und darüber

11,65

45 bis unter 60 Jahre

10,65

1985 1990 1995 2005

15.64 17,07

15,33

9,49

16,59

5,82

5,86 5,07 5,38

2,8 5,0 5,5 2,3

2,58 2,81

15,66

0 bis •9 unter 1980 5 Jahre 25 bis unter 45 Jahre

15 bis unter 25 Jahre 9,03 5 bis unter 7,68 15 Jahre

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Noch ist offen, ob es in dieser Le- gislaturperiode zu einer gesetzli- chen Regelung für die Absiche- rung der Pflegebedürftigkeit kommt. Zwar liegen Gesetzent- würfe aus dem Kreis der Bundes- länder und von der Bundesregie- rung vor, doch dürfte die Zeit zu knapp werden, um einen der Ent- würfe (derjenige der Bundesregie- rung, der einen finanziell vermut- lich noch erträglichen Kompromiß beinhaltet, hätte die größte Chan- ce) Realität werden zu lassen. Ei- nes aber ist sicher: Die Entschei- dung, das Problem gesetzgebe- risch anzugehen, ist gefallen.

Wenn nicht jetzt, dann geschieht das in der nächsten Legislaturpe- riode. Die Vorstellungen der Ärzte- schaft dazu sind im „Blauen Pa- pier", dem vom 89. Deutschen Ärz- tetag 1986 in Hannoverbeschlosse- nen Ärzteprogramm, enthalten:

Absicherung bei Pflegebedürftigkeit

Gesundheits- d sozialpolitische un Vorstellungen der deutschen lirzteschaft

stenträger eintritt, hat zu For- derungen nach Einführung ei- ner Pflegekostenversicherung ge- führt. Gleichzeitig wird durch die Einführung einer Pflegekostenver- sicherung die Entlastung öffent- licher Haushalte um Sozialhilfeko- sten zu Lasten der Sozialversiche- rung und damit eine Verlagerung der Finanzierung über Steuern auf eine Finanzierung über Beiträge

angestrebt. Inzwischen sind ver- schiedene Versicherungsmodelle entwickelt und in anderen Län- dern Europas und der Welt ansatz- weise realisiert worden.

Es muß grundsätzlich bezweifelt werden, ob durch eine Versiche- rung des Pflegefallrisikos eine wirkliche Besserung der Situation der Pflegebedürftigen erreicht werden kann, oder ob nicht durch die Institutionalisierung einer obli- gatorischen Pflegeversicherung eine weitere Ausgrenzung aus dem Familienverband und eine zu- nehmende Vereinsamung des ein- zelnen die Folge sein wird.

Die Einführung einer allgemeinen Pflegepflichtversicherung in den Niederlanden hat zu widersprüch- lichen Erfahrungen und parado- xen Wirkungen geführt. Die Fami- lien-, Nachbarschafts- und Selbst- hilfe wurde zugunsten einer insti- tutionalisierten stationären Pflege eingeschränkt, womit für die sta- tionär untergebrachten Pflegebe- dürftigen selbst keine Verbesse- Als Folge der gestiegenen Lebens-

erwartung der Bevölkerung und einem starken Anstieg der Zahl der älteren Menschen wird die Zahl der pflegebedürftigen Men- schen weiter ansteigen. Verschärft wird diese Situation durch den starken Geburtenrückgang und die damit verbundene Verschie- bung in der Relation zwischen Be- rufstätigen und im Ruhestand le- benden Pensionären und Rent- nern.

Die finanzielle Last der Pflegebe- dürftigkeit übersteigt vielfach die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Einzelnen. Eine Abdeckung der Kosten über die Sozialhilfe kommt erst dann in Betracht, wenn eigenes Vermögen nicht mehr vorhanden ist und unter- haltspflichtige Angehörige nicht vorhanden bzw. zur Übernahme der Kosten nicht in der Lage sind.

Diese Notwendigkeit, das eigene Vermögen oder das der Angehöri- gen zunächst einsetzen zu müs- sen, bevor die Sozialhilfe als Ko-

Die Nachwuchszah- len sinken, die Zahl der Alten steigt.

Insgesamt wird sich

— und das läßt sich heute bereits eini- germaßen zuverläs- sig aussagen — die Einwohnerzahl oh- ne Ausländer um rund fünf Millionen verringern. Wie hoch die Einwoh- nerzahl der Bun- desrepublik im Jahre 2000 tatsäch- lich sein wird, das wird freilich von den Ausländerzah- len abhängen; und deren Zahl ist stati- stisch nicht exakt vorauszusagen, weil hier politische Einflüsse ein gro- ßes Gewicht haben

(Quelle:

amtliche Statistik)

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 42 vom 15. Oktober 1986 (23) 2843

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

rung eingetreten ist. Eine weitere Folge ist eine unübersehbare Ko- stensteigerung für diesen neuen Versicherungszweig.

Ähnliche Entwicklungen sind in den USA als Folge der Einführung einer allerdings freiwilligen Pfle- geversicherung festzustellen.

Eine allgemeine Pflicht zur Absi- cherung des Pflegerisikos in einer Pflegeversicherung hätte zur Fol- ge, daß die Beitragszahler der ge- setzlichen Krankenversicherung die Folgen der demographischen Entwicklung mit Zunahme des An- teils alter Menschen an der Bevöl- kerung bei gleichzeitigem Gebur- tenrückgang bezahlen müßten.

Auch öffentliche Zuschüsse und Steuern wären abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwick- lung und würden nicht zur Entla- stung des Beitragszahlers führen.

Die Erfahrungen aus der Renten-

versicherung sollten hierbei ein

warnendes Beispiel sein.

Die Einführung einer Pflichtversi- cherung hat zwangsläufig zur Fol- ge, daß die Krankenversicherung zu einer Versicherung allgemeiner Daseinsvorsorge ausgebaut wird.

Dies steht zwangsläufig im Wider- spruch zu den Bemühungen, die Leistungen auf das medizinisch Notwendige zu konzentrieren.

Die Deutsche Ärzteschaft lehnt deshalb die Einführung einer all- gemeinen Pflegeversicherung mit Pflichtcharakter ab. Die Deutsche Ärzteschaft fordert stattdessen:

~ Ausbau und Erweiterung der ambulanten Pflegedienste durch Ausbau der häuslichen Kranken- und Altenpflege; ständig Pflege- bedürftige sollten, soweit wie möglich, nicht aus ihrem gewohn- ten Lebensbereich gerissen wer- den.

Entwicklung der Fruchtbarkeit 194 7-1982

Durchschnittliche Zahl der Kinder je Frau im gebärfähigen Alter

2,6 2,5

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2,4

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2,2

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1,3 1,2

1950 1960 1970 1980

Die Fruchtbarkeit und die durchschnittliche Zahl der Kinder je Frau im gebärfähigen Alter sinkt in der Bundesrepublik Deutschland rapide ab. Interessant ein Vergleich zur DDR. Während über rund 20 Jahre die Entwicklung in den beiden deutschen Staaten ähnlich verlief, hat sich die Lage seit Mitte der 70er Jahre auffallend verän- dert: In der Bundesrepublik Deutschland geht die Kurve weiter bergab, in der DDR demgegenüber bergauf - die Folge einer Fülle fördernder Maßnahmen zugunsten der Frauen, die ein Kind austragen wollen (Quelle: Forum Europarat, 1986)

2844 (24) Heft 42 vom 15. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

~ Finanzierung von häuslicher Krankenpflege im Rahmen des

§ 185 RVO zur Vermeidung von Krankenhauspflege oder zur Si- cherung der ärztlichen Behand- lung.

~ Steuerliche Maßnahmen soll- ten zusätzliche Anreize schaffen, um

C> Selbst- und Eigenvorsorge zu

treffen,

C> die Pflegeleistung von Nach-

barn und Angehörigen zu erleich- tern.

~ Die individuelle Absicherung des Pflegerisikos durch die Ange- bote der privaten Versicherungs- wirtschaft sollte durch entspre- chende steuerliche Entlastungen gefördert werden.

~ Bundesländer und Kranken- kassen werden aufgefordert, durch entsprechende Gestaltung der Pflegesätze Überkapazitäten, die bei Krankenhäusern bestehen für die Pflege von stationär zu be- treuenden Pflegefällen zu nutzen.

~ Durch Maßnahmen im Städte- und Wohnungsbau sollte der Er- halt und die Zusammengehörig- keit der Familien auch im Falle der Pflegebedürftigkeit erleichtert werden.

~ Die entsprechenden baulichen Voraussetzungen in Pflegeheimen sollten verbessert werden; die per- sönliche und fachliche Qualifika- tion des Pflegepersonals ist zu ge- währleisten.

0

Die Veröffentlichungen aus dem .,Blauen Papier" werden in einer der folgenden Ausgaben mit besonders wichtigen Teilen des Abschnitts .,Stationäre Versorgung" weiterge- führt. (Zusammengefaßt in einem Band, sind die .,Gesundheits- und

sozialpolitis~hen Vorstellvngen der deutschen Arzteschaft 1986" beim Deutschen Ärzte Verlag, Postfach 40 02 65, Dieselstraße 2, 5000 Köln 40 [157 Seiten, 12,80 DM], erschie- nen.)

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