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Archiv "Vergangenheit: Beteiligte befragen" (15.02.2002)

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keit, andernorts aufgestellte Behauptungen und Ergebnis- se zu berichtigen. So ist auch ehrenwert, wenn sich ein Kandidat mit dem Thema

„Ärzte im Nationalsozialis- mus“ auseinander setzt.

Mir stellt sich nur die Frage, welchen Sinn es hat, der heu- tigen Ärztegeneration Sach- verhalte von vor 65 Jahren in dieser Form und des In- halts . . . zu vermitteln.

Glaubt das DÄ im Ernst, dass sich hierfür noch ein breites Leserinteresse findet?

Die angesprochene Ärztege- neration lebt nur noch in Re- sten und kann sich deshalb hierzu nicht mehr äußern.

Zur Tendenz einer gewissen Verallgemeinerung (verglei- che: Wehrmachtsausstellung) und unterschwellig auch Schuldzuweisung möchte ich nur meine Vermutung äußern . . .

Dr. med. G. Reinbeck, Steinberg 50, 42659 Solingen

Besser: Über Einsatz an allen Fronten berichten

Mit einer gewissen Regel- mäßigkeit erscheinen im DÄ Artikel, die sich mit dem Verhalten der deutschen Ärzte während der Zeit des Nationalsozialismus beschäf- tigen. Häufig waren diese Artikel interessant und ga- ben gewisse Einblicke in das Verhalten zum Mindesten ei- nes Teiles der deutschen Ärz- teschaft in jener von uns so schwer zu beurteilenden Zeit. So auch dieser Artikel.

Ich (Jahrgang 1934) vermisse aber eine Aufgliederung et- wa in der Altersstruktur der Ärzte hinsichtlich ihrer Zu- gehörigkeit zur NSDAP oder einen Versuch, ihre Beweg- gründe für den Eintritt in diese Partei zu erfassen. Wie viel politische Naivität, wie viel Begeisterung vielleicht für einen angeblichen Auf- bruch aus den parteipoliti- schen Niederungen der Wei- marer Zeit, wie viel echter Glaube daran, bei einer großen Sache nicht abseits stehen zu können, mag da neben Karrierestreben und

Opportunismus eine Rolle gespielt haben?

Ob das Ergebnis der Studie, in der ein recht hoher Pro- zentsatz von rheinischen Ärzten als Mitglieder oder Anwärter der NSDAP ausge- macht werden, also bei nähe- rem Hinsehen wirklich so

„erschreckend“ ist, muss doch etwas fraglich erschei- nen, denn mit den in den spä- ter zutage tretenden Endzie- len, die viele in den ersten, wirtschaftlich ja recht erfolg- reichen Jahren nicht wahr- nahmen oder nicht wahrneh- men wollten, haben sich ja dann durchaus nicht alle in der NSDAP befindlichen Ärzte identifiziert.

Eine gewisse Häme ange- sichts des hohen Prozentsat- zes katholischer Mitglieder der „Partei“ im „katholi- schen“ Rheinland kann der Autor des Artikels sich dabei auch nicht verkneifen (ich bin evangelisch!). Aber wann sehen wir im DÄ einmal eine Artikelfolge über den Ein- satz deutscher Ärzte an allen Fronten des Krieges? Natür- lich in erster Linie für die deutschen und verbündeten Soldaten, aber sehr oft auch für verwundete Feinde oder die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten. Da ha- ben die Väter, Großväter und Onkel der heutigen Ärzte es oft an Mut und Aufopferung unter schwierigsten Verhält- nissen wahrlich nicht fehlen lassen ganz nahe bei den im Kampf befindlichen Soldaten oder in Feldlazaretten, wo bis zur Erschöpfung versucht wurde, Leben zu retten oder wenigstens Schmerzen zu lin- dern. So aber auch im Bom- benhagel in den Kranken- häusern der Städte gegen- über verbrannten und zer- fetzten Frauen, Kindern und anderen Zivilisten, oft, wie ich von meinem Vater aus den Kölner Kliniken damals weiß, auch gegenüber Zwangsarbeitern und -arbei- terinnen.

Vielleicht wäre eine Statistik der gefallenen und schwer verwundeten Ärzte der Kriegszeit auch einmal von Interesse, oder eine Aufstel-

lung der Zahl der Orden, die Ärzten für ihren Opfermut und Einsatz verliehen wur- den, womit etwas ausgesagt würde über sie, denen viele ihr Leben oder eine Linde- rung der Folgen ihrer Ver- wundungen verdanken. Oder sollte das nicht lohnen, weil sie ja auf der falschen Seite kämpften?

Dr. med. Peter Kober, Zamenhof-Weg 4, 58332 Schwelm

Beteiligte befragen

Man fragt sich ernstlich, was mit dem Wissen durch neue- re Forschung gewonnen ist, dass die „erstaunliche und er- schreckende“ Zahl von 74 % von 6 000 rheinischen Ärzten 1944 vor Kriegsende Mitglied der NSDAP oder anderer Parteiorganisationen waren.

„Wohlgemerkt: einen Zwang hierzu gab es nicht“, ist eine ungestützte gehässige Be- hauptung. Das Gegenteil trifft zu. Von 1935/36 an wur- de auf die Ärzte Druck aus- geübt, sich an freien Tagen wie Wochenenden für die Partei oder ihre Organisatio- nen zur Verfügung zu stellen, anderenfalls drohte die Ein-

schränkung von Freiheiten wie dem Entzug der Rechte zur Privatliquidation. Diesem örtlich und regional unter- schiedlich starken Druck mussten sich viele Praxisärz- te aus familiären Gründen durch passives Einordnen fü- gen, ohne sich aktiv für die Partei zu verwenden. Dass sie zu diesem Zeitpunkt nach der „Ausschaltung der jüdi- schen Kollegen“ der Partei mehr zugetan waren als 1933, ist eine andere kühne Be- hauptung, denn sich aus Dankbarkeit dafür mit der Partei einzulassen, konnte den wenigsten Ärzten in den Sinn kommen; sie waren in ihren Praxen bereits mit an- deren Problemen belastet, wie jeder bezeugen kann, der die damalige Zeit erlebt hat.

Ehe weiter polemisiert wird, wie verblendet deutsche Ärz- te insbesondere im letzten Kriegsjahr gewesen seien, ist es dringend indiziert, die letzten Beteiligten aus der damaligen Zeit zur Begrün- dung einer Parteimitglied- schaft zu befragen, um drei- ste Verdächtigungen und An- schuldigungen zu widerlegen.

Dr. med. Wolf H. Weihe,

Ganghoferstraße 6, 83098 Brannenburg

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A418 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 7½½½½15. Februar 2002

B R I E F E

Suizid

Zu dem Beitrag „Suizidalität bei Ärz- ten: Kein Tabuthema mehr?“ von Dr.

med. Frank König in Heft 47/2001:

Hilfe: Coaching

Der Beitrag fokussiert auf psychische Belastungen und Störungen von Ärztinnen und Ärzten. Er verweist auf bekannte, präventive, psy- chotherapeutische und psych- iatrische Behandlungsmaß- nahmen. Da auch für Ärzte die Schwelle relativ hoch liegt, professionelle Hilfe durch andere zu akzeptieren, werden die konventionellen Behandlungsangebote nicht ausreichend genutzt. Ein effizienter und wenig stigma- tisierender Weg, diesem Manko zu begegnen, ist das Coaching. Inspiriert durch die weite Verbreitung in den

USA, wird es in deutschen Unternehmen, besonders von Führungskräften, in Anspruch genommen.

Unter Coaching wird eine persönliche Betreuung durch externe Berater verstanden, die zur beruflichen Leistungs- fähigkeit sowie zur Erhaltung der körperlichen und psychi- schen Gesundheit beiträgt.

Es fußt auf drei Fundamen- ten: persönliche Unterstüt- zung, Erwerb von Strategien gegen dysfunktionalen Stress und Aktivierung persönli- cher und sozialer Ressour- cen. Da Coaches mit Feld- kompetenz bessere Resultate zeigen als ohne, ist es für Ärzte aller Hierarchieebenen empfehlenswert, einen medi- zinisch ausgebildeten und in ihrem Arbeitsfeld erfahrenen Coach als persönlichen Be- gleiter in schwierigen Situa- tionen zu konsultieren. Es

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 7½½½½15. Februar 2002 AA419

B R I E F E

wäre sinnvoll, interessierte Ärzte in speziellen Coaching- techniken weiterzubilden, damit sie ihren Kollegen in der Primär- und Sekundär- prävention von Burn-out- Syndromen, Substanzmiss- brauch und anderen psychi- schen Störungen beistehen können.

Priv.-Doz. Dr. med. Rainer M. Holm- Hadulla, Psychotherapeutische Bera- tungsstelle, Neue Schlossstraße 42, 69117 Heidelberg

Sterbebegleitung

Zu dem Beitrag „Ethische Ent- scheidungen am Ende des Lebens:

Sorgsames Abwägen der jeweiligen Situation“ von Dr. med. Martin Weber et al. in Heft 48/2001:

Sterbehilfe ist Bestandteil

ärztlichen Handelns

Während im europäischen Ausland sowie in Nordameri- ka und Australien bereits ei- ne Vielzahl verschiedenster Untersuchungen zum Thema ärztlicher Handlungsweisen in der Sterbebegleitung vor- liegt, zeigt sich in Deutsch- land ein nur in wenigen wis- senschaftlichen Untersu- chungen bearbeitetes Gebiet.

Die Mainzer Studie von We- ber et al. belegt anschaulich, dass sowohl in der Basisbe- treuung, aber auch bei der Beendigung lebensverlän- gernder Maßnahmen und in der Sterbehilfe erhebliche Unsicherheiten bestehen.

Allerdings sind die Ergebnis- se der Untersuchung durch systematische Fehler einge- schränkt: Mit der ausschließ- lichen Heranziehung von Kollegen, die an Fortbildun- gen des Tumorzentrums Rheinland-Pfalz teilgenom- men hatten, werden Defizite ohnehin schon überdurch- schnittlich geschulter Ärzte geschildert. Zudem weisen die Autoren keine Ergebnis- se vor, die Bezüge zur per- sönlichen Situation der teil- nehmenden Ärzte erlauben und für die Beurteilung der Aussagen erforderlich sind.

In einer von uns jüngst bun-

desweit randomisiert durch- geführten Erhebung zu Hal- tungen und Einstellungen von Allgemeinärzten zur Sterbehilfe zeigte sich aber, dass gerade bei diesem sensi- blen Thema wesentliche Un- terschiede bestehen: So wa- ren Kollegen, die bereits in der Onkologie tätig waren, signifikant häufiger als das Gesamtkollektiv zur Durch- führung von (passiver) Ster- behilfe bereit.

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass – ungeachtet der Grundsätze der BÄK – Sterbehilfe schon jetzt zum elementaren Be- standteil ärztlichen Handelns gehört. Ein Großteil der von uns befragten Ärzte hatte nicht nur entsprechende Nachfragen erhalten, sondern teilweise auch Sterbehilfe durchgeführt. Als wesentli- che Einflussfaktoren stellten sich dabei neben der Religi- onszugehörigkeit beziehungs- weise -aktivität vor allem die Dauer der ärztlichen Tätig- keit, das lokale Umfeld (Stadt/Land) sowie die fami- liäre Situation heraus.

Ungeachtet dieser Ein- schränkungen ist aber der Schlussfolgerung der Kolle- gen Weber et al. unbedingt zuzustimmen, wonach sich

„die Ärzteschaft mit ihrer derzeitigen Praxis der Ster- bebegleitung kritisch ausein- ander setzen“ muss . . . Literatur bei den Verfassern Dr. med. R. T. Maitra, MPH, cand.

med. A. Harfst, Prof. Dr. med. M. M.

Kochen, MPH, FRCGP, Dr. med. A.

Becker, MPH, Abteilung Allgemein- medizin, Georg-August-Universität Göttingen, Humboldtallee 38, 37073 Göttingen

Die Würde erhalten

. . . Gerade für Menschen, die in Bewusstlosigkeit le- ben, gilt, dass sich dieser Zu- stand vom Gesunden her nur schwer vorstellen lässt – so- zusagen per definitonem.

Deshalb haben hier auch Pa- tientenverfügungen nur ei- nen sehr begrenzten Wert als Verhaltensrichtschnur für uns Ärzte. Dass in der

Außenansicht vielen Men- schen das Leben in der Be- wusstlosigkeit als leidvoll er- scheint, ist verständlich. Es reicht aber wohl kaum hin, die Annahme zu rechtferti- gen, dies sei auch aus der In- nenschau des Betroffenen der Fall. Was wir im Umgang mit Bewusstlosen an Erfah- rungen machen, spricht doch eher dafür, dass sie vor allem das benötigen, was wir im Wachzustand in Krisenzeiten auch brauchen: nämlich menschliche Zuwendung und Nähe. Die Diskussion um die Einstellung der Nahrungszu- fuhr über eine PEG-Sonde verstellt eher die Notwendig- keit für solche Nähe.

Menschliche Würde besteht ja nicht an sich, sondern sie entwickelt sich stets aus der Beziehung zu Dritten. Einem chronisch kranken, bewusst- losen Menschen die Würde zu erhalten lässt sich wohl

kaum an der Frage der Nah- rungszufuhr festmachen. Sie entscheidet sich vielmehr an der Art der respektvollen Zuwendung, die wir ihm ge- ben. Ein Mensch, der in sei- ner Bewusstlosigkeit einfach liegen gelassen wird, verliert seine Würde – mit und ohne Nahrungszufuhr.

Sich diesen Fragen gemein- sam mit dem bewusstlosen Menschen zu nähern (dies er- scheint uns durchaus mög- lich), stellt eine enorme Her- ausforderung für alle Betrof- fenen dar. Es gibt aber kei- nen Weg, diese Herausforde- rung zu umgehen. Hier hel- fen auch keine „höchstrich- terlichen Entscheidungen“.

Wir bleiben als Ärzte stets auch in der eigenen Verant- wortung.

Prof. Dr. med. Christoph Student, Hospiz Stuttgart, Stafflenbergstraße 22, 70184 Stuttgart

Pharmakotherapie

Zu dem Beitrag „AT1-Rezeptorant- agonisten: Nephroprotektion ist jetzt bewiesen“ von Gabriele Blaeser-Kiel in Heft 48/2001:

Wieder allein gelassen

Es ist außerordentlich ver- dienstvoll, dass das DÄ wich- tige Ergebnisse der interna- tionalen medizinischen For- schung in kurzer und ver- ständlicher Form für seine Leser zusammenfasst. So wurde . . . auf die bahnbre- chenden Ergebnisse der RENAL-Studie und der IDNT-Studie hingewiesen.

Darin konnte eindeutig ge- zeigt werden, dass durch die AT1- Rezeptorantagonisten die Progression einer diabeti- schen Nephropathie signifi- kant verlangsamt wurde. Ich vermisse in diesem „Medizin- report“ jedoch ein kritisches Wort zu diesen Studien. Um die Bedeutung der AT1-Re- zeptorantagonisten und ihren Platz in der ärztlichen Be- handlung darzustellen, hät- ten diese Studien jedoch mit ACE-Hemmern und nicht mit Kalziumantagonisten

oder anderen Hypertensiva in der Kontrollgruppe vergli- chen werden müssen. Dann wüssten wir nämlich, ob durch die AT1-Rezeptorant- agonisten gegenüber ACE- Hemmern eine zusätzliche Nephroprotektion zu erzie- len ist oder ob die Nephro- protektion durch alle das Re- ninsystem blockierenden Substanzen hervorgerufen wird. Die Studien geben uns keine Auskunft darüber, ob den AT1-Rezeptoren gegen- über ACE-Hemmern eine Spezialindikation zukommt.

Die Untersuchung gegen- über ACE-Hemmern ist natürlich für die Pharmain- dustrie uninteressant, da die- se längst den Patentschutz verloren haben und gegen- über den AT1-Rezeptorant- agonisten in die Niedrigpreis- kategorie der Pharmaka ein- geordnet werden können. So verdienstvoll die genannten Studien also sind, bleiben die Ärzte in ihrem Bestreben um eine rationale Pharmakothe- rapie, das heißt eine Thera- pie, die sowohl richtig als auch wirtschaftlich ist, wie- derum allein gelassen und sehen sich den Vorwürfen

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der Verschwendungssucht vonseiten der Krankenkas- sen ausgesetzt, wenn sie AT1- Rezeptorantagonisten ge- genüber ACE-Hemmern vorziehen.

Prof. Dr. med. W. Brech, Erster Vorsitzender KV Südwürttemberg, Haldenhaustraße 11, 72770 Reutlingen

Leichenschau

Zu dem Varia-Beitrag „Trauer um die Leichenschau“ von Dr. med.

Regina Klakow-Franck in Heft 48/2001:

Thema für den Deutschen Ärztetag

Frau Dr. Klakow-Franck scheint nicht zu der Gruppe von Ärzten und Ärztinnen zu gehören, die Leichenschauen tatsächlich durchführt. Mit ihrer Vermutung, dass schät- zungsweise 40 % der auf- grund der äußeren Leichen- schau festgestellten Todesur- sachen nicht zutreffen, liegt sie wohl weit daneben. Die tatsächliche Zahl dürfte wohl über 80 % liegen.

Denn, da wir Ärzte – im Normalfall – nicht hellsehen können, kann ein Arzt, der zu einer ihm unbekannten Leiche zur Feststellung des Todes und Dokumentation der Todesursache gerufen wird, wohl kaum diese Auf- gabe auch nur mit einer annähernden Wahrschein- lichkeit ausschließlich mit- hilfe der Inspektion und Palpation lösen. Es ist unver- ständlich, dass die Verant- wortlichen auch die neuen Todesbescheinigungen so formuliert haben, dass der leichenschauende Arzt – in- dem er eine Todesursache at- testiert, die er gar nicht ken- nen kann – kriminell wird oder bei jeder Leiche die Po- lizei einschalten muss. Den meisten Kolleginnen und Kollegen scheint es aber gar nicht bewusst zu sein, dass die Todesbescheinigung nicht nur ein Dokument von erheblicher forensischer Be- deutung ist, sondern dass sie auch die Todesursachenstati- stik begründet, was bei so

viel Unsicherheit bei der Feststellung der tatsächli- chen Todesursache die ganze Todesursachenstatistik ad absurdum führt.

Diese Thematik gehört auf die Tagesordnung des Deut- schen Ärztetages. Ich selbst kann besser damit leben, un- nötig die Polizei eingeschal- tet zu haben, weil ich einen natürlichen Tod bei einer mir unbekannten Leiche nicht feststellen kann, als einen solchen zu bescheinigen, ob- wohl ich zu dieser Feststel- lung gar nicht in der Lage bin.

Dr. Eckhard Jentsch, An den Sperr- wiesen 9, 91781 Weißenburg

Malaria

Zu dem Beitrag „Robert Koch auf Brioni“ von Dr. med. Karsten Mülder in Heft 48/2001:

Malaria war in

Mitteleuropa heimisch

Der Verfasser schreibt, bezo- gen auf Malaria, „doch gab es noch bis 1902 in Deutsch- land eingeschleppte Epide- mien“. Die Malaria war nicht eingeschleppt, sondern in Mitteleuropa heimisch, bis zum 60. nördlichen Breiten- grad. Überwiegend als Mala- ria tertiana, in den Niede- rungen soll auch Malaria tro- pica vorgekommen sein. Je- dem Kind war der Begriff

„Wechselfieber“ geläufig. Im 18. Jahrhundert führte man die Malaria auf schlechte Luft, mala aria, zurück. Als Schiller 1783 in Mannheim war, sollen dort 2 000 Ein- wohner an einer Malaria- Epidemie gestorben sein, auch Schiller erkrankte.

1826/27 waren in Teilen Schleswig-Holsteins 30 % der Bevölkerung durchseucht.

Im Ersten Weltkrieg hatte das deutsche Heer über 120 000 gemeldete Mala- riafälle, und die letzte Epide- mie in Deutschland gab es 1918 im Kreis Emden mit 4 107 mikroskopisch gesi- cherten Erkrankungen.

Dr. med. Rolf Klimm, Bach 2, 83093 Bad Endorf

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A420 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 7½½½½15. Februar 2002 B R I E F E

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