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Archiv "Forderungen an die Politik" (14.06.2002)

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ausarztwahltarife und eine Haus- arzt-KV bleiben die zentralen Forderungen des Berufsverban- des der Allgemeinärzte Deutschlands (BDA). Ihr Vorsitzender, Prof. Dr. med.

Klaus-Dieter Kossow, warf der SPD auf der Bundesdelegiertenversammlung in Berlin vor, ihr fehle der politische Mut, ihrer eigenen Überzeugung zu folgen.

Bei Disease-Management-Program- men (DMP) wächst die Skepsis der All- gemeinärzte: Sie befürchten eine zu ge- ringe Vergütung und eine Verschlechte- rung der Arzt-Patienten-Beziehung.

„Die politischen Akteure aller Par- teien haben begriffen, dass in der priva- ten Krankenversicherung (PKV) eine Tarifwahl seit Jahrzehnten funktioniert.

Gerade Hausarzt-Wahltarife werden in zunehmender Zahl seit mehr als sechs Jahren ausgesprochen erfolgreich am Markt platziert“, sagte Kossow. „Man steigt ja schließlich in ein Haus auch nicht über die erste Etage ein. Wer das tut, muss dafür auch mehr Energie auf- wenden.“ Einspareffekte könnten über günstigere Tarife an die Versicherten weitergegeben werden. Konsequenter- weise müsse diese Strukturveränderung mit der Etablierung der Hausarzt-KV einhergehen, die Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt jedoch abge- lehnt habe.

Als „fatal“ bezeichnete der BDA- Vorsitzende die geplante Anhebung der Versicherungspflichtgrenze, weil die PKV heute bereits einen unverzichtba- ren Finanzierungsanteil besonders für die Innovation in der Spezialisierungs- versorgung leiste. Kossow plädierte stattdessen dafür, alle Einkünfte und Rentenerträge bis zur Beitragsbemes- sungsgrenze zur Finanzierung der Ge-

setzlichen Krankenversicherung (GKV) heranzuziehen. Bisher hätte keine Par- tei ein sozialpolitisch plausibles Kon- zept gefunden. Vielmehr verstärkten al- le die Fehlentwicklungen, wenn sie den Versicherten „vorgaukelten“, man kön- ne Leistungen in beliebiger Menge und Qualität zu konstantem oder gar fallen- dem Preis auch in Zukunft beziehen.

Kossow: „Dieses Versprechen ist so ver- lässlich wie der Kursverlauf der Tele- kom.“

„Ein bisschen Planwirtschaft“

Der Wettbewerb ist nach Meinung Kos- sows kein Allheilmittel. Zur Abwehr der Influenza könne auch ein bisschen Plan- wirtschaft im Gesundheitswesen nicht schaden. „Wir müssen doch genau hin- sehen und uns fragen, wo sind die Pro-

bleme, die marktwirtschaftlich gelöst werden müssen und welche sollten plan- wirtschaftlich angegangen werden?“

Ein negatives Bild von den ersten DMP-Erfahrungen zeichnen die Dele- gierten aus Baden-Württemberg. In Modellprojekten mit der AOK bekä- men sie im ersten Quartal 25 Euro für einen akquirierten Patienten – im fol- genden nur noch 15 Euro. Das sei bei dem Aufwand und angesichts der Tatsa- che, dass die Krankenkassen viel Geld aus dem Risikostrukturausgleich für DMP erhielten, nicht ausreichend. An- gemessen wären vielmehr 100 Euro je Patient und Quartal.

Scharf kritisieren die Hausärzte den Umgang mit den Daten. „Wir machen uns für die Kassen zum inoffiziellen Mit- arbeiter, kundschaften für sie unsere Pa- tienten aus“, ereiferte sich Dr. med.

Wolfgang Hoppenthaler vom bayeri- schen Landesverband. Denn die Ärzte sollen die Patienten motivieren und anschließend der Krankenkasse Aus- kunft über deren Compliance geben.

In Bezug auf den Daten-Kompro- miss im Koordinierungsausschuss meint Hoppenthaler: „Die KBV verkauft ihre Ärzte. Was der Vorsitzende des Koordi- nierungsausschusses am 24. Mai an die Ministerin gesandt hat, stand am selben Tag als Referentenentwurf im Internet.

Mir kann doch niemand erzählen, dass die Beamten so schnell arbeiten.“ Der Kritik am Datentransfer schloss sich der BDA-Vorsitzende an. Lisa Braun P O L I T I K

A

A1634 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 24½½½½14. Juni 2002

BDA-Delegiertenkonferenz

Hausärzte fordern Wahltarife

Die Skepsis gegenüber Disease-Management- Programmen wächst. Die Hausärzte wollen nicht zu

„informellen Mitarbeitern“ der Kassen werden.

Forderungen an die Politik

Neben der Einführung von Wahltarifen und einer Hausarzt-KV erwartet der BDA von der Gesundheitsreform:

❃Definition der Gesundheitsziele und Festlegung quantifizierbarer, objektivierba- rer Parameter;

❃Ableitung von medizinischen Leitlinien aus einer evidenzbasierten Medizin, die zwischen den Beteiligten abgestimmt werden sollten. Gesundheits- und Disease- Manager ist der Arzt.

❃Abgrenzung der Aufgabengebiete der verschiedenen Facharztgruppen, Festlegung des Handlungsauftrags der Beteiligten und Festlegung von eindeutigen Schnittstel- len sowie deren Definition;

❃Erprobt werden sollten Anreizsysteme zur Inanspruchnahme von Pflichtleistungen zur Krankheitsfrüherkennung, Gesundheitsförderung und Prävention. Über so ge- nannte Vitaltarife sollten gesundheitsbewusste Lebensweisen „belohnt“ werden.

Eine pflegliche Inanspruchnahme der GKV-Leistungen sollten unter anderem durch Selbstbehalte und Beitragsrückgewähr gefördert werden.

❃Überprüfung der Organisations- und Finanzierungsstruktur der Gesetzlichen Krankenversicherung und die Erprobung von Erfolg versprechenden Optionen. Die Leistungserbringer müssten verbindliche Vorgaben für Integrationsversorgungssy- steme erhalten, die Krankenkassen Vorgaben für Wahltarife. HC

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