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Archiv "Nichtsteroidale Antirheumatika: Darmläsionen zu wenig beachtet" (05.03.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 9

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5. März 2010 A 403 NICHTSTEROIDALE ANTIRHEUMATIKA

Darmläsionen zu wenig beachtet

Entzündungen der Darmmukosa findet man bei zwei von drei mit NSAR behandelten Patienten, jeder Dritte verliert über den Darm Blut und entwickelt eine Anämie.

G

ut bekannt sind die bei län- gerer Einnahme von nicht- steroidalen Antirheumatika (NSAR) drohenden Läsionen im Magenbe- reich. Weniger beachtet wird dage- gen, dass die NSAR durchaus auch Schädigungen im unteren Gastro - intestinaltrakt (GI-Trakt) hervor - rufen. „Diese Nebenwirkungen fin- den erst seit kurzem vermehrt Auf- merksamkeit“, berichtete Prof. Dr.

med. Markus Gaubitz (Münster).

Dabei verlaufen NSAR-induzierte Darmläsionen zum Teil noch dra- matischer als die Nebenwirkungen im oberen Gastrointestinaltrakt. Das Problem: „Vor den NSAR-Schädi- gungen im Darmbereich können wir die Patienten praktisch nicht schüt- zen“, sagte der Mediziner beim Rheumatologenkongress in Köln.

Vor allem den modernen Unter- suchungsverfahren wie der Kapsel- endoskopie und der Doppelballon - enteroskopie ist es zu verdanken, dass Läsionen im unteren Gastro - intestinaltrakt öfter diagnostiziert werden. Sie sind, so weiß man Gaubitz zufolge inzwischen, ähn- lich häufig wie die Reaktionen im oberen GI-Bereich. Immerhin wei-

sen mehr als zwei Drittel der Pa- tienten unter mittel- bis längerfristi- ger NSAR-Einnahme subklinische Schädigungen im Dünndarm auf.

Es handelt sich dabei überwiegend um Ulzera und Erosionen, seltener mit Blutverlust. Zu beobachten sind aber auch Membranbildungen bis hin zu sich ausbildenden Strikturen, die das Darmlumen einengen.

Minimierung der Nebenwirkungen

Als mögliche Ursachen nannte der Mediziner cyclooxygenasevermit- telte Mechanismen, aber auch ei- ne direkte Enterozytenschädigung, was seinerseits die vermehrte Bil- dung freier Radikale forciert, die dann eine erhöhte intestinale Per- meabilität bedingen. „Es kommt zum Verlust der Mukosabarriere und zur gesteigerten Empfindlich- keit gegenüber Galle, Speisen und Bakterien“, sagte Gaubitz in Köln.

Bei 60 bis 70 Prozent der Patien- ten sind unter NSAR Entzündungen der Darmschleimhaut nachzuwei- sen, und bei circa 30 Prozent kommt es zu Blutverlusten und zur Anämie. Es drohen ferner eine Mal-

absorption sowie Proteinverluste.

Wie ernst die Konsequenzen sein können, machte der Mediziner an weiteren Zahlen deutlich: „Bei 30 bis 40 Prozent der Patienten mani- festieren sich Ulzera in der Darm- mukosa, 0,3 bis 0,9 Prozent der Pa- tienten müssen deshalb stationär eingewiesen werden.“

Gaubitz stellte in diesem Zusam- menhang die Daten von zwei place- bokontrollierten randomisierten und prospektiv angelegten Doppelblind- studien bei gesunden Probanden vor, die belegen, dass sich die Nebenwir- kungen im unteren GI-Trakt durch Cox-2-Hemmer wie Celecoxib mi- nimieren lassen. In einer der beiden Studien erhielten die Teilnehmer zwei Wochen lang 200 mg Celeco- xib, wobei in einem zweiten Studi- enarm einmal 500 mg Naproxen plus 20 mg Omeprazol verabreicht wurden und in der zweiten Untersu- chung 800 mg Ibuprofen plus 20 mg Omeprazol. Per Kapselendo- skopie wurden die auftretenden Ne- benwirkungen analysiert, wobei so- wohl unter Naproxen wie auch unter Ibuprofen eine signifikant höhere Zahl an Patienten mit einem Verlust der Mukosabarriere reagierte. In der Celecoxib-Gruppe ergab sich hinge- gen kein eindeutig zu sichernder Unterschied gegenüber Placebo.

Inwieweit entsprechende Unter- schiede auch bei Schmerzpatienten zu sehen sind, wird derzeit in einer großangelegten Doppelblindstudie mit mehr als 4 000 Teilnehmern ge- prüft, wobei in einem Studienarm mit Celecoxib behandelt wird und in der Kontrollgruppe mit Diclofe- nac plus einem Protonenpumpen-

hemmer. ■

Christine Vetter

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