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Archiv "Psychiatrie-Entgeltsystem: Hohe Anforderungen an die Leistungsdokumentation" (18.05.2012)

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A 1008 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 20

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18. Mai 2012

PSYCHIATRIE-ENTGELTSYSTEM

Hohe Anforderungen an die Leistungsdokumentation

Mit dem neuen Psychiatrie-Entgeltsystem müssen künftig erbrachte Leistungen genauer erfasst werden als bisher. Dies stellt psychiatrische Einrichtungen vor große Herausforderungen.

D

ie für das Jahr 2013 geplante Einführung eines leistungs- orientierten und pauschalisierenden Vergütungssystems auf der Grund- lage von tagesbezogenen Entgelten in den Krankenhäusern und Ein- richtungen der Psychiatrie und Psy- chosomatik erfordert „kongeniale“

Systeme moderner IT-Lösungen bei der Leistungserfassung und -doku- mentation in diesem Sektor. Die wirtschaftliche Situation und Pros- perität der psychiatrischen und psy- chosomatischen Einrichtungen wer- den künftig stark davon abhängen, welche Leistungen mit welchen Programmen möglichst komplett dokumentiert und exakt kodiert werden.

Bei dem Fachseminar „Update Controlling“ während des 34. Deut- schen Krankenhaustages in Düssel- dorf, veranstaltet vom Deutschen Verein für Krankenhaus-Control-

ling e.V., wies Oberarzt Dr. med.

Claus Wolff-Menzler, Controller und Gesundheitsökonom in der Abteilung Psychiatrie und Psycho- therapie, Universitätsmedizin Göt- tingen, auf die Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten von speziel- len IT- Lösungen im Fachbereich Psychiatrie und Psychotherapie hin.

Zugleich berichtete er über erste Erfahrungen mit modernen Con- trollingverfahren in der Psychiatrie der Universität Göttingen.

Neues Entgeltsystem ab dem Jahr 2013

Grundlage des neuen leistungsori- entierten und pauschalierenden Vergütungssystems in psychiatri- schen Einrichtungen ist der im Zuge des Krankenhausfinanzie- rungsreformgesetzes 2010 geän- derte § 17 d Absatz 1 Satz 1 des Kran kenhausfi nanzierungs geset zes.

Vorgesehen ist eine budgetneu - tra le Einführung des neuen, pau - scha lisierenden Vergütungssystems zum Jahr 2013. Allerdings ist die Ausweitung der Konvergenzphase bis 2017 möglich.

Dessen ungeachtet ist das neue System bereits im Laufe des Jahres 2012 auf der Basis von Kalku la - tions- und Leistungsdaten des Da- tenjahres 2011 zu vereinbaren.

Damit vorbereitende Kalkulationen durchgeführt werden können, gilt seit 2010 eine erweiterte Doku - men ta tionspflicht. Außerdem ist Vor aus setzung für die Entwicklung und Anwendung des Psychiatrie- Entgeltsystems, die Kodierung zu vereinheitlichen. Hierzu wurden inzwischen Kodierrichtlinien für Psychiatrie und Psychosomatik ver- einbart. Die Anstrengungen müssen darauf konzentriert werden, die in- ternen Arbeits- und Prüfabläufe zu

GRAFIK

Beispiel für eine Leistungsdokumentation

Bemerkung: Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine starke Vereinfachung eines Aufenthalts.

– Dabei wurde bewusst eine kurze Verweildauer verwendet, um deutlich zu machen, wie viel komplexer entsprechend längere Aufenthalte sind.

– Bei der Therapie handelt es sich um therapeutische Interventionen (die Vielzahl von Kurzkontakten bzw. Leistungen wie etwa Angehörigengespräche wurde nicht berücksichtigt).

– Während des Aufenthalts kam es zu einem Suizidversuch durch Tabletten (Verlegung in geschützten Bereich); dies ist exemplarisch für nicht planbare Ereignisse, die Ressourcenbindung zur Folge haben.

– Der Übersicht halber wurde auf eine Differenzierung Einzel- versus Gruppentherapie verzichtet, und es wurden sämtliche Untersuchungen und Diagnostik zusammengefasst.

Verweildauer (VWD) in Tagen Diagnostik

Therapie – Ärzte Therapie – Psychologen Therapie – Spez.-Th.

Therapie – Fachpflege Nicht planbar: Beispiel Krisen

1

X

X 2

X

X 3

X

offene Station 4

X

X X

5

X X X

6

X 7

X 8

X

X 9

X 10

X

X

geschütze Station 11

X

X X

12

X X X X

13

X X X X

14

X 15

X

offene Station 16

X X

X

17 18

X X

19

X X X X

20

X

X Beispiel –

Haupt diagnose:

rezidivierende depressive Episode, mittelgradig.

Nebendiagnose:

Hypertonus, IDDM (insuline dependent diabetes mellitus), weiblich 52 Jahre, Verweildauer:

20 Tage

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18. Mai 2012 A 1009 durchleuchten und auf einem ein-

heitlichen Niveau zu etablieren, sagte Wolff-Menzler. Entsprechend sind die bisher eingesetzte IT- Struktur und alle computergestütz- ten Erfassungs- und Leistungspro- zesse anzupassen.

Das neue Entgeltsystem soll es mit Hilfe einer systematisierten Do- kumentation und des Controllings ermöglichen, dass sämtliche Leistun- gen zeitnah erfasst werden und nach standardisierten Maßstäben interne und externe Leistungs vergleiche re- gelhaft durchgeführt werden. Damit soll eine effiziente Leistungs- und Personalplanung in der Psychiatrie und Psychosomatik realisiert wer- den. Eine frühzeitig einsetzende Therapieplanung, das Controlling dieses zentralen Betriebsführungs - instruments, die Auslastungssteue- rung von Therapiegruppen und Werkstätten und eine permanente betriebswirtschaftliche Analyse des gesamten Leistungsgeschehens sind künftig unverzichtbar. Sie bestim- men den betrieb lichen Erfolg.

Auch psychiatrische Kliniken und Einrichtungen unterliegen öko- nomischen und gesetzlichen Zwän- gen, insbesondere der Notwendig- keit zur Kosten- und Erlösoptimie- rung und zur ständigen Verweildau- erüberwachung und gegebenenfalls -verkürzung. Eine verbesserte Leis- tungstransparenz fördert nicht zu- letzt den Wettbewerb und eine wei- tere Arbeitsverdichtung – allerdings mit allen negativen Konsequenzen für die Behandlungsqualität und den medizinethischen Impetus des ärztlichen und klinischen Handelns.

Bisher war die Kodierqualität in der Psychiatrie der neuralgische Punkt der Krankenhauswirtschaft.

Wegen der Komplexität der Leis- tungserstellung muss hier angesetzt werden, um nicht Gefahr zu laufen, dass tatsächlich erbrachte Leistun- gen nicht oder nur teilweise vergü- tet werden, erklärte Wolff-Menzler.

In vielen universitären Psych - iatrieeinrichtungen werden bereits leitliniengestützte spezifische „The- rapiesettings“, „Therapieschemata“,

„Behandlungsstandards“ und „kli- nische Behandlungspfade“ einge- setzt. Daraus lassen sich OPS-rele- vante Leistungen isolieren. Falls

dies IT-gestützt erfolgt, ist eine um- fassende Leistungsdokumentation relativ einfach. Die Qualität der er- fassten und übermittelten Daten ist entscheidend für den neuen Entgelt- katalog Psychiatrie.

Unverzichtbar ist eine systemati- sche und ausreichende Schulung des OPS-Projektteams, der Kodie- rer und der Leistungscontroller.

Das neue Entgeltsystem, die Anschaffung und Erweiterung von komplexen IT-Verfahren und die interne Bestellung von Controllern und Kodierern binden zusätzlich personelle Ressourcen, verursachen erhebliche zusätzliche Kosten, die im Klinikbudget gedeckt werden müssen. Dies sollte allerdings nicht zu weniger Patientenkontakten und Einbußen bei der Behandlungsqua- lität führen. Auch sollten Ängste und Abwehrhaltungen der Mitar- beiter ausgeschaltet werden.

Beispiel Göttingen:

IT-Netze und -Strukturen

Die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen definierte folgende Schwerpunkte/Ziele bei einem er- weiterten Einsatz von IT-Netzen und -Strukturen:

Haupt- und Nebendiagnosen werden direkt in das Krankenhaus- informationssystem SAP eingetra- gen (SAP-ISH-Schnittstelle).

Die OPS-SAP-Eintragung über - nimmt das Modul ID-Diacos-Spezi- al Psychiatrie seit dem 1. Juli 2010.

Die Leistungserfassung orien- tiert sich an den vorhandenen The- rapieplänen und leitet die Leis- tungsdaten des Routinebetriebs di- rekt in die Software ab.

Neben der Leistungserfassung sollte aus der Software heraus die gesamte Terminverwaltung abge- bildet werden.

Die erbrachten Leistungen sollen bereits bei einem Zeitbe- darf von idealerweise fünf Minuten dokumentiert werden. Eine mög- lichst „feingranulare“ Leistungs-/

Aufwandserfassung erfordert zwar einen zusätzlichen Dokumentati- onsaufwand. Dieser konnte aber in Göttingen erheblich minimiert wer- den, nachdem die Software opti- miert wurde, die technischen Lö-

sungen weiter verbessert und die Arbeitsabläufe verschlankt wurden.

Mit Hilfe eines hohen koordi- nativen Aufwands ist es gelungen, das Leistungsspektrum vor Ort zu berücksichtigen. Wolff-Menzler empfiehlt, die IT-Dokumentation so zu verfeinern, dass sie eine hohe Prüfsicherheit auch gegenüber Ex- ternen gewährleistet. Handlungs- maxime für die Klinikleitung ist die Anwendung einer ausgereiften, fle- xiblen IT-Software und Updates.

Ausreichende Freitextmöglichkeiten erlauben die Einbeziehung indivi- dueller Therapie- und Krankheits- verlaufsbeschreibungen.

Eine feingranulare Leistungser- fassung hat beim Pilotversuch in Göttingen zu folgenden Verbesse- rungen und Erfolgen geführt:

Möglichkeit zur detaillierten Beschreibung von Behandlungs- prozessen

Identifikation von Patienten- strömen, mit der Möglichkeit, das Case-Management zu verbessern

Unterstützung der Kalkulation von spezifischen Behandlungspfa- den

Erleichterung einer Schwer- punktbildung

Kalkulation und Erfassung von Personalreserven

wachsende Mitarbeiterakzep- tanz

Der Anpassungsdruck wächst kurzfristig

Fazit: Kurzfristig wächst der An- passungsdruck infolge des geplan- ten Entgeltsystems im Bereich der Einrichtungen und Krankenhäuser für Psychiatrie und Psychotherapie spürbar. Unverzichtbar sind eine umfassende IT-gestützte Kodierung und eine zielgerechte Weiterent- wicklung des Controllings in der

„sprechenden Medizin“.

Die direkte Erlösrelevanz der kompletten Leistungserfassung und -dokumentation und damit der in- ternen wie überbetrieblichen Trans- parenz und Vergleichbarkeit führen zu einem Paradigmenwechsel in der klinischen Kodierpraxis in einem Sektor, in welchem die Leistungser- fassung bisher kaum Entgeltrele-

vanz hatte.

Dr. rer. pol. Harald Clade

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