Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
des Behandlungsergebnisses beur- teilt wurden. Hier handelt es sich um eine – neben dem Armed Forces In- stitute of Pathology in Washington/
USA – in der Welt einmalige Einrich- tung, die sich in Zukunft vor allem mit der Kontrolle des Therapieerfol- ges konservativ behandelter Prosta- takarzinome, kooperativen Studien und anderen klinischen For- schungsprojekten mit den daraus resultierenden neuen Erfahrungen befassen wird.
Die Prognose jeden Prostatakarzi- noms hängt von seiner histologi- schen Differenzierung ab. Mit fort- schreitendem klinischen Stadium wird die Prognose eindeutig schlechter, da die morphologische Differenzierung abnimmt (Dhom).
Ohne Kenntnis des histologischen Ausreifungsgrades des Karzinoms ist heute demnach eine differenzier- te Therapie, die von der kritischen, engmaschigen Beobachtung über die radikale Prostatektomie bis zur hormonellen und / oder operativen Kastration reichen kann, nicht mehr möglich.
Besonders aber für die von Hacke- thal zitierten Stadien III und IV kon- statieren die amerikanischen Stu- dien eine wesentliche Besserung der Lebenserwartung durch Östro- gene und / oder Kastration, wenn die kardiovaskulären Nebenwirkun- gen durch eine vernünftige Dosie- rung vermieden werden.
Hackethals Behauptung, daß der Vorsteherdrüsenkrebs eigentlich kein Krebs sei, weil er im Vergleich zu anderen Krebsarten ausgespro- chen „harmlos und gutartig" ver- läuft, ist eine ebenso falsche wie ge- fährliche Behauptung, da gerade die weniger gut differenzierten Karzi- nomarten zu raschem lokalen Wachstum und zu früher Metasta- sierung neigen.
Das Prostatakarzinom hat keinen ty- pischen Altersgipfel, da es mit stei- gendem Lebensalter zunehmend häufiger klinisch manifest wird. Man kann es deshalb quasi als „Alters- karzinom" (Durchschnittsalter: etwa
68 Jahre) bezeichnen. Zwar wächst das Prostatakarzinom auch in der Mehrzahl der Fälle relativ langsam, trotzdem tritt der Tod in vielen Fäl- len durch lokale Ausbreitung und ausgedehnte Metastasierung ein und ist meist qualvoll. Hierüber kann auch nicht die Tatsache hinwegtäu- schen, daß die Morbidität des kli- nisch manifesten Prostatakarzinoms etwas höher ist als seine Mortalität, und zwar als Folge anderer Erkran- kungen im höheren Lebensalter.
Aufgabe des Urologen und des All- gemeinarztes ist es, Patienten mit einem Prostatakarzinom durch ge- eignete Maßnahmen in den ver- schiedenen Stadien und bei den ver- schiedenen Tumorformen so zu be- handeln – durch radikale Operation, Bestrahlung, Kastration und/oder androgene Behandlung – daß man die Patienten heilt, ihr Leben verlän- gert oder die Lebensqualität bessert.
Bei Anlegen strenger therapeuti- scher Auswahlkriterien auf der Grundlage des histologischen Be- fundes und des klinischen Stadiums stehen wir heute dem Prostatakarzi- nom nicht mehr hilflos gegenüber, wahren die Verhältnismäßigkeit der Mittel und brauchen damit nicht al- les „dem lieben Gott zu überlassen", wie Hackethal empfiehlt.
Der Deutschen Gesellschaft für Uro- logie sind im übrigen bisher keine in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentliche Arbeiten von Hacke- thal über seine Erfahrungen auf dem Gebiet von Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms bekannt ge- worden.
Professor Dr. med. Reinhard Nagel Direktor der Urologischen Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin (Klinikum Charlottenburg) 1. Schriftführer der
Deutschen Gesellschaft für Urologie
Spandauer Damm 130 1000 Berlin 19
—ECHO-
Zu: „Früherkennung von Hyperto- nikern im Rahmen der gesetzli- chen Krebsfrüherkennungsunter- suchung" von Dr. med. Ulrich Laaser, Dr. med. Friedrich Wil- helm Schwartz und Alexander Schütt in Heft 25/1977, Seite 1671 ff.
Hoher Blutdruck:
Millionen haben keine Ahnung
„An zu hohem Blutdruck lei- den in der Bundesrepublik sechs Millionen Menschen, doch ,mehr als die Hälfte' der Betroffenen hat von dieser ge- fährlichen Gesundheitsstö- rung selbst keine Ahnung.
Bei der Krebsvorsorgeunter- suchung von Männern und Frauen haben sich viele Test- patienten gleichzeitig auch ej- ner freiwilligen Blutdruckmes- sung unterzogen. Die Ergeb- nisse sind jetzt von drei Kölner Fachleuten ausgewertet und für die gesamte Bundesbevöl- kerung hochgerechnet wor- den. Demnach müßten 26 Pro- zent aller über 30 Jahre alten Frauen und über 45 Jahre al- ten Männer wegen Hypertonie (Bluthochdruck) ärztlich be- handelt werden. .
Dr. med. Ulrich Laaser von der Kölner Universitätspolikli- nik, Dr. med. Friedrich W.
Schwartz vom Zentralinstitut für Kassenärztliche Versor- gung in Köln und der Medizin- Statistiker Diplom-Mathemati- ker Alexander Schütte von der Universität Köln schließen in ihrem jetzt im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT veröffentlichten Aufsatz über ihre Untersu- chungen das Wetter als Ursa- che für Blutdruckabweichun- gen aus. ..."
(Deggendorfer Zeitung vom 25. Juni 1977)
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 31 vom 4. August 1977 1953