• Keine Ergebnisse gefunden

Neue Wege im Lipidmanagement

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Neue Wege im Lipidmanagement"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Eine lange Reihe von Studien konnte eine Korrelation zwischen einer LDL- Cholesterin-Reduktion und einer Ver- minderung des kardiovaskulären Risi- kos belegen. Die europäischen Guide - lines geben daher für Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko als LDL-Cholesterin-Ziel < 1,8 mmol/l (< 70 mg/dl) vor. «In der Schweiz errei- chen aber nur 30 Prozent der Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom

nach einem Jahr dieses Ziel, wie eine Untersuchung (1) kürzlich gezeigt hat», konstatierte Mach. Und dies gilt für hohe Verschreibungsraten von Statinen und gute Patientenadhärenz.

Eine fantastische Geschichte Eine willkommene Bereicherung des medikamentösen Lipidmanagements ist daher das Konzept der Beeinflussung der Proproteinkonvertase Sub tilisin/

Kexin Typ 9 (PCSK9), eines Regulators der LDL-Cholesterin-Rezeptor-Expres - sion in der Leber. Durch PCSK9-Hem- mung nimmt die Zahl der LDL-Rezep- toren auf den Leberzellen zu, und mehr LDL-Cholesterin wird aus dem Blut entfernt. Von der theoretischen Hypo- these bis zur klinischen Anwendung der PCSK9-Hemmung mittels rekom- binant hergestellter humaner monoklo- naler Antikörper hat es weniger als ein Jahrzehnt gedauert, eine bemerkens- wert kurze Entwicklungszeit. Oder wie es der Genfer Kardiologie ausdrückte:

«eine fantastische Geschichte». Heute liegen für Alirocumab und Evolocu- mab randomisierte Studien zur Wirk- samkeit in der Lipidsenkung und zur Sicherheit vor (2, 3).

Bei Patienten unter Statintherapie er- zielte in der LAPLACE-2-Studie die Verabreichung von Evolocumab eine LDL-Cholesterin-Senkung von bis zu 75 Prozent (4). Bei Patienten, die keine

effektive Statindosis tolerierten, be- wirkte Evolocumab eine LDL-Chole s - terin-Reduktion bis zu 39 Prozent (5).

In der RUTHERFORD-2-Studie er - fuhren Patienten mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie und Basistherapie durch Evolocumab eine zusätzliche LDL-Cholesterin-Senkung von bis zu 66 Prozent (6).

Evolocumab ist seit Kurzem in der Schweiz als Repatha®auf dem Markt zugelassen zur Behandlung von Er- wachsenen mit einer schweren hetero- zygoten familiären Hypercholesterin - ämie oder mit klinischer atherosklero- tischer kardiovaskulärer Erkrankung oder von Erwachsenen und Jugend - lichen ab 12 Jahre mit einer homozygo- ten familiären Hypercholesterinämie.

Evolocumab kann in zwei Dosierungs- schemata subkutan verabreicht werden:

❖140 mg alle zwei Wochen oder

❖420 mg einmal pro Monat.

Diese Dosierungen waren in den Phase- III-Studien äquivalent. Evolo cumab erzielte stärkere LDL-Cholesterin-Re- duktionen als Plazebo (57–66%) oder Ezetimib (37–45%), die zur Zielwert - erreichung bei bis zu 94 Prozent der

BERICHT

552

ARS MEDICI 122016

Neue Wege im Lipidmanagement

Klinische Erfahrungen mit der PCSK9-Hemmung

Selbst bei hoch dosierter Statintherapie erreichen heute viele Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko nicht den von den Guidelines emp - fohlenen LDL-Cholesterinzielwert. Mit der PCSK9-Hemmung durch mono- klonale Antikörper ist dies jetzt in vielen Fällen möglich, erklärte Prof. Dr.

med. François Mach, Chef du Service de Cardiologie, Hôpitaux Universitaires de Genève, am 14. Zürcher Review Kurs in Klinischer Kardiologie.

Halid Bas

❖Durch Hemmung von Proproteinkon- vertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) nimmt die Zahl der LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen zu, und mehr LDL- Cholesterin wird aus dem Blut entfernt.

❖Evolocumab, ein humaner monoklo - naler Antikörper, ist seit kurzem zuge- lassen zur Behandlung bei schwerer heterozygoter und bei homozygoter familiärer Hypercholesterinämie.

❖Evolocumab bewirkt eine alles Bis - herige übertreffende LDL-Cholesterin- reduktion.

❖Der Einfluss auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität muss noch in langfristigen Studien bestätigt werden.

MERKSÄTZE

Prof. Dr. med. François Mach

Foto: HB

(2)

BERICHT

ARS MEDICI 122016

553

Patienten mit primärer Hyperchol e - sterinämie oder gemischter Dyslipid - ämie führten, unabhängig von der Basis therapie und vom Patientenprofil.

Neurokognitive Nebenwirkungen?

«Im gesamten bisherigen Studienpro- gramm zeigte Evolocumab ein mit Pla- zebo vergleichbares Verträglichkeits- profil», bemerkte Mach. Allerdings

erfordert die Beobachtung, dass neuro- kognitive Nebenwirkungen unter Evo- locumab im Vergleich zur Standardthe- rapie häufiger auftraten, besondere Beachtung. Diese Frage wird zurzeit in einer doppelblinden, plazebokontrol- lierten Studie (Further Cardiovascular Outcomes Research With PCSK9 Inhi- bition in Subjects With Elevated Risk, FOURIER) näher untersucht.

Zurzeit belegt nur eine präspezifizierte, exploratorische Studie mit relativ weni- gen Ereignissen den Einfluss von Evo-

locumab auf kardiovaskuläre Ereig- nisse (3). Darin nahm der primäre Endpunkt aus Koronartod, instabiler Angina pectoris, koronarer Revaskula- risation, nicht tödlichem Myokard - infarkt, nicht tödlichem ischämischem Hirnschlag und Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz nach einem Beobach- tungsjahr um 53 Prozent ab. Die Ereig- niskurven liefen bereits früh ausei n -

ander, und die Trennung nahm im Zeitverlauf zu. Zudem wurde eine gleichbleibende Wirkung in den wich- tigsten Subgruppen beobachtet. Mit PROFICIO (Program to Reduce LDL-C and Cardiovascular Outcomes Fol - lowing Inhibition of PCSK9 In Diffe- rent POpulations), einem 20 klinische Studien umfassenden Programm bei rund 30 000 Patienten, werden die kar- diovaskulären Verläufe unter PCSK9- Inhibierung derzeit prospektiv unter- sucht. Mach zitierte daher abschliessend

aus der Fachinformation: «Die Wirkung von Repatha auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität wurde nicht

nachgewiesen.»

Halid Bas

Quelle: «Lipidmanagement durch PCSK9-Inhibierung – Evolocumab in der klinischen Praxis», 14. Zürcher Review Kurs in Klinischer Kardiologie, 14. April 2016 in Zürich.

Literatur:

1. Gencer B et al.: Expected impact of applying new 2013 AHA/ACC cholesterol guidelines criteria on the recom- mended lipid target achievement after acute coronary syndromes. Atherosclerosis 2015; 239(1): 118–124.

2. Robinson JG et al.: Efficacy and safety of alirocumab in reducing lipids and cardiovascular events. N Engl J Med 2015; 372(16): 1489–499.

3. Sabatine MS et al.: Efficacy and safety of evolocumab in reducing lipids and cardiovascular events. N Engl J Med 2015; 372(16): 1500–1509.

4. Robinson JG et al.: Effect of evolocumab or ezetimibe added to moderate- or high-intensity statin therapy on LDL-C lowering in patients with hypercholesterolemia:

the LAPLACE-2 randomized clinical trial. JAMA. 2014;

311(18): 1870–1882.

5. Stroes E et al.: Anti-PCSK9 antibody effectively lowers cholesterol in patients with statin intolerance: the GAUSS-2 randomized, placebo-controlled phase 3 cli- nical trial of evolocumab. J Am Coll Cardiol 2014;

63(23): 2541–2548.

6. Raal FJ et al.: PCSK9 inhibition with evolocumab (AMG 145) in heterozygous familial hypercholesterolaemia (RUTHERFORD-2): a randomised, double-blind, pla- cebo-controlled trial. Lancet 2015; 385(9965):

331–340.

Evolocumab erzielte stärkere LDL-Cholesterin-Reduktionen als Plazebo

(57–66%) oder Ezetimib (37–45%), die zur Zielwerterreichung bei bis zu

94 Prozent der Patienten mit primärer Hypercholesterinämie oder

gemischter Dyslipidämie führten, unabhängig von der Basistherapie

und vom Patientenprofil.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Aus den Experteninterviews ergab es sich, dass bei Individualisierung der Schwerpunkt auf die Möglichkeiten zur passgenauen Gestaltung von Lernen gelegt wird (zum Beispiel auf die

Die Häufigkeit postoperativer thromboembolischer Kompli- kationen kann, so Encke, durch das niedermolekulare Heparin Fraxiparin® gegen- über unfraktioniertem Hepa- rin noch weiter

Helmut Roskamm, Bad Krozingen, in München er- klärte, liegt bislang erst eine große, angiographisch kon- trollierte Studie vor, in der der Nachweis erbracht wurde, daß

Es zeichnet sich ab, daß auch andere Tumorentitäten mit Irinotecan erfolgreich bekämpft werden

Auch eine Desinformation durch die Medien sollte nicht unterschätzt werden, zum Beispiel in „Mein Kind“ (10/96): Homöopathie hilft bei Übelkeit auf Reisen, Appetitlosig-

Finden sich Anzeichen einer beginnenden Atemwegsobstruktion, zum Beispiel mit R t-Werten an der oberen Grenze der Norm (&gt; 2,8 cm H20/1-s -1 ) bei einwandfreier Regi-

Luley betonte, daß derartige Senkungsraten bisher durch herkömmliche Fibratanaloga oder Nikotin- säure nicht erreichbar sind und derzeit allein den HMG- CoA-Reduktasehemmern

Ratschläge für Ärzte und Studenten Herausgegeben von den Mitgliedern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.. Dieser Ratgeber zur Arzneitherapie für den Arzt bietet