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Neue Dyslipidämie-Leitlinie: LDL-Cholesterin im Mittelpunkt

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Academic year: 2022

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BERICHT

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ARS MEDICI 32017

In der aktuellen Leitlinie finden erstmals die neuen Inhibitoren des Proprotein-Con - vertase-Subtilisin/Kexin-Typs 9 (PCSK9-In - hibitoren) Erwähnung. Dies allerdings mit einem sehr vorsichtigen Statement: PCSK9- Inhibitoren sollen nur bei Patienten mit anhaltend hohem LDL-Cholesterin, die bereits eine Statin- und Ezetimibtherapie erhalten, zum Einsatz kommen. Damit reflektiert die Leitlinie insofern die aktuelle Evidenzlage, als Studien mit harten klini- schen Endpunkten wie Myokardinfarkt oder Mortalität mit den PCSK9-Inhibi - toren noch weitgehend ausstehen. Jedoch haben die PCSK9-Inhibitoren in den Zulas- sungsstudien dramatische LDL-Senkungen bei guter Verträglichkeit demonstriert. Per- sonen mit schwerer familiärer Hyper - cholesterinämie, die üblicherweise nicht ausreichend auf Statine ansprechen, sind folglich gegenwärtig die wichtigste Ziel- gruppe dieser Medikamentengruppe.

Von primären

und sekundären Therapiezielen Die neue Leitlinie unterscheidet zwischen primären und sekundären Therapiezielen, wobei, wie das Taskforce-Mitglied Prof.

Alberto Cordero aus Alicante (Spanien) betonte, das LDL-Cholesterin das primäre Therapieziel darstelle. Die überwältigende Evidenz aus grossen Studien habe gezeigt, dass sich das LDL einerseits mit einer Sta- tintherapie gut beeinflussen lasse und dass andererseits die LDL-Senkung direkte Aus- wirkungen auf klinische Outcomes habe.

De facto ist das LDL damit in der aktuellen Situation praktisch das alleinige Therapie- ziel. Triglyzeride und Lipoprotein(a) spielen

eine sehr untergeordnete Rolle als sekundäre Ziele, die in bestimmten Risiko- populationen gemessen und gesenkt wer- den sollen. So soll Lipo protein(a) bei Perso- nen mit besonderem Risiko, wie zum Bei- spiel familiärer Hypercholesterinämie oder wiederkehrender KHK, auch bei optimaler LDL-Senkung bestimmt werden.

Eine Therapie erhöhter Triglyzeridspiegel wird bei Personen mit sehr hohem Risiko und Triglyzeridwerten jenseits von 200 mg/dl empfohlen. Allerdings sind die therapeu - tischen Optionen sehr begrenzt. Für die Triglyzeridsenkung empfiehlt die Leitlinie Fibrate, wobei Cordero unterstrich, dass die Basis der Therapie auch bei Risiko - patienten mit erhöhten Triglyzeridwerten die Statine blieben und Fibrate lediglich als

«add-on» zum Einsatz kämen. Eine Beein- flussung von Lipoprotein(a) ist nur mit PCSK9-Inhibitoren möglich, da für Nikotin - säure in Europa keine Zulassung besteht.

Das HDL kommt in den Überlegungen der Taskforce als Therapieziel nicht mehr vor, zumal die Evidenz dafür spricht, dass dys- funktionales HDL das kardiovaskuläre Risiko stärker beeinflusst als der HDL- Spiegel. Hinsichtlich der Bestimmung der Lipidwerte gibt es eine wichtige Änderung:

Es wird nicht mehr der Nüchternwert ver- langt, sondern die Blutprobe kann zu jeder Tageszeit genommen werden, da LDL- Spiegel im Lauf des Tages wenig variieren.

Nach wie vor aktuell:

das SCORE-System

Die Indikations zur lipidsenkenden Thera- pie erfolgt nach wie vor anhand des indi - viduellen Risikos, das nach dem SCORE-

System errechnet wird. Bei sehr hohem Risiko wird ein LDL-Ziel unter 70 mg/dl empfohlen, bei hohem Risiko sollen 100 mg/

dl erreicht werden, und bei moderatem Risiko lautet die Empfehlung 115 mg/dl.

Da LDL-Werte unter 70 mg/dl in der Praxis oft nicht zu erreichen sind, wird bei hohem und sehr hohem Risiko auch eine LDL-Sen- kung um 50 Prozent akzeptiert. Für Patien- ten nach akutem Koronarsyndrom oder elektiver Katheterintervention empfiehlt die neue Leitlinie initial eine hoch dosierte Statintherapie unabhängig vom Ausgangs- LDL.

Solche ehrgeizigen Ziele sind im klinischen Alltag nicht leicht zu erreichen, zumal Pa- tienten individuell sehr unterschiedlich auf Statine ansprechen. Die Statintherapie soll eskaliert werden, bis das Therapieziel, die individuelle Unverträglichkeit oder die zu- gelassene Höchstdosis erreicht sind. Ist die Statintherapie ausgereizt, kommen Kom - binationstherapien zum Einsatz. Die mit Abstand beste Evidenzlage hinsichtlich eines Kombina tionspartners von Statinen gibt es für den Cholesterinaufnahmehem- mer Ezetimib. Die Zugabe von Ezetimib zu einer Statintherapie ermöglicht die zusätzli- che Senkung des LDL-Cholesterins um weitere 15 bis 20 Prozent. In der neuen Leitlinie gibt die ESC auch Empfehlungen für ein Management des LDL-Spiegels durch Lebensstilmodifikation, die aller- dings recht unspezifisch ausgefallen sind. Reno Barth

Quelle: Session «ESC Clinical Practice Guidelines 2016 – High- lights» anlässlich des Jahreskongresses der European Society of Cardiology (ESC), 31. August in Rom.

Neue Dyslipidämie-Leitlinie:

LDL-Cholesterin im Mittelpunkt

Statine bleiben die Basis, PCSK9-Inhibitoren erstmals erwähnt

Die neue, im Rahmen des ESC-Kongresses in Rom präsentierte Leitlinie zum Management von Dyslipidämien wurde mit Spannung erwartet und enthält einige praxisrelevante Neuerungen. Als primäres Therapieziel soll das LDL gesenkt werden. Das HDL ist hingegen kein Therapieziel.

Reno Barth

Die neue ESC-Leitlinie zum Management der Dyslipidämie ist online kostenlos ver - fügbar unter:

http://eurheartj.oxfordjournals.org/content/

early/2016/08/26/eurheartj.ehw272

Referenzen

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