• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Datenlieferung zum Arzneimittelbudget: KBV kritisiert die „Phalanx der Verhinderer“" (07.06.1996)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Datenlieferung zum Arzneimittelbudget: KBV kritisiert die „Phalanx der Verhinderer“" (07.06.1996)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

P O L I T I K LEITARTIKEL

A

uch im dritten Jahr der Arznei- mittelbudgetierung stecken die Kassenärzte in derselben Zwickmühle. Sie dürfen mit ihren Verordnungen eine bestimmte Ausgabengrenze nicht überschreiten, weil sie sonst für die Überschreitun- gen mit ihren Honoraren haften müs- sen. Aktuelle Daten, die Aufschluß über den Stand der Verordnungen ge- ben könnten, stehen hingegen nicht zur Verfügung. Die Unfähigkeit der Krankenkassen, die erforderlichen Daten zeitnah zu liefern, sind Zei- tungsberichten zufolge auf technische Probleme bei Siemens zurückzu- führen. Das Unternehmen scheint sich mit der Entwicklung der aufwendigen Abrechnungssoftware für die Apothe- kenrechenzentren schwerzutun.

Für Dr. med. Peter Schwoerer ist die Diskussion um die Schwierigkei- ten bei der EDV-technischen Daten- aufbereitung bei den Apothekerver- bänden eher vorgeschoben. Der Zweite Vorsitzende der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung ist vielmehr der Auffassung, „daß sich im Hinblick auf die von den Kassenärzten gefor- derte Transparenz im Arzneimittelge- schehen eine Phalanx der Verhinde- rer“ etabliert habe.

Schwoerer meint damit zum ei- nen die Apotheken, die „kein Interes- se an der Datenlieferung haben kön- nen, da die Ausschöpfung von Wirt- schaftlichkeitsreserven ihre umsatz- abhängigen Einkünfte schmälert“.

Ebensowenig könne die Pharmazeu- tische Industrie ein Interesse daran haben, daß gezielt Empfehlungen zur Wirtschaftlichkeit und Effizienz von Arzneiverordnungen bei häufig auf- tretenden Krankheiten erarbeitet werden. Und auch den Krankenkas- sen spricht der Zweite Vorsitzende der KBV „ein gesteigertes Interesse“

ab, der Ärzteschaft relevante Daten zur Verfügung zu stellen. Die Kassen trügen keinerlei finanzielles Risiko, da ja die Ärzte für die Überschreitung des Budgets haften. Zum anderen, so Schwoerer weiter, könnte die Kennt- nis von Verordnungsprofilen auch be- deuten, daß die „Qualität“, die man aus Wettbewerbsgründen seinen Ver- sicherten zukommen lassen möchte, deutlich teurer als heute werde.

Kassenärzte lehnen Verantwortung ab

Schwoerers Fazit: „Angesichts der Tatsache, daß fast alle Mitspieler im Gesundheitswesen, einschließlich der Patienten, kein Interesse an dra- stischen Arzneimitteleinsparungen haben, ist es nicht akzeptabel, die Ver- antwortung für das wirtschaftliche Gesamtresultat ausschließlich dem Kollektiv der Kassenärzte zu übertra- gen.“ Im Gegensatz zu den Kranken- kassen und dem Bundesgesundheits- minister sehe die KBV in der „aktuel- len Situation der allseitigen Verweige-

rung“ auch die rechtlichen Vorausset- zungen für eine Budgetverantwor- tung als nicht gegeben. Gleichwohl wolle sich die KBV auch im laufenden Jahr der Aufgabe stellen, die Ausga- ben zu begrenzen und das Budget ein- zuhalten, und zwar ohne Qualitäts- verlust für die Patienten. Für eine be- grenzte Zeit könne dies durch die Mo- bilisierung von Wirtschaftlichkeitsre- serven im System erreicht werden.

Informationen über Verordnungen

So plant die Kassenärztliche Bundesvereinigung derzeit „ein Bün- del von Maßnahmen zur Ausgaben- stabilisierung“ bei den Arzneiverord- nungen. EDV-abrechnende Ärzte sollen bei Lieferung ihrer Verord- nungsdaten auf Datenträgern gezielte Hinweise auf Wirtschaftlichkeitsre- serven in ihrer Praxis erhalten. Zu- sätzlich sollen die Ärzte, die ihre an- onymisierten Verordnungsdaten in Qualitätszirkel einbringen, eine Auf- wandsentschädigung erhalten.

Darüber hinaus will die KBV den Ärzten regelmäßig Informationen zur Generikaausschöpfung, zu patentge- schützten, teuren Arzneimitteln ohne innovativen Charakter, zur angemes- senen Indikationsstellung und Wirk- stoffauswahl sowie zum effizienten Einsatz einzelner Präparate zukom-

men lassen. Josef Maus

A-1507 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 23, 7. Juni 1996 (15)

Datenlieferung zum Arzneimittelbudget

KBV kritisiert die

„Phalanx der Verhinderer“

Der „Blindflug“ durch das Arzneimittelbudget geht weiter.

Nachdem die rund 110 000 Kassenärzte mit ihren Verord- nungen in 1995 vermutlich das Budget im Westen nicht und im Osten nur relativ geringfügig überschritten haben dürf- ten, deuten die Zahlen aus dem ersten Quartal dieses Jahres wiederum einen Anstieg der Verordnungen um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal an. Nach wie vor fehlen

den Kassenärztlichen Vereinigungen die notwendigen zeit- nahen Daten, um steuernd auf das Verordnungsverhalten einwirken zu können. Inzwischen spricht die KBV von einer

„Phalanx der Verhinderer“ und meint damit unter anderem

auch die Krankenkassen. Eine Budgetverantwortung könne

unter diesen Umständen nicht akzeptiert werden, stellte

Dr. med. Peter Schwoerer, Zweiter Vorsitzender der KBV, fest.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für ein steuerfinanziertes Leistungs- gesetz und eine Vierteilung der Kosten sprach sich in Harnburg Lutz Freitag, Bun- desvorstandsmitglied der Deutschen

Tatsächlich müßten die niedergelassenen Ärzte aber für rund zwei Milliarden Mark geradestehen, wenn das Ge- setz nicht noch wesentliche Berechnungsfaktoren berücksichtigt..

Entwickeln zu Lebensraummosaik aus LRT 91E0* und 6431: Auewälder mit Erle, Esche, Weide und Feuchte Hochstaudenfluren, planar bis montan). Wiederherstellung des LRT 6510

1 bis festgelegt, dass Bauten und Anlagen, die zur Gewinnung von Energie aus Biomasse oder für damit in Zusammenhang stehende Kompostanlagen nötig sind, auf einem

Viele Menschen sehen sich angesichts der hohen Preise gezwungen, sich für billigere, weniger nahrhafte Lebensmittel für ihre Familien zu entscheiden.. Menschen mit

Wie hoch ist im Kanton Bern der Anteil an Ausländerinnen und Ausländern, welche die Schweiz auf Grund eines Wegweisungsbeschlusses oder einer Landesverweisung verlassen

Schließlich sollen Sie ja wissen, von wo aus Sie starten und wie die einzelnen Aspekte, die für Ihre weitere berufliche Entwicklung relevant sind, miteinander im Zusammenhang

2.1 Standortbestimmung: Haben Sie klare Vorstellungen und Ziele über Ihre berufliche