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Archiv "NRW: Krumsiek fordert „häusliches Sterbegeleit“" (04.12.1992)

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(1)

1966

11,7

Anteil in Prozent, gesamt = 100

1991 1991

Sozialversicherung, gesamt davon Rentenversicherung, 47,6 Prozent

davon Arbeitslosenversicherung, 21,7 Prozent

davon Krankenversicherung, 30,7 Prozent

Anteil der Krankenhauskosten an den Kosten der Krankenversi- cherung (ermittelt nach dem An- teil der GKV-Angaben, rund 30 Prozent

23,7 11,3 1)

5,1 1) 7,3 1) 1) 2,2

28,3 13,5 1)

6,1 1) 8 ,71) 2,6' )

»ermittelt nach der Lohn- und Gehaltsabrechnung eines enhauses, 1992

Tabelle 2: Personalzusatzkosten der gewerblichen Wirtschaft (1966, 1991 in Prozent der Arbeitskosten)

— Differenzierung der Sozialversicherung, Arbeitgeberanteile —

anteile zur gesetzlichen Sozialversi- cherung, verglichen mit den weiteren Aufwandsarten der Personalzusatz- kosten, mit 12 Prozent-Punkten am stärksten gestiegen. Eine Differen- zierung ist jedoch notwendig:

Gliedert man die Sozialversiche- rungsbeiträge der Arbeitgeber in ih- re einzelnen Bestandteile, so entfal- len auf die gesetzliche Rentenversi- cherung 11,3 Prozent, auf die Ar- beitslosenversicherung 5,1 Prozent und auf die gesetzliche Krankenver- sicherung nur noch 7,3 Prozent der Personalzusatzkosten an den Ar- beitskosten. Das Krankenhauswesen ist an diesen 7,3 Prozent nur mit ei- nem Drittel, also mit 2,2 Prozent be- teiligt. (Tabellen 1 und 2)

Gemessen an den gesamten Per- sonalzusatzkosten ( = 100 Prozent), betragen die Arbeitgeberleistungen zur gesetzlichen Krankenversiche- rung nur 8,7 Prozent, der Anteil der Krankenhäuser liegt sogar nur bei 2,6 Prozent. Angesichts dieser Er- gebnisse ist die Aussage, wonach die Krankenhauskosten zu Wettbe- werbsnachteilen der deutschen Wirt- schaft beitragen, in keiner Weise nachvollziehbar.

Fazit: Die durch die Bundesre- gierung vorgebrachten Argumente zugunsten des „Gesundheits-Struk- turgesetzes 1993" sind sachlich nicht

nachvollziehbar. Von einer zu hohen Belastung der Versicherten kann keine Rede sein, da diese überwie- gend nicht wissen, wieviel sie für ihre Krankenversicherung zu zahlen ha- ben. Von Wettbewerbsnachteilen der Wirtschaft kann ebenfalls nicht die Rede sein — angesichts der sehr niedrigen Anteile der Krankenversi- cherung bzw. des Krankenhauswe- sens an den Arbeitskosten.

Klaus Elfes, Krefeld-Uerdingen

NRW: Krumsiek fordert

„häusliches Sterbegeleit"

Die Tabuisierung von Sterben und Tod in der Gesellschaft hat der nordrhein-westfälische Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Dr.

Rolf Krumsiek, kritisiert. Zur Eröff- nung der von seinem Ressort ausge- richteten Fachtagung „Sterbebeglei- tung" in den Düsseldorfer Rheinter- rassen forderte der Minister die Öf- fentlichkeit auf, sich mit dem Thema stärker als bisher auseinanderzuset- zen. Nur so könne kranken und alten

Menschen die Angst vor dem Tod genommen werden, sagte Krumsiek vor knapp 600 Teilnehmern der Kon- ferenz.

Schuld an der immer stärker werdenden Anonymisierung von Krankheit und Tod ist nach Meinung des Ministers neben den „Fetischen unserer Zeit" wie „Jugend" und

„Gesundheit" der tiefgreifende Wandel der Familienstruktur. Auch die Gesellschafts- und Sozialpolitik müsse sich fragen, ob sie diesen Trends bislang nicht allzu bedenken- los gefolgt sei. Obwohl die meisten Menschen gerne zu Hause sterben würden, sei dies nur wenigen ver- gönnt. Gemäß einer Studie der Uni- versität Dortmund unter Leitung von Prof. Dr. Franco Rest starben in Nordrhein-Westfalen zwischen 1990 und 1992 in ländlichen Regionen 60 Prozent, in städtischen Ballungsräu- men sogar 90 Prozent in Kranken- häusern oder Heimen.

Um diesem Trend entgegenzu- wirken, sprach sich Krumsiek dafür aus, die Altenpflege auf häuslicher Basis deutlich auszubauen. Viele Menschen seien bereit, ihre Angehö- rigen zu betreuen, fürchteten sich aber vor den damit verbundenen Schwierigkeiten. Es sei deshalb not- wendig, ehren- wie hauptamtlichen

Mitarbeitern der Selbsthilfe sowie ambulanten Diensten und Einrich- tungen — etwa den Wohlfahrtsver- bänden und den Kirchen — spezielle Qualifizierungsmaßnahmen anzu- bieten.

Die Politik, so der Minister, kön- ne dafür jedoch nur die Vorausset- zungen schaffen. In Nordrhein- Westfalen wurden dementsprechend eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten der unterschiedlichen ambulanten und stationären Bereiche sowie eine Arbeitsgemeinschaft der Träger und Einrichtungen der Hospizarbeit ge- schaffen. Beide Gruppen sollen dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales beratend zur Seite ste- hen.

Bislang gibt es in Nordrhein- Westfalen 40 Hospizvereine und In- itiativen. Sechs Hospize verfügen über stationäre Einheiten, fünf Palli- ativstationen nehmen sich in Klini- ken der Versorgung Schwerstkran- ker an. ch Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992 (33) A1-4185

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AKTUELLE MEDIZIN

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Harald Bresser

In Kliniken und klinikähnlichen Einrichtungen ohne ständigen Umgang mit akuten Notfällen besteht die Gefahr, daß Wissen und Fertigkeiten aller Mitarbeiter in der Behandlung akuter Notfälle veralten. Regelmäßi- ge Schulung des Personals und ständige Überprüfung der Notfallaus- stattung erweisen sich besonders dann als nützlich, wenn der akute Notfall in der Alltagsroutine die große Ausnahme darstellt. Bei der Reor- ganisation der Notfallversorgung in der Nicht-Akutklinik müssen Ge- wohnheiten und Ängste überwunden werden, um Schwachstellen in der Rettungskette aufzudecken und einen modernen Behandlungsstan- dard zu sichern.

Notfalltherapie

in der Nicht-Akutklinik

Hinweise zur Reorganisation

Erster Schritt:

Notwendigkeiten erkennen

In Deutschland existieren eine Vielzahl von Kliniken oder klinik- ähnlichen Einrichtungen, die auf- grund ihres Krankenspektrums nur selten mit akuten Notfällen befaßt sind (Kurkliniken, Reha-, Haut-, Na- turheilkliniken). Die Einsicht in die Notwendigkeit notfallmedizinischer Fortbildung geht leicht in der All- tagsroutine verloren, wenn über län- gere Zeiträume keine Notfälle zu be- handeln waren. Bemerkenswerter- weise wurde der Notfallversorgung von stationären Patienten publizi- stisch bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet (Ausnahme: Intensivstati- on). Studien zeigten bei Ärzten in Akutkliniken, mehr noch bei Medi- zinstudenten und Pflegepersonal, er- hebliche notfallmedizinische Ausbil- dungslücken (vor allem wenn Aus- und Fortbildung mehr als ein Jahr zurücklagen [1]). Reanimationen selbst in Akutkliniken verlaufen da- her mäßig erfolgreich (3). Weiter- entwicklungen notfallmedizinischer Konzepte (2), veränderte Rechts- sprechung und gestiegenes Sicher- heitsbedürfnis von Patienten und Ärzten setzen andererseits neue (meist anspruchsvollere) Normen.

Bei vermeintlichen oder tatsächli-

chen Mängeln in der Akutversor- gung eines Notfalls drohen Scha- densersatzansprüche gegen Klinik und Personal (4). Kein Arzt kann ei- gene Weiterbildungsdefizite mit un- genügender Alltags-Erfahrung ent- schuldigen: „Zur Notfallbehandlung ist jeder approbierte Arzt verpflich- tet, gleichgültig welche Tätigkeit er ausgeübt hat, gleichgültig ob er be- amteter, angestellter oder niederge- lassener Arzt ist" (15). Die Anforde- rungen des Gesetzgebers orientieren sich dabei unter anderem am Ausbil- dungsstand des Arztes (7): ein Aller-

Zweiter Schritt:

Erfolgsbedingungen identifizieren

Patientenabhängige und andere, von äußeren Faktoren abhängige Be- dingungen bestimmen über den Er- folg der Notfalltherapie (1). Patien- tenabhängige Faktoren sind die all- gemein bekannten Risikofaktoren, die aktuell zum Notfall führenden Verhältnisse, und weitere Vor- und Zusatzerkrankungen; diese Fakto- ren sind nur begrenzt beeinflußbar:

Klinik für Dermatologie und Allergie Davos

— Alexanderhausklinik —

(Direktor: Professor Dr. med. Dr. phil.

Siegfried Borelli)

gologe, Internist, Chirurg oder An- ästhesist muß sich an strengeren Normen messen lassen, als ein Arzt in Ausbildung. Dem Vorwurf eines Übernahmeverschuldens kann man auch als nachgeordneter Arzt oder lange zurückliegender Fachausbil- dung bei Kenntnis von Mängeln nur entgehen, wenn man energisch auf Abhilfe drängt (8). Nicht eingegan- gen wird hier auf katastrophenmedi- zinische Probleme (Personalalarmie- rung, Patientenevakuierung). Kata- strophenfallpläne sollten in größeren Einrichtungen bereitliegen (6).

durch Vorauswahl der in die Klinik aufgenommenen Patienten, durch kritische Indikationsausstellung ris- kanter diagnostischer und therapeu- tischer Verfahren, durch optimale Vorbehandlung von Begleiterkran- kungen.

Die nicht patientenabhängigen äußeren Faktoren lassen sich dage- gen unter stationären Bedingungen entscheidend verbessern:

• Zeit bis zum Beginn der Erstmaß- nahmen

• Qualität der Ersten Hilfe

• Schnelligkeit der Weiterversor- gung

• Aufrechterhaltung einer lücken- losen Versorgungskette.

A1-4188 (36) Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992

(3)

Dritter Schritt:

Bestandsaufnahme

Durch eine selbstkritische (un- angekündigte), schriftlich erfaßte Bestandsaufnahme des Ist-Zustan- des sollten zu Beginn systematisch Faktoren erfaßt werden, die eine optimale Notfallversorgung positiv oder negativ beeinflussen könnten.

Modifikationen bei der Umsetzung von Verbesserungsideen sind später unvermeidlich, Fragen der Realisier- barkeit dürfen diese erste Phase je- doch nicht hemmen.

3.1 Ausstattung

Die Notfallausstattung besteht aus drei Grundbausteinen (1): Not- fallkoffer, Sauerstoff, Defibrillator/

Ekg-Monitor. Durch Umverteilung vorhandenen Materials erübrigen sich häufig Neuanschaffungen (Ta- belle 1).

3.2 Organisation

Die beste Ausstattung ist sinn- los, wenn sie nicht zur rechten Zeit am richtigen Ort funktionstüchtig zur Hand ist. Bauliche Hindernis- se und besondere Gefahrenbereiche (Angiographie, Allergielabor, Bela- stungs-EKG, Bronchoskopie, Opera-

te Notfallversorgung durchzuführen.

Diese Fähigkeit wird ohne Zusatz- ausbildung auch nicht während lang- jähriger beruflicher Tätigkeit ohne weiteres erworben (Tabelle 3).

Vierter Schritt:

Verbesserungen realisieren 4.1 Notfallkoffer

Konkrete Vorschläge zur Aus- stattung eines Notfallkoffers für Er- wachsene sind in praktisch jeder Mo- nographie zur Notfallmedizin zu fin- den (zum Beispiel 4, 9, 13). Eine

„Idealausstattung" existiert jedoch nicht: Internisten, Chirurgen, Anäs- thesisten haben jeweils gewisse fall- und berufsspezifische Medikamen- tenpräferenzen (10); besondere Schwerpunkte eines Hauses und der Ausbildungsstand der Ärzte erfor- dern Modifikationen der Standard- ausstattung (Beispiel: Muskelrela- xanzien, zentrale Venenkatheter, Herzschrittmacher nur anschaffen, wenn sie korrekt angewendet werden können); Kinderabteilungen benö- tigen eigene Kinder-Notfallkoffer (12). Zusätzlich zu den i. v.-Medika- menten können durchaus inhala- tiv, oral und rektal verabreichbare Notfallmedikamente (zum Beispiel Adrenalin, Theophyllin, Glukokorti- koide) im Notfallset ihren Platz ha- ben — viele Ärzte sind wenig geübt bei der notfallmäßigen Anlage venö- ser Zugänge zum Beispiel bei Kin- dern (Cave: unterschiedliche Dosie- rung verschiedener Darreichungsfor- men).

Tabelle 1: Bestandsaufnahme der Notfallmaterialien

Welche Notfallkoffer, Defibrillatoren, EKG-Monitore existieren?

Ausstattung einheitlich, auf dem neuesten Stand?

Koffer, Defibrillator und Sauerstoffflaschen bei spontaner Kontrolle funktionstüchtig, aufgefüllt?

Ausstattung der Funktionsräume (besondere Gefahrenbereiche)?

• Schriftliche Notfallrichtlinien vorhanden, auf dem neuesten Stand?

Welche Art der Sauerstoffversorgung ist sinnvoll (Sauerstoffflaschen, zentrale Gasversorgung)?

tionssaal) werden am besten anläß- lich einer Nofallübung erkannt Um eine optimale Zusammenarbeit zwi- schen allen, auch nichtmedizinischen Abteilungen zu sichern, sollten früh- zeitig alle Betroffenen in die Pla- nung einbezogen werden (Tabelle 2).

3.3 Ausbildungsstand des Personals

Das Vorhandensein von Notfall- koffern allein reicht nicht aus — Ärz- te und Pflegepersonal müssen in der Handhabung geschult sein (11). Am Ende von Studium oder Fachausbil- dung sind wenig Ärzte oder Schwe- stern in der Lage, eine fachgerech- Tabelle 2: Organisatorische Bestandsaufnahme

• Rascher Zugriff auf die Notfallgerätschaften möglich?

• Welche Ruf-, Alarmsysteme existieren?

• Wo gibt es Telephone mit Anschluß am öffentlichen Netz?

• Wichtige Telephonnummern am Telephongerät (Notarzt, Vergiftungszentrale)?

• Sind Besonderheiten auf Klinikgelände (zum Beispiel Parkplatz, Garten), im Tag- und Nachtdienst, in Urlaubszeiten zu beachten?

Aufenthaltsort der diensthabenden Ärzte/Schwestern im Tag- oder Nachtdienst? Wie lange benötigen sie jeweils im günstigsten/ungün- stigsten Fall bis zum Eintreffen am Notfallort?

• Wieviel Zeit vergeht bis zum Eintreffen des Notarztes?

• Wie kann sich ein klinikfremder Notarzt auf dem Klinikgelände, im Gebäude orientieren?

Wo wird ein Notfallpatient bis zum Transport versorgt?

Transportwege innerhalb der Klinik offen?

Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992 (39) A1-4191

(4)

4.2 Defibrillatoren/

Ekg-Monitor

Als Zusatz zum obligaten Defi- brillator mit integriertem Ekg-Moni- tor kann ein Einkanal-Ekg-Schreiber die Dokumentation verbessern — er verteuert das Gerät jedoch erheblich (große Preisdifferenzen der markt- gängigen Geräte). Bei weitläufigen Klinikgebäuden sollten mehrere De- fibrillatoren vorhanden sein, jeweils in unmittelbarer Nähe von Notfall- koffer und Sauerstoffflasche pla- ziert. Neue Geräte sind so klein und leicht, daß auch Frauen gleichzeitig Notfallkoffer und Defibrillator tra- gen können — ein wesentlicher Ak- zeptanzvorteil. Bei der Neuanschaf- fung oder Weiternutzung älterer Fa- brikate sind die gesetzlichen Vor- schriften zu beachten (zum Beispiel Med. G. V, [14]).

4.3 Funktionstüchtigkeit der Notfallausrüstung

Nach aller Erfahrung existieren und funktionieren Gerätschaften nur dann in der Notfallsituation, wenn Verbrauchsteile regelmäßig über- prüft werden (Füllung und Funk- tionsbereitschaft von Sauerstoff- flaschen/Laryngoskop/Defibrillator;

Verfalldaten der Medikamente/Infu- sionslösungen/sterile Handschuhe/

Spritzen; Flexibilität und Dichtigkeit von Endotrachealtuben). Das Wie- derauffüllen eines Notfallkoffers nach Benutzung muß sichergestellt

len oder ähnliches) sollten mit der entsprechenden Abteilung bespro- chen werden.

4.4 Zugriff auf die Notfallausrüstung

Um einen schnellen Zugriff auf die Notfallausrüstung zu gewährlei- sten, sollte die Bestückung einheit- lich und auf das Notwendigste be- schränkt bleiben und als Standort ein leicht zugänglicher Ort gewählt werden. Korridore, Türen und Auf- züge sollten bei Umbauten groß ge- nug für rollbare Tragen konzipiert, Treppen zugunsten schräger Auf- gänge vermieden werden, der Zu- gang zum Notfallzimmer ebenerdig liegen. An Risikoarbeitsplätzen soll- te die Mindestausstattung der Be- stückung des Notfallkoffers entspre- chen. Rollwagen mit kompletter Ausrüstung (die durch Türen, Gän- ge, Aufzüge passen) können an meh- reren, nicht gleichzeitig besetzten Arbeitsplätzen genutzt werden. Zu- sätzlich zur Standardausrüstung kön- nen speziellere Medikamente (zum Beispiel zur Therapie von Vergiftun- gen) und häufig genutzte Standard- medikamente bereitgehalten wer- den, da der Notfallkoffer kein Medi- kamentenreservoir ist.

4.5 Notfallzimmer

Die Notfallausrüstung muß bei verlängerter Anfahrzeit des Notarz- tes umfangreicher sein. In speziellen Notfallzimmern (nahe den Schwe- sternräumen) sind Rettungsmaßnah- men ohne Beobachtung durch Mit- patienten in Ruhe unter optimalen Bedingungen durchführbar. Hier können auch Akuterkrankungen ver- Tabelle 3: Fragen zur Ausbildung der Mitarbeiter

Wann fand die letzte Notfallfortbildung für alle Mitarbeiter statt?

Standort, Inhalt, Funktion, Anwendung der Notfallgerätschaften allgemein bekannt?

• Gibt es intensiv- oder notfallmedizinisch speziell vorgebildete Ärzte oder Pflegepersonal?

• Bestehen Kontakte zu externen Referenten, Hospitationsmöglich- keiten?

• Gibt es in der Bibliothek oder auf den Stationen aktuelle Notfall- literatur (Bücher, Notfallzeitschriften)?

sein. Ein einfaches, praxisbewährtes System besteht darin, mit einem Pflasterstreifen den Notfallkoffer zu plombieren (mit Datum und Name des Verplombers versehen). Beim Öffnen wird die Plombe beschädigt;

entweder hat der Benutzer den Kof- fer sofort aufzufüllen (anhand einer fest am Koffer angebrachten Inven- tarliste), oder er muß einen Verant- wortlichen informieren. Hilfreich beim Wiederauffüllen sind eröffnete Verpackungen und Ampullenreste (bei der Notfallversorgung sofort sammeln). Ein fest benannter Mitar- beiter sollte in etwa vierteljährlichen Abständen alle Häuser besuchen und die Gerätschaften überprüfen.

Verstöße gegen vereinbarte Verfah- rensweisen (zum Beispiel Entnahme von Medikamenten für Nicht-Not- fallsituationen, Nicht-Wiederauffül- Tabelle 4: Wichtige Themen klinikinterner Notfallfortbildung

• Theorie und Praxis der kardio-pulmonalen Reanimation (Erkennen eines lebensbedrohlichen Zustandes, Indikation und Technik der Reanimation, Intubation und künstliche Beatmung, Einstellen der Reanimation)

• Indikation, Dosierung und Anwendung der Notfallmedikamente (Spritzen und Infusionen vorbereiten, Venenpunktionstechnik, Do- sierung bei Kindern, intratracheale/rektale/orale Anwendung)

• Gerätetechnik von Defibrillator, Absauger, Sauerstoffflaschen

• Theorie und Praxis der Versorgung von häufigeren Notfällen des eigenen Patientenguts

• Allgemeines Verhalten im Notfall (Einschätzung der Gesamtsitua- tion, Alarmierung von Hilfe, Verhalten gegenüber beobachtenden Mitpatienten, Patiententransport)

• Verhalten bei Todesfällen

A1-4192 (40) Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992

(5)

sorgt werden, die noch keine Spital- einweisung erfordern. Nähe zu Röntgenabteilung und Labor, An- schlüsse für Strom, Wasser, zentrale Sauerstoffversorgung und Telephon, eventuell auch EDV sind nützlich (9). Notfallzimmer dürfen auch in Zeiten akuter Bettennot nicht als

„Aufnahmepuffer" mißbraucht wer- den.

4.7 Ausbildung der Mitarbeiter Selbst einfache Fertigkeiten (wie Aufziehen von Medikamenten) können im Notfallstreß mißlingen;

jede Ampulle ist vom Arzt vor der Injektion zu überprüfen. Nur mit Fingerspitzengefühl lassen sich sol- che „Selbstverständlichkeiten" in der Fortbildung vermitteln. Neben Ärz- ten und Pflegepersonal sollte man Physiotherapeuten, Sportlehrer, Er- zieher und andere Mitarbeiter zur klinikinternen Fortbildung einladen

— sie sind oft zuerst am Notfallort, und die hausinterne Fortbildung durch eigene Ärzte oder externe Re- ferenten bleibt ihre einzige Weiter- bildungsgelegenheit (Tabelle 4).

Ärzten bieten sich zahlreiche Möglichkeiten spezieller Notfallfort- bildung (zum Beispiel Kurse der Landesärztekammern, Kongresse, Hospitation). Natürlich kann eine Routinefortbildung nicht die Breite und Tiefe der Notarztausbildung er- reichen. Theoretische Fortbildung sollte ergänzt werden durch prakti- sche Übungen an Phantomen (kann bei Rotem Kreuz, Feuerwehr, Kran- kenpflegeschulen ausgeliehen wer- den). Nur regelmäßige Demonstra- tionen des Defibrillators mit „An- fassen" können die weitverbreitete Angst vor diesem Gerät mildern. In- formationsmaterial zur Behandlung sub-akuter Notfälle sollte in den Funktions- und Stationsräumen greifbar sein (15).

4.8 Beginn und Weiterführung der Nothilfe

Notfälle auf der Station werden meist durch Mitpatienten oder Pfle- gepersonal entdeckt; oft besteht dann nur die Alternative, den Pa- tienten zu verlassen, um einen Arzt zu alarmieren, oder die Erstmaßnah- men alleine durchzuführen (Lösung:

tragbares Telephon für diensthaben-

de Schwester; eingeübtes Alarmie- rungssystem). Ideal sind Rufsysteme, die durch einen Code über den Ort eines Notfalls informieren („Herz- alarm-Nummer"). Patienten müssen auch im Einzelzimmer die Möglich- keit haben, Hilfe herbeizurufen (Lö- sung: Abheben des Telephonhörers in den Patientenzimmern stellt di- rekten Kontakt zur diensthabenden Schwester her — das Patientenzim- mer ist identifizierbar, auch wenn der Patient nicht sprechen kann) Pflegen Sie die guten Kontakte zu Notärzten und den weiterbehandeln- den Kollegen.

Verhalten bei Todesfällen

Vom Unerfahrenen werden bei unerwarteten Todesfällen zuweilen gravierende, unter Umständen straf- rechtlich relevante Verfahrensfehler begangen (Stichworte: Todesfeststel- lung, Todesursache, Totenschein, natürlicher oder nicht-natürlichen Tod, Information von Polizei und Staatsanwaltschaft, Dokumentensi- cherung, Gedächtnisprotokolle, Ver- halten bei Kunstfehlerverdacht, Lei- chenöffnung). Die anwesenden Mit- arbeiter müssen (erstmals im Le- ben?) dazu rasche Entscheidungen treffen. Wohl dem, der vorbereitet ist.

Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1 -4188-4194 [Heft 49]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordem über den Verfasser.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Harald Bresser Anästhesist

Klinik für Dermatologie und Allergie Davos Tobelmühlestraße 2 CH-7270 Davos/Schweiz

FÜR SIE REFERIERT

Natürlicher Verlauf der Reflex k rankheit im Stadium 0

Die Prävalenz der Refluxöso- phagitis ist mit fünf bis zwölf Prozent anzusiedeln. Die meisten Personen, die über Sodbrennen klagen, weisen noch keine entzündlichen Verän- derungen an der Speisenröhren- schleimhaut auf.

Die Autoren untersuchten in ei- ner retrospektiven Analyse 33 Pa- tienten mit typischer Refluxsympto- matik, aber negativem endoskopi- schen Befund und einer 24-Stunden- Langzeit-pH-Metrie, die Hinweise auf einen pathologischen gastroöso- phagealen Reflux ergeben hatte. Al- le Patienten erhielten Antacida und/

oder Prokinetika für drei bis sechs Monate. 19 der 33 Patienten hatten am Ende der Behandlungsphase im- mer noch Symptome, fünf boten jetzt erosive Schleimhautdefekte im Sinne einer Refluxösophagitis Grad eins bis zwei. Die übrigen 14 unterbra- chen die Therapie und blieben für die folgenden sechs Monate asymp- tomatisch. Verglich man die pH- Metriedaten der 19 symptomati- schen und der 14 asymptomatischen Patienten, so ergaben sich keine Un- terschiede.

Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß ein nicht unbeträchtli- cher Teil der Patienten mit patholo- gischem Reflux, aber ohne Refluxö- sophagitis, bei Persistenz der Sym- ptome doch Schleimhautläsionen entwickelt, ohne daß sich eine Ver- änderung im Refluxverhalten nach- weisen läßt.

Pace, F. Santalucia, G. Bianchi Porro: Na- tural history of gastro-oesophageal reflux disease without oesophagitis. Gut 32:

845-848, 1991.

Gastrointestinal Unit., Ospedale L. Sacco, Milano, Italien.

A1-4194 (42) Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992

Referenzen

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