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Archiv "Familiäre adenomatöse Polyposis: Schlußwort" (13.03.1992)

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rungen, atypische Hauptpigmentie- rungen im Kieferbereich und in der Gesichtsregion sind die polyvalente Ausdrucksform der familiären adenomatösen Polyposis (Gardner- Syndrom), die nicht attributär und gelegentlich vorkommen, sondern in einem hohen Prozentsatz bei allen betroffenen Patienten vorliegen.

Die überragende Bedeutung al- lerdings ist weniger in der Manifesta- tion als solcher, sondern in dem sehr frühzeitigen Auftreten dieser Verän- derungen gegeben. Schon häufig vie- le Jahre vor einer intestinalen Mani- festation, also bereits im Kindesal- ter, sind die beschriebenen Verände- rungen nachweisbar und müssen den Kundigen auf die Familienanamne- se und die spätere Perspektive des betroffenen Patienten hinweisen.

Eventuell wäre es auch sehr hilf- reich, im Rahmen der Selbsthilfe- gruppen den Hinweis auf das vorbe- schriebene Faktum zu bringen.

Prof. Dr. Dr. Egbert Machtens Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie — plastische Operationen

Ruhr-Universität Bochum In der Schornau 23/25 W-4630 Bochum 7

Schlußwort

Die Zuschrift von Machtens gibt uns die Möglichkeit, die diagnosti- sche Wertigkeit der extrakoloni- schen Manifestationen bei FAP er- gänzend zu kommentieren. Hierbei sind bezüglich der Manifestationen im Kieferbereich zwei Aspekte zu berücksichtigen:

1. Die Häufigkeit der Befunde bei FAP-Patienten im Vergleich zur Normalbevölkerung und ihre diagno- stische Wertigkeit.

2. Notwendige Konsequenzen, die sich aus der Erhebung eines ent- sprechenden Kieferbefundes als Zu- fallsbefund ergeben.

ad 1: Osteome beziehungsweise Exostosen als extrakolonische Mani- festation bei FAP treten vor allem im Bereich des Gesichtsschädels und des Kiefers auf. Die Literaturan-

gaben über die Häufigkeit von Osteomen bei FAP sind allerdings sehr unterschiedlich, mit Werten zwischen 11 Prozent und 93 Prozent.

Über die Prävalenz von Osteomen in der Normalbevölkerung liegen nur wenige Zahlen vor. Bülow gibt für Dänemark eine Prävalenz von 4,3 Prozent an, in Japan wurde eine Prä- valenz von 6 Prozent ermittelt. Be- züglich der diagnostischen Wertig- keit der oft sehr kleinen Osteome wird verschiedentlich auf die Schwie- rigkeit hingewiesen, sie von osteo- sklerotischen Arealen infolge unspe- zifischer Entzündungen zu differen- zieren, die ein häufiger radiologi- scher Nebenbefund seien.

Über die Häufigkeit des Auftre- tens anderer Manifestationen der FAP im Kieferbereich, wie sie von Machtens genannt werden, liegen ebenfalls keine genauen Zahlenan- gaben vor. Außerdem finden sich zum Beispiel retinierte oder verla- gerte Zähne nicht selten als Zufalls- befund bei Panoramaschichtaufnah- men auch in der Normalbevölke- rung.

Diese Ergebnisse erklären unse- re Zurückhaltung in der regelmäßi- gen Anfertigung von Kieferschicht- aufnahmen als Screening-Methode für FAP-Risikopersonen. Hierzu be- darf es weiterer Untersuchungen zur Ermittlung der tatsächlichen Häufig- keit extrakolonischer Manifestatio- nen im Kieferbereich bei FAP.

ad 2: Wir stimmen Machtens zu, daß man umgekehrt bei jeder zufäl- lig entdeckten Exostose und jedem Osteom im Panoramaschichtbild an FAP denken und eine weiterführen- de Diagnostik einleiten sollte. Da man heute weiß, daß es sich bei etwa 45 Prozent der Indexpatienten aus FAP-Familien um Neumutationen handelt, darf man die Empfehlung zur Durchführung der Diagnostik nicht von einer positiven Familien- anamnese abhängig machen. Liegt eine solche positive Familienana- mnese vor, bietet sich die Möglich- keit der molekulargenetischen Un- tersuchung zur Risikoeinschätzung an, die in unserem Artikel erläutert wurde.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf die ebenfalls hohe diagnostische Bedeutung von

Hautzysten im Kindes- und Jugend- alter hinweisen. Epidermoidzysten bei FAP-Patienten finden sich vor al- lem an den Extremitäten, im Gesicht und am behaarten Kopf, während sie bei der übrigen Bevölkerung eher am Rücken zu finden sind. Epidermoid- zysten im Kindesalter mit der ge- nannten Lokalisation werden fast ausschließlich bei Kindern gefunden, die im weiteren Velauf eine FAP entwickeln.

Die konsequente Einleitung ei- ner weiterführenden Diagnostik bei der zufälligen Beobachtung von Osteomen und Exostosen im Kiefer- und Gesichtsschädelbereich sowie von Hautzysten im Kindes- und Ju- gendalter läßt auf eine verbesserte Früherkennung der FAP hoffen.

Dies gilt besonders für neu auftre- tende Fälle ohne positive Familien- anamnese für FAP.

Der Hinweis von Zundler und Walker auf die Mitteilungen über einzelne Fälle einer erfolgreichen Rückbildung von Polypen durch Su- lindac ist zweifellos interessant. Eine Anwendung in placebo-kontrollier- ten Studien ist jedoch sehr proble- matisch, weil man einer größeren Anzahl von Merkmalsträgern über Jahre die chirurgische Therapie vor- enthalten müßte. Vor kurzem ist das FAP-Gen identifiziert worden (1).

Diese Entdeckung eröffnet eine Al- ternative: Man könnte für das FAP- Gen transgene Mäuse erzeugen, die das volle Krankheitsbild einer Poly- posis entwickeln. An diesem Ver- suchstier-Modell ließen sich dann Therapieversuche durchführen.

Wenn sich ein Medikament dabei als wirksam erweist, ist die Anwendung am Menschen sehr viel eher zu rechtfertigen.

Literatur

1. Kinzler, K.; Nilbert, M. C.; Su, L.-K. et al.:

Identification of FAP locus genes from chro- mosome 5q21. Science 253 (1991) 661-665

Für die Autoren:

Prof. Dr. med. Peter Propping Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Wilhelmstraße 31

W-5300 Bonn 1

Dt. Ärztebl. 89, Heft 11, 13. März 1992 (83) A1-933

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