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Archiv "Anatomie: Jahrmarkt" (14.04.2000)

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A-952 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 15, 14. April 2000

S P E K T R U M AKUT/LESERBRIEFE

Anatomie

Zu dem Feuilleton-Beitrag „Ach, wenn’s mir nur gruselte“ von Prof. Dr.

phil. Robert Jütte in Heft 10/2000 und dem Beitrag „Anatomie für die Öffentlichkeit“, Pro von Prof Dr. med.

W. Kriz und Kontra von Prof. Dr. med.

Dr. phil. K. Bergdolt in Heft 9/2000:

Zynische Verdrehung

In seiner Kritik am Film

„Anatomie“ (den ich im Übrigen nicht gesehen habe und um den es mir hier auch nicht geht) berichtet Herr Prof. Jütte über den im Film vorkommenden Geheim- bund der Antihippokraten AAA, dessen Mitglieder an den Menschenversuchen im Nationalsozialismus beteiligt gewesen wären und die diese Experimente nun an der Hei- delberger Anatomie fortsetz- ten. In diesem Zusammen- hang schreibt Herr Prof.

Jütte: „Wie sehr offenbar der Nürnberger Ärzteprozess das Vertrauen in den ärztli- chen Stand nachhaltig er- schüttert hat, macht dieser Film deutlich. Ärzten traut man inzwischen (fast) alles zu.“

Ich möchte doch nach- drücklich darauf hinweisen, dass nicht der Nürnberger Ärzteprozess das Vertrauen in den ärztlichen Stand er- schüttert hat, sondern es wa- ren die ihm zugrunde liegen- den unmenschlichen medizi- nischen Experimente, die von SS-Ärzten und Forschern während des Nationalsozia- lismus an Häftlingen der Konzentrationslager, Juden, Kriegsgefangenen, geistig Be- hinderten und Angehörigen osteuropäischer Völker vor- genommen wurden. Wie ak- tuell das Thema immer noch

ist, zeigt die Meldung der Frankfurter Rundschau vom 13. März 2000 über die Ein- stellung der Ermittlungen ge- gen den letzten noch leben- den SS-Arzt Hans Münch.

Münch hatte nach eigenen Angaben dem KZ-Arzt Josef Mengele geholfen und einge- räumt: „Ich konnte an Men- schen Versuche machen, die sonst nur an Kaninchen mög- lich sind. Das war wichtige Arbeit für die Wissenschaft.“

Münch soll den Häftlingen für Rheuma-Studien Eiter ge- spritzt und Malaria-Versuche mit ihnen gemacht haben.

Diese Menschen verachtende Haltung vieler Ärzte und Wis- senschaftler, die in der Zeit des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt fand, ist es, die das blinde Vertrauen in die Ärzte zu Recht erschüttert hat.

Wenn nun Herr Professor Jütte den Nürnberger Prozess dafür verantwortlich macht, dass die Ärzte in dem Film ein schlechtes Image hätten, man ihnen Eitelkeit, Geld- gier, Standesbewusstsein und den Genuss ihrer Macht über Leben und Tod unterstelle – dann ist das nicht nur eine absolut zynische Verdrehung von Tatsachen und Kausa- litäten, sondern es gewährt auch einen unfreiwilligen Ein- blick in das Bewusstsein des Autors. Dies wiederum lehrt mich tatsächlich gruseln!

Dr. med. Susanne Zickler, Gartenstraße 16, 53913 Swist- tal

Jahrmarkt

. . . Könnten Sie Herrn Prof. Kriz bitten, seine Argu- mentation, in der er die Durchführung der Ausstel- lung „Körperwelten“ vertei- digt, mit Rücksicht auf den kürzlich in die Kinos gekom- menen Film „Anatomie“ zu ergänzen?

Interessant sind in diesem Zusammenhang der Ort der Handlung, Heidelberg, das im Film eingesetzte Verfah- ren zur „Plastination“ der Opfer und noch – vor allem – die verblüffende Ähnlichkeit mancher Requisiten des Hinweis: Zum The-

ma „Körperwelten“- Ausstellung hat das Deutsche Ärzteblatt auf seinen Internetseiten ein Forum eröffnet unter der Adresse: www.

aerzteblatt.de

S

eit vielen Jahren nimmt man an, dass das Glaukom („grüner Star“) auf einer Erhöhung des Augeninnendrucks beruht, in dessen Fol- ge Papillen- und Gesichtsfeldveränderungen auftre- ten, die zur Erblindung führen können. Dieses Pa- thogenese-Modell ist überaltert: Der erhöhte Augen- innendruck gilt zwar immer noch als wichtiger Risi- kofaktor, dennoch scheint es sich beim Glaukom um eine multifaktorielle Erkrankung zu handeln. So zeigten epidemiologische Untersuchungen im Rah- men der Framingham-Studie, dass circa 60 Prozent der Patienten mit glaukomatösen Gesichtsfeldausfäl- len normale Augeninnendruckwerte aufweisen.

W

ie Prof. Alon Harris (Indianapolis, Indiana) auf einem Symposium des Initiativkreises zur Glaukom-Früherkennung e.V. in Köln berichtete, nehmen vaskuläre Faktoren – Störung der Gefäßautoregulation sowie Minderdurchblutung von Retina und Sehnervenkopf – pathogenetisch minde- stens denselben Stellenwert ein wie die Drucker- höhung. Harris und andere konnten mittels neuester Technologien (Scanning-Laser-Fluoreszein-Angio- graphie, Farbduplex-Sonographie) zeigen, dass oku- läre Durchblutungsstörungen bei Normaldruck-Glau- kom häufig assoziiert sind mit systemischen (Gefäß-) Erkrankungen wie Atherosklerose, Diabetes melli- tus, peripheren Vasospasmen und Migräne. Die Glaukomforschung hat sich daher verstärkt den vas- kulären Risikofaktoren zugewendet.

M

ehr als drei Millionen Menschen in Deutsch- land leiden an einer Vorstufe des Glaukoms, meist ohne es zu wissen. Um schwerwiegen- de Folgen eines nicht entdeckten Glaukoms zu ver- meiden, bieten die Ophthalmologen eine Vorsorge- untersuchung (Tonometrie) als individuelle Gesund- heitsleistung an. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. hat sich wiederholt um die Ein- führung einer Früherkennungsuntersuchung des Glau- koms in den Leistungskatalog der GKV bemüht. „Ist durch den Nachweis von Risikofaktoren eine Ge- fährdung bezüglich Glaukom gegeben, so sollte die Vorsorgeuntersuchung die Messung des Augeninnen- druckes, die Beurteilung der Sehnervenscheibe und – im Verdachtsfall – die Überprüfung des zentralen Ge- sichtsfeldes mit problemorientierter Untersuchungs- technik einbeziehen. Dies ist nicht nur medizinisch notwendig, um auch Fälle von Normaldruckglaukom aufzudecken, sondern auch gesundheitsökonomisch effektiv und sinnvoll“, so Prof. Günter Krieglstein (Universität Köln). Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

Glaukom

Vaskuläre Faktoren

lange unterschätzt

(2)

Films mit den Präparaten der Ausstellung. Zuschauer könnten leicht die einen mit den anderen verwechseln, wenn denn überhaupt Model- le verwendet wurden.

Diese Art multimedialen Gesamtkonzepts zur „Auf- klärung medizinischer Laien“

durch eine Ausstellung zum Film mit einem Film zur Aus- stellung hat Herr Prof. Kriz nach dem Tenor seiner Äu- ßerung wohl sicher nicht ge- meint. Mir scheinen Pro und Kontra bezüglich der Aus- stellung „Körperwelten“ klar entschieden und die Befürch- tungen von Herrn Prof. Berg- dolt noch übertroffen. Hier triumphiert – was immer Herrn von Hagens Ziele und Motive früher gewesen sein mögen – der Jahrmarkt.

Priv.-Doz. Dr. med. C. W.

Zimmermann, Neurologi- sche Abteilung des St. Josef- Hospitals, Mülheimer Straße 83, 46045 Oberhausen

Grenzen überschritten

Menschen, die ihren Kör- per der Anatomie in Deutsch- land zur Ausbildung von Medizinstudenten zur Verfü- gung stellen, haben sich aus- nahmslos zu Lebzeiten damit einverstanden erklärt. Dies ist insbesondere in vielen to- talitären Staaten nicht so und wird zu Recht heftig kriti- siert, obwohl mit dem Studi- um dieser Körper immerhin Ärzte ausgebildet werden.

Die Verstorbenen, deren Körper man in „Körperwel- ten“ zur Schau stellt, hat nie- mand gefragt, ob diese Dar- stellung ihrer Körper in ihrem Sinne ist. Darf man sie mit Hinweis auf die künstleri- sche Freiheit oder auf ein In- formationsbedürfnis medizi- nischer Laien trotzdem aus- stellen?

Es geht nicht darum, dass hier der mündige Bürger ein ihm lange verwehrtes „Recht auf Aufklärung“ erhält, denn anatomische Präparate las- sen sich mit modernen Kunst- stoffen und anderen Materia- lien sehr realistisch nachbil- den. Mit so einer Ausstellung ließe sich aber nur wenig

Aufsehen erregen. Der Reiz von „Körperwelten“ liegt darin, dass „echte“ Leichen vorgeführt werden. „Körper- welten“ ist ein Überschreiten ethischer Grenzen, und nicht nur wir Ärzte sollten uns von dieser Ausstellung distanzie- ren.

Dr. med. Christiane Blass, Lönsweg 9, 38110 Braun- schweig

Drogenpolitik

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Dorn- röschenschlaf“ von Dr. med. Eva A.

Richter in Heft 9/2000:

Schwer verständlich

Es ist schwer verständlich, warum man sich bei der Dro- genpolitik nicht wenigstens auf einen kleinen gemeinsa- men Nenner einigen kann.

Es ist unbestritten, dass die bisherige Drogenpolitik international keine durch- greifenden Erfolge aufzuwei- sen hat. Es ist weiterhin unbe- stritten, dass Prävention und Therapie absolute Priorität haben, aber man kann doch nicht leugnen, dass, wie bei jeder Krankheit, auch hier die Prophylaxe nicht immer greift und die Therapie nicht immer Erfolg hat. Viele blei- ben, trotz aller Anstrengun- gen, auf der Strecke, und auch hier handelt es sich um kranke Menschen, die wir nicht einfach der Straße über- lassen können, die Zuspruch und Zuwendung brauchen und bei denen wir, durch bes- sere hygienische Verhältnis- se, Begleiterkrankungen, ins- besondere Aids und Hepati- tis, einschränken können. Da- zu können Fixerstuben bei- tragen – das ist vielleicht nicht viel, aber es ist wenigstens ein Anfang.

Es ist in meinen Augen unärztlich, dieses bescheide- ne Angebot menschlicher Zu- wendung an nicht mehr zeit- gemäßen und engherzigen Postulaten scheitern zu las- sen.

Dr. med. Alexander Kayser, Birkenwaldstraße 165 c, 70191 Stuttgart

Neue Probleme

Das Problem in der ärztli- chen Fürsorge für drogenab- hängige Menschen sind nicht die Fixerstuben. Das ist ein politisch hochgespieltes The- ma, auf das wir Ärzte nicht

„abfahren“ sollten. Denn Fi- xerstuben wird es immer nur in sehr begrenzter Zahl ge- ben, für einen extremen Kleinkreis von Drogenab- hängigen und für eine ausge- suchte Klientel – damit man hinterher auch Erfolge doku- mentieren kann. Gegen das alles ist nichts einzuwenden.

Bei der Mehrzahl der sub- stituierten Drogenabhängi- gen entsteht aber ein Pro- blem, auf welches merkwür- digerweise bisher kaum hin- gewiesen wird: Je erfahrener die Substitution geschieht, je besser die Sucht- und ander- weitige psychosoziale Betreu- ung wird, desto weniger be- stehen Aussichten, dass der Drogenabhängige aus sich selbst heraus irgendwann und auf Dauer clean wird. Das heißt: Mit allen Maßnahmen der letzten zehn Jahre, die ärztlich absolut zu rechtferti- gen sind, erreichen wir leider, dass viele Drogenabhängige bis ins Alter hinein abhängig, substitutions- und sozialhilfe- bedürftig sein werden. Das schafft neue Probleme, die endlich der Diskussion be- dürfen.

Dr. med. Albrecht Kühn, Methadon-Kommission bei der KV Südwürttemberg, Kelternstraße 2, 72070 Tü- bingen

Nicht dienlich für den Weg aus der Sucht

Die Erleichterung über die Schaffung der gesetzli- chen Grundlage für die Eröff- nung von Fixerstuben in Deutschland ist aus der Sicht des klinischen Psychiaters schwer nachzuvollziehen. An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Bürger- hospitals in Stuttgart betrei- ben wir eine Drogenentgif- tungsstation „DEMOS“ mit 20 Plätzen und behandeln

darin etwa 500 Drogenabhän- gige pro Jahr. Von daher sind wir mit dem Elend auf der Drogenszene durchaus täg- lich konfrontiert. Auch wenn in das Gesetz der Hinweis aufgenommen wurde, dass in den Fixerstuben in Richtung Abstinenz beraten werden solle, ist doch klar, dass die Praxis in Richtung einer Er- leichterung des Drogenkon- sums geht, wenn auch nur für eine Randgruppe. Dieser Auffassung ist insbesondere der Internationale Rat für Drogenkontrolle, der es nicht ganz so leicht nimmt wie das DÄ, wenn ein Gesetz in Deutschland erlassen wird, das gegen Geist und Buchsta- ben der bisher abgeschlosse- nen internationalen Verträge verstößt. Natürlich hat sich vieles gewandelt, aber dass wir weniger Drogen brauchen, und nicht mehr, und dass wir Drogenabhängigen helfen müssen, aus der Sucht hinaus- zufinden, das hat sich nicht gewandelt.

Die Schaffung von Fixer- stuben orientiert sich an den Verhältnissen in der Schweiz.

Sie spielt eine Vorreiterrolle im Hinblick auf akzeptieren- de Drogenhilfsmaßnahmen.

Dabei muss allerdings gese- hen werden, dass die Schweiz mit ihrer liberalen Drogenpo- litik ein Desaster im eigenen Land angerichtet hat. Dort existiert die höchste Zahl von Drogenabhängigen und Dro- gentoten in Europa, bezogen auf die Bevölkerungszahl.

Die Verhältnisse in Deutsch- land sind damit überhaupt nicht zu vergleichen.

Aber nicht nur das negati- ve Beispiel mit ihrer geschei- terten Drogenpolitik bis hin zur Heroinvergabe sollte uns warnen, sondern auch der Umstand, dass es in der Medi- zin im Umgang mit Krank- heiten keine Akzeptanz ge- ben kann, sondern nur Dia- gnose, Therapie und Präven- tion. Wie soll die Motivation für den Ausstieg aus der Sucht erzeugt werden, wenn der Zugang zum Suchtmittel und sein Konsum erleichtert werden? Wer das Drogenpro- blem lösen will, muss ent- A-954 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 15, 14. April 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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Selbsthilfegruppen

Zu dem Beitrag „Erfolgreiche Koope- ration am Beispiel der Diabetologie“

von Dr. med. Hans-Peter Filz et al. in Heft 9/2000:

Guter Artikel

Vielen Dank für den gu- ten Artikel über die Arbeit der Selbsthilfegruppen. Ich arbeite in einer Psychosoma- tischen Fachklinik und bin speziell mit der Betreuung von Patienten mit chroni- schem Tinnitus befasst. So- wohl mit der lokalen SHG als auch mit der Deutschen Tin- nitus Liga e.V. in Wuppertal arbeiten wir gerne und mit guten Ergebnissen zusam- men. SHG können weit mehr sein als Grüppchen, in denen sich die Mitglieder nur in der Schilderung ihres Leidens ergehen. Insbesondere die DTL versteht sich als Mittler zwischen Therapeuten und Patienten und gibt Hilfestel- lung für beide Seiten. Ich empfehle meinen Patienten bereits während des sta- tionären Aufenthaltes eine erste Teilnahme an der loka- len SHG (tagt in unserer Kli- nik) und mindestens einen weiteren Besuch am Heimat- ort.

Ich denke, es ist wichtig, den Kollegen ins Bewusstsein

zu bringen, dass SHG die ärztliche Arbeit sehr gut er- gänzen können. Und auch, dass diese Organisationen den Ärzten im Sinne einer externen Qualitätssicherung

„auf die Finger schauen“, empfinde ich eher als An- sporn denn als lästige Kon- trolle.

Dr. med. Frank Matthias Ru- dolph, Prinz-Friedrich-Karl- Straße 7, 55543 Bad Kreuz- nach

Freie Arztwahl

Zu der Glosse „Mutterschaftsvorsorge nach Lieschen Müller“ von Dr. med.

Martin Hesse in Heft 7/2000:

Humorvoll

. . . Abgesehen von die- ser humorvollen Darstellung, bleibt natürlich dem auf- merksamen Leser nicht ver- borgen, dass hier auch mas- sive Kommunikationsproble- me oder auch Fehler in der Anamneseerhebung aufge- zeigt worden sind: Vielleicht ist es schlicht vergessen wor- den, aber der Kollege hätte zumindest darauf hinweisen müssen, dass zielgerichtete Befragung auf Vorbehandler von der Patientin verneint worden sind. Erst dann ist das Verhalten der Patientin an- greifbar.

A-956 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 15, 14. April 2000

S P E K T R U M LESERBRIEFE

schlossen politisch handeln, indem er sich gegen die weite- re Verbreitung von Drogen wendet, nicht aber dieselbe fördert und damit die Krank- heit Sucht bei den einzelnen Süchtigen verfestigt und ver- tieft, was schon das Reichsge- richt in ständiger Rechtspre- chung als Körperverletzung angesehen hat. Es geht um ei- nen Weg aus der Sucht her- aus, und dem dienen Fixer- stuben nicht. Auch die Bera- tungsklausel, die nachträglich eingefügt worden ist, wird hier keine nennenswerte Be- deutung haben.

Den Preis der Sucht zah- len übrigens nicht nur die Kranken, sondern auch die Gesellschaft. Dass das Dro- genproblem in den letzten Jahren in Deutschland nicht weiter ausgeufert ist, dürfte vor allem auf die Maßnah- men zur Bekämpfung der Sucht und auf die Vielzahl von therapeutischen Einrich- tungen für Suchtkranke beru- hen, die es mittlerweile bei uns gibt und die durchaus er- folgreich arbeiten.

Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Täschner, Klinik für Psychia- trie und Psychotherapie des Bürgerhospitals, Tunzhofer Straße 14-16, 70191 Stuttgart

Vorsicht und Sorgfalt sind angemessen

Seit acht Jahren bin ich als Arzt im stationären und jetzt auch im ambulanten Bereich tätig und habe in dieser Zeit sowohl Erfahrungen mit Pati- enten aus dem Drogen- und Suchtbereich gemacht als auch dieses Thema intensiv im politischen Raum beglei- tet.

Die Hamburger CDU un- terstützt seit Jahren die Ein- richtung von Fixerstuben in der Stadt, weil sie einerseits Süchtige unterstützen kön- nen, andererseits aber auch die Stadtteile der offenen Drogenszene vor dem öffent- lichen Konsum mit allen sei- nen Folgen entlasten. Ich weiß aber auch, dass viele in der CDU den Weg der Groß- städte nicht mitgehen, weil

sie diese als wenig beispiel- hafte Drogenzentren empfin- den, und an andere Lösungen glauben. Dabei spielt manch- mal auch Ideologie eine Rol- le, denn die Situation im ländlichen und kleinstädti- schen Raum entspricht ein- fach nicht der Situation der Großstädte. Aber auch die Befürworter der Fixerräume sind oft ideologisch gefangen:

Gesundheitsräume sind nicht fortschrittlich und modern, sondern eine Notmaßnahme, eine Verzweiflungstat, um noch Schlimmeres zu verhü- ten. Völlig offen ist, ob sie auch für die Zukunft noch das geeignete Instrument sein werden, wenn der hoch- riskante Mischkonsum der

unterschiedlichsten Substan- zen und die zunehmenden Probleme mit Crack und der daraus resultierenden unkontrollierbaren Aggres- sivität die Möglichkeiten des Konsumraums an seine Grenzen führen. Auch der hohe Anteil derer, die paral- lel dazu im Methadonpro- gramm substituiert werden, ist sicherlich eine Schatten- seite dieser Einrichtungen.

Die rechtliche Absicherung ist zu begrüßen, dennoch sind gerade aus ärztlicher Sicht Vorsicht und Sorgfalt ange- messen.

Dietrich Wersich, Gesund- heitspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaft, Erika- straße 67, 20252 Hamburg

Es kann sehr wohl sein, dass die GKV eben gerade solche Vorfälle zum Anlass nimmt, darauf hinzuweisen, dass weder eine angemesse- ne Kommunikation noch ei- ne Dokumentation, wie sie ja in den neuen Geset- zen eindringlich eingefordert wird, stattgefunden hat. In- sofern hätte der nette Arti- kel dann einen Bumerangef- fekt . . .

Prof. Dr. med. Chr. Ulrich, Klinik am Eichert, 73006 Göppingen

Nicht einzigartig

Der Autor stellt einen durchaus nicht einzigartigen Fall von unkoordinierter Mehrfachinanspruchnahme dar. Dieses Phänomen findet sich in allen Fachgruppen und wird nur in diesem Fall offen- kundig, weil ein offizielles Dokument – eben der Mut- terpass – in Mehrfachaus- führung vorliegt.

Krankenkassen haben an der Aufdeckung beziehungs- weise Sanktionierung solcher Fälle nicht das geringste In- teresse, da sie bekanntlich an die KV ein Gesamthonorar mit befreiender Wirkung zah- len. Die Zeche zahlen daher – wie so oft – wir Vertragsärzte.

Dr. med. Bernhard Hoff M.S.P., Friedrich-Ebert-Stra- ße 45, 40210 Düsseldorf

Psychotherapeuten

Zu der Meldung „Höhere Vergütung für sächsische Psychotherapeuten“ in Heft 4/2000:

Wie kann es sein?

Als ausschließlich psycho- therapeutisch tätige Ärztin interessiert es mich brennend, wie es sein kann, dass die Kas- senärztliche Vereinigung in Sachsen eine angemessene Vergütung in Verhandlung mit den Krankenkassen er- zielt, die KV Westfalen-Lippe allerdings nicht . . .

Dr. med. Hilke Prüser, Weh- ringhauser Straße 25, 58089 Hagen

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