Jahrmarkt des Lebens
Ein Arzt und Maler erlebt die Baseler Faselnacht
Johann Ulrich: Morgenstraich, 1977, Öl auf Leinwand, 170x 198 cm Spektrum der Woche
Aufsätze -Notizen
FEUILLETON
Dr. Johann Ulrich, Facharzt für Ner- ven- und Gemütskrankheiten, Ju- dengasse 32, 8832 Weißenburg in Bayern, verfolgt schon seit Jahren Berichte über die interessante Base- ler „Faselnacht" in Zeitungen und im Fernsehen. Er fuhr selbst nach Basel — und dieses von ihm gemalte Bild „Morgenstraich" gibt seine Ein- drücke wieder: Die Baseler Fasel- nacht entspricht einem geheimen Volksgericht. Beim „Morgenstraich"
ziehen Cliquen auf, die beleuchtete Transparente mit Anschuldigungen tragen. Es gibt kein „Alaaf", kein
„Helau", kein Funken-Mariechen: es gibt nur einen harten, sthenischen Trommelschlag, der durch Mark und Bein geht und einen ungewohnten, synkopalen Takt hat.
Der Arzt und Maler Ulrich hat nach seinem Besuch in Basel diesen
„Jahrmarkt des Lebens" im aleman- nischen Fastnachtsstil bildlich dar- gestellt.
Als Arzt suchte er sich das Thema
„Pille" aus. Eine junge Dame hat eine „Pille" im Mund, und die Män- ner sind aufdringlich. Die Mutter, die Unheil ahnt, ist auch schon zur Stel- le. Die alte, rothaarige, schielende Dame wird aber abgedrängt.
Zum „Morgenstraich" gehören Stadtpfeifer und Trommler als ma- kaber grinsender Tod ebenso wie die traurigen Bajazzos. Mitten im Fluß kommt eine Rheinnixe auf ei- nem Fisch zur „Mittleren Rheinbrük- ke" geschwommen. Die Sonne ist im Kommen. Eine große Fledermaus fliegt noch über den Köpfen einiger Atomphysiker, der „Magier" der heutigen Zeit . . . U/Häu
Neurologie
Renä Leriche (1897 bis 1955), der in Lyon, Straßburg und den USA Pa- thologie und Chirurgie lehrte. Er entdeckte die Bedeutung des vege- tativen Nervensystems. Als erster Chirurg führte er Durchtrennungen des Nervus sympathicus zur Be- handlung von Durchblutungsstö- rungen durch (Abb. 16).
Zu erwähnen ist auch der Arzt, Re- volutionär und Dichter Georg Büch- ner (1813 bis 1837), der als Privatdo- zent in Zürich über Schädelnerven
las. Der Dichter des „Danton" und des „Woyzeck" verstarb mit 23 Jah- ren am Typhus (Abb. 17).
Eine große Aufgabe ist dem Psychia- ter heute in der Bekämpfung des
Drogenmißbrauches und seiner Fol- gen gestellt. Doch wird er allein die- se Aufgabe nicht lösen können. Die Mithilfe der ganzen Bevölkerung ist notwendig. Zwei Marken sollen auf die besonders unserer Jugend dro- henden Gefahren aufmerksam ma- chen (Abb. 18 und 19).
Abschließend sei die Gedenkmarke zum 400jährigen Bestehen der Uni- versität Leiden aufgeführt, die ein Gehirn darstellt mit einem Fenster in eine schöne, friedliche Welt (Abb.
20).
Literatur
Diepgen, P.: Geschichte der Medizin, 2. Aufl., de Gruyter, Berlin 1959 — Lemke, R.: in Meyer- Steinegg — Meyer-Steinegg, Th.: Geschichte der Medizin, 4. Aufl. Fischer, Jena 1950 — Mi- chel-Katalog Europa 1974: Schwaneberger Verlag GmbH, München — Scharfenberg, G.:
Medizin und Philatelie, VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1968 — Sigerist, H.: Große Ärzte, Lehmann, München 1959 — Thorwald, J.:
Macht und Geheimnis der frühen Ärzte, Droe- mer-Knaur, München 1962 — Wallossek, Dr. R.:
Der Arztberuf — philatelistisch porträtiert in:
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, H. 14/1976, S.
1030.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med.
Hans Hermann Dietrich Kreiskrankenhaus Frankenberg-Eder 3558 Frankenberg
274 Heft 5 vom 2. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT