3,0
1,6 4,7
8,4 1,1 2,9 1,3
51,0 10,4 18,3 16,5
6,1 9,5 6,3 12,6
Gesamtkosten 100,0) 176,5 1,8
Personal 44,5 45,6 1,0
Sonstige 45,5 75,2 1,7
Fremdleistungen Arzneimittel - Zytostatika - Antibiotika - Blutprodukte
Tabelle: Aufschlüsselung der Pflegetage und Kosten pro Pflegetag auf nicht-onkologischen und auf onkologischen Stationen
Nicht- onkologische
Stationena)
Onkologische Stationen")
Faktor
Pflegetage insgesamt
52 241 25 416
Onkologische Patienten
7 858 (15%) 16 769 (66%)
Nicht-onkolo- gische Patienten
44 383 (85%) 8 647 (34%)
a) Durchschnittswerte von acht Stationen ohne Aufnahmestation, Intensivstation, nuklearme- dizinischer Kontrollbereich.
b) Durchschnittswerte von vier Stationen ohne Knochenmarktransplantationsstation, C) Gesamtkosten je Pflegetag auf nicht-onkologischen Stationen = 100,0.
THEMEN DER ZEIT
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Erfahrung
der Klinikärzte beeinflußt
Therapiekosten
Stationäre onkologische und nicht-onkologische Patienten im Kostenvergleich In den letzten Jahren wurden.
erhebliche Anstrengungen un- ternommen, um die Kosten im Gesundheitswesen der Bun- desrepublik zu dämpfen. Ent- scheidungsgrundlagen im sta- tionären Bereich wie . in allen anderen Bereichen sollten fun- dierte Kostenanalysen
sein. In vorliegendem Beitrag werden die Krankenhauskosten von on- kologischen und nicht-onkolo- gischen Patienten an der Klinik für Innere Medizin der Univer- sität Ulm miteinander vergli- chen. Eine Darstellung der Strukturmerkmale der Klinik, der Definition der wirtschaft- lichen Einheiten, der Zuord- nung der Kosten und Auswahl der Teilkosten ist an anderer Stelle*) veröffentlicht.• Leistungsvergleich
Die Analyse stützt sich auf Da- ten von 4 966 Behandlungsfällen, die in der Medizinischen Klinik der Uni- versität Ulm 1987 versorgt wurden.
Mit Ausnahme von Spezialstationen (Aufnahmestation, Intensivstation, Nuklearmedizinischer Kontrollbe- reich, Knochenmark-Transplanta- tionsstation) wurden 77 657 Pflege- tage geleistet. 33 Prozent der Pflege- tage entfielen auf onkologische Sta- tionen. Der relative Anteil der Pfle-
*) Porzsolt, F., Voigt, W., Stemmer, B., Baier, R., Müller, A. und Heimpel, H.: Krankenhaus- kosten onkologischer und nicht-onkologischer Patienten, in: Das Krankenhaus. (1989) Im Druck
getage onkologischer Patienten be- trug 66 Prozent auf onkologischen Stationen. Demgegenüber entfielen 85 Prozent der Pflegetage von nicht- onkologischen Stationen auf nicht- onkologische Patienten (Tabelle oben).
Die durchschnittliche Verweil- dauer onkologischer Patienten be- trug 19,4 Tage, während nicht-onko- logische Patienten durchschnittlich 14,7 Tage in der Klinik waren. Dem- entsprechend war die Verweildauer auf onkologischen Stationen mit 19 Tagen etwas länger als auf nicht-on- kologischen Stationen.
Die durchschnittliche Verweil- dauer nicht-onkologischer Patienten war auf onkologischen Stationen (13,9 Tage) und auf nicht-onkologi- schen Stationen (14,8 Tage) etwa gleich. Im Gegensatz dazu war die Verweildauer onkologischer Patien- ten auf onkologischen Stationen (23,1 Tage) im Durchschnitt eine Woche länger als auf nicht-onkologi- schen Stationen (14,1 Tage).
• Kostenvergleich
Die Tabelle zeigt, daß die Ge- samtkosten je Pflegetag auf onkolo- gischen Stationen um den Faktor 1,8 höher waren als auf nicht-onkologi- schen Stationen. Bei den Personal- kosten war kein Unterschied festzu- stellen. Die Fremdleistungen (Lei- stungen außerhalb der Universität) waren um den Faktor 3 erhöht, und die Arzneimittelkosten lagen auf on- kologischen Stationen 6fach höher als auf nicht-onkologischen Statio- nen. Bei einer Aufschlüsselung der Arzneimittelkosten ergeben sich er- hebliche Unterschiede bei den Ko- sten für Blutprodukte, Zytostatika und Antibiotika.
Unter Berücksichtigung aller stationären Bereiche der Inneren Medizin zeigt sich, daß etwa die Hälfte der Kosten auf onkologische Stationen zu beziehen sind, während nur etwa ein Drittel der Pflegetage auf onkologische Stationen entfal- len. Da die Anzahl der Pflegetage A-2524 (32) Dt. Ärztebl. 86, Heft 37, 14. September 1989
onkologischer Patienten auf nicht- onkologischen Stationen und die Zahl der Pflegetage nicht-onkologi- scher Patienten auf onkologischen Stationen etwa identisch ist, kann ausgesagt werden, daß etwa ein Drit- tel der Pflegetage auf onkologische Stationen entfällt. Um die anfallen- den Kosten abzudecken, müßte der durchschnittliche Pflegesatz für on- kologische Patienten etwa das Dop- pelte eines nicht-onkologischen Pa- tienten betragen.
Die Untersuchung ergab jedoch, daß die Verweildauer onkologischer Patienten erheblich variieren kann.
Die Verweildauer onkologischer Pa- tienten, die auf onkologischen Sta- tionen versorgt wurden, war deutlich länger als die Verweildauer onkolo- gischer Patienten auf nicht-onkologi- schen Stationen.
Durch die Zahlen wird die Er- wartung bestätigt, daß die erforder- liche klinische Betreuung unter den onkologischen Patienten erheblich variieren kann. Diese deutliche Va- riation war bei den nicht-onkologi- schen Patienten, die auf onkologi- schen beziehungsweise nicht-onkolo- gischen Stationen versorgt wurden, nicht festzustellen. In der Ulmer Kli- nik mag der hohe Anteil hämatolo- gisch-onkologischer Patienten diesen Unterschied erklären.
Erstaunlich ist, daß die Perso- nalkosten auf onkologischen und nicht-onkologischen Stationen gleich sind (Knochenmark-Transplanta- tions-Stationen ausgenommen). Da nicht zu bezweifeln ist, daß auf onko- logischen Stationen der pflegerische Aufwand für onkologische Patienten um den Faktor 1,5 bis 2,0 und der ärztliche Aufwand etwa um den Fak- tor 3,0 höher einzustufen ist als für nicht-onkologische Patienten, kann aufgrund der Analyse eine personel- le Unterbesetzung onkologischer Stationen festgestellt werden. Die Anhaltszahlen für den Personalbe- darf in der stationären Krankenver- sorgung sehen bei onkologischen Betten für den Pflegedienst einen Schlüssel von 1:1,75 und bei Normal- pflegebetten einen Schlüssel von 1:3,29 vor; im ärztlichen Dienst lie- gen diese Zahlen bei 1:5,6 bzw. 1:17.
Eine Umsetzung dieser Schlüssel konnte bisher in den Pflegesatzver-
handJungen nicht im erforderlichen Umfang realisiert werden.
Die detaillierte Analyse der Ausgaben ergab, daß sich zwar Un- terschiede in den Fremdleistungen zwischen onkologischen und nicht- onkologischen Stationen zeigten.
Diese Unterschiede fallen jedoch nicht sehr stark ins Gewicht, da die durchschnittlichen Ausgaben für Fremdleistungen auf nicht-onkologi- schen Stationen pro Pflegetag im Schnitt nur 3,40 DM betrugen.
e
Bedeutsam:Arzneimittelkosten Wesentlich bedeutender sind die Ausgaben für Arzneimittelko- sten. Die Ausgaben für Blutproduk- te, Zytostatika und Antibiotika auf onkologischen Stationen lagen 6- bis 12fach höher als auf nicht-onkologi- schen Stationen und erreichten auf onkologischen Stationen die Grö- ßenordnung der gesamten Personal- kosten. Diese Unterschiede sind durch die Besonderheit der Patien- tengruppe zu erklären. Bei der Dis- kussion möglicher Einsparungen werden die zuletzt genannten Ausga- ben weiter zu analysieren· sein.
~ Die Praxis zeigt: Die persön- liche Erfahrung des Stationsarztes beeinflußt die Umsetzung der schriftlich festgelegten Richtlinien zur Verwendung dieser Medikamen- te. Es ist durchaus vorstellbar, daß Einsparungen bei Blutprodukten, Zytostatika und Antibiotika zu erzie- len sind, wenn ausreichend erfahrene Ärzte hinreichend zur Verfügung ste- hen, um jede einzelne dieser kosten- intensiven Therapieentscheidungen selbst tragen zu können.
~ Es ist zu erwarten, daß die hierdurch entstehenden Mehrausga- ben für Personal durch Einsparun- gen bei der Arzneimitteltherapie kompensiert werden können.
Anschrift des Verfassers:
Privat-Dozent
Dr. med. Pranz Porzsolt Abteilung Innere Medizin III und Tumorzentrum Klinikum der Universität Ulm
Oberer Eselsberg/7900 Ulm
Aus der Sicht ••
der Okonomie:
Plädoyer für
gestufte Versorgung
Erhebliche Zweifel an den von der Bundesregierung erhofften
"Spar- und Rationalisierungseffek- ten" im Zuge der stufenweisen Um- setzung der Strukturreform im Ge- sundheitswesen ("Gesundheits-Re- formgesetz") hat Gesundheitsöko- nom Prof. Dr. Siegfried Eichhorn, der langjährige Leiter des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), Düssel- dorf, anläßlich einer Expertentagung der DeJitschen Zentrale für Volksge- sundheitspflege e. V. geäußert.
Die mit vielen Kompromissen durchgesetzte erste Stufe der "Struk- turreform" beschränkt sich nach Eichhorns Diskurs weitgehend auf
TAGUNGSBERICHTE
eine konsequente Fortsetzung der von der sozialdemokratisch-liberalen Regierungskoa_lition ab Mitte 1977 eingeleiteten Stafette von Kasten- dämpfungsmaßnahmen - ergänzt und garniert mit einigen zaghaften Ansätzen zu einer Struktur-evolutio- nären Weiterentwicklung des Sy- stems, etwa im Arznei-, Heil- und Hilfsmittelbereich ("Festbetragsre- gelungen").
Gesundheitsökonom Eichhorn zweifelt daran, ob die Selbstverwal- tung tatsächlich in der Lage ist, die im Gesetz vorprogrammierten dra- stischen Einschnitte in das soziale Netz und Leistungsbegrenzungen ohne Anlaufprobleme umzusetzen.
Experten der Leistungserbringer ebenso wie die Krankenkassen mei- nen, die Selbstverwaltung werde in ihrer Kompetenz und in ihrem Durchsetzungsvermögen über- schätzt.
~ Als gravierende Schwachstel- le des Gesundheitssicherungssystems bezeichnete Eichhorn die "starre Trennung von ambulanter und sta- tionärer Krankenversorgung". Auch die "vertikale Versäulung" der ver- Dt. Ärztebl. 86, Heft 37, 14. September 1989 (33) A-2525