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Archiv "Gerhard Schröder: Zeit von Forschung zum Produkt zu lang" (12.12.1997)

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Fast genau ein Jahr nach der Markteinführung erhält der Wirkstoff Saquinavir von Hoffmann-La Roche den In- novationspreis der Pharma- zeutischen Zeitung (PZ).

„Die immensen Aufwendun- gen und Aktivitäten der Grundlagenforschung für die Proteasehemmer sowie die Ergebnisse der klinischen

Studien hatten die Jury zu dieser Entscheidung be- wegt“, so PZ-Chefredakteur Dr. Hartmut Morck.

Retrovirale Proteasen wurden bereits 1977, also vor der Entdeckung des HI-Vi- rus, identifiziert; Jahre später wurde dann deutlich, daß sie einen geeigneten Angriffs- punkt für die Hemmung der HIV-Replikation darstellen.

Die retrovirale Protease ist nämlich die einzige Protease, die die Bindung zwischen Prolin und den aromatischen Aminosäuren Phenylalanin beziehungsweise Tyrosin spal- tet und so spezifisch gehemmt werden kann, ohne daß die Aktivität menschlicher Pro- teasen, wie Pepsin oder Re- nin, beeinträchtigt wird.

Saquinavir – mit Hilfe ei- nes computergestützten Drug Designs entwickelt – hemmt die virale Protease bereits in Konzentrationen unter 0,1 nmol/l in vitro. Zur Hem- mung menschlicher Protea-

sen sind dagegen mindestens 10 000mal höhere Konzen- trationen erforderlich. Neben der hohen Selektivität für HI- Viren zeigt Saquinavir (Invi- rase®) auch eine große thera- peutische Breite: Zytotoxi- sche Wirkungen treten erst in Konzentrationen auf, die um den Faktor 1 000 über den an- tiretroviral wirksamen Kon-

zentrationen liegen. Wie alle antiretroviral wirksamen Substanzen kann auch Saqui- navir resistente HIV-Mutan- ten selektieren. Das Risiko für Doppelmutationen durch Saquinavir ist aber ausge- sprochen gering, und auch Einzelmutationen kommen bei Saquinavir seltener als bei einigen anderen Protease-

hemmern vor. Erst durch die Kombination eines Protease- hemmers mit zwei Hemm- stoffen der Reversen Trans- kriptase ist es möglich gewor- den, die Viruskonzentration im Plasma (viral load) langfri- stig unter die Nachweisgren- ze zu senken und das Risko für die Selektion resistenter HIV-Mutanten deutlich zu verringern. Die Tripelthera- pie wird daher heute als The- rapiestandard angesehen.

Die Vereinfachung des Ein- nahmemodus ist ein wesentli- ches Ziel weiterer Forschung.

Einen großen Fortschritt stellt in dieser Hinsicht auch die Weiterentwicklung von Saquinavir in einer neuen ga- lenischen Form dar. Unter dem Warenzeichen Fortova- se wird das neue Arzneimittel bereits in einigen Wochen in den USA eingeführt. Die eu- ropaweite Zulassung ist be-

antragt. EB

A-3428 (0) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 50, 12. Dezember 1997

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Apotheker würdigen Proteasehemmer

Saquinavir erhält Innovationspreis

Schematische Darstellung der Wirkung von Saquinavir Foto: Hoffmann-La Roche

„Die Globalisierung der Märkte erfordert eine neue Ausrichtung der Märkte.“ Mit dieser Feststellung verband der niedersächsische Minister- präsident und Präsident des Bundesrates, Gerhard Schrö- der (SPD), vor Vertretern aus dem deutschen Gesundheits- wesen in Hamburg eine Kritik an den „politischen, ökonomi- schen und intellektuellen Eli- ten in Deutschland, die wieder beginnen müßten, die Stand- ortdebatte vom Kopf auf die Füße zu stellen.“ Bei dem

„2. Glaxo-Wellcome-Forum“, zu dem die deutsche Tochter des weltweit größten Phar- maunternehmens eingeladen hatte, betonte Schröder, daß das Verhältnis von Staat und Wirtschaft neu geordnet wer- den müsse, um international wettbewerbsfähig zu sein.

In vier Bereichen sieht der SPD-Politiker Hindernisse für die wirtschaftliche Ent- wicklung Deutschlands. So seien die Entwicklungszeiten für die Umsetzung von For- schungsergebnissen in ver- marktbare Produkte zu lang.

Erforderlich sind laut Schrö- der verstärkte Investitionen in Forschung und Entwick- lung und ein Dienen der staatlichen Behörden, die die Wirtschaft als Kunden be- greifen müssen: „Wir müssen eine Kultur schaffen, die sich

durch das Gelingen, nicht das Verhindern von Projekten begeistern läßt.“

Zwar müßten Deutschland und Europa Hochlohn-Regio- nen bleiben, um allen Be- schäftigten eine gerechte Teil- habe am Ergebnis des Wirt- schaftens zukommen zu las- sen. Zugleich müsse aber die Organisation der Arbeit so

flexibel und variabel gestaltet werden, daß der Lohnanteil in bestimmten Grenzen gehalten werde. Der Wert von Volks- wirtschaften liege künftig mehr in „wissensbasierten Produkten“, also „in den Köp- fen der Menschen“, als in Ka- pital und Anlagevermögen.

Schröder forderte deshalb mehr Investitionen in Bildung und Ausbildung sowie eine Hierarchie-Verflachung und Dezentralisierung in Staat und

Wirtschaft. DÄ

Gerhard Schröder

Zeit von Forschung zum Produkt zu lang

In Deutschland kommen jedes Jahr mehr als 1 500 „neue“ Arzneimittel auf den Markt. Allerdings handelt es sich meist um Me- dikamente mit bereits be- kannten Wirkstoffen (Me- too-Präparate). Von Mitte 1996 bis Mitte 1997 wurden nur 34 Arzneimittel mit neu- en Wirkstoffen eingeführt;

und auch hierbei handelte es sich oft nur um Molekülmodi- fikationen bekannter Wirk- stoffe, die sich allein durch ih- re pharmakokinetischen Ei- genschaften von den übrigen Vertretern dieser Substanz- klasse unterschieden. EB

Gerhard Schröder

Foto: Landesregierung Niedersachsen

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