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ie Beanspruchung der Kranken- häuser ist infolge der Leistungs- verdichtung weiter gewachsen:Mehr als 15,5 Millionen Patienten wur- den in rund 2260 Akutkrankenhäusern mit mehr als einer Million Beschäftig- ten behandelt und versorgt. Mehr als 170 Millionen Pflegetage wurden re- gistriert. Die Gesamtverweildauer in Akutkrankenhäusern sank im Jahr 1999 von 11 auf 9,3 Tage. Dies ergab eine Umfrage des Deutschen Kran- kenhausinstituts e.V. bei 400 Kliniken im Auftrag der Deutschen Kranken- hausgesellschaft, des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte und des Verbandes der Krankenhausdirektoren („Krankenhaus-Barometer“).
Rund zwei Drittel der stationär be- handelten Patienten wurden von nie- dergelassenen Ärzten eingewiesen, da- von rund 13 Prozent als Notfälle. Die übrigen Aufnahmen resultierten aus Überweisungen von anderen Kliniken und aus so genannten Selbsteinweisun- gen. 24 Prozent aller Krankenhäuser gaben an, im vergangenen Jahr die in- ternen Schwerpunkte einzelner Fach- abteilungen infolge der Leistungsverla-
gerungen geändert zu haben. Jeweils ein Viertel der befragten Kliniken hat das Leistungsspektrum der Fall- pauschalen und Sonderentgelte bezie- hungsweise das Leistungsspektrum des Budgetbereichs ausgeweitet.
Neuland DRGs
Berichtet wird über Engpässe bei den Personalkosten. Der BAT ist im Kran- kenhaussektor nach wie vor das domi- nierende Tarifwerk; die Verwaltungslei- ter klagen allerdings zunehmend dar- über, dass die bisherige relativ infle- xible Ausgestaltung zu einer zuneh- menden Kostenbelastung werde. Viele Krankenhäuser hatten im Jahr 1999 Fachpersonal abgebaut, offene Planstel- len nur zeitweise oder überhaupt nicht besetzt und Stellen in der Aus- und Wei- terbildung gestrichen. Ein Viertel der Krankenhäuser führte Änderungen in der Ablauforganisation und bei den Ar- beitsbedingungen ein. Am häufigsten genannt wurden die Einführung fle- xibler Arbeitszeiten, eine Optimierung der Dienstplanung und eine weitere
Leistungsverdichtung. Die Klinikarbeit- geber schließen daraus, dass eine Flexi- bilisierung des BAT notwendig ist.
Große Unsicherheiten bei der Be- triebsführung der Krankenhäuser gibt es zurzeit im Hinblick auf die Umstel- lung des differenzierten Finanzierungs- und Abrechnungssystems auf durch- gängige und obligatorische diagnosebe- zogene Fallpauschalen (DRGs) nach australischem Muster – für alle Patien- tengruppen, außer der Psychiatrie. Die- se Umstellung in der Finanzierung wer- de tiefe Eingriffe bewirken.
Jeweils mehr als drei Viertel gehen da- von aus, dass das neue DRG-System zu einer stärkeren Spezialisierung sowie zu einer stärkeren Konzentration und zur Fusion von Krankenhäusern führen werde. Fast 80 Prozent der in die Be- fragung einbezogenen Krankenhäuser meinen, dass die diagnosebezogenen Fallpauschalen (Preissystem) einen ver- schärften Wettbewerb in der Kranken- hauswirtschaft auslösen werden. Etwa zwei Drittel der Befragten erwarten, dass das neue Entgeltsystem zu einer verstärkten Patientenselektion führen wird; fast drei Viertel rechnen damit, dass der Einfluss und die Verhand- lungsmacht der Krankenkassen zuneh- men wird. Andererseits wird im neuen Entgeltsystem auch eine Chance gese- hen, die Effizienz, die Transparenz und die Leistungserbringung zu verbessern.
Knapp 62 Prozent der befragten Kran- kenhausmanager erwarten, dass die in- terne Betriebssteuerung durch das DRG-System verbessert wird.
Als „dringendsten Handlungsbe- darf“ bezeichneten die Führungskräfte der Krankenhäuser die Vorbereitung auf die Umstellung auf DRGs, die Ver- besserung der Arbeitsabläufe, der Ko- stenstrukturen und der medizinischen Prozesse, und – ganz wesentlich – eine Verbesserung der Dokumentation und Kodierung. Dr. rer. pol. Harald Clade P O L I T I K
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 48½½½½1. Dezember 2000 AA3229
Seit Jahren wird behauptet, die Schließung von Kranken- häusern, der Abbau von Kran- kenhausbetten und die Redu- zierung der Verweildauer würden die Ausgaben der Krankenkassen für Krankenh- ausbehandlung senken. Die Entwicklung der Kosten seit 1991 liefert dafür keinen Be- weis. Obwohl beispielsweise in den neuen Bundesländern die Zahl der Krankenhäuser um 17, der Betten um 24 und die Verweildauer um 34 Pro- zent zurückgegangen sind, haben sich die Zahl der Fälle um 29, die Kosten pro Fall um 50 und die Gesamtkosten um 86 Prozent erhöht.