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Archiv "Chlamydien und Herzinfarkt: Studie bezweifelt Wert von Antibiotika" (20.10.2000)

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 42½½½½20. Oktober 2000 AA2737

Chlamydien und Herzinfarkt

Studie bezweifelt Wert von Antibiotika

K

önnen Antibiotika einem Herzin- farkt vorbeugen? Seit etwa fünf Jahren spekuliert man über einen Zusammenhang zwischen dem Bak- terium Chlamydia pneumoniae und Herzkrankheiten. Nun sorgt die erste größere Studie für Ernüchterung:

Wenn Antibiotika überhaupt einen Ef- fekt auf Herzkrankheiten haben, dann ist er vermutlich deutlich kleiner, als es mancher Arzt bislang gehofft hatte.

Diese Schlussfolgerung stammt aus ei- ner randomisierten Doppelblind-Stu- die an 302 chronisch koronarkranken Amerikanern – zwei Drittel hatten be- reits einen Infarkt überlebt –, bei denen zusätzlich erhöhte Antikörper-Titer auf eine Infektion mit Chlamydien hin- wiesen (Circulation 2000; 102: 1755).

150 Patienten erhielten drei Monate lang Azithromycin, 152 Patienten schluckten Placebo-Kapseln. Dann hat

die Ärztegruppe um Joseph Muhle- stein vom LDS Hospital in Salt Lake City zwei Jahre lang das Schicksal der Patienten verfolgt. In der Zeit kam es bei 28 Patienten der Antibiotika- Gruppe zu einem weiteren klinischen Ereignis, wie etwa Herzinfarkt oder ungeplanten Revaskularisierungen, fünf starben. Von den Patienten, die Placebo bekommen hatten, erlebten 35 eine akute Verschlechterung ihrer Krankheit, vier starben. „Der Unter- schied war nicht signifikant“, schil- dert Muhlestein: „Das legt nahe, dass man von der Antibiotika-Therapie bei diesen Patienten keine dramatischen Effekte erwarten darf.“

D

ie Ergebnisse widersprechen zwei kleineren Studien, die vor drei Jah- ren Hoffnungen ausgelöst hatten. Bri- tische Ärzte hatten 1997 bei 60 Patien- ten eine Reduktion von Komplikatio- nen durch Antibiotika um 70 Prozent beschrieben; eine argentinische Grup- pe schilderte in einer Studie an 200 Pa- tienten, dass die Therapie in den er- sten vier Wochen nach einem Infarkt die Gefährdung deutlich verringert

hatte, wenn der Effekt anschließend auch nachzulassen schien. Muhlestein, der einer der ersten Forscher war, die Spuren von Chlamydien in den Ge- fäßen von Herzkranken nachgewiesen haben, hält das negative Ergebnis sei- ner Studie jedoch noch nicht für die endgültige Antwort: „Möglich bleibt, dass Antibiotika die Rate der Kompli- kationen um 20 bis 30 Prozent verrin- gern.“

U

m diesen schwächeren Effekt nach- zuweisen, hätte die Studie etwa zehnmal mehr Patienten einschließen müssen. Manche Forscher vermuten zudem, dass Chlamydien nur in be- stimmten Phasen im Verlauf einer Koronarkrankheit aktiv sind – Anti- biotika würden dann nur ausgewählten Patientengruppen nutzen. Verlässli- chere Antworten sollen weitere bereits laufende Studien an zusammen über 11 000 Herzkranken geben, deren Er- gebnisse allerdings erst in etwa drei Jahren vorliegen werden. So lange gel- te, sagt Muhlestein, dass es „keine In- dikation für Antibiotika bei Herzkran-

ken gibt“. Klaus Koch

Akut

D

er Präsident der Bundes- ärztekammer (BÄK), Prof.

Dr. med. Jörg- Dietrich Hop- pe (Foto), hat

gefordert, dass nur Ärzte ge- netische Tests vornehmen sollten. Vor allem bei im Internet angebotenen Heim- tests sei weder die fachliche Qualität noch der Daten- schutz gewährleistet. Unter- suchungen des menschli- chen Erbguts könnten fal- sche Hoffnungen wecken, aber auch gravierende Äng- ste und Sorgen schüren, wenn sie nicht sachkundig erläutert würden, sagte Hoppe.

Der BÄK-Präsi- dent warf Bundes- gesundheitsministerin Andrea Fischer vor, die Risiken dieser Gentests zu bagatel- lisieren. Er wider- sprach der Einschät- zung der Ministerin, dass „irgendjemand“

den Test vornehmen könne und auch nie- mand anders von dem Ergebnis erfahre. Die Gefahren einer kom- merziellen Nutzung von Gentests seien of- fensichtlich. Deshalb habe der Deutsche Ärztetag in diesem Jahr den Gesetzge- ber aufgefordert, die durch genetische Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse nicht in den Auskunftsan- spruch von Kranken- und Le- bensversicherungen zu stel- len. Eine Entschließung des Bundesrates gegen die Ver- wertung von Genomanalysen in der Privatversicherung ist den Ausschüssen zur Bera- tung zugewiesen worden.

Bundesärztekammer

Keine „Heimtests“

Hoppe warnt vor frei verfügbaren Gentests.

Foto: Matthias Lindner

Bei überwiegend trockener Witterung sorgten im September vegetati- onslose Ackerflächen und Erntevorgänge sowie Baustellen in den Städten für Staub. Grenzwertüberschreitende Schwebstaubbelastungen traten in Sachsen, Berlin und Rheinland-Pfalz auf. Der Anteil lungengängiger Fein- stäube ist gegenüber den Stäuben aus Verbrennungsrückständen zwar geringer, schließt aber eine Beeinträchtigung der Atemorgane und Rei- zung der Schleimhäute nicht aus.

Datenbasis:

Monatsmaximalwerte

Copyright: GEORISK GmbH

Luftqualität im September 2000

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