DEUTSCHES 199313
ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
Arbeitsministerium:
„Selbstverwaltung ist am Zuge"
BONN/DÜSSELDORF.
Die Fachabteilung „Gesund- heit, Krankenversicherung"
des Bundesarbeitsministeri- ums hat die Deutsche Kran- kenhausgesellschaft (DKG) und die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversi- cherung aufgefordert, erneut Verhandlungen über gemein- same „Empfehlungen über Maßstäbe und Grundsätze über Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit der Kran- kenhäuser, insbesondere für den Personalbedarf und die Sachkosten, nach § 19 Kran-
kenhausfinanzierungsgesetz (KHG)" aufzunehmen. Be- reits Ende 1986 hatte die DKG auch im Namen der Spitzenverbände der gesetzli- chen Krankenversicherung dem Bundesarbeitsministeri- um gegenüber erklärt, die gemeinsamen Sondierungen und Verhandlungen gemäß
§ 19 Abs. 1 KHG seien end- gültig gescheitert.
Demgegenüber steht das Krankenhausreferat des Bun- desarbeitsministeriums auf dem Standpunkt, die bilate- ralen Verhandlungen seien formalrechtlich noch nicht gescheitert, da nicht alle Spit- zenorganisationen, die in
§ 19 KHG erwähnt werden (dazu zählen die Verbände der Krankenhausberufe, die Ärzteschaft, Sozialpartner und die PKV), nach Maßga- be der gesetzlichen Auflagen die zwingend notwendigen Einigungsversuche unter- nommen hätten. Deswegen sei nicht der Bundesverord- nungsgeber am Zuge, nach Ablauf der im Gesetz vorge- gebenen Jahresfrist entspre- chende Empfehlungen und Anhaltszahlen per Bundes- verordnung mit Zustimmung der Länder zu erlassen.
Die DKG weist darauf hin, daß sie bereits vor einem Jahr nach einem (neuen) ana- lytischen Verfahren Entwür- fe für Anhaltszahlen für den
Arzt- und Pflegedienstbe- reich entwickelt hätte (die al- lerdings auf schroffe Ableh- nung seitens der Krankenkas- sen und Skepsis der Ärzte- schaft gestoßen sind).
Dem Bundesarbeitsmini- sterium hat die Krankenhaus- gesellschaft vorgeschlagen, die zur Zeit laufenden Per-
sonalbedarfsermittlungskon- zepte (Ärzte, Pflegedienst)
„intensiv fortzusetzen" und alle in § 19 Abs. 1 KHG ge- nannten Verbände zu beteili- gen. Zumindest für den Pfle- gedienstbereich sollte das Konzept der „analytischen Berechnungsmethode" wei- terhin als Verhandlungs- grundlage gelten. Als dring- liche Empfehlungskonzepte bezeichnet die DKG:
—Verfahren und Anhalts- werte für die Personalbe- darfsermittlung in psychiatri- schen Krankenhäusern und psychiatrischen Fachabtei- lungen an Allgemeinkran- kenhäusern;
—DKG-Positionspapier zur Anrechnung von Schü- lern/Schülerinnen für Kran- kenpflege auf den Stellenplan des Krankenhauses. HC
Beiträge
zur Wehrmedizin
BONN. Der Wehrmedizi- nische Beirat (Wissenschaft- licher Beirat für das Sanitäts- und Gesundheitswesen beim Bundesminister der Verteidi- gung) trat zu seiner 28. Voll- versammlung zusammen Dabei wurden Hinweise zur Gestaltung von Reihenunter- suchungen beschlossen. Das Gremium sprach sich auch dafür aus, daß die Behand- lung des posttraumatischen Nierenversagens in einem Kriege nur in zivilen und mi- litärischen Krankenhäusern der Maximalversorgung er- folgen sollte; hierfür ist eine enge zivil-militärische Zu- sammenarbeit erforderlich.
Ferner befaßte sich der Wehrmedizinische Beirat mit der Auswahl von verschiede- nen wichtigen Arzneimitteln zur Bevorratung bei den Streitkräften. hpb
Die zweite Notfall- Praxis in Hamburg
HAMBURG. Seit Mitte April besteht in Hamburg ei- ne zweite Notfall-Praxis (Stresemannstraße 54, 2000 Hamburg 50). In dieser Pra- xis sind ständig rund um die Uhr ein Allgemeinarzt oder Internist und nichtärztliche Mitarbeiter verfügbar. Im
Die zweite Hamburger Notfall- Praxis im dichtbesiedelten Al- tona (nahe St. Pauli) wurde für 700 000 DM mit allen notwendi- gen Geräten für Notfälle ein- schließlich Kardiologie, einer Röntgeneinrichtung und einem Notfall-Labor ausgestattet.
Bedarfsfall können jederzeit ein Augen-, HNO- und ein Kinderarzt sowie ein Chirurg oder Orthopäde hinzugeru- fen werden. DA-H
Naturheilverfahren werden gefördert
HANNOVER. Auf In- itiative des Niedersächsi- schen Sozialministers ist in Celle die „Akademie für Ho- möopathie und Naturheilver- fahren" gegründet worden.
Diese Institution will von der Schulmedizin abweichen- de, aber gleichwohl aner- kannte, alternative Heilver- fahren fördern. Mit der Ein- richtung der Akademie wird nach den Worten von Sozial- minister Hermann Schnipko- weit dem „zunehmenden In- teresse der Bevölkerung und der Ärzte an der Naturheil- kunde Rechnung getragen".
Damit werde Ärzten erstma- lig in der Bundesrepublik ein Forum für Fort- und Weiter- bildung auf diesem Gebiet gegeben.
Träger der Akademie sind neben dem Niedersächsi- schen Sozialministerium und der Stadt Celle das Institut für Homöopathie in Celle, die Landesversicherungsan- stalt Hannover, der Bundes- verband der Praktischen Ärz- te, der Deutsche Zentralver- ein homöopathischer Ärzte sowie der Kneipp-Bund. Das Unternehmen wird unter an- derem durch Mitgliedsbeiträ- ge, Teilnehmergebühren und Spenden finanziert. WZ
Koordinationsstelle zur AIDS-Bekämpfung
DÜSSELDORF. Zur Koordinierung aller Maßnah- men zur Bekämpfung von AIDS in Nordrhein-Westfa- len wird nach Angaben von Gesundheitsminister Her- mann Heinemann in seiner Behörde eine „Koordina- tionsstelle AIDS Nordrhein- Westfalen" eingerichtet.
Die Düsseldorfer Landes- regierung wird darüber hin- aus in diesem Jahr außerplan- mäßig 4,25 Millionen DM zur Verfügung stellen. Mit diesen Mitteln sollen insbesondere die Beratung und die außer- klinische Versorgung der HIV-Infizierten und AIDS- Erkrankten verbessert wer- den.
In Köln und Düsseldorf werden mobile Betreuungs- einrichtungen erprobt. Sie sollen dem Patienten pflege- rische Hilfe zu Hause anbie- ten. Für die klinische Versor- gung sollen zunächst in den Uni-Kliniken Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen und Mün- ster Behandlungsschwer- punkte gebildet werden. Die- se Kliniken bieten, so Heine- mann, aufgrund ihrer Erfah- rungen und „vor allem we- gen einer wenigstens in An- sätzen schon vorhandenen außerklinischen, ehrenamt- lichen Beratung und Betreu- ung von AIDS-Patienten be- ste Voraussetzungen". WZ Dt. Arztebl. 84, Heft 18, 30. April 1987 (21) A-1189