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Archiv "SEMINARKONGRESS GRADO - Vilmar: Chancen nutzen für die Verbesserung der Ausbildungsqualität" (06.09.1979)

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Die Information:

Bericht und Meinung NACHRICHTEN

Der XIII. Internationale Seminarkongreß für praktische Medizin in Grado und der XXVII. Internationale Fortbildungskongreß in Meran beschlossen die Reihe der 1979 von der Bundesärztekammer durch- geführten großen ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen. Den nachstehenden ersten Kurzberichten aus Grado und Davos wird die Veröffentlichung weiterer Berichte zur Berufspolitik folgen.

SEMINARKONGRESS GRADO

Vilmar: Chancen nutzen für die Verbesserung der Ausbildungsqualität

Drei Gründe, die hinsichtlich der Verbesserung der Qualität der ärztlichen Ausbildung vorsichti- gen Optimismus erlauben, zählte Dr. Karsten Vilmar, Präsident der Bundesärztekammer, beim Be- rufspolitischen Colloquium des XIII. Internationalen Seminar-Kon- gresses in Grado auf: Die Be- schlüsse des Deutschen Ärzteta- ges über die Neuordnung des Stu- diums seien beim dafür zuständi- gen Bundesgesundheitsministe- rium mit Wohlwollen aufgenom- men worden. Das gebe zum einen die Aussicht, daß die vom Ärztetag empfohlene zweijährige prakti- sche Ausbildung im Anschluß an das theoretische Studium bei ei- ner Reform der Approbationsord- nung realisiert werden könne; da- mit ergebe sich aber zum zweiten die Notwendigkeit, die Zulas- sungszahlen zum Medizinstudium nicht mehr wie bisher an den Sitz- plätzen und Treppenstufen der Hörsäle zu messen, sondern an den Kapazitäten, die sich an Hand der vorhandenen Patienten und Lehrer in der praktischen Ausbil- dung am Ende des Studienganges ergeben. Die dritte Konsequenz aus einer solchen Umstrukturie- rung des Studiums ist die Wieder- einführung einer mündlichen Prü- fung, wie sie der Ärztetag als ärzt- liche Kollegialprüfung zum Ab- schluß der praktischen Ausbil- dung vorgeschlagen hat und bei der es wieder möglich sein werde, ärztliches Denken und Verhalten zu beurteilen.

Dr. Vilmar teilte im übrigen mit, daß das Institut für medizinische

und pharmazeutische Prüfungs- fragen in Mainz jetzt damit begin- ne, in interdisziplinärer Zusam- menarbeit der verschiedenen Fachgebiete die Gegenstandska- taloge und Prüfungsfragen für die Multiple-choice-Prüfung mit dem Ziel zu überarbeiten, überspeziali- sierte Gegenstände und Prüfungs- fragen, die erst in die Weiterbil- dung gehören, zu eliminieren.

Vilmar äußerte seine Verwunde- rung darüber, daß der positiven und offenbar erfolgversprechen- den Aufnahme der Ärztetagsbe- schlüsse in der Öffentlichkeit und bei den zuständigen Stellen man- che negative Reaktionen in einem Teil der (mitunter selbst ernann- ten) Fachpresse gegenüberste- hen, Reaktionen, die man biswei- len nur mit „vorsätzlichem Unver- stand" erklären könne. Dr. Vilmar warnte davor, Kompetenz und Au- torität der ärztlichen Selbstverwal- tungskörperschaften in Frage zu stellen. Die Alternative sei die u. a.

von Gewerkschaften und sozialde- mokratischen Kreisen angestrebte regionale Gesundheitsverwaltung mit Drittelparität, wobei die Ärzte im Drittel der Gesundheitsberufe nur höchstens zehn Prozent aus- machen würden.

Gesundheitspolitik sei auch Machtpolitik — in einer solchen Gesundheitsverwaltung würden die Tendenzen zur „Richtlinien- medizin" übermächtig werden, und die berufliche Freiheit der ärztlichen Entscheidung würde verschwinden. Solche Tendenzen gebe es schon heute — Vilmar er- wähnte als Beispiele die Clofibrat- Affäre, die Empfehlung des Bun- desverbandes der Ortskranken- kassen für nur noch eine (zwar noch wissenschaftlich umstritte- ne, aber offenbar billigere) Thera- piemethode beim grauen Star, so-

wie das Gutachten der Gesell- schaft für sozialen Fortschritt, das den Krankenkassen die Rolle ei- nes „Lebens-TÜV" verschaffen möchte. Und noch ein Beispiel — dies im Zusammenhang mit der Diskussion um den § 218: Das umstrittene Bremer „Institut für Familienplanung und Schwanger- schaftsabbruch" der Pro familia steht nicht unter ärztlicher Lei- tung, sondern unter der eines Pro- fessors für Sozialpädagogik — dies übrigens im Gegensatz zu seiner eigenen Satzung, die ärztliche Lei- tung vorschreibt.

Die Kassenärztliche Bundesver- einigung vertrat in Grado Dr. Peter Krein, KBV-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin; er erläuterte Honorarvereinbarungen der letz- ten Zeit, insbesondere soweit sie das Labor betreffen, und er äußer- te die Befürchtung daß der Ver- tragsabschluß zwischen RVO-Kas- sen und der KV in Bayern — wenn auch das föderalistische Prinzip des Vertragswesens Abweichun- gen von Bundesempfehlungen rechtfertige — zu Spannungen zwi- schen niedergelassenen und Krankenhausärzten führen könn- te. In der Diskussion zum kassen- ärztlichen Teil des Berufspoliti- schen Colloquiums wurden solche Spannungen durchaus bemerkbar

— allerdings handelte es sich dabei um ein altes Problem: Niederge- lassene Ärzte beklagen die Arznei- mitteltherapie von Krankenhaus- ärzten, die nach der Entlassung der Patienten aus den Kranken- häusern von den Hausärzten häu- fig nicht weitergeführt werden könne, weil sie dem kassenärztli- chen Wirtschaftlichkeitsgebot nicht entspreche.

Krankenhausärzte wiesen demge- genüber darauf hin, daß die Arz- neimittelpreise, die die Kranken- hausapotheken bezahlen, häufig ganz anders seien als die „Klein- handelspreise" in den öffentlichen Apotheken, so daß den Kranken- hausärzten Wirtschaftlichkeitsver- gleiche im kassenärztlichen Sinn gar nicht möglich seien.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 36 vom 6. September 1979 2227

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Die Information:

Bericht und Meinung

Fortbildung in Grado und Meran

Der Gradeser Seminar-Kongreß begann bei Regen, aber dieser hielt nur einen Tag an. Ein Teil der Seminare fand deshalb — trotz der mittlerweile erfolgten Inbetrieb- nahme des neuen Kongreßgebäu- des — nach wie vor im Freilichtau- ditorium „Pineta" statt. Die Teil- nehmerzahl hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht, was kaum erwartet worden war — der Veranstalter hatte befürchtet, daß die Benzinschwierigkeiten, die in der ersten Augusthälfte in Italien aufgetreten waren, abschreckend wirken würden. Zur Zeit aber scheint die Mitnahme gefüllter Re- servekanister nicht mehr erforder- lich zu sein. bt

FORTBILDUNGSKONGRESS MERAN

Jeder Fortschritt

muß erarbeitet werden

Vor genau 50 Jahren, im Septem- ber 1929, gelang es Adolf Bute- nandt, die chemische Konstruk- tion des Östrogens aufzuzeigen.

Darauf wies Frau Prof. Dr. Erna Lesky, weltbekannte Medizinhisto- rikerin aus Wien, in einem Vortrag vor gut 300 Teilnehmern des XXVII. Internationalen Fortbil- dungskongresses in Meran hin.

Den Kongreß, den Bundesärzte- kammer und Österreichische Ärz- tekammer gemeinsam vom 27. Au- gust bis zum 8. September veran- stalteten, hatte Dr. Gustav Oster- wald, Präsident der Ärztekammer Niedersachsen und Vizepräsident. der Bundesärztekammer, eröffnet.

Frau Prof. Lesky, die mit ihrem Thema „Von Soran bis Bute- nandt" einen Ausschnitt aus der Geschichte der Gynäkologie um- riß, schilderte geradezu spannend die Entwicklung der Hormonthera- pie seit Ende des 19. Jahrhun- derts. Zu deren Veteranen gehört Butenandt, der 1934 auch maß- geblich an der Isolierung des Pro- gesteron beteiligt war. Der „Groß- vater", so Frau Prof. Dr. Lesky, war Ludwig Haberer, der seit 1919 in Tierversuchen die Antikonzeption

auf hormonalem Wege erprobte und 1931 in einer Monografie sei- ne Ergebnisse über die „temporä- re hormonale Sterilisation" nie- derlegte.

Mit Erna Leskys Vortrag war einer der Fälle gegeben, daß der Eröff- nungsvortrag eines Fortbildungs- kongresses der Bundesärztekam- mer thematisch zum Generalthe- ma paßte. Das lautet für Meran:

„Pharmakotherapeutische Aspek- te der Sexualhormone, ihre Stimu- latoren und Inhibitoren". Damit wurde in Meran, so erläuterten die Programmverantwortlichen Prof.

Dr. Albert Schretzenmayr (Augs- burg) und Prof. Dr. Franz Gross (Heidelberg), eine vor vier Jahren begonnene Tradition fortgesetzt:

die Fortbildung in praxisbezoge- ner Arzneitherapie. Nach Gross bedeutet das: Sichtung der Neu- entwicklungen, denn nicht alles, was als neu angeboten werde, ver- diene diese Kennzeichnung; Be- stätigung des Bewährten, aber auf der anderen Seite auch Abbau des Überholten.

Diese drei Punkte gelten freilich nicht allein für die vier Jahre alte Meraner „Spezialität", die Fortbil- dung in Arzneitherapie, sondern für die Fortbildung allgemein. Von der war bei der Eröffnung, das ver- steht sich, häufiger die Rede und viel weniger von Politik, wie sie in früheren Jahren bei Kongreßeröff- nungen dominierte. Selbst Öster- reichs Ärztekammerpräsident Dr.

Richard Piaty, sonst für ein deutli- ches Wort über die Gefährdung des Gesundheitswesens und die Gefahren einer Sozialisierung, be- richtete von einer vorübergehen- den „Wetterberuhigung".

Dr. Osterwald hatte daran erinnert, daß nicht nur der Arzt durch Fort- bildung seine Kenntnisse verbes- sert, sondern auch der Patient durch die Presse seine ganz spe- zielle „Fortbildung" erfährt. Dar- aus folge eine kritischere Einstel- lung gegenüber Arzt und Medizin.

Die wiederum verlange nach dem Arzt, dessen Wissensstand Schritt halte. — Die Ärzte haben sich nach

Meinung Osterwalds inzwischen von dem „Schock des Bundesfi- nanzhof-Urteils" erholt, das den Fortbildungsnachweis an strenge Auflagen knüpft. Für diesen Nach- weis gebe es freilich keine bun- deseinheitlichen Richtlinien. Wäh- rend z. B. Bayerns Finanzminister die nachgewiesene Teilnahme von täglich fünf Stunden als ausrei- chend für die steuerliche Anerken- nung ansehe, trete die Mehrheit der Finanzminister-Konferenz für den individuellen Nachweis im Einzelfall ein. Osterwald hält das auch für sinnvoll. Denn werde für Bundesärztekammer-Kongresse eine bestimmte Stundenzahl fest- geschrieben, dann bestehe die Gefahr, daß auch sämtliche Veran- staltungen im Inland, sofern sie an attraktiven Orten stattfinden, ge- nauso behandelt würden.

Beim Meran-Kongreß wird erst- mals eine Methode mit dem Ziel erprobt, die Rückkoppelung zwi- schen Teilnehmern und Veranstal- tern zu verbessern, um so festzu- stellen, ob die gebotene Fortbil- dung auch ankommt. Die Methode nennt sich „Autoevaluation" und ist eine Form der freiwilligen Selbstüberprüfung. Den Kongreß- teilnehmern werden zwei gleich- lautende Fragebogen ausgehän- digt. Der Text des Fragebogens beginnt mit einem Fallbeispiel aus der Kongreßthematik. Dazu sind nach dem Multiple-choice-Verfah- ren („Kästchen-Ankreuzen"), aber auch in freier Formulierung Ant- worten einzutragen. Das Entschei- dende dabei: ein Fragebogen wird zu Beginn, der andere gegen Schluß des Kongresses ausgefüllt und abgegeben. Das hoffentlich zu verzeichnende Plus zwischen erstem und zweitem Befragungs- ergebnis wäre dann der Fortbil- dungserfolg. — Auf neue Fort- bildungsmethoden anspielend, mahnte Prof. Schretzenmayr, die Aneignung von Wissen bedeute in jedem Fall: arbeiten, arbeiten.

Auch die Suche nach neuen Me- thoden werde nie dazu führen,

„daß man die Erarbeitung des Fortschrittes schließlich nicht mehr bemerkt". NJ

2228 Heft 36 vom 6. September 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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