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Vorkurs Mathematik

Prof. Udo Hebisch WS 2017/18

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1 Logik 2

1 Logik

Unter einer “Aussage” versteht man in der Mathematik einen in einer nat¨ urlichen oder formalen Sprache formulierten Satz, f¨ ur den eindeutig festgestellt werden kann, ob er in einer gewissen “realen Welt” entweder wahr oder falsch ist. Also ist keine Aussage sowohl wahr als auch falsch! Typische S¨ atze (aus der “Welt der nat¨ urlichen Zahlen”) sind in nat¨ urlicher Sprache formuliert etwa

A: 2 teilt 9.

B: 3 ist eine ungerade Primzahl.

C: 6 ist eine perfekte Zahl.

D: 13 ist eine Ungl¨ uckszahl.

E: Es gibt unendlich viele Primzahlen.

F: Es gibt unendlich viele Primzahlzwillinge.

Die Wahrheit oder Falschheit von A und B kann dabei sehr schnell bestimmt werden, sobald die in den Aussagen auftretenden Begriffe “teilt”, “ungerade”

und “Primzahl” gekl¨ art sind (vgl. den Anfang von Abschnitt 3). Dasselbe gilt f¨ ur C, da auch der Begriff “perfekte Zahl” eine exakte mathematische Bedeutung hat.

Dagegen gibt es keine exakte Definition der “Gl¨ uckszahl” bzw. “Ungl¨ uckszahl”

und daher wird D nicht als (mathematische) Aussage betrachtet.

Es ist aber erheblich schwieriger, die Wahrheit von E festzustellen, selbst wenn der Begriff “unendlich” pr¨ azisiert worden ist (vgl. dazu die S¨ atze 3.4 und 3.5).

Schließlich wird F ebenfalls als mathematische Aussage betrachtet, obwohl bis heute noch niemand entscheiden konnte, ob dieser Satz wahr oder falsch ist.

Der Wahrheitswert v (A) einer beliebigen Aussage A ist also entweder wahr (v (A) = w) oder falsch (v(A) = f ).

Sind A und B Aussagen, so kann man beide durch logische Junktoren wie folgt verkn¨ upfen

Negation ¬A gelesen: “nicht A”

Konjunktion A ∧ B gelesen: “A und B”

Disjunktion A ∨ B gelesen: “A oder B”

Implikation A → B gelesen: “aus A folgt B”

Aquivalenz ¨ A ↔ B gelesen: “A ist gleichwertig zu B”

(3)

2 Mengen 3

Der Wahrheitswert der zusammengesetzten Aussage ergibt sich aus folgenden Wahrheitswertetafeln. Man beachte dabei, daß auch bei der Implikation und der Aquivalenz kein ¨ inhaltlicher Zusammenhang zwischen den Aussagen A und B bestehen muß.

v(A) v(¬A)

f w

w f

v(A) v(B ) v (A ∧ B) v(A ∨ B) v(A → B) v(A ↔ B)

f f f f w w

f w f w w f

w f f w f f

w w w w w w

Schließlich hat man f¨ ur die in vielen mathematischen Aussagen auftretenden For- mulierungen “f¨ ur jedes x gilt” und “es gibt ein x, f¨ ur das gilt” die beiden Quan- toren eingef¨ uhrt:

Allquantor ∀x gelesen: “f¨ ur jedes x gilt” oder “f¨ ur alle x gilt”

Existenzquantor ∃x gelesen: “es gibt ein x, f¨ ur das gilt”

Formalisierungen und formale Umformungen k¨ onnen in der Mathematik f¨ ur das Finden von Beweisen hilfreich sein. Beispielsweise ist die folgende Aussage wahr:

Die Quadratwurzel aus 2, also √

2, ist keine rationale Zahl.

Mit den mengentheoretischen Definitionen des n¨ achsten Abschnitts kann man dies formelm¨ aßig auch so ausdr¨ ucken: √

2 6∈ Q bzw. ¬( √

2 ∈ Q ).

Diese Schreibweise liefert zun¨ achst noch keine Idee f¨ ur einen Beweis dieser Aus- sage, aber man kann den Sachverhalt mit Hilfe des Existenzquantors auch etwas formaler schreiben:

¬(∃x : x ∈ Q ∧ x = √ 2),

oder, wenn man das Zeichen f¨ ur die Quadratwurzel durch Quadrieren aufl¨ ost:

¬(∃x : x ∈ Q ∧ x 2 = 2),

Ber¨ ucksichtigt man nun noch den Zusammenhang zwischen den beiden Quantoren und der Negation, so erh¨ alt man einen Ansatz f¨ ur einen Beweis (zur Ausf¨ uhrung vgl. Satz 4.3):

∀x : x ∈ Q → ¬(x 2 = 2).

2 Mengen

Eine Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten, wohlunterschiedenen Ob-

jekten unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen.

(4)

2 Mengen 4

Diese “naive” Definition des Begriffes Menge wird in der Vorlesung “Lineare Algebra 1” bald pr¨ azisiert, reicht f¨ ur unsere Zwecke aber zun¨ achst aus.

Die Objekte x einer Menge M heißen Elemente von M , in Zeichen: x ∈ M . Geh¨ ort ein Objekt y nicht zu der Menge M , so schreibt man kurz y 6∈ M . F¨ ur zwei Mengen A und B schreibt man A ⊆ B (gelesen: “A ist Teilmenge von B”), wenn jedes Element von A auch ein Element von B ist.

Damit hat man

A = B ↔ A ⊆ B ∧ B ⊆ A und man definiert “A ist echte Teilmenge von B” durch

A ⊂ B ↔ A ⊆ B ∧ A 6= B.

Die Beschreibung von Mengen erfolgt durch - Aufz¨ ahlen der Elemente, z. B.

A = {1, 2, 3, 4, 5}, B = {2, 4, 6, 8, . . .}

- Angabe einer charakteristischen Eigenschaft der Elemente B = {x | x ist eine gerade ganze Zahl > 0},

C = {x | x ∈ B ∧ x ist durch 3 teilbar} = {6, 12, 18, . . .}.

Es bezeichnet |M | die Anzahl der Elemente von M , also |A| = 5, |B | = ∞.

Sind A und B Mengen, so kann man durch die folgenden Mengenoperationen neue Mengen bilden.

Durchschnitt A ∩ B = {x | x ∈ A ∧ x ∈ B}

Vereinigung A ∪ B = {x | x ∈ A ∨ x ∈ B}

Differenz A \ B = {x | x ∈ A ∧ x 6∈ B}

Kartesisches Produkt A × B = {(x, y) | x ∈ A ∧ y ∈ B}

Potenzmenge P (A) = {T | T ⊆ A}

F¨ ur bestimmte Mengen sind spezielle Symbole und Bezeichnungen ¨ ublich:

∅ die leere Menge

N = {1, 2, 3, . . .} die Menger der nat¨ urlichen Zahlen

N 0 = N ∪ {0}

Z = {0, ±1, ±2, . . .} die Menge der ganzen Zahlen

Q = { m n | m, n ∈ Z , n 6= 0} die Menge der rationalen Zahlen

R die Menge der reellen Zahlen, d. h. die Menge aller endlichen oder unendlichen Dezimalbr¨ uche

R \ Q die Menge der Irrationalzahlen

(5)

3 Teilbarkeit und Primzahlen 5

Zwei Mengen A und B mit A ∩ B = ∅ nennt man disjunkt. Ist A Teilmenge einer Menge M , so nennt man M \ A auch das Komplement von A in M. Offen- sichtlich sind daher A und sein Komplement M \ A stets disjunkt. Also bilden die Irrationalzahlen gerade das Komplement der rationalen Zahlen in den reellen Zahlen.

3 Teilbarkeit und Primzahlen

Auf der Menge N 0 = {0, 1, 2, . . .} der nat¨ urlichen Zahlen wird die Relation ≤ (gelesen: “kleiner oder gleich”) definiert durch

m ≤ n ↔ ∃k ∈ N 0 : n = m + k und die Relation | (gelesen: “teilt”) durch

m | n ↔ ∃k ∈ N 0 : n = m · k.

F¨ ur m | n nennt man m einen Teiler von n und n ein Vielfaches von m. Gilt 2 | n, so heißt n gerade, andernfalls ungerade. Ein Teiler m 6= n von n heißt echter Teiler.

F¨ ur m ≤ n mit m 6= n schreibt man auch m < n (gelesen: “m [ist] echt kleiner [als] n”). Außerdem dreht man m ≤ n auch gelegentlich um zu n ≥ m und liest dann “n [ist] gr¨ oßer oder gleich m”. Entsprechend liest man n > m als “n [ist]

echt gr¨ oßer [als] m”.

Definition 3.1 Eine nat¨ urliche Zahl n > 1 heißt eine Primzahl, wenn n nur die Teiler 1 und n besitzt, andernfalls nennt man n zusammengesetzt. Die Menge aller Primzahlen werde mit P = {2, 3, 5, . . .} bezeichnet.

Definition 3.2 F¨ ur nat¨ urliche Zahlen a und b nennt man die nat¨ urliche Zahl d einen gr¨ oßten gemeinsamen Teiler von a und b (geschrieben: d = ggT (a, b)), wenn die folgenden Bedingungen gelten

1. d | a ∧ d | b,

2. t | a ∧ t | b → t | d.

F¨ ur ggT (a, b) = 1 heißen a und b teilerfremd.

Satz 3.3 Jede nat¨ urliche Zahl n > 1 besitzt einen kleinsten Teiler d > 1. Dieser

ist stets eine Primzahl.

(6)

3 Teilbarkeit und Primzahlen 6

Beweis: Jedenfalls ist d = n > 1 ein Teiler von n und daher die Menge T aller Teiler d > 1 von n nicht leer. Ist d ∈ T , so gilt n = d · m f¨ ur eine nat¨ urliche Zahl m. Daher ist d = m n ≤ n. Da es nur endlich viele nat¨ urliche Zahlen gibt, die kleiner oder gleich n sind, ist die Menge T 6= ∅ endlich und besitzt damit ein kleinstes Element d.

Jede nat¨ urliche Zahl k mit 1 < k < d ist also kein Teiler von n und daher auch nicht von d, da ein Teiler von d immer auch schon ein Teiler von n ist. Also ist d

eine Primzahl.

Satz 3.4 (Euklid) Es gibt unendlich viele Primzahlen.

Um den hier noch sehr unpr¨ azisen Begriff “unendlich” zu vermeiden, kann man den gemeinten Inhalt des Satzes auch folgendermaßen ausdr¨ ucken:

Satz 3.5 Ist P = {p 1 , . . . , p k } eine beliebige endliche Menge von Primzahlen, dann gibt es eine Primzahl p ∈ P mit p 6∈ P .

Beweis: Betrachte zu P die Zahl n = 1 + Q k i=1 p i > 1. Dann besitzt n einen kleinsten Primteiler p. W¨ are p = p i ∈ P , dann w¨ are p als Teiler von n und von Q k i=1 p i auch ein Teiler der Differenz 1 = n − Q k i=1 p i , was f¨ ur eine Primzahl

unm¨ oglich ist. Also gilt p 6∈ P .

Auch der folgende Satz geht auf Euklid zur¨ uck.

Satz 3.6 (Division mit Rest) Zu nat¨ urlichen Zahlen a und b 6= 0 existieren stets eindeutig bestimmte nat¨ urliche Zahlen q und r mit a = qb +r und 0 ≤ r < b.

Beweis: Wegen b > 0 kann man die nat¨ urlichen Zahlen in halboffene Intervalle [kb, (k + 1)b) f¨ ur k = 0, 1, 2, . . . einteilen. Diese Intervalle haben die L¨ ange b, sind paarweise disjunkt und ¨ uberdecken N 0 vollst¨ andig. In genau einem dieser Intervalle [qb, qb + b) liegt also a. Dann erf¨ ullt r = a − qb ∈ N 0 aber r < b und a = qb + r. Außerdem bestimmt a die linke Intervallgrenze und damit q eindeutig und r ist als Differenz a − qb dann ebenfalls eindeutig bestimmt.

Satz 3.7 (Euklidischer Algorithmus) Es seien a und b 6= 0 nat¨ urliche Zah-

len. F¨ uhrt man iteriert Divisionen mit Rest gem¨ aß dem folgenden Schema aus,

(7)

4 Beweistechniken 7

so bricht das Verfahren nach endlich vielen Schritten ab, weil die letzte Division aufgeht. Der letzte Rest r n 6= 0 ist der gr¨ oßte gemeinsame Teiler von a und b.

a = q 1 b + r 1 b = q 2 r 1 + r 2

r 1 = q 3 r 2 + r 3

· · ·

r n−2 = q n r n−1 + r n r n−1 = q n+1 r n

Beweis: F¨ ur die Divisionsreste gilt b > r 1 > r 2 > . . . > r n ≥ 0, das Verfahren muß also nach sp¨ atestens b Schritten abbrechen. Aus der letzten Gleichung liest man r n | r n−1 (und wegen r n < r n−1 auch q n+1 > 1) ab, dann aus der vorletzten Gleichung r n | r n−2 usw. Aus der zweiten Gleichung ergibt sich schließlich r n | b und aus der ersten r n | a. Also ist r n gemeinsamer Teiler von a und b.

L¨ ost man die ersten n Gleichungen nach den jeweiligen Divisionsresten auf, so erh¨ alt man

r 1 = a − q 1 b r 2 = b − q 2 r 1 r 3 = r 1 − q 3 r 2

· · ·

r n = r n−2 − q n r n−1

Ist nun t ein gemeinsamer Teiler von a und b, so folgt aus der ersten Gleichung t | r 1 , dann aus der zweiten t | r 2 usw. Aus der letzten Gleichung erh¨ alt man schließlich t | r n . Dies zeigt r n = ggT (a, b).

4 Beweistechniken

4.1 Der direkte Beweis

Bei dieser Methode wird eine Aussage durch eine Kette von Implikationen aus

einer oder mehreren Voraussetzungen abgeleitet.

(8)

4.2 Der Beweis durch Kontraposition 8

Satz 4.1 Zu jeder nat¨ urlichen Zahl n > 1 existieren endlich viele Primzahlen p 1 ≤ p 2 ≤ . . . ≤ p m mit

n =

m

Y

i=1

p i . (1)

Faßt man gleiche Faktoren jeweils zu einer Potenz zusammen, so existieren also stets endlich viele Primzahlen p 1 < p 2 < . . . < p k und Exponenten α i ≥ 1 f¨ ur i = 1, . . . , k mit

n =

k

Y

i=1

p α i

i

. (2)

Beweis: Nach Satz 3.3 existiert eine Primzahl p 1 mit n = p 1 · n 1 und n 1 < n. Im Fall n 1 = 1 ist die Aussage f¨ ur m = 1 bewiesen. Sonst besitzt n 1 einen kleinsten Primteiler p 2 mit n 1 = p 2 · n 2 und n 2 < n 1 < n. Wegen n = p 1 n 1 = p 1 p 2 n 2 ist p 2 auch Primteiler von n und es gilt daher p 1 ≤ p 2 . Im Fall n 2 = 1 ist die Aussage f¨ ur m = 2 bewiesen. Sonst kann man fortfahren und erh¨ alt auf diese Weise eine Folge von Primteilern p 1 ≤ p 2 ≤ p 3 . . . von n und nat¨ urlichen Zahlen n > n 1 > n 2 > . . .. Diese muß sp¨ atestens nach n Schritten abbrechen und man erh¨ alt so ein n m = 1 und die behauptete Zerlegung (1).

Die Behauptung ¨ uber (2) ist dann klar.

Man nennt (2) die Primfaktorzerlegung von n und kann zeigen, daß die darin auftretenden Primzahlen p i bis auf ihre Reihenfolge eindeutig bestimmt sind.

Ebenso ist der jeweilige Exponent α i von p i eindeutig bestimmt.

4.2 Der Beweis durch Kontraposition

Hierbei ist eine Implikation der Form A → B zu beweisen, d. h. aus der Voraus- setzung A ist die Behauptung B herzuleiten. Da diese Implikation gleichwertig zu der Implikation ¬B → ¬A ist, wie die entsprechende Wahrheitswertetafel zeigt, kann man auch aus der Voraussetzung ¬B die Behauptung ¬A durch direkten Beweis herleiten.

Satz 4.2 Ist das Quadrat n 2 einer nat¨ urlichen Zahl n gerade, dann ist n selbst

gerade.

(9)

4.3 Der Widerspruchsbeweis 9

Beweis: Der Beweis wird durch Kontraposition gef¨ uhrt. Es ist also f¨ ur die Aus- sagen A = “n 2 ist gerade” und B = “n ist gerade” die Implikation A → B zu zeigen. Daher kann auch ¬B → ¬A bewiesen werden.

Dabei ist die Negation ¬A die Aussage “n 2 ist ungerade” und die Negation ¬B die Aussage “n ist ungerade”.

Sei also n ungerade, d. h. n = 2k + 1 f¨ ur eine nat¨ urliche Zahl k. Hieraus folgt n 2 = (2k + 1) 2 = 4k 2 + 4k + 1 = 2(2k 2 + 2) + 1 = 2k 0 + 1 mit der nat¨ urlichen Zahl k 0 = 2k 2 + 2. Also ist auch n 2 ungerade.

Damit ist ¬B → ¬A und dazu gleichwertig A → B bewiesen.

Naheliegende Fragen: Gilt die Aussage auch f¨ ur h¨ ohere Potenzen n k mit k = 3, 4, . . .? Gilt die Aussage auch f¨ ur andere Teiler d = 3, 4, 5, . . . von n?

4.3 Der Widerspruchsbeweis

Diese Beweistechnik beruht darauf, daß eine Aussage A genau dann wahr ist, wenn ihre Negation ¬A falsch ist. Man zeigt nun, daß ¬A falsch ist, indem man aus der Annahme von ¬A einen Widerspruch zu irgend einer anderen schon als wahr bewiesenen Aussage B herleitet.

Satz 4.3 Die reelle Zahl √

2 ist keine rationale Zahl.

Beweis: Der Beweis wird als Widerspruchsbeweis gef¨ uhrt. Dazu nimmt man an,

√ 2 sei doch eine rationale Zahl, also √

2 = m n mit nat¨ urlichen Zahlen m, n 6= 0, wobei m und n teilerfremd seien, was man durch K¨ urzen des gr¨ oßten gemeinsamen Teilers immer erreichen kann.

Es gelte also n √

2 = m mit nat¨ urlichen, teilerfremden Zahlen m und n. Durch Quadrieren erh¨ alt man 2n 2 = m 2 . Also ist m 2 und damit nach Satz 4.2 auch m gerade, also m = 2k f¨ ur eine nat¨ urliche Zahl k. Es folgt 2n 2 = 4k 2 und daher n 2 = 2k 2 . Also ist auch n 2 und damit n gerade. Dies widerspricht der Teilerfremdheit von m und n. Daher kann es keine solche Zahlen m und n geben und √

2 ist keine rationale Zahl. .

Naheliegende Fragen: Gilt die Aussage auch f¨ ur andere nat¨ urliche Zahlen n anstelle von n = 2? Welche reellen Zahlen sind mit √

2 noch irrational?

(10)

4.4 Der Beweis durch vollst¨ andige Fallunterscheidung 10

4.4 Der Beweis durch vollst¨ andige Fallunterscheidung

Diese Methode kann dann angewandt werden, wenn eine Aussage ¨ uber mathe- matische Objekte bewiesen werden soll, die sich in verschiedene Klassen einteilen lassen. Man f¨ uhrt dann den Beweis f¨ ur jede Klasse einzeln. Dabei kann man je- weils zus¨ atzliche Eigenschaften verwenden, die alle Objekte in der betreffenden Klasse haben.

Satz 4.4 Zu jeder Primzahl p > 2 gibt es eine nat¨ urliche Zahl k, so daß p = 4k+1 oder p = 4k + 3 gilt.

Beweis: Der Beweis erfolgt durch Fallunterscheidung nach den (eindeutig be- stimmten) m¨ oglichen Resten r, die p bei der Division mit Rest durch 4 besitzen kann. Es gilt also p = k · 4 + r mit nat¨ urlichen Zahlen k und r sowie 0 ≤ r < 4.

1. Fall: r = 0. Dann w¨ urde bei Division durch 4 also p = k · 4 gelten und die Primzahl p w¨ are durch 4 teilbar. Da dies nicht sein kann, tritt dieser Fall niemals ein.

2. Fall: r = 1. Dann gilt bei Division durch 4 also p = k · 4 + 1 und eine nat¨ urliche Zahl k wie im Satz behauptet ist gefunden.

3. Fall: r = 2. Dann w¨ urde bei Division durch 4 also p = k · 4 + 2 = 2(2k + 1) gelten und die Primzahl p > 2 w¨ are durch 2 teilbar. Da dies nicht sein kann, tritt dieser Fall ebenfalls nicht ein.

4. Fall: r = 3. Dann gilt bei Division durch 4 also p = k · 4 + 3 und eine nat¨ urliche Zahl k wie im Satz behauptet ist gefunden.

Es bleiben also f¨ ur eine Primzahl p > 2 nur zwei m¨ ogliche F¨ alle und in jedem von ihnen ist die Aussage des Satzes wahr.

Naheliegende Frage: Welche Darstellungen haben ungerade Primzahlen bei anderen geraden nat¨ urlichen Zahlen m anstelle von m = 4?

4.5 Der Beweis durch vollst¨ andige Induktion

Diese Methode kann f¨ ur den Beweis von Aussagen verwendet werden, die sich auf

nat¨ urliche Zahlen beziehen. Sie beruht auf dem folgenden Induktionsprinzip f¨ ur

nat¨ urliche Zahlen:

(11)

4.5 Der Beweis durch vollst¨ andige Induktion 11

Zu beweisen ist eine Aussage A(n) f¨ ur alle nat¨ urlichen Zahlen n (oder f¨ ur alle nat¨ urlichen Zahlen n ≥ n 0 , wobei n 0 eine bestimmte nat¨ urliche Zahl ist).

Zun¨ achst wird als Induktionsbeginn die Aussage A(n 0 ) f¨ ur eine m¨ oglichst kleine nat¨ urliche Zahl n 0 gezeigt, meistens n 0 = 0 oder n 0 = 1.

Dann wird die Implikation A(n) → A(n + 1) f¨ ur jede nat¨ urliche Zahl n ≥ n 0 bewiesen. Dabei setzt man also voraus, daß A(n) f¨ ur eine beliebige nat¨ urliche Zahl n ≥ n 0 wahr ist und folgert hieraus durch einen direkten Beweis, daß dann auch A(n+1) wahr sein muß. Diesen Teil des Beweises nennt man den Induktionsschritt.

Damit kann man die Wahrheit von A(n) f¨ ur jede bliebige nat¨ urliche Zahl n ≥ n 0 durch die folgende Schlußkette begr¨ unden: Zun¨ achst gilt ja nach dem Induktions- beginn A(n 0 ). Hieraus folgt mit dem Induktionsschritt auch die G¨ ultigkeit von A(n 0 + 1). Nochmalige Anwendung des Induktionsschrittes liefert die G¨ ultigkeit von A(n 0 + 2). Durch (n − n 0 )-malige Anwendung des Induktionsschrittes gelangt man damit zur G¨ ultigkeit von A(n). Man beachte, daß f¨ ur jedes konkrete n ≥ n 0 die ben¨ otigte Schlußkette endlich ist.

Satz 4.5 F¨ ur jede nat¨ urliche Zahl n ≥ 2 gilt 2 n <

2n n

. (3)

Beweis: Der Beweis erfolgt durch vollst¨ andige Induktion ¨ uber n. F¨ ur n = 2 gilt

2 · 2 2

= 4 · 3

1 · 2 = 6 > 4 = 2 2 . Gelte also (3) f¨ ur ein n ≥ 2. Dann folgt

2(n + 1) n + 1

= (2n + 2)!

(n + 1)! · (n + 1)!

= (2n + 2)(2n + 1)(2n)!

(n + 1) 2 n!n!

= 2(n + 1)(2n + 1) (n + 1) 2

2n n

> 2n + 1

n + 1 · 2 · 2 n

≥ 2 n+1 .

Dabei wurde im vorletzten Schritt die Voraussetzung der G¨ ultigkeit von (3) f¨ ur

dieses n ≥ 2 ausgenutzt und im letzten Schritt die Ungleichung 2n + 1 ≥ n + 1

f¨ ur alle nat¨ urlichen Zahlen n. Damit ist der Schluß von n auf n + 1 gezeigt und

aus dem Induktionsprinzip folgt nun die Behauptung f¨ ur jedes n ≥ 2.

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