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Metabolisches Profil und Verhalten von zwei Holstein-Kuhtypen auf der Weide unter Bedingungen des biologischen Landbaus

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Academic year: 2022

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Metabolisches Profil und Verhalten von zwei Holstein-Kuhtypen auf der Weide unter Bedingungen des biologischen Landbaus

S. Thanner1,2, F. Schori1, R.M. Bruckmaier2 und F. Dohme-Meier1

1 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux, Schweiz

2 Abteilung Veterinärphysiologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, 3001 Bern, Schweiz Kontakt: Sophie Thanner, sophie.thanner@alp.admin.ch

Einleitung

Biologische Landwirtschaft ist ein weltweit wachsender Wirtschaftszweig, nicht nur in der Schweiz, wo 2010 11.4% der landwirtschaftlichen Nutzfläche unter biologischen Bedingungen be- wirtschaftet wurden. Für die nachhaltige, wirtschaftliche Milchproduktion unter biologischen Be- dingungen ist es wichtig Milchkühe einzusetzen, die für diese raufutterbetonte, weidebasierte Pro- duktionsart mit niedriger Kraftfuttersupplementierung gut geeignet sind. Oft werden hoch gezüch- tete Tiere für die Weidehaltung eingesetzt, deren Stoffwechsel auf hohe Milchleistung ausgerichtet ist, die aber nur begrenzt genug Futter aufnehmen können, um ihren Energiebedarf zu decken (Dillon et al., 2006). Deshalb ist es wichtig mehr über die Unterschiede im Stoffwechsel sowie im Verzehrsverhalten und der Futteraufnahme zwischen Kuhtypen herauszufinden, um in Zukunft an- gepasste Weidekühe mit zweckmäßiger Genetik einsetzten zu können. Ziel unserer Studie war es, metabolische Profile, das Weideverhalten sowie die physische Aktivität zweier Holstein-Friesian- Typen auf der Vollweide unter Bedingungen des biologischen Landbaus zu vergleichen.

Tiere, Material und Methoden

Aus der Herde des Biobetriebes „Ferme de l`Abbaye“ (Sorens, 824 m ü. M., Schweiz) wurden 12 laktierende Holsteinkühe des Schweizer Typs (HCH) und 12 neuseeländische Holsteinkühe (HNZ) an Hand ihrer Laktationsnummer, des Laktationsstadiums und des Alters der Kühe in erster Laktation gepaart. Zu Beginn des Versuchs Ende Juni, waren die HNZ im Durchschnitt 124 ± 18 Tage und die HCH 119 ± 20 Tage in Laktation. Die Kühe wurden in einem Umtriebsweidesystem gehalten und erhielten keine weitere Zufütterung, da die Kraftfutterergänzung nach dem 80. Laktationstag ge- stoppt worden war. Geweidet wurde von 8 h bis 12 h, sowie von 18 h bis 4:30 h. Während der übri- gen Zeit befanden sich die Kühe im Laufstall. Während des Versuches wurden die Milchleistung, die Milchinhaltsstoffe, das Körpergewicht und der BCS ermittelt. An drei aufeinander folgenden Tagen, dreimal täglich um 7 h, 12 h und 17 h wurde Blut aus der Vena jugularis entnommen und auf Metaboliten und Hormone hin analysiert. Der individuelle Verzehr und die Verdaulichkeit der

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Resultate und Diskussion

Die HNZ waren zwar leichter (546 vs. 587 kg, P = 0.02) als die HCH, unterschieden sich aber nicht in ihrer Milchleistung, weder in der energiekorrigierten Milchmenge (ECM; 20 kg/d, P = 0.90) noch in der ECM pro 100 kg metabolisches Körpergewicht (17.3, P = 0.71) und der ECM pro kg aufgenommene Trockensubstanz (TS; 2.1, P = 0.51). Dies steht im Kontrast zu Resultaten von McCarthy et al. (2007) und Schori et al. (2010), die bei HNZ geringere Milchleistungen fanden. Im Einklang mit McCarthy et al. (2007) und Kolver et al. (2000) produzierten die HNZ mehr Milchfett (P = 0.06) und Milchprotein (P < 0.01). Bei der Grasaufnahme (9.8 kg TS/d) konnten keine Unterschiede zwischen den Kuhtypen festgestellt werden (P = 0.31), sie war allerdings verglichen mit einer Studie von Schori et al. (2010) wesentlich tiefer. Die HNZ verbrachten mehr Zeit mit Wie- derkäuen (469 vs. 439 min/d, P = 0.04) als die HCH. Da sich die Anzahl der Kauschläge pro Bolus zwischen den Kuhtypen nicht unterschied (P = 0.97), wiederkäuten die HNZ mehr Boli pro Tag (612 vs. 547, P = 0.03). Es bestand kein Unterschied zwischen den Kuhtypen bezüglich der Fressdauer (P = 0.96), was die Resultate von Schori et al. (2010) bestätigt. Auch die Wiederkaudauer pro kg aufgenommene TS (P = 0.75), bzw. neutrale Detergentien Fasern (NDF) (P = 0.39) und Fressdauer pro kg aufgenommene TS (P = 0.99) bzw. NDF (P = 0.54) war zwischen den HNZ undHCH nicht unterschiedlich. Beide Kuhtypen verbrachten ähnlich viel Zeit mit Liegen (P = 0.17), Stehen (P = 0.17) und Gehen (P = 0.94).

Obwohl die durchschnittliche Beta-Hydroxy-Buttersäure (BHBA) Konzentration im Blut aller Ver- suchskühe verglichen mit Werten von Holstein Kühen im gleichen Laktationsstadium aus früheren Studien (Gross et al., 2011) relativ hoch war (0.86 mmol/l), was auf eine negative Energiebilanz hindeutete, war im Vergleich dazu die Konzentration der nicht veresterten Fettsäuren (NEFA; 0.09 mmol/l) nicht erhöht. Dies könnte mit einer erhöhten Aktivität auf der Weide und dem damit ver- bundenen Verbrauch von NEFA im Zusammenhang stehen, was Ergebnisse von Kaufmann et al.

(2012) bestätigen, wo die NEFA-Gehalte bei Kühen in ähnlichem Laktationsstadium auf der Weide tiefer waren als bei Kühen, die Gras im Stall erhielten. Eine weitere Erklärung für tiefere NEFA- Gehalte könnte die vermutlich nicht optimale Versorgung der Kühe aufgrund der geringen Fut-

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teraufnahme sein. Carlson et al. (2006) und Gross et al. (2011) zeigten in diesem Zusammenhang, dass bei Futterrestriktion in fortgeschrittener Laktation die NEFA Konzentrationen viel geringer ansteigen als bei einem Energiedefizit post partum. Der Vergleich der metabolischen Profile deutete auf Unterschiede im Fettstoffwechsel der beiden Kuhtypen hin. So wiesen die HNZ niedrigere Kon- zentrationen an Cholesterin (5.8 vs. 6.1, P = 0.01) und Triglycerid (0.31 vs. 0.33 P = 0.04) im Blut auf als die HCH. Auch Shaffer et al. (1981) fanden tiefere Cholesteringehalte für leichtere Braun- viehkühe im Vergleich zu schwereren Holsteinkühen. Die Glucosekonzentration (3.2 mmol/l, P = 0.67), welche sich für beide Kuhtypen im Normalbereich (Kraft, 2005) befand, unterschied sich zwischen den Kuhtypen nicht, jedoch gab es Unterschiede (P < 0.001) zwischen den Zeitpunkten der Probenahme. Die tiefsten Werte wurden um 12 h (2.9 mmol/l) und etwa gleich hohe Werte um 7 h (3.3 mmol/l) und um 17 h (3.3 mmol/l) gemessen. Die Konzentration des insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) im Blut war bei den HNZ numerisch höher (106.1 vs. 84.4 ng/ml) als bei den HCH, was im Einklang mit Ergebnissen von Meier et al. (2010) steht, die neuseeländische mit nordamerikanischen Holstein-Friesian Kühen verglichen. Dieser Unterschied konnte aufgrund der grossen Streuung jedoch nicht statistisch abgesichert werden (P = 0.22). Der Einfluss (P = 0.01) der Tageszeit auf die IGF-1 Konzentration, mit einem Abfall um die Mittagszeit konnten Meier et al.

(2010) jedoch nicht beobachten. Die Konzentration an Tyroxin (T4) unterschied sich nicht zwi- schen den Kuhtypen (45.1 nmol/l, P = 0.16) und im Tagesverlauf (P = 0.79), während die Konzent- ration an Trijodthyronin (T3) bei den HNZ höher (1.7 vs. 1.4 nmol/l, P = 0.02) war als bei den HCH

und im Tagesverlauf anstieg (P < 0.001).

Schlussfolgerungen

Blutmetaboliten wie BHBA und NEFA deuten auf ein Energiedefizit beider Kuhtypen hin. Dieses war vermutlich jedoch nicht hoch genug, dass Anpassungsmechanismen wie z.B. eine höhere Gras- aufnahme oder eine sinkende Milchleistung aktiviert wurden. Die Tatsache, dass keine Unter- schiede zwischen den Kuhtypen, weder in der Grasaufnahme noch in der Milchleistung zu finden waren, verstärkt die Annahme, dass sich die eingesetzten Kühe nicht in ihrer kurzfristigen Eignung als Weidekuh unter den Bedingungen des Biolandbaus unterscheiden.

Literatur

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Kolver, E.S., Napper, A.R., Copeman, P.J.A. and Muller,L.D. (2000): A comparison of New Zealand and overseas Holstein Friesian heifers. Proc. New Zeal. Soc. An. 60: 265-269

McCarthy, S., Horan, B., Rath, M., Linnane, M., O`Connor, P. and Dillon, P. (2007): The influence of strain of Holstein Friesian dairy cow and pasture-based feeding system on grazing behaviour, intake and milk production. Grass Forage Sci. 62: 13-26

Meier, S., Kolver, E.S., Verkerk, G.A. and Roche, J.R. (2010): Effects of divergent Holstein- Friesian strain and diet on diurnal patterns of metabolites and hormones. J. Dairy. Res. 77: 432-437 Schori, F. and Münger, A. (2010): Grazing behavior and intake of two Holstein cow types in a pasture-based production system. Grassland in a changing world. 23th EGF Meeting. 895-897 Shaffer, L., Roussel, J.D. and Koonce, K.L. (1981): Effects of age, temperature-season and breed on blood characteristics of dairy cattle. J. Dairy. Sci. 64: 62-70.

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