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Wieviel Milch bringt die Weide? – Milchleistung aus Weide berechnen

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18. Jahrestagung, 09.– 11. Oktober 2017, LWK NRW Haus Riswick

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Wieviel Milch bringt die Weide? – Milchleistung aus Weide berechnen

M. Cleven1, A. Verhoeven2, M. Pries2, C. Berendonk2, N. Wrage-Mönnig1,3

1Hochschule Rhein-Waal, Fakultät Life Sciences, Marie-Curie-Str. 1, 47533 Kleve 2Landwirtschaftskammer NRW, Haus Riswick, Elsenpass 5, 47533 Kleve

3Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Grünland und Futterbauwissenschaften, Justus-von-Liebig-Weg 6, 18059 Rostock

Üblicherweise wurde die Weideleistung bislang nach der Standardmethode, der so genannten Differenzmethode berechnet, indem von der Milchmenge die durch Stallzufütterung (Grob- und Kraftfutter) erzeugte Milchmenge abgezogen wird.

Bei dieser Vorgehensweise ist der gesamte Erhaltungsbedarf der Kühe von der Weide zu leis- ten. Aus diesem Grund schlagen Leisen et al. (2013) eine alternative Berechnungsweise vor, bei der die Weideleistung aus der anteiligen Energiebedarfsdeckung = Anteilsmethode be- rechnet wird. Diese alternative Methode teilt die Milchleistung abhängig vom Anteil an Wei- de an der gesamten täglichen Energiezufuhr zu.

Die Weideleistung wurde wie folgt berechnet:

Methode 1 (Differenzmethode):

ECMWeide (kg) = ECMgesamt (kg) – (Energieaufnahme aus Stallfutter (MJ NEL) / 3,28 (MJ NEL/kg ECM))

Methode 2 (Anteilsmethode):

ECMWeide (kg) = ECMgesamt (kg) x Anteil Weideenergie am Energiebedarf (%)

Anteil Weideenergie am Energiebedarf (%) = [1 – (Energieaufnahme aus Stallfutter (MJ NEL) / (ECM (kg) x 3,28 (MJ NEL/kg ECM) + Erhaltungsbedarf (MJ NEL)))] x 100 Die Weideleistung wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit für sechs Weideperioden (3 Voll- weidejahre 2009-2011, 3 Halbtagsweidejahre 2012-2014) im Ökobetrieb Haus Riswick nach beiden Methoden berechnet. Durch Berücksichtigung der Schnitterträge konnte zusätzlich die Flächenproduktivität ermittelt werden. Die Verlustgrößen wurden hierbei pauschal mit 20 % berücksichtigt.

Ergebnisse

Grundsätzlich liefert über den Gesamtzeitraum von 6 Versuchsjahren bzw. Weideperioden die Methode, die die Weideleistung über den Anteil der Energiebedarfsdeckung berechnet, eine deutlich höhere Milchmenge je ha Weide im Vergleich zur bisher üblichen Methode über Dif- ferenzrechnung (8.888 vs. 4.838 kg ECM/ha Weidefläche).

Besonders große Unterschiede in der kalkulierten Weideleistung zwischen den beiden Metho- den zeigen sich bei Halbtagsbeweidung, da hier bei der Differenzmethode der Erhaltungsbe- darf zu 100 % aus der Weidefutteraufnahme zu erbringen ist.

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18. Jahrestagung, 09.– 11. Oktober 2017, LWK NRW Haus Riswick

51 Tab. 1 zeigt die mit den beiden Methoden berechnete mittlere Weideleistung der beiden Wei- desysteme. Hier handelt es sich um die reine Weideleistung, ohne Betrachtung der zusätzli- chen Leistung über den Schnitt der Flächen. Wie erwartet, führte die Berechnung mit der Dif- ferenzmethode zu signifikant niedrigeren Werten als mit der Anteilsmethode. Der Unterschied zwischen den Methoden war für die Halbtagsweide wesentlich größer als für die Vollweide.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Erhaltungsenergiebedarf für Voll- und Halbtagswei- de ähnlich hoch ist, aber ein größerer Anteil der auf der Halbtagsweide geringeren Weidefut- teraufnahme hierfür verwendet werden muss, wenn man die Erhaltungsenergie ganz der Wei- de zurechnet (Differenzmethode). Es bestehen signifikante Unterschiede in der Milchleistung pro Hektar, wenn diese mit der Differenzmethode berechnet wurden.

Tab. 1: Mittlere Weideleistungen (kg ECM/ha und Jahr) in einem Vollweide- und einem Halbtagswei- desystem mit zusätzlicher Fütterung im Stall (2009-2014), berechnet nach beiden Methoden im Vergleich

Differenzmethode 1 Anteilsmethode 2

Vollweide 7.754 9.337

Halbtagsweide 1.921 8.438

Geringe Weideanteile – Große Weideleistungsdifferenzen

Die Anteilsmethode führte vor allem bei geringen Weideanteilen in der Ration zu höheren Werten für die Weideleistung, wobei diese hier im Gegensatz zur Differenzmethode nie nega- tiv wurde. Bei geringeren Anteilen an Weide (Halbtagsweide) wird der Unterschied zwischen den Methoden größer. Bei hohen Weideanteilen (Vollweide) werden die Ergebnisse zuneh- mend ähnlicher (Abb. 1). Die so genannte Differenzmethode errechnet jedoch stets niedrigere Werte im Vergleich zur Anteilsmethode und zeigt sogar eine negative Milchleistung für Wei- deanteile unter 30 % auf.

Die Berechnung nach der Anteilsmethode kommt zu einer höheren Weideleistung als nach der Differenzmethode, da nur ein Teil und nicht der komplette Erhaltungsbedarf von der Wei- de gedeckt wird und somit mehr Energie der Milchproduktion zugesprochen wird. Dieser Un- terschied verschwindet bei einem Weideanteil von 100 % und wird zunehmend größer bei kleiner werdenden Weideanteilen unter Halbtags- oder Siesta-Weide-Bedingungen. Im Durchschnitt wurde für den biologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb Haus Riswick mit dieser Methode eine Milchweideleistung von 8.850 kg ECM/ha/Jahr und eine gesamte Weide- flächenleistung von 11.400 kg ECM/ha/Jahr berechnet, was einem erwarteten Wert von über 11.000 kg ECM/ha/Jahr entspricht (LEISEN, 2013). Die Anwendung der Anteilsmethode in der Beratung kann zu einer besseren Wertschätzung der Weide als Basis für die Milchproduktion dienen.

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18. Jahrestagung, 09.– 11. Oktober 2017, LWK NRW Haus Riswick

52 Fazit

Die Weide ist besser als ihr Ruf.

Die Ergebnisse bestätigen, dass durch Vollweidenutzung eine sehr hohe Flächenleistung vom Grünland erzielt werden kann. Soll Milch ausschließlich vom Grünland produziert werden, ist diese Form der Grünlandnutzung bevorzugt geeignet.

Darüber hinaus zeigt der Methodenvergleich, dass aber auch bei Halbtagsbeweidung bei kor- rekter Berechnung vergleichbare Flächenleistungen bei gleichzeitig höherer Einzeltierleistung im Vergleich zur Vollweide möglich sind.

Dieses Ergebnis erscheint besonders interessant für Betriebe, die die Bedingungen zur Teil- nahme an dem Förderprogramm „Sommerweide“ erfüllen. Die Anforderung an die Mindest- weidefläche von 0,2 ha/GVE passt recht gut zu dem System der Halbtagsweide.

Abb. 1: Weideleistung in kg ECM/Tier/Tag in Abhängigkeit vom Weideanteil an der täglichen Ener- gieaufnahme der Tiere mit der Gesamtration.

Literatur

LEISEN, E., SPIEKERS, H. Und DIEPOLDER, M. (2013) Notwendige Änderungen der Me- thode zur Berechnung der Flächenleistung (kg Milch/ha und Jahr) von Grünland- und Ackerfutterflächen mit Schnitt oder Weidenutzung. Tagungsband der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau, 181-183.

THOMET, P. & REIDY, B. (2013) Entwicklung von neuen Effizienzparametern zur Charak- terisierung von Milchproduktionssystemen. Tagungsband der Jahrestagung der Ar- beitsgemeinschaft Grünland und Futterbau, 70-76.

Abbildung

Abb. 1:  Weideleistung in kg ECM/Tier/Tag in Abhängigkeit vom Weideanteil an der täglichen Ener- Ener-gieaufnahme der Tiere mit der Gesamtration

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