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Vergleich Weide mit Stall

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Academic year: 2022

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Milch ist zwar Milch, doch nicht jede Milch ist gleich. So ändert sich die Zusammenset- zung des Fettsäurenmusters in der Milch von der Winter- zur Sommerfütterung. Dabei sind eine Zunahme der ungesättig- ten und eine Abnahme der ge- sättigten Fettsäuren zu beob- achten. Aber auch während der Weideperiode kann es zu Ver- änderungen des Fettsäuren- musters in der Milch kommen.

Fettsäurenmuster

In zwei Weideversuchen an der ALP wurde das Fettsäuren- muster in der Milch während der Weidesaison untersucht.

Neben der Ganztagesweide er-

Ein Versuch am BBZ Ho- henrain zeigt, die Gehalte an erwünschten Fettsäu- ren (Omega-3 und CLA), sind im Vergleich zu Milch von Kühen, die mit Maissilage und Kraftfut- ter gefüttert werden, in der Weidemilch höher.

UELI WYSS

hielten die Kühe im Stall zusätz- lich Kraftfutter, dessen tägliche Menge sich mit abnehmender Milchleistung verminderte.

Das Weidegras war im Früh- ling und Herbst jünger als im Sommer. Das junge Futter wies höhere Gehalte an Alpha-Lino-

lensäure auf. Die konjugierte Linolsäure (CLA) und die Ome- ga-3-Gehalte variierten wäh- rend der Weidesaison auch in

der Milch. Die höchsten Werte wurden jeweils im Herbst fest- gestellt. Dies ist teilweise auf die Fettsäuren im Futter zurückzu- führen.

Vergleich Weide mit Stall

Auf dem Gutsbetrieb des Be- rufsbildungszentrums Natur und Ernährung in Hohenrain LU werden im Moment zwei Milchproduktionssysteme ver- glichen: Ein weidebetontes Sys- tem mit einer saisonalen Abkal- bung im Frühjahr und einer be- grenzten Kraftfuttermenge so- wie eine Stallfütterung mit einer Teil-Mischration aus Gras- und Maissilage, die mit Kraftfutter ergänzt wird. Die ersten Ergeb- nisse von 2008 und 2009 liegen vor. Die Milch der Weidekühe wies weniger gesättigte, aber mehr einfach- und mehrfach ungesättigte Fettsäuren im Ver- gleich zur Stallgruppe auf. Bei der Weidegruppe stieg die CLA bis September in beiden Jahren kontinuierlich bis zu einem Ge- halt von 2,5 g pro 100 g Fett an.

Bei der Stallgruppe betrugen die CLA-Gehalte rund 0,5 g pro 100 g Fett während des ganzen Jah-

res. Auch die Omega-3-Fettsäu- ren nahmen in beiden Jahren während der Weideperiode bei der Weidegruppe zu und waren im Vergleich zur Stallgruppe höher.

Fazit

Die Gehalte an erwünschten Fettsäuren (Omega-3 und CLA), die sich auch positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken sollen, sind in der Weidemilch höher im Vergleich zu Milch von Kühen, die mit Maissilage und Kraftfutter ge- füttert werden. Doch auch bei der Weidemilch gibt es Varia- tionen in der Fettsäurenzusam- mensetzung. Bei der Vermark- tung der Weidemilch ist es nicht sinnvoll, sich auf einzelne Merkmale abzustützen. Viel- mehr sollte im Rahmen einer umfassenden Kommunikation versucht werden, die Vielfalt der verschiedenen Vorteile der graslandbasierten Milchpro- duktion gemeinsam zu betonen und auf die Auswirkungen der Produktionsweise auf das Pro- dukt, die Umwelt und die Ge- sellschaft hinzuweisen. ●

Milch von weidenden Kühen gilt als besonders gesund. Der Hintergrund dieser Aussage sind erhöhte Konzentrationen an Vitamin E und Alpha-Lino- lensäure in der Milch aus Wei- deproduktionssystemen im Ver- gleich zu kraftfutter- und mais- reichen Rationen. Aus Alpha-Li- nolensäure kann unser Organis- mus im Prinzip alle Omega-3- Fettsäuren synthetisieren, welche viele wichtige Funktio- nen im Stoffwechsel haben.

Erhöhter Transfer

Wie mehrfach nachgewiesen wurde, enthält die Milch von Kühen auf alpinen Sömmer- ungsweiden noch einmal deut- lich mehr Alpha-Linolensäure als «normale» Weidemilch.

Ein Versuch zeigte, blü- hende Zwischenfrüchte in der Futterration stei- gern den Alpha-Linolen- säure-Gehalt in der Milch.

FLORIAN LEIBER, TASJA KÄLBER

Dies beruht auf einem erhöhten Transfer der Alpha-Linolensäu- re vom Futter in die Milch, wo- bei vor allem die Verdauung im Pansen eine grosse Rolle spielt.

Welche Faktoren hier wirken, ist allerdings noch unklar. Eine Vermutung ist, dass die soge- nannten sekundären Inhalts- stoffe der Pflanzen, zu denen

u. a. Farbstoffe, Bitterstoffe und ätherische Öle gehören, den Fettsäurenstoffwechsel im Pan- sen beeinflussen. Eine Alpwei- de in Blüte enthält von diesen

Stoffen sicher mehr als ein jung geerntetes Kleegrasgemenge im Tal.

Um der Rolle der blühenden Kräuter und ihrer Inhaltsstoffe auf die Spur zu kommen, arbei- tet die Gruppe Tierernährung der ETH Zürich nun in einem von der AGFF (Arbeitsgemein- schaft zur Förderung des Futter- baues) geförderten Projekt mit speziellen blühenden Zwi- schenfruchtkulturen, nament- lich Alexandrinerklee, Buch- weizen und Phacelia. Diese wur- den experimentell in hohen Ra- tionsanteilen als frische Ganz- pflanzen an Milchvieh im letz- ten Laktationsdrittel verfüttert.

Höchster Gehalt

Mit Erfolg: vor allem mit Buchweizen liess sich – im Ver- gleich zu einer Kontrollration aus Raigras – der Transfer der Alpha-Linolensäure vom Futter in die Milch deutlich steigern.

Da der Buchweizen unter den Versuchspflanzen mit Abstand die höchsten Gehalte an pheno- lischen sekundären Pflanzenin-

haltsstoffen hatte, ist dies ein starker Hinweis darauf, dass die Ausgangsvermutung zutrifft.

Aber auch Alexandrinerklee und Phacelia zeigten vielver- sprechende Effekte: Mit ihren hohen Gehalten an Alpha-Li- nolensäure konnten sie deren Konzentration in der Milch di- rekt steigern. Und zwar auf hochalpines Niveau.

Empfehlenswert

Alle drei Versuchspflanzen wurden gut von den Kühen ver- zehrt und zeigten im Vergleich mit der Raigras-Kontrolle kei- nerlei negative Auswirkungen auf Milchleistung und -zusam- mensetzung. Als Komponenten in der Milchviehfütterung er- scheinen sie also als durchaus empfehlenswert. Eine derartige Bereicherung des Futterange- bots könnte ein Schlüssel zur Erzeugung einer Spätsommer- Milch mit speziell hoher Fett- qualität sein. Gleichzeitig wür- de damit auch eine Bereiche- rung der Kulturen und Frucht- folgen im Ackerbau gefördert.●

Seit der Klimawandel und seine (möglichen) Folgen in das Be- wusstsein der Bevölkerung ge- rückt sind, wird nach Verursa- chern und Lösungsmöglichkei- ten gesucht. Neben Verkehr, In- dustrie und Haushalten ist die Landwirtschaft als Mitverursa- cherin, aber auch als Leidtra- gende des Klimawandels in der Diskussion. Insbesondere sind es die Wiederkäuer, die mit ih- ren Emissionen an Methan, ei- nem Treibhausgas, von sich re- den machen.

Das Zufüttern von Me- than senkenden natürli- chen Futterzusätzen und die Begrenzung der Stick- stoffüberschüsse im Gras könnten umweltfreund- liche Lösungsansätze für die Graslandkuh darstel- len.

MICHAEL KREUZER

Immer wenn besonders viel Faser im Futter ist, also mit grundfutterreichen Rationen, gibt es auch viel Nahrung für die

Methan bildenden Mikroorga- nismen im Vormagen des Wie- derkäuers. Ist nun also die Graslandkuh wirklich ein Kli-

masünder, wie es vielfach heisst? Dazu ist zum Ersten ein- mal anzumerken, dass es der Mensch ist, der immer mehr Tiere zu Nahrungszwecken hält, und nicht das Tier selbst

«schuld» ist. Und: ist viel faser- armes Kraftfutter wirklich der richtige Weg?

Weide: Kein Transport

Vergleicht man die Ökobi- lanz von grundfutterreichen Rationen mit kraftfutterreichen Rationen, ist der Fall gleich nicht mehr so klar, denn Roh- stofferzeugung, Herstellung und Transport von Kraftfutter verursachen viel Kohlendioxid, das wichtigste Treibhausgas.

Dagegen sind bei der Weide kein Treibstoff zum Futtertrans- port und keine Bodenbearbei- tung nötig. Und was noch wich- tiger ist: es erfolgt keine unnöti- ge Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Wenn schon viel Getreide und Soja den Tieren

gefüttert wird, kann der Nicht- wiederkäuer diese Futtermittel effizienter verwerten.

Methan senkende Zusätze

Dennoch reicht es nicht, die Hände in den Schoss zu legen und einfach unvermindert wei- terzumachen. Auch für die Graslandkuh (und damit sind auch Mutterkühe, Aufzucht- rinder und Mastrinder ge- meint) muss nach umwelt- freundlichen Verbesserungs- möglichkeiten gesucht werden.

Ansatzpunkte sind der Einbe- zug von anderen Grünfutter- pflanzen, eine begrenzte strate- gische Beifütterung z. B. von spezifisch Methan senkenden natürlichen Futterzusätzen, aber auch Massnahmen zur Be- grenzung der Stickstoffüber- schüsse im Gras. Letzteres führt nämlich gerade bei der Weide zu einer stark erhöhten Emissi- on von Lachgas (ebenfalls ein relevantes Treibhausgas) aus

den Harnflecken. Als Indikator für das Emissionspotenzial an Lachgas und Ammoniak könnte sich der Milchharnstoffgehalt etablieren.

Internationaler Vergleich

Die Frage der nachhaltigen Graslandkuh wird gegenwärtig sogar weltweit angepackt: In Neuseeland wurde kürzlich die neue «Globale Forschungsalli- anz zu landwirtschaftlichen Treibhausgasen» in Gang ge- bracht (28 Länder machen mit), wobei die Schweiz durch den Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft Dominique Kohli und Michael Kreuzer von der ETH Zürich vertreten war.

Obwohl die Weidesysteme der Schweiz und Neuseelands stark voneinander abweichen, könn- te der Vergleich der beiden An- sätze zu ganz neuen Lösungs- formen führen. Dies ist ja nicht zuletzt auch ein Ziel der dies- jährigen Waldhoftagung. ●

Dossier Weidekuh-Genetik Samstag, 15. Mai 2010

D O S S I E R • 23 Mehr erwünschte Fettsäuren in der Weidemilch

Mehr Alpha-Linolensäure mit blühenden Zwischenfrüchten

Weltweit wird nach einer nachhaltigen Graslandkuh geforscht

Weidemilch enthält mehr erwünschte Fettsäuren.(Bild: Ueli Wyss)

Mit Buchweizen lässt sich der Transfer der Alpha-Linolensäure vom Futter in die Milch deutlich steigern.(Bild: Tasja Kälber)

Der tropische Seifenbaum und seine Früchte: Futterzusatz für die klimafreundliche Graslandkuh?(Bild: H.D. Hess)

Referenzen

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