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Archiv "Belastung in Milliardenhöhe" (07.10.1976)

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ZITAT

Belastung

in Milliardenhöhe

„Die Krankenkassen sollen nach der Regierungskonzep- tion den größten Teil dazu beitragen, daß das Liquidi- tätsloch gestopft wird, mit dem die Rentenversicherung 1977 rechnen muß. Dadurch droht den Krankenkassen eine Minderzahlung der Ren- tenversicherung — bei der gemeinsamen Bestreitung der Krankheitskosten der Rentner — in Höhe von rund sechs Milliarden DM. Kommt es dazu, dann werden sich die Beitragssätze der Kran- kenkassen wieder kräftig nach oben bewegen müs- sen..." (Albert Müller in „Die Welt" Ausgabe vorn 22. Sep- tember, 1976)

Die Information:

Bericht und Meinung

Staatsbetrieben nicht nur das poli- tische, sondern auch das finanziel- le Heil erblicken.

Diese Ausführungen bedeuten nicht, daß ich nicht voll anerken- nen würde, daß sich die verant- wortlichen Politiker auch im letzten Bundestag durchaus dafür einge- setzt haben, die Grundsätze, die die derzeitige rechtliche Basis für die Stellung des Kassenarztes und seine wirtschaftliche Existenz dar- stellen, zu erhalten. Sie bedeuten auch kein Abgehen von meiner Überzeugung, daß die Vertretung der deutschen Kassenärzte mit der vieldishitierten, häufig falsch oder nur halbwahr dargestellten, oft mißverstandenen Empfehlungsver- einbarung einen politisch überaus bedeutenden Schritt getan hat — einen bedeutenden Schritt nicht nur für die Erhaltung des derzeiti- gen Systems der ambulanten Ver- sorgung, sondern auch als ein so- zialpolitisches Signal für die ande- ren Bereiche, die an der Kostenent- wicklung in der Krankenversiche-

rung beteiligt sind.

• Nicht zuletzt aufgrund dieses unseres Verhaltens hat man den Eindruck, daß zur Zeit kaum je- mand ein Interesse daran hat, das Uhrwerk einer systemkonformen Fortentwicklung unseres Systems der ärztlichen Versorgung zu über- drehen.

Da niemand behaupten kann, ein Patentrezept für die Steuerung al- ler zukünftigen Entwicklungen zu besitzen, können alle Vernünftigen nur daran interessiert sein zusam- menzuwirken, damit es zu einer be- hutsamen und tragfähigen Weiter- entwicklung kommt. Dies bedeutet gleichzeitig, daß wir uns gemein- sam mit anderen im Interesse aller Bürger den auf Nivellierung gerich- teten gesellschaftspolitischen Uto- pien und den Tendenzen in Rich- tung auf totale Gleichmacherei ent- gegenstemmen müssen. Es bedeu- tet schließlich, daß wir versuchen müssen, durch gemeinsames Han- deln den Gesetzgeber dazu zu ver- anlassen, auf allen Gebieten der sozialen Sicherung die Leistungen

in einem Rahmen zu halten, der fi- nanzierbar ist und auch langfristig finanzierbar bleibt.

Hierbei müssen wir uns sicher manchmal auch an die eigene Nase fassen: Wenn ich daran den- ke, was alles von manchen ärztli- chen Interessenvertretern zur Emp- fehlungsvereinbarung und zu unse-

rem Honorarwachstum öffentlich dargeboten wird, was alles aus un- seren eigenen Reihen an neuen Leistungen zum Beispiel im Früher- kennungsbereich propagiert wird, dann habe ich das bedrückende Gefühl, daß es manchem von uns schwerfällt, die Problematik einer auch für die Zukunft gesicherten Finanzierung aller Zweige der So- zialversicherung richtig zu erfas- sen.

Allgemeine Herz-Kreislauf-Vorsor- geuntersuchungen, Vorsorgeunter- suchungen des Magens, Totalscan-

ning unter Einsatz der elektroni- schen Datenverarbeitung — sicher, all dies und vielleicht noch mehr mag aus rein medizinisch-wissen- schaftlicher Sicht wünschenswert erscheinen. Ein solches Wunsch- denken steht jedoch — ich zitiere zum Beispiel Diskussionen aus offi- ziellen Ärztegremien der Schweiz

— im Gegensatz zu der Forderung, nicht maximale, sondern machbare Medizin anzustreben und nur das zu realisieren, was wirklich nötig,

und nicht, was wünschbar ist.

Zweifellos befinden wir uns in ei- nem Zeitabschnitt, in dem wir auf- grund der aktuellen allgemeinwirt- schaftlichen Situation gezwungen sind, zwischen Notwendigem und möglicherweise Wünschbarem zu unterscheiden, wenn unsere Volks- wirtschaft ohne Schaden über die Runden kommen soll. Die Bewälti- gung der Kostenexpansion ist so- mit letztlich auch eine Frage der Einstellung jedes einzelnen zu sei- ner Gesundheit und zur Gemein- schaft aller in unserem Staatswe- sen. Mir scheint, daß eine Phase der Mäßigung und damit der Kon- solidierung auch auf dem Gebiet unseres Gesundheitswesens fällig ist.

Hierzu einen Beitrag zu leisten war und ist auch Aufgabe der Kas- senärzte und der Kassenärztlichen Vereinigungen. Denn nur so läßt sich auf Dauer die Freiheit des Ein- zelmenschen als 'eine der Grund- säulen unserer Gesellschaftsord- nung auch in unserem Gesund- heitssicherungssystem bewahren.

Fünf Forderungen

an Gesetzgeber und Regierung Um den mit unseren Aktivitäten be- gonnenen Versuch der Dämpfung des Anstiegs der Kosten im Ge- sundheitswesen im allgemeinen und in der sozialen Krankenversi- cherung im besonderen nicht zu gefährden, lassen sich für mich aufgrund der gemachten Ausfüh- rungen für die neue Legislaturpe- riode schon heute folgende Grund- sätze ableiten:

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 41 vom 7. Oktober 1976 2539

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