25
25. Juni 1982 79. Jahrgang
DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
Belastung,
Entlastung, Belastung etc
D
ie Konstellation für ein drittes Kostendämp- fungsgesetz zeichnet sich ab: Die Bundesregie- rung ist nicht fähig oder nicht willens, das Defizit der Bundesanstalt für Ar- beit voll zu decken. Die Beiträge, die die Nürnber- ger für die Arbeitslosen zur Renten- und Krankenversi- cherung leisten, sollen da- her nicht mehr nach dem zuletzt verdienten Einkom- men, sondern nur noch nach der Höhe der Arbeits- losenbezüge bemessen werden. Dadurch könnte die Bundesanstalt für Ar- beit um 6 Milliarden entla- stet werden. 2,5 Milliarden dieser Entlastung der Nürnberger würde zu La- sten der Krankenversiche- rung gehen. Diese hätte damit fertig zu werden.Das ist eine Situation, ähn- lich der von 1976/77 und von 1981. Damals waren es Lasten der Rentenversiche- rung, die die Krankenversi- cherung mit zu tragen hat- te. Damit sie das konnte, wurde 1977 die „Kosten- dämpfung" eingeführt und 1981 fortgesetzt.
H
eute ist zur Entlastung der Krankenversiche- rung von den drohen- den Lasten aus der Arbeits- losenversicherung eine Er- höhung der Beitragsbe- messungsgrenze im Ge- spräch. Sie würde aller- dings im wesentlichen nur den Ersatzkassen zugute kommen, denn die haben die relativ gut verdienen- den Angestellten, denen mit einer höheren Beitrags- bemessungsgrenze nochGeld vom Konto zu buchen wäre. Den Ortskranken- kassen, mit ihren hohen Anteilen von Arbeitslosen und geringer Verdienen- den, wäre kaum geholfen.
Damit wäre der kassenar- tenübergreifende Finanz- ausgleich, ein Lieblings- kind linker „Reformer", vorprogrammiert.
D
abei würde es nicht bleiben. Auch die Ärz- teeinkommen kommen wieder wie 1977 und 1981 ins Spiel. Die Vorgeplänkel für eine neuerliche '„Ko- stendämpfung" zu Lasten der Kassenärzte laufen.SPD-Politiker denken laut über Belastungen der „bes- ser Verdienenden" nach.
Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister spricht ganz offen davon, am ehe- sten sei bei den Ärzten et- was zu holen.
Wie? Erinnern wir uns an einen Plan Ehrenbergs, die Gesamtvergütungen der Kassenärzte um 5 Prozent (später ging er auf 3 Pro- zent zurück) zu kappen. In der SPD wird diese Idee schon ventiliert, die Rede ist von 10 Prozent.
Eine solche willkürliche Belastung einer Gruppe, die seit 1977 wahrhaftig ih- ren Beitrag zur Kosten- dämpfung geleistet hat, würde aus Sicht der Ärzte jede weitere Kostendämp- fungspolitik ad absurdum führen. Die KBV hat das in Bonn, so in einem Fern- schreiben Muschalliks an.
FDP-Chef Genscher, deut- lich kundgetan. NJ
Die Information:
Bericht und Meinung Ausbildung zur Arzthelferin:
Reform überfällig 21
Die ÖTV sollte ihre Obstruktion aufgeben, und der Bundesgesundheitsminister sollte sich ein Herz fassen
Reinhard Groven
Nachrichten 24
Aus Westphals Arbeitsprogramm — Was sind Mototherapeuten? — Sozial- demokraten fordern Rezeptpflicht für Metamizol — Streitgespräch: Frau Mi- nisterin Fuchs contra Dr. Vilmar — Krebshilfe fördert Schwerpunktkran- kenhäuser — Katastrophenschutz im Wartestand — KV Hessen: Zuschlag zur eingehenden Untersuchung — Krankenhaus-Informationen per
„Video-Tapes"
Bilderseite 27
Ärzte besuchen Bundeswehr
Aus den Bundesländern 28 Berlin: KV betreibt Notfallpraxis — Nordrhein-Westfalen: „Drogen-Tele- fon" Tag und Nacht dienstbereit — Niedersachsen: KV fordert zweiten Lehrstuhl für Allgemeinmedizin
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Übersichtsaufsätze
Der gastroenterologische Notfall:
Akute Blutung aus dem Magen-
Darm-Kanal 31
Prof. Dr. med. Fred Paul
Ist die chronische Schizophrenie
ein Artefakt? 44
Prof. Dr. med. Luc Ciompi
Psychiatrische Maßnahmen zur Verhütung und zur Bewältigung panischer Reaktionen 49
Dr. med. Rudolph Brickenstein
Editorial
Altern als immunologisches Pro-
blem 42
Für Sie gelesen
Propranolol verhindert Rezidivblu- tung aus ösophagusvarizen — Pro- gnose maligner Lebererkrankungen — Eiswasserspülung bei Magenblutung
obsolet? 40
Weitere Probleme bei Wechselwir- kungen mit Digoxin — Behandlung der Choledocholithiasis mit Rowa- chol® — Untere Altersgrenze beim Screening auf Brustkrebs? 41
Fortsetzung auf Seite 3 II>
Ausgabe A/B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 25 vom 25. Juni 1982 1