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Ein merkwürdiges Sprichwort.
Von P. Schwan.
Bei der Beschreibung von Arabien spricht der Geograph
Mukaddasi auch über die Bedeutung des Handelsverkehrs zwischen
Südarabien und Ostasien. Er sagt da: „Mit den Handelsunter¬
nehmungen nach China beschäftigen sich (sogar) die Sprichwörter"
Eins von ihnen führt der Schriftsteller als Beispiel an, es lautet 5
in der Ausgabe:
bCL« >^_5iL>
o -
Wie ist das zu verstehen? Ist tyf? als Qnasiplural von und
Akkusativ des Zustandes aufzufassen? Auffällig ist dann beim
koordinierten Worte der Singular. Was soll es weiter bedeuten : 10
.sie sind zu dir gekommen als Handeltreibende oder als ein König' ?
Soll China selbst angeredet sein und .sie' auf die nach Ostasien
reisenden Muslimen gehen? Oder ist LXLo nicht dem 1^.5? koordi¬
niert, sondem dem Pronomen suffismm in «^jtL>-: .sie sind zu dir
oder zu einem König als Handeltreibende gekommen" ? Dann 15
könnte ein beliebiger Mann angeredet sein, das Sprichwort wäre
etwa zu deuten : Im Verfolg von Handelsgeschäften lassen sich die
Lente durch keine Schwierigkeit abschrecken, sie dringen zu jed¬
wedem Mann oder auch zu einem König vor. Auch so bliebe die
Erklärung gezwungen. 20
Eine andere Möglichkeit wäre als Infinitiv zu fassen und
dem entsprechend auch LXJU zu lesen: .sie sind zu dir gekommen
um Handel zu treiben oder um Besitz zu ergreifen". Man könnte
dann an einen der kleinen Pürsten des Ostens denken, die vor die
Wahl gestellt werden, in Handelsbeziehungen zu willigen oder ihren
Besitz zu verlieren. Man erhielte einen knappen Sinn, wie er der
Ausdrucksweise des Sprichwortes angemessen ist. Zwei Einwände
bleiben: mit der Seelenstimmung der Unterliegenden sich zu be-
1) Bibl. Oeogr. Anb., S. 97, U.
17*
260 Sehtcar», Ein merhoiirdigei Sprichwort.
schaftigen ist nicht gerade arabische Eigenart gewesen, die PrSgung
erscheint also unecht. Weiter ist es schwer zu verstehen, wie
MnkaddasT gerade dieses abgelegene Wort als Beispiel für die auf
den Handel nach China zielenden Sprichwörter wählen konnte.
6 Der kritische Apparat zeigt, daß die Überlieferung 1^.^ nur
durch eine Handschrift gestützt ist, die Berliner Handschrift
bietet tyS' und dies wird, da es sich um den Handel von Südarabien
# b ..
nach China handeln soll, am ehesten zu ,Meer* zu ergänzen sein.
Von hier ist nur noch eine leichte Änderung notwendig:
10 kann aus ^ entstanden sein, w^j£L> ist entstellt aus^^U»-; Hamza ist erst nachträglich zugefügt worden, um die durch Verschreibung
entstandene Form äußerlich korrekt zu gestalten. Möglich wäre
auch, daß ein bei ^ stehendes Kesra und ein bei ^ stehendes Sukün
dnrch Verschiebung mit einander verbunden wurden zu Mit
* .. Cif » Cß, <t »
1» LXL« ^\
ist ein wohlbekanntes Sprichwort gewonnen: „Suche die Nachbar¬
schaft eines Meeres oder eines Fürsten* als Rat an den, der schnell
zu großem Reichtum gelangen will^). Ein solches Wort ist wohl
geeignet, die „sprichwörtlichen" Erfolge des China-Handels zu ver- 20 anschaulichen.
Manches hat sich seit Mukaddasi's Zeit geändert. Es ist kein
verführerischer Erfolg mehr, durch eine Fahrt nach Ostasien für
eine aus Südarabien mitgenommene Weiljrauchmenge das gleiche
Gewicht an Kampfer einzuhandeln"), aber geblieben ist die enge
»6 Beziehung zwischen dem freien Zugang zur See und dem Wohl¬
stande des einzelnen wie der Volksgemeinschaft.
1) MaidSni (Kairo 1310), 1, lU, 12 in der Anordnung: !jÄ ^\ LjCJU^^Lä..
2) HukaddasT 98, 1.
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Ein Sanskrit-Panegyrikus auf Deutschland.
Von Bichard Schmidt.
Der in Kalkutta ansässige ^yämäkumära hat unter dem Titel :
Germany Kavya by Raja Shyama Kumar Tagore, Leipzig 1913, bei
Drugulin ein Kunstgedicht drucken lassen, welches in zehn Gesängen
(nebst einem utsarga mit zwei und einer avatarantkä mit 33 Strophen)
einen Abriß der Geschichte Deutschlands gibt und in eine Verherr- 5
lichung unsres Kronprinzen ausklingt, dessen Anwesenheit in Indien
den Dichter überhaupt zu seinem Werke begeistert hat. Sprache
und Metrum sind einfach gehalten und erinnern in nichts an die
Künsteleien, die man sonst im mahäkävya gewohnt ist. In der
avatarantkä singt der Verfasser das Lob Deutschlands im allge- lo
meinen; im I. Gesänge schildert er die Zustände zur Zeit der
römischen Invasion, wobei er in die deutschen Urwälder auch
därdala's versetzt (I, 4), die hier wohl nicht Tiger, sondem Wölfe
sein sollen. Im übrigen ist die Quelle hier unverkennbar Tacitus'
Germania, dessen Aussprach ,sero Venus" z. B. in Strophe 8 er- is
scheint: sarnpürne yauvane sarve krtadäraparigrahäh. In II tritt
Ariovist (Ariyovistas) auf als Beherrscher des Landes zwischen
Rhein und Loire (Räyinl, Loyiri) und der Rome^vara Juliyaaah
Sijarah, unter welcher Verkleidung man unschwer Julius Cäsar
erkennt. Dann kommt der Feldherr Bherasähvayah (Varus), dessen 20
Besiegung im Teutoburger Walde {Titobargäbhtdhe 'ranye) durch
Ärmintyas-krminvis, das Auftreten des ^/örmanifcos-Germanicus
und endlich der Verfall der römischen Macht. III: Pipin, die
Langobarden, Papst Zacharias {Jäkäriyas), Karl der Große {Cärlasa),
sein Zug gegen die Sachsen {Säksana) und deren Bekehrung zum 25
Khrstadharma , die segensreiche Regierung Karls, der Verfall des
Reiches unter seinen Nachfolgern. IV: Konrad von Franken, Hein¬
rich 1. {Heniri), Otto I. {Ota), Otto II., Otto III., Heinrich II. —
Im V. Gesänge hören wir von den Phrärikoniyä-Ynrsttn Konrad II.
und Heinrich III. , bei dessen Tode didi diäi paribhütä vairinad so
codati^than. — VI: Es folgen die Fürsten aus dem Stamme der
Hohenstauphen, deren erster Konrad III. ist (Geschichte der Weiber
von Weinsberg-Fiyesöar^a) ; dann Friedrich I. {prathamaPhredri-