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Archiv "Ein Ausgleich" (21.01.1988)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

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Gralsritter Blüm

Vor Jahresfrist lief im Raum Frankfurt der „Aut simile-Ver- such" : Der Apotheker gab auf das Rezept des Arztes ein billigeres Nachahmermittel „gleichen" In- halts ab.

Der Versuch wird im Frühjahr dieses Jahres neu konzipiert, da die Qualität der Nachahmer-Produkte zum Teil gravierende Mängel auf- wies.

Am 3. Dezember 1987 stellte der christdemokratische Minister für Arbeit und Sozialordnung im Zwei- ten Deutschen Fernsehen (ZDF) ei- ne im Grundsatz gleiche Idee vor als

„Ei des Kolumbus" seiner Struktur- reformpläne im Gesundheitswesen:

„Es wird in Zukunft ein Sockelbe- trag ( „Festzuschuß") entsprechend dem angeblich gleichwertigen Billig- präparat erstattet. Wer mehr bean- sprucht, muß selbst bezahlen. Das Notwendige, so meint Minister Blüm, werde auch in Zukunft voll erstattet.

Das Notwendige? Natürlich — das, was Minister Blüm für das Not- wendige hält.

Nicht mehr der Arzt entscheidet entsprechend seiner intimen Kennt- nis des Patienten und nach seiner ärztlichen Erfahrung über Notwen- diges, sondern das politische Macht- wort der Koalition unter Mißach- tung einer zur Zeit bei medizini- schen Fachleuten äußerst kontrover- sen Qualitätsdiskussion.

Die Erstattungsfrage wird dem- nach in Zukunft die ärztliche Thera- pie kennzeichnen und nicht mehr die freie Entscheidung des Arztes. Nor- bert Blüm baut offensichtlich an sei- nem Denkmalssockel — als Toten- gräber der ärztlichen Therapiefrei- heit.

Wer mehr will, kann ja mehr be- zahlen — Qualität ist halt Luxus, so scheint der Arbeitsminister zu mei- nen.

Kann ja mehr . . . Und wer dies eben nicht kann? Die sozial Schwa- chen, die Altersheimpatienten — ist für die denn das Billigste gerade gut genug? Der Bessergestellte kann sich in Zukunft durch Zuzahlen qua- litativ gesicherte Medizin leisten.

Am Sockelbetrag erkennt man den Armen. Der Minister aus den Rei- hen der CDU-Sozialausschüsse darf sich als Schöpfer einer modernen Zwei-Klassen-Medizin „feiern" las- sen.

Die teurer arbeitenden, for- schenden Pharmaunternehmen sol- len schnell ihre Preise dem Sockel- betrag annähern, so erwartet es der Minister. Forschung, Qualität und Leistung wird es in Zukunft zum

„Nulltarif" geben, so glaubt er of- fensichtlich. Finanzreform, damit sich Leistung hierzulande wieder lohnt — nach Aussage des Bundesfi- nanzministers; Strukturreform, da- mit sich Pharmaleistung nicht mehr bezahlt macht beim Bundesarbeits- minister? Mehr Wettbewerb infolge Preisdiktat?

Aus welcher Mottenkiste kom- men diese abenteuerlichen Vorstel- lungen?

Und noch eine Frage: Wieviele Arbeitsplätze im Gesundheitswesen

— Pharmaindustrie, Arztpraxen, Krankenhäuser u. a. — will Blüm ei- gentlich noch gefährden? Der Bun- desarbeitsminister sollte zum Grals- ritter und Siegelbewahrer der deut- schen Massenarbeitslosigkeit er- nannt werden.

Dr. med.

Hans Heimerzheim, Köln

Die leidende Menschheit wird um eine Hoffnung ärmer: Nach vier- zig Jahren vergeblichen Forschens wird die „Common Cold Unit" , ein Institut des britischen Forschungsra- tes (so etwas ähnliches wie unsere Forschungsgemeinschaft oder die Max-Planck-Gesellschaft), geschlos- sen werden, wenn ihr jetziger Direk- tor 1990 in Pension geht. Die „Com- mon Cold Unit" , untergebracht in einer alten Kaserne in der südwest- englischen Grafschaft Wiltshire, sollte Mittel zur Bekämpfung des ge- wöhnlichen Schnupfens finden. Un- zählige Freiwillige haben vierzig Jahre lang ihre Nasen hingehalten, um sie mit Rhinoviren oder Placebo beträufeln zu lassen. Aber man hat noch nicht einmal herausgefunden,

Ein Ausgleich

Eine Mitteilung des Statisti- schen Bundesamtes läßt nachden- ken. Noch immer werden zwischen fünf und sechs Prozent mehr Jungen als Mädchen geboren. Früher hat man ja mal geglaubt, damit wolle

„die Natur" auch die üblichen Kriegsverluste bei den Männern aus- gleichen (falls denn Krieg etwas mit

„Natur" zu tun haben sollte). Aber wie man sieht: auch mehr als vierzig Jahre Nicht-Krieg haben daran nichts geändert. Ubrigens gibt es diese Relation bei den Neugebore- nen in der ganzen Welt.

Der Ausgleich erfolgt nach wie vor dadurch, daß die statistische Le- benserwartung der Männer kürzer ist als die der Frauen. Genauer müß- te man sagen: mehr Männer als Frauen sterben früh. Das zahlenmä- ßige Gleichgewicht zwischen Män- nern und Frauen ist bei 55 Lebens- jahren hergestellt. Im 75. Lebens- jahr leben in der Bundesrepublik Deutschland 40 Prozent mehr Frau- en als Männer — nach der statisti- schen Wahrscheinlichkeit. Tatsäch- lich sind es aber sogar 80 Prozent mehr Frauen als Männer.

Die grausame Erklärung dafür:

der Zweite Weltkrieg. gb

warum nur ein Drittel der Verum- Opfer auch einen Schnupfen bekam.

Das Jahresbudget von 500 000 Pfund, eineinhalb Millionen DM, wird nun für andere Zwecke frei.

Damit behält ein gewisser Ad- miral Sir W. M. James weiterhin recht, dem folgender „Clerihew"

zugeschrieben wird (so etwas ähn- liches wie ein Limerick, und sie ent- stehen auch häufig auf ähnliche Wei- se, nämlich während langweiliger Sitzungen). Seine Exzellenz verfiel offenbar ins Nachdenken über die Weltgesundheitsorganisaton und dichtete formgerecht:

What I like about WHO Is no one knows what they do.

We still wait to be told

The cure for a cold. gbt

Der Schnupfen hat (wiederum) gesiegt

A-70 (18) Dt. Ärztebl. 85, Heft 3, 21. Januar 1988

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