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Archiv "Leistung? Nein danke! Arbeit macht krank . . ." (30.03.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DER KOMMENTAR DIE GLOSSE

Leistung?

Nein danke!

Arbeit macht krank .

Einsatzbereitschaft und Lei- stungswille sollen bei uns wieder gefördert werden. Da sollen alte Tugenden wieder erweckt wer- den; man könnte auch jenes schö- ne, kräftige Wort aus dem 90.

Psalm mal wieder betrachten: Un- ser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen ...

Nun heißt Arbeit heute häufig Schichtarbeit, eine besondere Be- lastung des Familienlebens, für manche auch der Gesundheit. Ei- ne Gesundheits-Illustrierte der DDR hat dies jetzt mal ausführlich und allgemeinverständlich darge- stellt. In der DDR, heißt es dort, ar- beiten 42 Prozent der Produk- tionsarbeiter — nicht zu verges- sen: darunter sind auch viele Frauen — im Mehrschichtsystem.

10 bis 20 Prozent der Werktätigen vertragen Schichtarbeit wahr- scheinlich gar nicht. Ansonsten komme es ganz wesentlich auf die Arbeitsplatzgestaltung an und auf die intensive arbeitsmedizinische Betreuung.

Das ist bei uns wahrscheinlich nicht anders, möchte man sagen — oho! „Die Probleme, welche die mehrschichtige Auslastung der Produktionsmittel mit sich bringt, sind unter kapitalistischen und so- zialistischen Produktionsverhält- nissen nicht miteinander ver- gleichbar", schreibt der zuständi- ge Ideologe (Arzt). „Unter unse- ren Eigentumsverhältnissen" — al- so denen der DDR — „sind alle da- mit auftretenden Bedürfnisgegen- sätze, die gesundheitlichen und sozialen in gleicher Weise, unter Mitwirkung staatlicher Leiter, ge- sellschaftlicher Organisationen und nicht zuletzt des einzelnen Werktätigen selbst lösbar." So

einfach kann man sich das also machen. Und wie steht's bei uns?

Das WSI, das Wirtschafts- und So- zialwissenschaftliche Institut des

Deutschen Gewerkschaftsbun- des, hat eine 230seitige Doku- mentation der Gesundheitsbela- stungen an westdeutschen Ar- beitsplätzen herausgegeben. Was darin steht, das wird die Arbeits- mediziner beschäftigen; hier geht es darum, wie die Gewerkschafts- mitglieder darüber „informiert"

werden, in der DGB-Zeitung „Welt der Arbeit". Fast zwei Zentimeter hoch ist die geradezu erschrek- kende Überschrift. Freude an der

Arbeit, berufliche Erfüllung, erst recht die Bereitschaft zur Lei- stung oder gar das „köstlich" Mar- tin Luthers — diesen ganzen alt- modischen Firlefanz kann man of- fenbar vergessen. Für die Frauen macht es wohl keinen Sinn mehr, um Gleichberechtigung am Ar- beitsplatz zu kämpfen; und was sollen eigentlich Arbeitslose noch von einem „Recht auf Arbeit" fa- seln, wenn jetzt in dieser Über- schrift klipp und klar gesagt wird, wie man sich heute zur Arbeit ein- zustellen hat: „Arbeit macht krank"! gb

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Information und

Kommunikation

Umfragen können — richtig konzi- piert und analysiert — ein sehr nützliches Hilfsmittel der Kommu- nikation und Information sein. Ei- ner Redaktion können sie zum Beispiel das Kennenlernen von In- teressen, Erwartungen, Einstel- lungen und Erfahrungen ihrer Le- serschaft erleichtern. Den Lesern ermöglichen sie die Bekannt- schaft mit dem Wissen und den Erfahrungen ihrer „Mitleser".

Dieses Kommunikationsziel streb- te die Redaktion des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES an, als sie 1981 gemeinsam mit dem Forschungs- institut Infratest Gesundheitsfor- schung die Untersuchungsreihe

„Ärzte befragen Ärzte" startete.

Die Befragungsreihe ermittelte in- teressante Informationen über die Einstellungen der Ärzteschaft zu wichtigen berufspolitischen Pro- blemen, über Fortbildungsinter- essen ebenso wie über Diagnose- und Therapieerfahrungen.

Das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT wird diese Untersuchungsreihe auch 1984 fortsetzen. Die Redak- tion wird darüber hinaus aber auch über Ergebnisse und Analy- sen berichten, die von der Sozial- forschung zu aktuellen Fragen und Problemen ermittelt wurden, die den Arzt wohl täglich beschäf- tigen, sei es als Medicus und Bun- desbürger, als Vater bzw. Mutter, als Gesprächspartner der Kinder oder auch als Gesprächspartner von Patienten, die nicht nur medi- zinischen Rat suchen.

Die Artikelserie beginnt im „Kul- turmagazin" des vorliegenden Heftes mit dem ersten Teil eines Berichts des Münchener Sozial- forschers Horst Becker, über Sor- gen und Ängste in der Bevölke- rung und in der Ärzteschaft. DÄ 976 (20) Heft 13 vom 30. März 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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