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Archiv "Forum für Medizin und Telematik: Der informierte Patient" (27.07.2001)

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ürger- und Patientenorientierung sind häufig gebrauchte Schlagwor- te, wenn es um den Einsatz neuer Technologien im Gesundheitswesen und die angestrebte integrierte Versor- gung geht, in deren Mittelpunkt der Pa- tient stehen soll. Doch „wer im Zen- trum steht, steht immer auch im Weg“, so die etwas provokante Bemerkung ei- nes Teilnehmers am 3. Forum „Medizin und Telematik“, das von der Deutschen Telekom in Königswinter zum Thema

„Der Patient im Zeitalter der digitalen Medien“ veranstaltet wurde.

Der mündige, per Internet gut in- formierte Patient ist möglicherweise auch der unbequemere Patient. Was nützen die neuen Technologien dem Bürger und Patienten, wie beeinflus- sen die neuen Medien künftig die Rol- le des Patienten, und welche Entwick- lungen gibt es im Ausland? – Diese Fragen standen im Vordergrund des Diskussionsforums.

Das Land Nordrhein-Westfalen wolle eine Vorreiterrolle bei der Weiterent- wicklung und Modernisierung des Ge- sundheitssystems mithilfe von Telema- tik-Anwendungen übernehmen, weil diese ein erhebliches Potenzial für eine verbesserte gesundheitliche Versor- gung und die effizientere Nutzung von Ressourcen bieten, erläuterte Dr. Birgit Weihrauch, Ministerium für Frauen, Ju- gend, Familie und Gesundheit des Lan- des NRW.

Länder verstärken ihr Engagement

Weihrauch betonte, dass auf Antrag von NRW und Hamburg auf der 74.

Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Länder in Bremen ein Beschluss zu den Perspektiven der Telematik im Ge- sundheitswesen gefasst worden sei.

Darin heißt es unter anderem: „Die

GMK misst der zunehmenden Verbrei- tung von Gesundheitsinformationen im Internet große Bedeutung zu. Die Ge- sundheitsportale können einen wichti- gen Beitrag zu Information und Auf- klärung im Sinne der Bürger- und Pati- entenorientierung und der Transparenz leisten, sofern die Informationen qua- litätsgesichert und strukturiert bereit- gestellt werden.“

Mehr Information soll zu mehr Kom- petenz und Eigenverantwortung des mündigen Patienten führen. Zu den Aufgaben des 1999 mit Unterstützung der Landesregierung gegründeten Zen- trums für Telematik im Gesundheitswe- sen (ZTG), Krefeld, gehört daher auch der Aufbau eines umfassenden Bürger- und Patienteninformationssystems „Ge- sundheit NRW“. Das Internet-Portal soll sich der transparenten Darstellung der kommunalen Versorgungsstruktu- ren in NRW widmen und beispielhaft auch für andere Regionen sein. Der Start ist nach der Sommerpause vorge- sehen – einzelne Module, wie die Fach- informationsdienste „Diabetes-NRW“

und „Krebs-NRW“, sind bereits online (Adressen siehe Textkasten).

Roland Bachmeier, Direktor beim Bundesbeauftragten für den Daten- schutz, hob zwei Aspekte hervor, die den Patienten im Informationszeitalter betreffen: Zum einen wissen viele Pati- enten mehr über Gesundheit im Allge- T H E M E N D E R Z E I T

A

A1938 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 30½½½½27. Juli 2001

Forum für Medizin und Telematik

Der informierte Patient

Welchen Nutzen haben Telematik-Anwendungen im Gesundheitswesen für die Patienten?

Gesundheitsportale – wie die hier in Auszügen bei- spielhaft abgebildeten – können künftig eine wichti- ge Rolle bei der Patientenin- formation spielen, sofern sie qualitätsgeprüfte Inhalte vermitteln. Den di- rekten Arzt-Patienten-Kon- takt ersetzen können sie al- lerdings nicht.

Foto: Bilderbox (1), Montage: Hahne/DÄ

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meinen und über ihre Krankheit im Be- sonderen als früher. Zum anderen wer- den mehr Gesundheitsdaten gespei- chert, und diese Informationen werden präziser und intensiver innerhalb des Gesundheitsversorgungssystems ge- nutzt. Dies berge Chancen und Risiken.

So sei die Nutzung elektronischer Me- dien verbunden mit der Hoffnung, dass die Dokumentation so vollständig und sachgerecht ist, dass eine optimale Be- handlung ermöglicht wird.

Andererseits bestünden Ängste bei- spielsweise vor einer missbräuchlichen Verwendung der Daten dahingehend, dass aus den Aufzeichnungen über den Gesundheitszustand Nützlichkeitsbe- rechnungen angestellt werden (Stich- wort „gläserner Patient“), die über den Arbeitsplatz oder die Kreditwürdigkeit eines Menschen entscheiden können.

Hier erhält der Datenschutz ein erheb- liches Gewicht. Die technischen Mittel für den Datenschutz in der Gesundheits- telematik sind nach Auffassung Bach- meiers aber vorhanden und auch mit vertretbarem Aufwand einsetzbar. Al- lerdings erfordere die breite Einfüh- rung der Telematik in der Medizin auch, dass neue Leistungen und deren angemessene Vergütung definiert wer- den. Bachmeier verwies darauf, dass es keinen Sinn macht, die aus dem Inter- net gewonnenen Informationen gene- rell zu diskreditieren, zumal sich das Netz als Informationsquelle für Patien- ten nicht mehr ausschließen lässt. Viel- mehr sollten die Leistungserbringer im Gesundheitswesen ebenso wie die Krankenkassen das Medium aktiv für die verantwortungsvolle Beratung der Patienten nutzen und die „unbegrenzte Informationsfreiheit des Internets“ als Herausforderung verstehen.

Gesundheitsportale – Konkurrenz für Ärzte?

Wie sind Gesundheitsportale zu bewer- ten – sind sie eine Konkurrenz für Ärz- te, oder schaffen sie den besser infor- mierten Patienten? Mit dieser Frage be- schäftigte sich Prof. Dr. med. Christoph Fuchs, Hauptgeschäftsführer der Bun- desärztekammer. Er sieht eine neue Al- lianz von Krankenkassen und Gesund- heitsportalen und warnt vor dem Trend,

dass diese die Patienten noch vor dem Arztbesuch beraten wollen. Die Ge- sundheitsportale und Call Center der Krankenkassen seien dann abzulehnen, wenn sie vorrangig als Verkaufsförde- rungsinstrumente dienten, Lifestyle- Angebote als Schwerpunkte hätten oder lediglich als Hintertür zu Sparpro- grammen dienten, um in Behandlungs- abläufe einzugreifen (Stichwort: Case Management).

Fuchs betonte, die komplexe Arzt- Patienten-Beziehung sei nicht über die Kommunikation im Internet abzu- bilden, sondern entscheidend sei das persönliche Gespräch des Patienten mit dem behandelnden Arzt. Die per Internet abrufbaren Informationen

über Krankheitsbilder und Therapien seien noch kein medizinisches Wissen.

Allerdings könne das Internet positiv genutzt werden, sofern Möglichkeiten und Grenzen der Portale richtig einge- ordnet würden. Als Beispiel für ein qualitätsgesichertes Angebot im In- ternet nannte er den Patienten-Infor- mationsdienst der Ärztlichen Zentral- stelle für Qualitätssicherung, Köln, der Behandlungsinformationen zu verschiedenen Erkrankungen für Lai- en bietet.

Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzen- der der AOK Rheinland, vertrat die Ansicht, dass bei der Wahl zwischen Über- und Unterinformation die Über- information des Patienten das kleinere Problem darstelle. Der Beratungsbe- darf der Patienten werde durch das In- ternet größer, und das Einholen einer Zweitmeinung werde künftig zum „nor- malen“ Vorgang. Jacobs kündigte an, dass auch die AOK in Kürze ein Patien- teninformationssystem im Internet an- bieten wird, in dem Ärzte und Kran-

kenschwestern als Ansprechpartner für die Patienten rund um die Uhr zur Ver- fügung stehen sollen.

Patientenakte per Internet

Das – einem Bankkonto vergleichbare –

„persönliche Gesundheitskonto“ im In- ternet als Ort, wo Patienten ihre Ge- sundheitsdaten verwahren und aktiv verwalten können, wird in Ansätzen be- reits erprobt. Benny Eklund vom Coun- try Council of Uppsala, Schweden, be- richtete über ein Ende 1999 begonnenes, mehrstufiges Pilotprojekt am dortigen Universitätskrankenhaus. Dabei konn- ten Patienten über einen geschützten Zugang via Internet rund um die Uhr auf ihre Ge- sundheitsdaten im Kran- kenhaus zugreifen. Rund 100 Patienten und vier wei- tere Krankenhäuser nah- men an dem Projekt teil.

Die Patienten konnten un- ter anderem ihre Diagno- sen und Laborwerte einse- hen, Kontakt zu den behan- delnden Ärzten aufnehmen und Arzttermine vereinba- ren. In einem weiteren Schritt sollen bis Ende 2001 auch Hausärzte mit einbezogen werden.

Befragungen der Teilnehmer ergaben, dass bei den Patienten nahezu keine Be- denken im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit bestanden. Generell wurden noch mehr Informationen ge- wünscht. Zu den wichtigsten Funktionen gehörte für die Patienten die Möglich- keit, ihre elektronische Krankenakte je- derzeit einzusehen. Die meisten Beden- ken wurden zunächst von Ärzten und Krankenschwestern geäußert. Befürch- tet wurde hier, dass die Beantwortung von Anfragen der Patienten zu viel Zeit beansprucht und dass die gewohnte Fachterminologie in der Krankenakte nicht beibehalten werden kann. Die bis- herigen Erfahrungen haben jedoch ge- zeigt, dass der Online-Zugriff auf die Ge- sundheitsdaten Ärzten und Patienten mehr Service bietet und ein gut infor- mierter Patient allgemein zur Verbesse- rung der medizinischen Versorgung beiträgt, sodass das Projekt ausgebaut werden soll. Heike E. Krüger-Brand T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 30½½½½27. Juli 2001 AA1939

Internet-Adressen

Aktionsforum Telematik im Gesundheitswesen (ATG):

http://atg.gvg-koeln.de

Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen (ZTG):

www.ztg-nrw.de

Diabetes-NRW: www.diabetes-nrw.de

Krebs-NRW: www.krebs-nrw.de

Gesundheit NRW (Start Ende des Sommers):

www.gesundheit-nrw.de

Patienten-Informationsdienst der Ärztlichen Zentralstelle Qualitätssicherung (ÄZQ): www.patienten-information.de

Referenzen

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