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Archiv "Mitteilungen: Kardiale Nebenwirkungen bei Anwendung von Sibutramin" (21.06.2002)

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Zu den Aufgaben der AkdÄ gehören die Erfassung, Dokumentation und Bewer- tung von unerwünschten Arzneimittel- wirkungen (UAW).

Die AkdÄ möchte Sie regelmäßig über aktuelle Themen aus der Arbeit ih- res UAW-Ausschusses informieren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hinweise für den Praxisalltag geben zu können.

Sibutramin (Reductil®) ist als unter- stützende Therapie im Rahmen eines Ge- wichtsmanagements (Diät, Verhaltens- therapie, vermehrte körperliche Akti- vität) bei Patienten mit einer ernährungs- bedingten Adipositas und einem Körper- massenindex von >_ 30 kg/m² und bei Pa- tienten mit einem Index von >_ 27 kg/m² mit kardiovaskulären Risikofaktoren, wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen, zugelas- sen. Eine Anwendung über mehr als ein Jahr ist aufgrund begrenzter Erfahrungen nicht ratsam und auch durch den Zulas- sungsstatus nicht abgedeckt. Bei unzurei- chendem Erfolg (zum Beispiel Gewichts- abnahme < 5 % innerhalb von drei Mona- ten) sollte die Behandlung abgebrochen werden (1).

Sibutramin hemmt die Wiederaufnah- me von Noradrenalin, Serotonin und Do- pamin im Gehirn und führt über eine Er- höhung des Sättigungsgefühls und einen Rückgang der metabolischen Rate zu ei- nem Gewichtsrückgang. In mehreren ran- domisierten plazebokontrollierten Studi- en konnte eine signifikante und dosisab- hängige Gewichtsreduktion zwischen 2,4 und 10 kg bei einer Dosis von 5 bis 30 mg gegenüber 0,75 und 3,5 kg unter Plazebo nachgewiesen werden.

Unter Gegenanzeigen sind unter an- derem koronare Herzerkrankung, Herz- insuffizienz, periphere arterielle Ver- schlusskrankheit, Herzrhythmusstörun- gen oder zerebrovaskuläre Erkrankungen sowie Blutdruckwerte > 145/90 mmHg, unter Warnhinweise Blutdruck- und Herz- frequenzanstieg und unter Nebenwirkun- gen häufig Tachykardie und Palpitationen beschrieben (1). Vor einer Verordnung sollten deshalb entsprechende diagnosti- sche Maßnahmen durchgeführt werden.

Im deutschen Spontanerfassungs- system (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ) liegen mit Stand vom 21. 5. 2002 78 Berichte über un- erwünschte Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Sibutramin vor. Unter den beobach- teten Symptomen betreffen sechs Pro- zent Myo-, Endo- und Perikardverände- rungen und 19 Prozent Herzrhythmus- störungen. Es wurde dreimal über einen Myokardinfarkt im Zusammenhang mit der Einnahme von Sibutramin berichtet.

Folgenden drei Kasuistiken konnte der UAW-Ausschuss genauer nachge- hen:

1. Bei einer 49-jährigen Patientin kam es zu tachykarden Rhythmus- störungen, die sich nach Absetzen wie- der zurückbildeten.

2. Bei einem 57-jährigen Patienten kam es fünf Stunden nach Einnahme der ersten Dosis von 10 mg Sibutramin zu ei- nem akuten Myokardinfarkt.

3. Bei einem 57-jährigen Patienten trat etwa einen Monat nach Einnahme von täglich 10 mg Sibutramin eine supraventri- kuläre Tachykardie auf, die intensivmedi- zinische Maßnahmen notwendig machte.

Diese Nebenwirkungen von Sibutra- min sind pharmakologisch durch die Reuptakehemmung der Katecholamine erklärbar (2, 3) und sollten deshalb eine besonders sorgfältige Anwendung und engmaschige Kontrollen veranlassen.

Auf Antrag Italiens wird auf EU-Ebe- ne eine erneute Risikobewertung von Si- butramin durchgeführt; in Deutschland wurde ein Stufenplanverfahren (Stufe I:

Informationsaustausch mit dem Herstel- ler) eingeleitet.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beob- achteten Nebenwirkungen (auch Ver- dachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlag- seite abgedruckten Berichtsbogen ver- wenden oder diesen aus der AkdÄ-Inter- netpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Fachinformation Reductil, Stand November 2001.

2. Hansen DL, Toubro S, Stock MJ et al.: Thermogenetic effects of sibutramine in humans. Amer J Clin Nutr 1998; 68:1180–1186.

3. Hirsch J, Mackintosh RM, Aronne LJ: The effects of drugs used to treat obesity on the autonomic nervous system. Obesity Res. 2000, 8: 227–233.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Aachener Straße 233–237, 50931 Köln, Telefon: 02 21/40 04-5 28, Fax: -5 39, E-Mail: akdae@t-online.de ✮ B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 25½½½½21. Juni 2002 AA1779

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

„Aus der UAW-Datenbank“

Kardiale Nebenwirkungen bei Anwendung von Sibutramin

Würzburg 2002

9. Fortbildungsseminar der Bundesärztekammer vom 6. bis 14. September

Grundkurs „Evidenzbasierte Medizin“

– nach dem Curriculum der Bundesärztekammer – Eine gemeinsame Veranstaltung von Bundesärztekammer, Bayerischer Landesärztekammer und Deutschem Netzwerk EbM e.V.

Kursbeginn: Freitag, 6. September, 14 Uhr; Kursende: Sonntag, 8. September, 13 Uhr Zielgruppe: Alle Ärztinnen und Ärzte, die sich für ihre ärztliche Tätigkeit mit den Me- thoden der evidenzbasierten Medizin vertraut machen wollen.

Veranstaltungsort: Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Münzstrasse.

Jeden Tag werden Ärzte in Klinik und Praxis, wie auch Entscheidungsträger im Gesundheitssystem, mit Fragen zur Wirksamkeit von präventiven und therapeutischen Maßnahmen, der korrekten Interpretation von diagnostischen Tests oder mit Fragen der Prognose konfrontiert. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen sie Kompetenzen beim Auffinden von zuverlässigen Informationen, der Beurteilung ihrer Glaubwürdigkeit und Aktualität sowie bei der Integration der Evidenz in den Entscheidungsprozess. Mit der evidenzbasierten Patientenversorgung bzw. einer evidenz- basierten Gesundheitsförderung werden Ärzten und Entscheidungsträgern Techniken zur Verfügung gestellt, mit denen sie diesen Anforderungen besser gerecht werden können.

Programmanforderung: Bundesärztekammer, Dezernat Fortbildung und Gesundheits- förderung (Frau Schindler), Herbert-Lewin-Strasse 1, 50931 Köln, Telefon: 02 21/40 04- 4 17, Fax: 02 21/40 04-3 88, E-Mail: cme@baek.dgn.de ✮

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