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Archiv "Virusinfektionen und Autoimmunität" (09.04.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

EDITORIAL NOTIZ

schen Prüfung von TNF auch Spättoxizitäten möglich sein.

Ob TNF einen Platz in der on- kologischen Therapie erhalten wird, hängt davon ab, ob es in sorgfältig geplanten Phase-l- Studien keine unakzeptablen oder nicht beherrschbaren Ne- benwirkungen und in den dann folgenden Phase-Il-Stu- dien tatsächlich zumindest bei einigen Tumorpatienten eine Wirkung zeigt. Bis diese Be- dingungen erfüllt sind, ist Skepsis geboten. Ob nach dem Interferon mit dem TNF tatsächlich ein zweiter gen- technologisch hergestellter Im- munmodulator die therapeuti- schen Möglichkeiten in der kli- nischen Onkologie erweitert, muß trotz der aufgrund der ex- perimentellen Daten hochge- schraubten Erwartungen offen bleiben.

Literatur

(1) Carswell, E. A.; Old, L. J.; Kassel, R.

L., et al.: An endotoxin induced serum factor that causes necrosis of tumors.

Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 72 (1976) 3666-3670 — (2) Shira. T.; Yamaguchi, H.:

'to, H., et al.: Cloning and expression in Escherichia coli of the gene for human tumor necrosis factor. Nature 313 (1985) 803-806 — (3) Samura. I. I.; Nakano, R.:

Abe, M., et al.: Antitumor activity of hu- man recombinant TNF. J. Cancer Che- mother. (Tokyo) 12 (1985) 160-162 — (4) Torti, F. M.; Dieckmann, B.; Beutler, B., et al.: A macrophage factor inhibits ad- ipocyte gene expression: an in vitro mo- de) of cachexia. Science 229 (1985) 867-869 — Weitere Literatur: Gray. P. W.;

Aggarwal, B. B., et al.: Cloning and ex- pression of cDNA for human lymphoto- xin, a lymphokine with tumour necrosis activity. Nature 312 (1984) 721-724 — Pen- nica, D.: Nedwin, G. E., et al.: Human tu- mour necrosis factor: precursor struc- ture, expression and homology to lym- photoxin. Nature 312 (1984) 724-729

Privatdozent Dr. med.

Michael Pfreundschuh Professor Dr. med Volker Diehl

Medizinische Universitätsklinik I

Josef-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41

Virusinfektionen und Autoimmunität

Zur Verleihung des Paul- Ehrlich-Ludwig-Darmstädter- Preises an den Amerikaner Notkins

Aus der Hand der Bundesministe- rin für Jugend, Familie und Ge- sundheit erhielt in der Paulskirche zu Frankfurt am 14. März 1986 Dr.

Abner L. Notkins (Bethesda/Md./

USA) die wohl höchste wissen- schaftliche Auszeichnung der Bundesrepublik. Aus der Darstel- lung seiner Ergebnisse durch Hila- ry Koprowski vom Wistar Institute und seinen eigenen Schilderun- gen soll einiges Bemerkenswerte hervorgehoben werden.

Ganz allgemein hält Notkins das 20. Jahrhundert für das einer gro- ßen Revolution unserer biolo- gisch-medizinischen Kenntnisse über die Natur des Menschen und seine Erkrankungen. Er meint auch, daß solche Fortschritte nur dort möglich seien, wo Regierun- gen und Forschungsförderer auch Grundlagenforschungen finanzie- ren, die nicht notwendig und nicht unmittelbar einen „Rückgewinn"

erbringen — ferner, daß nur die Freiheit der Forschung auf lange Sicht wirklichen Fortschritt er- möglicht.

Er selbst und seine Arbeitsgruppe haben sich mit einem wenig dra- matische Schäden setzenden Mäusevirus, dem LDV, beschäftigt und — gerade wegen der relevan- ten Benignität der Infektion — Er- kenntnisse gewinnen können, die zum Teil auch auf den Menschen und auf viel stärker pathogene Vi- ren übertragen werden können (zum Beispiel Hepatitis, AIDS, Bur- kitt-Lymphom u. a.) und zum Teil schon übertragen wurden.

Das LDV verursacht an Mäusen ei- ne lebenslange Infektion und im- munologische Besonderheiten. Es führt durch langsame Zerstörung der Beta-Zellen ( inzwischen auch

bei Kindern nachgewiesen!) zu ei- nem sogenannten juvenilen oder Typ I-Diabetes mellitus.

Aber: Nur ein Teil der Tiere (und Menschen?) erkrankt, und diese Bereitschaft ist an eine besondere genetische Disposition gebunden.

Neben der direkten Viruswirkung kann es — durch andere Viren und über andere Mechanismen — zur Bildung von Autoantikörpern kommen. Auch sie führen zum Typ-l-Diabetes. Diese Schiene kann durch Medikamente blok- kiert werden, die die Immunant- wort supprimieren. Durch das Vi- rus werden die befallenen Lympo- zyten sozusagen immortal: Die

Produktion von Autoantikörpern geht in Gewebekulturen unbe- grenzt weiter. Mittels monoklona- ler Antikörper konnten Notkins und Mitarbeiter auch zeigen, daß solche Antikörper keineswegs — wie bisher angenommen — spezi- fisch für ein einzelnes Antigen sind, sondern sich nicht wie ein einzelner Schlüssel zu einem Schloß, viel eher als eine Art von

„Generalschlüssel" erwiesen. Je- der von uns besitzt ein genetisch determiniertes „Immunreper- toire", das — etwa bei Virusinfek- ten oder aus anderen Ursachen — bestimmend für die Bildung und Ausschaltung der Autoantikörper- produktion und damit den Krank- heitsverlauf ist. Immunantworten können somit Krankheiten ebenso auslösen wie beseitigen. Auf der exogenen Seite stehen Viren und vermutlich auch andere Ursachen, auf der endogenen Seite die be- sondere genetische Disposition.

Paul Ehrlich, nach dem der Preis benannt wurde, hatte mit seinem

„Horror autotoxicus" bereits vage Vorstellungen dieser pathogeneti- schen Schlüsselphänomene. Not- kins (und viele andere) sind nahe an den Mechanismus von Entste- hung und Verhütung zahlreicher Erkrankungen herangekommen.

Professor Dr. med.

Rudolf Gross

Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41

1040 (56) Heft 15 vom 9. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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