Aus Bund und Ländern
Arztpraxen wichtig für Beschäftigung
HAMBURG/KÖLN. Die Zahl der in Arztpraxen Be- schäftigten hat zugenommen.
Die Praxen haben unter den Wachstumsbranchen eine Spitzenposition erzielt. Dies belegen Zahlen der Bundes- anstalt für Arbeit, die das In- stitut der deutschen Wirt- schaft veröffentlicht hat. Der Sektor „Freiberufliches Ge- sundheitswesen“ habe von 1976 bis 1996 um 127 Prozent zugelegt und mit 272 630 so- zialversicherungspflichtigen Beschäftigten den größten Zuwachs erzielt. Die Zahlen beziehen sich auf Helferin- nen und andere Angestellte in Arzt- und Zahnarztpra- xen, physiotherapeutischen Praxen sowie bei Heilprakti- kern und Pflegediensten.
Eine neue Gesundheits- politik müsse die Beschäfti- gungsproblematik stärker be- rücksichtigen, sagte Dr. med.
Frank Ulrich Montgomery, Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer. Als ein Warnsignal wertete er erste Rückgänge der Beschäftig- tenzahlen im Gesundheitswe- sen als Folge der Kosten- dämpfungspolitik. kr
Vorschaltgesetz:
4,7 Milliarden DM Zusatzbelastung
BONN. Die von der Re- gierungskoalition angestreb- ten kurzfristigen Gesetzesän- derungen zur Gesetzlichen Krankenversicherung (Vor- schaltgesetz) werden die Bei- tragssätze um mindestens 0,3 Prozentpunkte belasten, was einer Ausgabenmehrbela- stung von 4,7 Milliarden DM entspricht. Das prognosti- ziert die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber- verbände.
Die geplante Aussetzung des „Krankenhaus-Notop- fers“ in Höhe von jährlich 20 DM je Versicherten zur Fi- nanzierung der Instandhal- tungskosten der Kliniken für
die Jahre 1998 und 1999 ko- stet jedes Jahr mindestens 880 Millionen DM. Die Rücknahme der Arzneimit- telzuzahlungen für chronisch Kranke und Ältere führt bei den Kassen zu Minderein- nahmen von 800 Millionen DM. Die Umschichtung der medizinischen Behandlungs- pflege (ärztliche Pflege in Heimen) von der gesetzli- chen Pflegeversicherung in die GKV würde diese mit zwei Milliarden DM belasten.
Die Krankenkassen selbst schätzen die zusätzliche Bela- stung auf 1,7 bis 2,5 Milliar- den DM. Werden die 72 Mil-
lionen Versicherten-Chipkar- ten umgestaltet und mit ei- nem Foto versehen, kostet das die Kassen eine Milliarde DM. Dazu kommen Zusatz- ausgaben für die geplanten Änderungen beim Zahner- satz. Auch die nach 1978 ge- borenen Jugendlichen sollen diesen wieder als Sachlei- stung erhalten. Nicht in die Rechnung eingegangen sind Struktureffekte, die Suspen- dierung des Kostenerstat- tungsverfahrens und andere für die private Krankenversi- cherung typische Elemente wie Beitragsrückerstattung oder Selbstbehalt. HC
Zahl der Arbeitsunfälle weiter rückläufig
SANKT AUGUSTIN.
Die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle ist im ersten Halbjahr 1998 erneut gesun- ken. Nach Angaben des Hauptverbandes der gewerb- lichen Berufsgenossenschaf- ten sank die Zahl der melde- pflichtigen Arbeitsunfälle ge- genüber dem Vorjahreszeit- raum um 3,5 Prozent auf 576 000. Die tödlich verlaufe- nen Arbeitsunfälle gingen so- gar um zwölf Prozent auf 427 zurück. Die Zahl der melde- pflichtigen Wegeunfälle ver- ringerte sich um 5,4 Prozent.
Gesunken ist erneut die Zahl der Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit; sie ging um sieben Prozent auf 38 000 zurück. SG
Ärztinnenbund fordert Zulassung von RU 486
KÖLN. Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) setzt sich für die Zulassung des Medikaments RU 486 zur medikamentösen Schwanger- schaftsunterbrechung ein.
Das geht aus dem Zehn- Punkte-Programm des Ver- bandes hervor.
Darüber hinaus tritt der DÄB dafür ein, Ärztinnen quotengerecht bei der Beset- zung von Stellen, in Füh- rungspositionen und Gremi- en zu beteiligen. Der Ver- band verlangt, die ärztliche Selbstverwaltung ebenso zu erhalten wie die freie Arzt- wahl. Zudem sollten Ärztin- nen und Ärzte in die Ent- scheidungsprozesse der Ge- sundheitspolitik und des öf- fentlichen Gesundheitswe- sens aktiv eingebunden wer- den. Das Beratungsgespräch in der ärztlichen Praxis müsse erhalten und adäquat hono- riert werden. Auch solle sich die Schulmedizin alternati- ven Behandlungsmethoden öffnen, wobei derartige Lei- stungen erst bei nachgewie- sener Wirksamkeit von der Gesetzlichen Krankenversi- cherung erstattet werden
dürften. HK
A-2889 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 46, 13. November 1998 (21)
P O L I T I K NACHRICHTEN
Die stürmische Herbstwitterung hat im Oktober für gute Luftaustauschverhält- nisse und eine geringe Luftbelastung gesorgt. Verkehrsbedingte Luftschadstoff- konzentrationen wurden trotz des starken Reiseverkehrs nur in den Großstädten gemessen. In Kraftfahrzeugabgasen sind insbesondere die krebserregenden Luftschadstoffe Benzol und Ruß enthalten. In neuesten Untersuchungen iden- tifizierten japanische Wissenschaftler erbgutverändernde Gifte in Lkw-Abgasen.
Luftqualität in Deutschland im Oktober 1998 (Datenbasis Monatsmaximalwerte)
Grafik
I keine Angaben Ierheblich belastet I schwach belastet
I mäßig belastet Imaximale Benzolkonzentration an I deutlich belastet Straßenmeßstationen 1997/98 Copyright: GEORISK GmbH