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Bauer sieht in den ersten vier Buchstaben des äthiopischen Alphabets (h l h m) das kanaanäische Wort Dnbn = „das Brot&#34

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(1)

Die Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet.

Von Wanda t. Bartels.

Anknüpfend an den kurzen, aber für die Erforschung der Ge¬

schichte der Schrift desto wichtigeren Artikel von Dr. Hans Bauer

über die Reihenfolge der Buchstaben des Alphabets*) möchte ich

einige Beobachtungen zu erwägen geben, welche sich mir gelegent-

8 lieh meiner Arbeiten über die mantischen Lebern, die bei Baby¬

loniern, Hethitern und Etruskern gefunden worden sind, aufge¬

drängt haben*).

Vor allem scheint es, als ob die Bauer'sche These, die er

ebenso wie Prof. Lidzbarski (Ephemeris I, 135) für semitische

10 Alphabete aufstellt, nämlich : daß die Reihenfolge der Buch¬

staben an der Hand von wirklichen Wörtern ge¬

bildet worden sei, sich durch gleiche Vorgänge bei anderen

Alphabeten stützen lasse , und weiter scheint es , als ob auch die

Wahl des ersten Buchstabens, das heißt die Bestimmung, ob dieses

15 oder jenes Zeichen der Reihe der Buchstaben voranzugehen habe,

von Bedeutung sei.

Bauer sieht in den ersten vier Buchstaben des äthiopischen

Alphabets (h l h m) das kanaanäische Wort Dnbn = „das Brot"

(als-.) rr.it dem bestimmten Artikel!) und in den darauffolgenden

«0 beiden (i r) das kanaanäische Wort nNiB (den Stimmabsatz darin

läßt er absichtlich außer Betracht) = „Fleisch" ; in den beiden

ersten Buchstaben des kanaanäischen Alphabets dagegen das Wort

as = „Vatei' und in den weiteren das Wort „Großvater" = ns.

Es sei mir gestattet von diesen Wahrnehmungen auszugehen. Doch

»8 mir fällt ein : weil den Alten die Erfindung der Schrift als göttlich

galt und weil dem Gebrauche der Schriftzeichen zauberische Wir¬

kungen zugeschrieben wurden*), so muß man wohl für die Bedeutungs- 1) ZDMG., Bd. 67, Heft III, S. 501 und Heft IV, S. 767.

2) S. meine Arbeiten Uber die Etruslcische Bronzeleber von Piacenza in ihrer symbolischen Bedeutung (Berlin, Julius Springer, 1910) und in ihren Be¬

ziehungen zu den acht Kwa der Chinesen (1912), die ich als Bronzeleber I und II anfuhren werde.

3) Schräder, Keallexikon S. 737; Jacob Grimm, Mythologie, S. 1176 bezw. 136 (II. Aufl.); Richard Wünsch, Antike Fluchtafeln, Bonn 1907;

A. Dieterich, ABC; Denkmäler, Rhein. Mus. LVI, 1901, Bd. 56.

6 *

(2)

erklärangen der Schriftzeichen ebensowohl, als auch für die Er¬

forschung von deren Reihenfolge in eine Zeit zurückgehen, welche

der Verwendung der Schrift zum profanen Verkehrsmittel voraus¬

liegt, also in eine Zeit, in welcher die Buchstaben noch mystische

Beziehungen und Bedeutungen ausdrückten, die für die Bezeichnung s

und die Anordnung der Zeichen bestimmend sein mußten. Diesen

Standpunkt einzunehmen erscheint wesentlich, wenn man zu Resultaten kommen will.

Zweitens ist zu beachten, daß die Überlieferungen der ver¬

schiedenen Völker die Erfindung der Schrift einer ganz bestimmten lO

Gott-Vorstellung zuweisen: Thout, Ea, Nebo, Marduk, dem chine¬

sischen Pü-hi, Hermes, Prometheus, Euander, Odin, um nur einige

zu nennen, die alle gleichsam „das Wort" verkörpern und welche

„Zunge", „Sprecher" oder „Leber"*) für einen höheren Himmels¬

oder Lichtgott sind*). Weiter ist bemerkenswert, daß alle Schrift i6

und die Schriftgötter aus dem Wasser kommen und einwandern,

so daß also Schrift „gebracht" worden ist (in China, Babylonien,

Ägypten, Germanien usw.). Auf das Niveau dieser Anschauungen

muß man sich stellen, um in das Wesen der ältesten Schrift ein¬

zudringen, da Namengehung und Anordnung der Schriftzeichen, die »o

naturgemäß in die Zeit des jeweiligen ersten Gebrauches fallen,

doch wohl auf das Engste mit den Ideen verknüpft sein müssen,

welche die Völker mit diesen mystischen Zeichen verbanden.

Im Laufe meiner Studien über die mantischen Lebern hat sich

mir die Wahrnehmung aufgedrängt, daß parallel mit der Hepato- *5

skopie*) die Erforschung des göttlichen Willens aus dem Werfen

hölzerner Losstäbe läuft, und weiter, daß eine gewisse strichförmige *)

Schrift, welche ursprünglich zur Unterscheidung der Losstäbe ver-

1) Da aus den Lebern der Opfer die Götter „sprachen", so ist Leber gleich Zunge (Bronzeleber II, S. 38 ff.) und es werden aucb — nach Übertragung dieser Vorstellungen auf die Sterne — Himmelszeicben „Zungen", „Sprecher*

und „Schafe* genannt.

2) Als jüngste Personifikation dieses verkörperten Wortes des obersten oder Lichtgottes ist Christus-Logos anzusehen, der zugleich „Lamm* ist. Siebe Bronzeleber II, S. 223, 225 und Index daselbst sub Christus.

3) üm nicht weitschweifig zu werden, sei die Kenntnis der Begriffe, welche die Alten mit der Leberschau verbanden, hier vorausgesetzt und nur das be¬

rührt, was die Buchstaben angeht. Für Leberschau s. Blecher, De Extispicio, Bouch^ Leclerq, Histoire de la Divination dans l'Antiquit^, T hu lin, Etrus¬

kische Disciplin II, Eduard Meyer, Gesch. d. Altertums I, 2, §§ 397, 246a;

Jastrow, Belig. Babyl. u. Assyr., S. 192ff., Jastrow, Signs and Names for the Liver, Zeitschr. f. Assyr., Bd. XX, S. 105ff., Jastrow, The Liver in Antiquity, University of Pennsylvania, Medical Bulletin, S. 238—245, und meine Bronzeleber II, S. 14 ff.

4) Unter strichförmiger Schrift, bei welcher die Entstehung aus dem Ein¬

ritzen in Holz deutlich zu erkennen ist, meine ich hauptsfichlich die Alphabete des Ägäischen Meeres, so das kyprische, ionische und das von Troja, sowie die sumerischen, etruskischen und runischen Zeichen. Wieweit die von P umpelly in Turkestan gefundenen Steininschriften uigurischer Herkunft durch die vorder¬

asiatischen beeinflußt sein könnten und durch welche derselben, entzieht sich meiner Kenntnis; müßte aber untersucht werden.

(3)

wendet worden zu sein scheint, von eben diesem Loswerfen und

der Leberschau nicht getrennt werden kann ; und zwar laufen diese

Übereinstimmungen von China ab*) durch Babylonien, Vorderasien,

Kreta bis Etrurien und Germanien parallel und sind zu charakte-

5 ristisch , als daß man an eine selbständige Entstehung bei jedem

dieser Völker denken dürfte.

Was nun die Alphabete anbetrifft, so wäre es nicht ausgeschlossen,

daß in der Anordnung der Zeichen, sowie in ihrer Namengehung

gewisse Hinweise auf den jeweiligen — stets aus dem Wasser

10 gekommenen — Erfinder oder Einführer zu finden wären, welche

eben der Heiligkeit der Zeichen wegen haften geblieben sein könnten,

trotzdem natürlich eine lange Zeit zwischen der Erfindung, Namen-

gebung und Anordnung eines Alphabets und seiner Anwendung als

Schrift zu profanen Zwecken verstrichen sein muß. Gehen wir

16 z. B. von dem ersten Worte aus, welches Bauer in den vier ersten

Buchstaben des äthiopischen Alphabets findet, also Dnbn {hl hm)

= ,das Brot", so müssen vor allem auch die Bedeutungen der

Konsonantenfolge Z h m*) mit anderer Vokalisation in die Betrach¬

tung mit einbezogen werden. Da sei daran erinnert, daß schon

20 Sayce und Tomkins vermutet haben, daß der Name ^e^A-ZeÄem

= „Haus des Brotes' mit anderer Vokalisation als „Haus des

Fisches' aufgefaßt werden könnte, wozu dann noch eine dritte Be¬

deutung von Ihm tritt, auf welche Houtsma aufmerksam ge¬

macht hat: das ist „Wind', „Hauch* oder „Geist", im Sinne des

26 griechischen nvEVfia^). Hierzu tritt, daß im Arabischen luhm (luhm)

einen mystischen Fisch bezeichnet und von namhaften Gelehrten als

dem Namen der Himmelsfische Lahmu und Lahamu entsprechend an¬

gesehen wird*). Es ist im vorliegende Falle gleichgiltig, ob Lahmu

und Lahamu (nach Hommel) babylonisch-semitischen Ursprungs

80 sind, oder (nach Frank) sumerischen Ursprungs. Es kommt hier

nur darauf an, daß sie bei verschiedenen Völkern mystische Ideen

versinnbildlichen.

1) S.. Bronzeleber II, S. 71, 72, 98, 99 usw. und („Loswerfen«) 8. 70.

2) Das h sei ignoriert! Es markiert vielleicht Interjektionelles.

3) Siehe Robert Eisler, The Origins of Eucharist, Watkins, London, und Münchener Neueste Nachrichten 1908, Nr. 96, S. 183. Ich habe dieses dem höchst interessanten Vortrage entnommen, welchen der Genannte 1908 auf dem religionswissenschaftlichen Kongresse zu Oxford gehalten hat, und werde weiter unten , gelegentlich der Buchstaben des runischen und etruskischen Alphabetes, auf eine weitere Zusammenstellung von gleich tiefgreifender Bedeutung aus dem¬

selben Eisler'schen Vortrage zurückgreifen: nämlich auf das Zusammenfallen

der Bedeutung des Themas IMN für „Wort' und „Lamm' und — da Schaf

gleich Omen ist — also auch für Omen und Planeten, so daß sich vielleicht erweisen möchte, daß qamar = „Mond" zur ]/ "iMN „sprechen' sowie zu ammar „Lamm" gehört. Wegen „Schaf als „Sprecher" s. das Buch von Jastrow: Relig. Babyl. u. Assyr. und The Sign and Name for Planet in Babyl., Proceedings of the Americ. Philos. Society, Vol. 47, No. 189, 1908, und Kapitel

„Schaf als Sprecher" in meiner Bronzeleber II.

4) Siehe Robert Eisler iu der angeführten Arbeit.

(4)

Wenn also der Buchstabenfolge h 2 h m, mit welcher das

äthiopische Alphabet beginnt, nicht nur die Bedeutung „das Brot'

zuzuschreiben ist, sondern auch die Bedeutung „der Fisch' und

hieran noch die Bedeutung von „Geist", nvsvfia, also Wind, Leben

oder Hauch tritt , so gewinnt diese Buchstabenfolge wichtiges An- s

sehen; ja es wäre möglich, daß diese Buchstabenfolge andeuten

•soll, daß dieses Alphabet den Athiopen durch einen „Fisch' (=

/ h m) zugekommen sei*).

Als Fisch- und Brotgott zugleich kommt wohl hauptsächlich

der philistäische Dagon in Betracht*); und wenn man den großen lo

Einfluß der philistäischen Anschauungen auf asiatische (und grie¬

chische 8)) Religionsvorstellungen in Betracht zieht, so wäre es nicht

unmöglich, daß die vorliegende, mit Ihm beginnende Zeichenreihe

dem in Asdod und Gaza*) verehrten Pischgotte und Brotgotte (als

dessen göttlicher Hauch aufgefaßt) zugeschrieben wurde und auf 15

diesem Wege zu den Athiopen gekommen wäre.

Natürlich müßten diese Vermutungen durch eingehende Unter¬

suchungen geprüft werden und es könnte ja möglich sein, daß sie

nicht stichhaltig sind. Merkwürdig aber sind die folgenden Ein¬

stimmungen : so

Ich habe in meinen Arbeiten über die etruskische mantische

Leber gesagt, daß es schiene, als ob alle Leberschau und folglich

auch alle Schrift, da diese beiden eng zusammen zu gehören scheinen,

zum Kultus eines haarigen wölfischen beziehungsweise bündischen

Gottes gehört habe, und da ist denn bemerkenswert, daß dieser ss

philistäische Fisch- und Brotgott von den Ägyptern dem Seth, also

einem zu den Wolfsgöttern gehörigen Gotte, gleichgesetzt wurde,

dem man folgerichtig später auch die jüngste Vorstellung dieser

Sprech-Götter, nämlich Christus, welcher Fisch, Lamm und Wort

zugleich war, gleichsetzte*). Der oberste ägyptische Wolfsgott so

1) Hier sei aucli auf die alte Ha- oder Fischkonstellation der Astrologie aufmerksam gemacht. (Jastrow, Signs and Names of the Planet Mars, Americ.

Journ. of Semitic Languages 27, No. 1, 1910, S. 81.)

2) Robert Eisler, The Origins of Eucharist. — Trotzdem ein so bedeuten-

<ier Gelehrter, wie Ed. Meyer Beziehung des Namens Dagon zu Brot sowohl als zu Fisch ablehnt, wird man wohl daran festhalten müssen. Vgl. Kittel bei Kautzsch, Bibel, S. 386", Otto Gruppe, Griech. Mythologie und Religions¬

geschichte, S. 1228. Es darf nicht übersehen werden, daß das griech. xqdyog sowohl Bock als Spelt ausdrückt — also eine Bedeutungsvariation bietet, der diejenige bei der semitischen V Dnb analog ist. :

3) Für die Abhängigkeit gewisser griechischer Sprech-Götter-Kulte von kretischen sehe man Gruppe, Griech. Mythologie dnd Religionsgeschichte, S. 250, 1226—1230.

4) Siehe Evans, Scripta Minoa an zahllosen Stellen für die Herkunft der semitischen Buchstaben aus einem minoischen Alphabete, besonders S. 82, — u. a. ; wegen des Einflusses von Gaza auch 94fi'., VII, 18, 77, 78, was wegen Gaza als einem Hauptplatz der Verehrung des Dagon wichtig ist.

5) Über das Brechen der Beine sowie über den Schnitt in die rechte, d. i. die Leberseite, wodurch das „Lamm* Christus den uralten Bockopfern

(5)

(Upuaut) ist an der Schwelle der Unterwelt gedacht, wie auch im

Dagonkult die Schwelle geheiligt war*), und die gleichen Vor¬

stellungen drückt die etruskische mantische Leher aus, nur schärfer

umrissen , indem daselhst der wölfische Haarige aus der 7. Region

des Leberrandes, welche die Schwelle der'Unterwelt darstellt, an

das Licht steigt*). Leberopfer werden deshalb ,an der Pforte*,

beziehungsweise im Osten dargebracht, so in China und Babylonien^

da die Pforte und der Osten als Begriffe zusammenfallen*). Auch

in der Astrologie kommt eine Pforte der Götter vor und zwar in

Verbindung mit der ^a- oder Pischkonstellation des Ea, also eines

Sprechgottes ersten Ranges*). Es ist dies folgerichtig, da die

Astrologie ja eine Übertragung der Vorstellungen, wie sie die man¬

tischen Lebern aufzeigen, auf die Himmelskörper darstellt. Beiden

(sowohl dem Mikrokosmos auf den Lebern, als dem Makrokosmos)

ist die Vorstellung des menschlichen Körpers zugrunde gelegt: des¬

halb ist Venus = Hand, Mond = Zunge, andere Planeten sind als

Leber usw. aufgefaßt. Und wie von der Leberschau Losstäbe und

Schriftzeichen nicht zu trennen sind, so sind die Sterne „himmlische

Schrift*, und es wird aus den Sternen „gelesen*, wie mau aus den

Linien der Opferlebern den göttlichen Willen ablas , oder aus den

durch Zeichen unterschiedenen Losstäben. Wäre umgekehrt Astro¬

logie der Schrift vorausgegangen , so würde gesagt worden sein :

wir „Sternen* oder „himmeln", anstatt wir „schreiben* ; und für einen

Gott , der „himmlische Schrift' an den Himmel setzte , mußte der

Begriflf von „Schrift* und „schreiben' als ihm bekannt vorausgesetzt worden sein.

Wenn aber für Ihm, außer der profanen Bedeutung „Brot'

(als Speise gedacht, eine Vorstellung, die auch im arab. lahm =

„Fleisch* d. i. Speise vorliegt) Anspielungen auf einen Brot- und

Fischgott (auch Christus wird in Beziehung zu Fisch und Brot

gesetzt) nachzuweisen wären, so müßte auch das durch den fünften

und sechsten Buchstaben des äthiopischen Alphabets ausgedrückte

Wort l(N)ia neben der profanen Bedeutung „Fleisch* (als Speise ge¬

dacht) noch anderes bedeuten. Da ist es denn von Wichtigkeit,

daß bekanntlich im Babylonischen für Siru die Bedeutungen

„Fleisch* und „Orakel' oder „Vorzeichen' zusammenfallen*), während (zum Zwecke des Sprechen-machens eines oberen Gottes) gleicbgestelit wird, s.

meine Bronzeleber II, S. 133.

1) Siehe Kautzsch, Bibel, S. 386, e.

2) Siehe Bronzeleber II, S. 104 ff.

3) Bronzeleber II, S. 40, 107, 108, 178. Diese Pforte der Unterwelt, sowie der Gott, der daraus ans Licht steigt, können formelhaft durch die Zahl ,7' ausgedrückt werden, während die Leber oder die Zunge, durch welche der Gott spricht, formelhaft durch die Zahl ,4' ausgedrückt werden kann. Bronze¬

leber II, sub Zahl, Sieben und Vier.

4) Jastrow, Signs and Names for tbe Planet Mars, S. 81, der Mars wird ausdrücklich als der Rote (ebenda S. 83) bezeichnet. Wegen des Haarigen, Roten, s. Bronzeleber II, S. 69, S. 78 f. und Index daselbst.

5) Jastrow, Relig. Babyl. u. Assyr., S. 329, Anm. 6.

(6)

andererseits auch die Bedeutung von „Fleisch" im Sinne der Ver¬

wandtschaft, also „Fleisch seines Fleisches" zu beachten ist, wie auch die Bedeutung von reliquus, residuum, reliquiae.

Es liegt jedenfalls nichts im Wege, für l h m ä r der äthio¬

pischen Alphabetreihe einerseits den Hinweis auf Brot, Fisch und 5

nvtvfiM, andererseits auf Omen, auf das, was „übrig geblieben ist"

(vom Fisch = Brot = nvtvfut = Gott nämlich*)) und Verwandt¬

schaftsnähe anzunehmen. Es fragt sich nur, ob diese Annahme

durch analoge Anschauungen aus anderen Alphabeten unterstützt

werden kann. 10

In den ersten Buchstaben des kanaanäischen (phönikischen)

Alphabets sieht Bauer die Worte 3N = „Vater" und Ii = „Gro߬

vater*. Es läge aber nichts im Wege naait zu übersetzen: „Vater

(im Sinne von auctor) ist Gad" und so den „Glücks- und Schicksals¬

gott" Gad als Urheber oder Vater dieser Buchstahenreihe angegeben 15

zu sehen. Ich glaube, daß diese Deutung der unsicheren Bedeutung

von ^ac?-Großvater vorzuziehen wäre.

Einmal ist der Begriff von „Glück* und „Schicksal* vom Er¬

forschen desselben durch allerlei Mantik, also Loswerfen und Ein¬

geweideschau nicht zu trennen , andererseits scheinen auch in den «o

Worten , welche sich aus dem Wortstamm gad entwickelt haben,

wichtige Hinweise zu liegen.

Bekanntlich wird Gen. 49, 19") der Name des Gad mit dem

Worte für „Heerschar' zusammengestellt; andererseits ist "^na =

Böckchen und ii = Koriander *) ja doch bekannt. Hierzu sei folgen- «5

des bemerkt: ich habe in meiner Arbeit über die Bronzeleber von

Piacenza ausgeführt, wie bei verschiedenen Völkern für das ur¬

sprünglich bestehende Sohnesopfer ein Ersatzopfer — Ochs, Eber,

Bock, Schaf usw. — eingesetzt worden ist und daß deshalb Gott¬

söhne und Fürstensöhne (also die eigentlichen Opfer) mit den Namen so

der Ersatzopfer benannt wurden (also Bock, Eber, Lamm usw.).

1) Nach 1 Sam. 5, 4, Kautzsch, Bibel I, S. 386, ist das tJbriggebliebene des Fisch- und Brot-Gottes dessen „Rücken", in der Bibel durch hebr. gewö ausgedrückt. Über die Bedeutung von „Rücken" bei der Leberschau s. Jastrow, Relig. Babyl. u. Assyr., S. 227, Anm. 2 und meine Bronzeleber II, S. 215 ff.

2) Kautzsch, Bibel, S. 82, Anm. g.

3) Siehe Immanuel Loew, Aramäische Pflanzennamen, S. 209—211.

Gerade weil yoiä als ein punisches Wort bezeugt ist, liegt die Annahme nahe, daß der Name der Pflanze dieselbe einerseits als eine glückbringende, glückliche bezeichnen soll, andererseits als eine, die zerschnitten oder gespalten wird, oder welche mit Rissen oder Linien bedeckt oder versehen ist. Wäre es ausgeschlossen, daß Koriander etwa im Zauber eine Rolle gespielt haben könnte, wie die Schaf¬

garbe im Chinesischen oder die Zweige von Fruchtbäumen bei anderen Völkern ? Richard Wünsch, Antikes Zaubergerät aus Pergamon (Jahrbuch d. Kaiserl.

Deutsch. Archäol. Instituts, 6. Ergänzungsheft, Berlin 1905, S. 28) erwähnt die Verwendung von Kümmel, namentlich des äthiopischen, im Zauber. Jedenfalls ist die Verwandtschaft des punischen Pflanzennamens zum Namen des semitischen Schicksalsgottes zu beachten.

(7)

Folgerichtig schließt sich der Begriff des Ersatzopfers stets an die

Beihe vormals geopferter Häuptlingssöhne an, die man sich als ein

himmlisches Heer von Helden vorstellte, ein ,Heer', das man auf

die Sterne übertrug*). Auch hier müssen dieselben Vorstellungen

6 zugrunde gelegen haben, wenn der Gott, die Heerschar, das Böck¬

chen ihre Bezeichnung von einem und demselben Wortstamm er¬

halten haben, dem der Sinn des Aus- oder Abschneidens, des Ein-

schneidens zugrunde liegt, ohne welches weder Eingeweideschau,

noch Losstäbe , noch eingeritzte Zeichen gemacht werden konnten.

10 Wenn aber meine These richtig ist, daß die ersten Buchstaben

des kanaanäischen Alphabets {' b g d) .Vater ist Gad" bedeuten,

wie die Buchstaben l h m s r (zum h s. S. 54 Anm. 2) des äthio¬

pischen Alphabets „Fisch ist Omen", so fragt man : von wo kam dieser

Einritzer oder Spalter (Gad) und aus welcher andern Gottform hat

16 sich diese Eigenschaft abgespalten und personifiziert? Sollten in

der Legende „Vater ist Gad" ebenso Hinweise auf eine Herkunft dieser Buchstabenreihe durch philistäische Vermittelung liegen, wie sie vielleicht in den ersten Worten des äthiopischen Alphabets aus¬

gedrückt sind?

1) Siehe Bronzeleber II, S. 19, 20 f., 44, 45 f., 48 ff. und s. wegen der Übertragung der Ersatzopfernamen auf die Sterne Jastrow, The Sign and Name for Planet in Babylonian (vgl. S. 54, Anm. 1), Planeten als Schafe, Saturn als Ochse usw. Auch im Germanischen gibt es diese Zusammenstellung: Icistirni- sidus, histirni-militia, Grimm, Gramm. II, S. 163.

(8)

Die Anordnung des arabischen Alphabets.

Von P. Schwarz.

Für die Abweichungen, die das arabische Alphabet gegenüber

dem hebräischen und syrischen , griechischen und lateinischen in

der Reihenfolge der Buchstaben zeigt, gibt man gewöhnlich nur

die eine Erklärung, es seien die in der unverbundenen Form ähn¬

lich gewordenen Schriftzeichen unmittelbar nebeneinander gestellt s

■Worden*). In Wahrheit erklärt man damit wenig mehr als die

Folge der vier ersten Reihen. Soll rä wirklich nach däl eingefügt worden sein, weil die in Ägypten und Syrien übliche Schreibweise

däl und rä einander sehr nähert, oder hat zäj dem rä die Stelle

gesichert ? Warum sind dann hä und wäw nicht zwischen däl lo

und rä gehlieben ? Weiter ist die Stellung von sin nach zäj zu

beachten. Soll man an die persische Schreibweise des sin denken,

um eine Ähnlichkeit mit rä herauszubringen ? Wie kommt es

endlich, daß 'ain und fä nicht ihre Stelle nach nän behalten haben,

sondern vor häf getreten sind? is

Außer dem Grundsatze der Zusammenstellung einander ähnlich

gewordener Schriftzeichen sind noch andere Rücksichten maßgebend

gewesen. Daß wäw und jä aus der Mitte des Alphabets an den

Schluß gerückt wurden, ist eine Folge grammatischer Erwägungen.

Weil beide in der Formenbildung so oft ihre Stelle unter den so

Konsonanten eines Wortes aufgaben, hatte schon Halil sie als

„schwache Buchstaben' bezeichnet und an den Schluß seiner neuen

Anordnung gestellt *). So wenig seine mit 'ajin beginnende Reihen¬

folge durchgedrungen war, so hatte doch die Sonderung des wäw

und jä von den anderen in der Formenbildung dauerhafteren Kon- 25

sonantenzeichen sich bewährt. Das von IJalil zu beiden Zeichen

1) Vgl. Enzyklopaedie des Isläm 7. Lieferung, S. 400: ,Die Neuordnung d. h. gegenwärtige Anordnung des Aipbabets beruht ersichtlich auf dem Prinzip die Buchstaben von gleicher Form zusammenzubringen. Freilich verfuhr man nicht ganz konsequent dabei , indem man z. B. auf hä tä tä nicht jä folgen ließ , sondern dies an das Ende des Alphabets brachte , vielleicht wegen der verschiedenen Endform (?). Auch fä und käf hatten in der alten Schrift nicht die gleiche Endform, wurden aber doch zusammengebracht'.

2) Vgl. TA. 10, 2, 3.

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