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Archiv "Neues vom ärztlichen Arbeitsmarkt: Spezialisten gefragt" (06.03.2015)

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Der Durchschnittswert aller Fachgebiete lag im abgelaufenen Jahr bei 35,6 und war damit mehr als doppelt so hoch wie 2008, als nur durchschnittlich 14,1 Fachärztinnen und Fachärzte auf eine Stellenausschreibung im Deutschen Ärzteblatt entfielen. Es bleibt aber festzuhalten, dass die- se für die Krankenhäuser merk- lich entspanntere Bewerbersituation keineswegs darauf zurückzuführen ist, dass inzwischen mehr Ärztin- nen und Ärzte ihre Weiterbildung abschließen. Sie verteilen sich rein rechnerisch einfach auf deutlich weniger Stellenanzeigen.

Entgegen dem allgemeinen Trend ist die Bewerbersituation in den Fachgebieten Kinder- und Jugend- psychiatrie, Psychosomatische Me- dizin und Pneumologie noch einmal deutlich angespannter als im ver- gangenen Jahr. Es wurden mehr Stellenanzeigen geschaltet als im Vorjahr, wobei das Plus in der Psy- chosomatischen Medizin mit 43 Prozent am deutlichsten ausfiel, und schon waren die Grenzen der Weiterbildungskapazitäten erreicht.

In Zahlen heißt das: Im Jahr 2013 haben insgesamt 102 Ärztinnen und Ärzte ihre Weiterbildung in der Psychosomatischen Medizin abge- schlossen und konnten im darauf- folgenden Jahr auf 73 Stellenaus- schreibungen zurückgreifen, die al- lein im Deutschen Ärzteblatt ge-

schaltet wurden. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sieht die Relati- on ähnlich aus: 118 Facharztaner- kennungen zu 85 Stellenausschrei- bungen.

Führt man sich vor Augen, dass gerade die „einfachen“ Facharztpo- sitionen nicht zwingend im Deut- schen Ärzteblatt ausgeschrieben werden und viele „frisch gebacke- ne“ Fachärztinnnen und Fachärzte gar nicht erst auf dem Arbeitsmarkt in Erscheinung treten, da sie nach Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Gefäßchirurgie Psychiatrie und Psychotherapie Innere Medizin und Gastroenterologie Innere Medizin und Pneumologie

Strahlentherapie Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie Innere Medizin und Angiologie Viszeralchirurgie

In welchen Fachgebieten die Bewerberdecke besonders dünn ist

9,6 10,7

17,7

20,0 18,4 15,5

*Der Facharztindex gibt an, wie viele Fachärzte rein rechnerisch auf ein Stellenangebot entfallen. Je geringer der Wert, desto geringer die Zahl potenzieller Mitbewerber auf eine Stelle

Grafik: Facharztindex 2014*

20,3 23,2

27,2 28,0

NEUES VOM ÄRZTLICHEN ARBEITSMARKT

Spezialisten gefragt

Fehlende Weiterbildungskapazitäten schaffen Engpässe in den Krankenhäusern.

D

ie Berichterstattung zum Thema Ärztemangel fokus- siert sich zurzeit fast ausschließlich auf den ambulanten Bereich. Doch wie sieht es in den Krankenhäusern aus? Auch wenn sich dort die Lage auf der Nachwuchsebene deutlich entspannt zu haben scheint, bleibt es in einigen Bereichen weiterhin schwierig, Fachärztinnen und Fach- ärzte mit einer speziellen formalen Qualifikation zu finden. Es gibt vielfach zu wenig Weiterbildungs- stellen, die sich zudem in den größe- ren Krankenhäusern konzentrieren.

Da diese aber wiederum erst einmal bestrebt sind, die erfolgreich weiter- gebildeten Ärztinnen und Ärzte

auch am Haus zu halten, haben klei- ne und mittlere Krankenhäuser oft- mals das Nachsehen.

Dass in der Nachfragesituation noch immer große Unterschiede zwischen den verschiedenen medi- zinischen Fachgebieten bestehen, zeigt der von mainmedico erstellte Facharztindex (Grafik). Dieser gibt an, wie viele angestellte Fachärztin- nen und Fachärzte rein rechnerisch auf eine Stellenausschreibung im Deutschen Ärzteblatt entfallen.

Entgegen dem allgemeinen Trend ist die Be- werbersituation in den Fachgebieten Kinder- und Ju- gendpsychiatrie, Psychosomatische Medizin und Pneu-

mologie noch ein- mal deutlich ange- spannter als im ver- gangenen Jahr.

Foto: Fo tolia blobbotronic

2 Deutsches Ärzteblatt I Heft 10 I 6. März 2015

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Beendigung der Assistenzarztzeit nahtlos weiterbeschäftigt werden, wird deutlich, wie dünn die Bewer- berdecke tatsächlich ist.

In der Pneumologie ist die Rela- tion mit 117 Facharztanerkennun- gen zu 54 Stellenausschreibungen auf den ersten Blick zwar etwas günstiger, aber auch hier werden zu wenige Fachärztinnen und Fachärz- te weitergebildet. Dies führt dazu, dass viele Krankenhäuser bei dem Versuch scheitern, eine Abteilung oder Sektion Pneumologie aufzu- bauen, weil sie dafür einfach nicht die geeigneten Ärzte finden. Ähnli- ches gilt für die Geriatrie: Die Etab- lierung von geriatrischen Abteilun- gen kann nicht in dem Maße voran- schreiten, wie es der demografische Wandel eigentlich erforderlich macht, weil die entsprechend wei- tergebildeten Fachärztinnen und Fachärzte fehlen.

Nun ist es sicherlich richtig, dass ein so komplexes System wie die ärztliche Weiterbildung nicht kurz- fristig auf jede Nachfrageschwan- kung reagieren kann. Die Kranken- häuser sehen dies allerdings nicht so „entspannt“: Für sie ist es oft- mals mit wirtschaftlichen Nachtei- len verbunden, wenn Ärztinnen und Ärzte mit bestimmten formalen

Qualifikationen fehlen. Dies gilt nicht nur für Facharzt- und Schwer- punktkompetenzen, sondern zuneh- mend auch für Zusatzbezeichnun- gen. Diese sind inzwischen für die Krankenhäuser zum Teil von ele- mentarer Bedeutung, da sie für die Abrechnung bestimmter DRG- Leistungen oder in Zertifizierungs- verfahren nachgewiesen werden müssen.

Wirtschaftliche Nachteile, wenn bestimmte Ärzte fehlen Ein Beispiel ist die Zusatzbezeich- nung „Intensivmedizin“, welche für die Abrechnung intensivmedizini- scher Komplexbehandlungen vor- handen sein muss. Wollen Kliniken, die eine Intensivstation betreiben, dieses Leistungen abrechnen, muss dort laut aktueller Rechtsprechung des Bundessozialgerichts dauerhaft ein entsprechend qualifizierter Arzt anwesend sein; dies gilt auch für den Bereitschaftsdienst. Die Anstel- lung einer genügenden Anzahl von weitergebildeten Intensivmedizi- nern stellt viele kleine und mittlere Krankenhäuser aber vor große Pro- bleme, da zu wenige Ärztinnen und Ärzte diese Weiterbildung besitzen und diese mehrheitlich an größeren Krankenhäusern arbeiten.

Ein anderes Beispiel ist die Zu- satzbezeichnung „Spezielle Ortho- pädische Chirurgie“. Diese muss mindestens ein Hauptoperateur nachweisen, will ein Krankenhaus die Zertifizierung als Endoprothe- tikzentrum erhalten. So weit die Theorie. Da viel zu wenige Fach- ärztinnen und Fachärzte für Ortho- pädie und Unfallchirurgie diese Qualifikation besitzen, wären sehr viele Krankenhäuser, die die gefor- derten Fallzahlen und Strukturvor- gaben durchaus erfüllen, nicht in der Lage gewesen, die Zertifizie- rung zu erhalten. Um bewährte Versorgungsstrukturen zu erhalten, wurde daher eine Übergangsfrist von vier Jahren vereinbart, in der die Qualifikation nicht zwingend nachgewiesen werden muss. Ob sich die Situation nach Ablauf der Frist aber anders darstellt, muss bezweifelt werden. Es stellt sich schon die Frage, wie man zukünftig eine „flächendeckende“ Versorgung mit entsprechend qualifizierten Fachärztinnen und Fachärzten si- cherstellen will, wenn es gleichzei- tig das Nadelöhr „Weiterbildungs-

kapazität“ gibt.

Dr. Wolfgang Martin mainmedico GmbH, consulting & coaching, Frankfurt am Main

Warum fordert der Marburger Bund eine Erhöhung der Medizinstu- dienplätze um zehn Prozent?

Botzlar: Wir als Marburger Bund meinen, dass neben den Reformen der Inhalte und der Frage „Wie bekomme ich überhaupt einen Studien- platz?“ auch die Frage der Anzahl der Studienplätze ins Visier genom- men werden muss. Derzeit werden pro Jahr etwa 10 500 Studierende zum Medizinstudium zugelassen. Das ist in etwa die gleiche Größenord- nung, wie wir sie in der alten Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung gehabt haben. Im Prinzip ist die gesamte Studienkapazität, die die DDR miteingebracht hat, dabei durch den Rost gefallen. Wenn man das ku- muliert, müssten es heute rein rechnerisch 16 000 Studienplätze sein.

Der Politik muss klar sein, dass für die Versorgung der viel größeren Be- völkerung, die wir heute im Vergleich zu der Zeit vor 1989 haben, die bestehenden Kapazitäten und Medizinabsolventen nicht ausreichen.

Gleichzeitig sind ja in den letzten Jahrzehnten auch andere Tätig- keitsfelder für Ärztinnen und Ärzte entstanden, die einen bestimmten Bedarf haben. Insofern fordert der Marburger Bund eine Erhöhung der

Studienkapazität um mindes- tens zehn Prozent. Uns geht es vor allem darum, dass ausrei-

chend ärztlicher Nachwuchs ausgebildet wird, der für die kurative Me- dizin zur Verfügung steht, wenn die großen Ruhestandswellen auf uns zukommen.

Natürlich stellt sich dann auch die Frage, wie das bezahlt werden kann. Hier muss man klar zum Ausdruck bringen, dass die Gewährleis- tung einer guten medizinischen Versorgung eine der zentralen staatli- chen Aufgaben ist – die auch eine höhere Priorität als viele andere Auf- gaben hat. Wir meinen auch, dass eine bessere Kooperation zwischen dem Bund und den hoheitlich dafür zuständigen Ländern stattfinden muss. Es ist oft zu beobachten, dass Mittel, die der Bund den Ländern gibt, in allgemeinen Haushaltslöchern versickern. Insofern wäre es viel- leicht auch zielführend, wenn man eine direkte Mitfinanzierung von Hochschulen, insbesondere medizinischen Fakultäten und allem was damit zusammenhängt, durch den Bund selbst gewährleisten könnte. EB

FRAGE DER WOCHE AN . . .

Dr. med. Andreas Botzlar, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes

4 Deutsches Ärzteblatt I Heft 10 I 6. März 2015

Referenzen

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