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Archiv "Moderne Medizintechnik verspricht höhere Lebensqualität" (04.09.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

„Katastrophen-Physikum” TAGUNGSBERICHT

Moderne Medizintechnik

verspricht höhere Lebensqualität

an den verbliebenen 291 Fragen errechnet (wozu wegen der pau- schalen Gutschrift kein Anlaß be- steht), liegt sie mit 45 Prozent deutlich unter dem Minimum von 50 Prozent, das die Approbations- ordnung fordert. Das Ergebnis ist durchschlagend: Statt 41,4 Pro- zent haben nach dieser „Nach- besserung" nur noch 18,7 Prozent die Prüfung nicht bestanden. Wä- re eine echte Korrektur der Ein- zelleistungen erfolgt, würde die Auswirkung auf die Nichtbeste- hensquote weit geringer sein, dem Vernehmen nach weiterhin knapp oberhalb der 40-Prozent- Grenze gelegen haben. Das ließe Rückschlüsse auf das wahre Lei- stungsvermögen der nun Gut- schrift-Begünstigten zu, wenn die wirklich ungeeigneten Fragen eli- miniert worden wären.

Bei dieser Sachlage hätte man sich den Umweg mit der Kommission ersparen können. Nicht die Ar- beitsergebnisse der Kommission, so anfechtbar sie im einzelnen sind, gingen in die „Korrektur" ein.

Die Kommission hat offensichtlich nur den numerischen Vorschlag für die faktische Änderung der Bestehensgrenze geliefert.

Kritik zu üben ist aber auch an Einzelheiten der Vorgehensweise bei diesem Verfahren. Bekannt- lich war die Medizinische Hoch- schule Hannover am stärksten von allen medizinischen Ausbildungs- stätten durch eine Nichtbeste- hensrate von 79,07 Prozent be- troffen. Es ist zumindest eine Fra- ge des politischen Stils, wenn der Kommissionsvorsitzende aus der am stärksten betroffenen Hoch- schule kommt und die Abwick- lung des Bundesratsauftrages durch die niedersächsische Staatskanzlei erfolgt. Das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT sprach von einem „Föderativ-Krimi" (Heft 30/1985).

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Klaus Hinrichsen Lehrstuhl für Anatomie I Universitätsstraße 150 4630 Bochum 1

Kernspintomographen und ande- res hochmodernes medizintech- nisches Gerät seien nur teure Spielzeuge in den Händen der Ärzte. Oder: Patienten seien einer seelenlosen Technik hilflos aus- geliefert. Diese und ähnliche Mei- nungen sind vor dem Hintergrund einer verbreiteten Technologie- feindlichkeit zu sehen. Doch die Medizintechnik diene dem Kran- ken und schließlich auch der Volkswirtschaft. Das betonte Pro- fessor Dr. Michael Ungethüm, Vorstandssprecher der Aesculap- Werke in Tuttlingen, bei der Jah- respressekonferenz der deut- schen feinmechanischen und op- tischen Industrie. So können me- dizintechnische Entwicklungen die Verweildauer der Patienten im Krankenhaus verkürzen, das Wie- dereingliedern in den normalen Arbeitsprozeß fördern und Pfle- gekräfte einsparen. Auch die elek- trotechnische Industrie trage mit ihrem technischen Fortschritt nachweisbar zur notwendigen Ko- stendämpfung im Gesundheitswe- sen bei, so Dr. Friedrich Kuhrt, Vor- standsmitglied bei Siemens, un- längst vor der Deutschen Gesell- schaft für Medizinische Physik.

Als moderne bildgebende Verfah- ren, die erst durch die Fortschritte der Mikroelektronik und Klein- rechner zu der heutigen Perfek- tion entwickelt werden konnten, kamen in den letzten Jahrzehnten die Nuklearmedizin, die Ultra- schalldiagnostik, die Computerto- mographie und die Kernspinto- mographie hinzu. Bei den jünge- ren Verfahren erhält man Quer- schnittsbilder ohne die störende Überlagerung der abgebildeten Organe, so daß man Anomalitäten leichter nachweisen und lokalisie- ren kann.

Ohne den Einsatz modernster Kleinrechner wäre auch die digita- le Subtraktionsangiographie nicht

denkbar. Wegen seiner höheren Empfindlichkeit brauchen die Pa- tienten bei diesem Verfahren nicht mehr so stark wie in der kon- ventionellen Angiographie bela- stet zu werden, so daß man dies neue Verfahren teilweise sogar ambulant anwenden kann.

Von den Fortschritten in der Mi- kroelektronik und der Optik profi- tierte auch die ophthalmologische Diagnostik. So kann man heute weitverbreitete und gefährliche Glaukome mittels Bildanalyse we- sentlich früher erkennen. Ein an- deres Beispiel sind elektronische Geräte, die nachts vorherrschen- de Lichtverhältnisse simulieren und sich zum Nachweis der Nachtblindheit eignen. Damit trägt die moderne Augenheilkun- de mit dazu bei, die Unfallgefah- ren zu verringern.

Modernste Lichtfasertechniken ermöglichten Erfolge der Endo- skopie nicht nur im diagnosti- schen, sondern insbesondere auch im therapeutischen Bereich.

Miniaturisierte Farbfernseh kame- ras, die auf die Endoskope aufge- setzt werden, dienen der subtilen Diagnose und erleichtern somit auch die endoskopische Mikro- chirurgie. Bei der perkutanen Nephroskopie, die die extrakorpo- rale Stoßwellentherapie (eben- falls ein Produkt modernster Me- dizintechnik) ergänzt, werden die Steine durch eine eingeführte Sonde mittels elektrohydrauli- scher Schockwellen zerstört.

Viele operative Eingriffe sind erst durch den gemeinsamen Einsatz miniaturisierter chirurgischer In- strumente und von Spezialmikro- skopen überhaupt möglich ge- worden. Ein großer Vorteil der Mi- krochirurgie ist, daß kleinere Wunden entstehen, die weitaus schneller heilen und das umge- bende Gewebe weniger schädi- Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 36 vom 4. September 1985 (33) 2537

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Vakuum- Elektronik

1900 1910 1950

W.C. Röntgen Glühkathoden -Röhre

Röntgen-Diagnostik 1

Diskrete Integrierte Halbleiter-Elektronik

1960 1970 1säo

Dig. Röntgen Bildverstärker !

Scanner Kamera

Nuklearmedizin

Compound Real time(VIDOSON)

Ultraschall

Hounsfield Schädel Ganzjrörper

MEI+

Lauterbur Protimkotyp MR

Von den Innovationsschüben, die vor rund dreißig Jahren auf dem Gebiet der Elek- tronik und Rechner einsetzte, profitierte die bildgebende Diagnostik. Neuartige Dia- gnoseverfahren wie zum Beispiel die Nuklearmedizin, die Computertomographie (CT) und die Kernspintomographie (MR) sind ohne den Einsatz integrierter elektro- nischer Schaltkreise und Kleinrechner nicht denkbar Graphik: Siemens

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

gen. Dadurch kommt es auch zu weniger Komplikationen in der Rehabilitation. Die Lasertechnik findet Eingang in die Medizintech- nik. In der Ophthalmologie wer- den Laser bereits zum Ablösen der Netzhaut routinemäßig eingesetzt.

Auch andere operative Fachdiszi- plinen werden künftig die Möglich- keiten der Laser insbesondere in Kombination mit endoskopischen Techniken nutzen.

Mikroprozessorgesteuerte Geräte finden auch Eingang in der Anäs- thesie und in der Kontrolle der Pa- tienten. So messen und regeln neuartige Geräte die Konzentra- tion des Narkosegases während der Operation. Oder: Mikropro- zessoren kontrollieren im Opera- tionssaal oder auf der Intensivsta- tion in Echtzeit, ob die Vitalwerte der Patienten innerhalb der vor- geschriebenen Grenzen bleiben.

Da diese Kleinstrechner auf Kor- relationen achten und zwischen Fehlalarmen und echten kriti- schen Situationen unterscheiden können, verbessern sie die Si- cherheit der Patienten und entla- sten zugleich das medizinische Personal.

Um vorwiegend älteren Patienten die Gelenkfunktionen möglichst vollständig wiederherzustellen, entwickelte die Industrie Implan-

tate aus hochwertigen Werkstof- fen. Pro Jahr werden in der Bun- desrepublik rund 70 000 solcher künstlicher Gelenke eingesetzt.

Da aber zunehmend jüngere Pa- tienten künstliche Gelenke erhal- ten, werden an die Werkstoffe und deren Verarbeitung höchste An- sprüche gestellt. Die Implantate dürfen nicht zu schnell verschlei- ßen, da sie sonst nach wenigen Jahren unter oft schwierigen Um- ständen operativ ausgewechselt werden müssen.

Ein weiteres eindrucksvolles Bei- spiel für eine höhere Lebensquali- tät sind Hörgeräte. Früher wurden sie hinter dem Ohr getragen.

Doch heute können bedingt durch die mikroelektronische Miniaturi- sierung die Hörgeräte so klein konstruiert werden, daß sie in den Gehörgang passen. Dabei wird die Ohrmuschel wieder zum Sam- meln des Schalls genutzt, so daß die Geräte mit geringeren elektri- schen Leistungen auskommen.

Hinzu kommt ein psychologischer Effekt: Schwerhörige, die sich scheuen, ihre Behinderung offen zu zeigen, benutzen nun verstärkt diese unscheinbaren Hörhilfen.

Eindrucksvoll belegen Zahlen den volkswirtschaftlichen Nutzen der modernen Medizintechnik: 1981 betrugen die Ausgaben für die

Gesundheit rund 210 Milliarden DM. Im gleichen Zeitraum belief sich für die elektrotechnische In- dustrie der Gesamtumsatz auf dem bundesdeutschen medizin- technischen Markt auf ungefähr 1,3 Milliarden DM. Selbst wenn man Folgekosten für Personal, Service und Verbrauchsmaterial miteinbezieht, liegen die medizin- technischen Ausgaben der Kran- kenhäuser unter einem Zehntel der Gesamtausgaben, so Dr.

Kuhrt vor der Deutschen Gesell- schaft für Medizinische Physik.

Die moderne Medizintechnik kön- ne auch dazu beitragen, daß die Kosten im Gesundheitswesen nicht ausufern. So könne die Computertomographie beispiels- weise die Untersuchungszahlen in der Angiographie um rund 30 Pro- zent, in der Nuklearmedizin um 55 Prozent und in der Pneumoenze- phalographie um sogar knapp 80 Prozent reduzieren und die Liege- dauer um knapp drei Tage verrin- gern. Neben anderen Verbesse- rungen trägt die neue diagnosti- sche Methode auch dazu bei, daß in den letzten zehn Jahren die Sterblichkeit in der Neurochirur- gie um rund 30 Prozent zurück- ging. Ferner könne die Computer- tomographie die Kosten für die Schädeldiagnostik bis auf die Hälfte und für die Untersuchung des übrigen Körpers um rund ein Fünftel senken.

Nicht nur in der Diagnostik, son- dern auch in der Therapie wirkt die moderne Technik kosten- dämpfend. Ein überzeugendes Beispiel ist das Zertrümmern von Nierensteinen mittels Stoßwellen.

Fast die Hälfte der notwendigen Nierensteinoperationen (in der Bundesrepublik gibt es jährlich rund 22 000) dürfte durch die neue Methode wohl überflüssig werden. Die Verweildauer der Pa- tienten im Krankenhaus reduziert sich von bisher durchschnittlich 16 auf 5 Tage. Außerdem sind die Lithotripter-Patienten, die bisher für rund 25 Tage krank geschrie- ben werden mußten, nur noch et- wa zehn Tage arbeitsunfähig.

Dr. rer. nat. Jürgen Vogt Medizintechnik

2538 (34) Heft 36 vom 4. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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