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Vigabatrin für
therapieresistente Epilepsien
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Für epileptische Anfälle, die mit konventionellen Sub- stanzen nicht beherrscht wer- den können, stellt der Wirk- stoff Vigabatrin (Sabril®, Ma- rion Merrell Dow) eine thera- peutische Option dar.
Vigabatrin ist ein „am Computer" entwickelter, der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) strukturell ähnli- cher Neurotransmitter. Im Gegensatz zur GABA über- windet er die Blut-Hirn- Schranke und ist in der Lage, die GABA-Transaminase se- lektiv und irreversibel zu inhi- bieren. Daß GABA an der Regulation epileptischer An- fälle wesentlich beteiligt ist, konnte aus Tierexperimenten geschlossen werden: Ernied- rigung der GABA wirkt an- fallauslösend, Erhöhung anti- konvulsiv.
Die Wirksamkeit des Prä- parates wurde anhand der Er- gebnisse zahlreicher Studien bei erfolglos vorbehandelten Patienten mit fokalen Anfäl- len und sekundär generali- sierten tonisch-klonischen Anfällen nachgewiesen. Wie auf dem 2. Internationalen Vigabatrin-Symposium, Mün- chen, Juni 1993, berichtet wurde, erhielten in zehn Ein- fachblindstudien 352 Patien- ten mit bisher therapieresi- stenten fokalen Anfällen Vi- gabatrin als Add-on-Therapie für durchschnittlich sechs Monate. Bei der Hälfte der Patienten trat eine minde- stens 80prozentige Vermin- derung der Anfallhäufigkeit ein. Sechs Prozent der Be- troffenen waren nach dieser Therapie anfallsfrei. Bei sechs Doppelblindstudien zeigten 40 von 98 Patienten eine etwa 50prozentige Re- duktion der Anfallshäufigkeit gegenüber Plazebo.
Die Tagesdosis bei den Einfachblindstudien lag bei ein bis vier Gramm, bei den
Doppelblindstudien bei zwei bis drei Gramm. Um die Wirksamkeit von Vigabatrin richtig werten zu können, sind Ergebnisse der derzeit anerkannten Standardthera- pien zu vergleichen: Zwei Drittel aller Patienten mit komplex fokalen Anfällen werden mit einem Standard- medikament als Monothera- pie nicht anfallsfrei, gleiches gilt für Patienten mit sekun- där generalisierten tonisch- klonischen Anfällen. Bei den erfolglos behandelten Patien- ten führt auch die Add-on- Therapie mit einem zweiten Standardmedikament nur sel- ten zur Anfallfreiheit oder zumindest zur Verringerung der Anfallhäufigkeit.
Da bisher sämtliche Da- ten zur Verträglichkeit von Vigabatrin immer nur als Kombinationstherapie erho- ben wurden, ist offen, inwie- weit durch pharmakodynami- sche Interaktionen Nebenwir- kungen der vorbestehenden Basismedikation erst durch Vigabatrin vermindert oder verstärkt auftreten.
Während des Symposiums wurde resümiert, daß die Vi- gabatrin-Zusatztherapie gut verträglich erscheint: Organ- schäden wurden nicht beob- achtet. Die von den Patienten empfundene Müdigkeit und Schläfrigkeit war passager.
Die von insgesamt 2 081 Pa- tienten erfragten bzw. ange- führten Nebenwirkungen er- gaben:
Schwindel (3,8%), Dop- pelbilder (2,2%), Gewichts- zunahme. Posterographische und elektronystagmographi- sche Untersuchungen zeigten, daß weder die Haltungsstabi- lität noch die Augenbewegun- gen gestört werden (im Ge- gensatz zu anderen Antiepi- leptika). Die bei Antiepilepti- ka-Einnahme häufig indu- zierte Blau-Sinn-Störung nor-
Heft 38, 24. September 1993 (63) A1-2487 Coupon schicken oder faxen an: PHARMATECHNIK GmbH & Co. KG
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malisiert sich bei Gabe von Vigabatrin. Allerdings sollte nicht übersehen werden, daß bei Gabe des Medikaments häufiger über psychotische Nebenwirkungen (akustische und optische Halluzinatio- nen) geklagt wird; auch Wahnideen mit zwanghaftem Charakter wurden beobach- tet. Depressive Verstimmun- gen, aber auch Aufhellungen werden gleichermaßen ange- geben. Labor- und hämatolo- gische Veränderungen wur-
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To2 (0 23 04) 69 51 Fax (0 23 04) 6 80 53 den bei Einnahme des Medi- kaments nicht beobachtet.
Da Vigabatrin weder an Körpereiweißfraktionen ge- bunden wird noch der Meta- bolisierung unterliegt, treten mit anderen Antiepileptika kaum Interaktionen auf. Le- diglich mit Phenytoin und Phenobarbital/Primidon wur- den klinisch relevante Wech- selwirkungen nachgewiesen, deren Mechanismus aber bis-
her nicht aufgeklärt werden konnte.
Vigabatrin sollte in 500-mg-Schritten aufdosiert werden. Manche Patienten
Im Rahmen des 15. Kon- gresses der Europäischen Ge- sellschaft für Kardiologie in Nizza wurden die Ergebnisse der Aire (Acute Infarction Ramipril Efficacy)-Studie vorgestellt. Danach konnte in der von Hoechst gesponser- ten Studie (Behandlungsdau- er durchschnittlich fünfzehn Monate) unter Ramipril (De- lix®) im Vergleich zu Plazebo die Gesamtmortalität um 27 Prozent gesenkt werden — ein bisher mit ACE-Hemmern noch nicht erreichter positi- ver Effekt. Ebenso überzeu- gend ist der Rückgang kar- diovaskulärer Ereignisse un- ter der Ramipril-Therapie:
Um 19 Prozent wurde die Häufigkeit von sekundären Endpunkten der Studie wie Re-Infarkten, progressiver Dilatation des Myokards oder von Schlaganfällen reduziert.
Prof. Stephen Ball, Leeds, Leiter der Aire-Studie, be-
reagieren erst bei einer Ta- gesdosis von vier Gramm.
Beim Absetzen des Präpara- tes ist mit Entzugserscheinun- gen zu rechnen. W. Mucke
tonte vor allem den Rückgang der Mortalität durch Rami- pril innerhalb der ersten Wo- chen nach dem Infarkt Die bekannten Studien mit Cap- topril (Save) und Enalapril (Solvd) haben zwar ebenfalls
„ermutigende Ergebnisse"
gezeigt, der günstige Effekt der Postinfarkt-Therapie mit diesen ACE-Hemmem habe sich aber erst nach längerer Zeit eingestellt. Vermutet wird, dies zeigte die Diskussi- on in Nizza, daß die starke Bindung von Ramipril (De- fixe) an das Converting En- zym in der Zirkulation und im Gewebe und die damit ver- bundene gestärkte Bradyki- nin-Wirkung für diesen frü- her einsetzenden klinischen Effekt verantwortlich ist. Von dieser Eigenschaft des Ra- mipril profitieren vor allem jene Hochrisiko-Patienten, die nach Infarkt infolge von Ventrikeldilatation trotz thrombolytischer Behandlung eine Herzinsuffizienz entwik- keln.
Zum Design der Aire-Stu- die: In 144 Zentren (Europa, Südafrika, Argentinien) wur- den 2 006 Patienten mit Ra- mipril bzw. Plazebo behan- delt. Einschlußkriterien wa- ren Anzeichen einer Herzin- suffizienz (vorübergehend oder fortbestehend) nach akutem Myokardinfarkt. Die klinischen Parameter einer gestörten Funktion des linken Ventrikels wurden mit einfa- chen, jedem Arzt geläufigen Untersuchungen festgestellt:
dritter Herzton mit Tachykar- die, Anzeichen einer im
Röntgenbild nachweisbaren Herzinsuffizienz, bilaterale Schallphänomene bei Aus- kultation.
Zwischen dem dritten und dem zehnten Tag nach dem Herzinfarkt-Ereignis erhiel- ten die Patienten zusätzlich zur diuretischen oder vasodi- latorischen Therapie den ACE-Hemmer Ramipril bzw.
Plazebo in einer Dosis von 2,5 bis 5 mg zweimal täglich. dst
Thiogamma® 600 oral
—Zur Therapie der Mißemp- findungen bei diabetischer Polyneuropathie bietet das Unternehmen Wörwag Phar- ma, Stuttgart, ein orales a-Li- ponsäure-Präparat mit 600 mg Wirkstoff an. Damit wer- de, so teilt das Unternehmen mit, dem aktuellen medizi- nisch-wissenschaftlichen Kenntnisstand Rechnung ge- tragen, bei der Behandlung der Polyneuropathien hohe Dosen an a-Liponsäure ein- zusetzen. Thiogamma® 600 oral gibt es in Packungen zu 50 und 100 Filmtabletten. Ha
Kurz informiert
Gestanon® — Wie das Un- ternehmen Organon mitteilt, wurde (ein Beschluß im Rah- men der Nachzulassung) der Vertrieb des Präparates Ge- stanon® eingestellt. Es han- delt sich um Allylestrenol zur Behandlung des habituellen und drohenden Abortes bei Corpus-luteum-Insuffizienz.
Eine Rücknahme ist nicht vorgesehen. Br Megacillin® — Das Unter- nehmen Grünenthal, Stol- berg, hat die Bezeichnung der Injektionspräparate Megacil- lin® und Megacillin® forte in generische Namen geändert:
Clemizol-Penicillin i.m. „Grü- nenthal" und Clemizol-Peni- cillin i.m. forte „Grünenthal".
Als Megacillin® werden aus- schließlich die oral applizier- baren Penicillin-V-Kalium- Präparate von Grünenthal bezeichnet. E/S
Positive Ergebnisse mit Ramipril
Nach Herzinfarkt:
ACE-Hemmer senkt Mortalität
A1-2488 (64) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 38, 24. September 1993