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Archiv "Kassenärztliche Bundesvereinigung: Knappe Mehrheit für Dr. Winfried Schorre" (28.03.1997)

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inen derart großen Andrang auf die insgesamt neun Posi- tionen im Vorstand der Kas- senärztlichen Bundesvereini- gung hatte es wohl nie zuvor gege- ben: Immerhin 19 Kandidaten stell- ten sich in den verschiedenen Wahl- gängen den Delegierten – einige da- von gleich mehrfach. Es waren Rich- tungswahlen, an deren Ende einige faustdicke Überraschungen standen.

Der Wahltag begann mit ei- nem schrillen Pfeifkonzert. Mehre- re hundert Hautärzte bereiteten den Delegierten im Kölner Maritim Hotel mit Trillerpfeifen und Ras- seln einen ohrenbetäubenden

„Empfang“ – mit Transparenten und Spruchbändern demonstrier- ten sie den aufgestauten Unmut über die Honorarsituation und be- schworen angesichts der vorgesehe- nen Praxisbudgets den finanziellen Untergang der Kollegen.

Wechsel beim VV-Vorsitz

Die Wahlen zum Vorstand der KBV – das unterstrich die Demon- stration der Dermatologen nach- haltig – standen unter dem Ein- druck der EBM-Reform und ihrer Auswirkungen. Deutlich wurde dies schon im ersten Wahlgang um den Vorsitz der Vertreterversamm- lung. Zur Wahl standen der bisheri- ge Amtsinhaber, Sanitätsrat Peter Sauermann (KV Trier), und der Gynäkologe Dr. Helmut Klemm

(KV Bayerns). Klemm bezeichnete sich bei seiner Vorstellung als er- klärten Gegner der EBM-Reform und der Praxisbudgets – und ge- wann. 58 Delegierte votierten für ihn, während auf Sauermann ledig- lich 51 Stimmen entfielen. Zum stellvertretenden Vorsitzenden der Vertreterversammlung wählten die Delegierten Dr. Michael Hammer (KV Nordrhein).

Unmittelbar danach stand die Wahl des Ersten Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung an. Es kandidierten Dr. Win- fried Schorre und der Berliner KV-

Chef Dr. Manfred Richter-Reich- helm. Während Richter-Reichhelm die EBM-Reform als Katastrophe brandmarkte und die Praxisbudgets als puren Sozialismus bezeichnete, wertete Schorre das neue Vergü- tungsmodell als unverzichtbare Vor- aussetzung für alle weiteren Ent- wicklungen innerhalb der ambulan- ten Versorgung. Mit den Praxisbud- gets habe die KBV der Politik be- wiesen, daß die Kassenärzte das Sy- stem aus eigener Kraft heraus regeln könnten, betonte der amtierende KBV-Vorsitzende. Schorre verwies in diesem Zusammenhang auf den

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P O L I T I K LEITARTIKEL

Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 13, 28. März 1997 (13)

Kassenärztliche Bundesvereinigung

Knappe Mehrheit für Dr. Winfried Schorre

Die Wahlen zum Vorstand der Kassenärztlichen Bundesverei- nigung (KBV) sind entschieden: Dr. Winfried Schorre setzte sich – denkbar knapp – gegen den Berliner KV-Chef Dr. Man- fred Richter-Reichhelm durch. Auch die übrigen Wahlgän-

ge verliefen äußerst spannend und endeten zumeist mit nur wenigen Stimmen Vorsprung. Die Gretchenfrage an alle Kandidaten lautete: Wie geht es weiter mit den Praxis- budgets? Eine Frage, an der sich die Geister schieden.

Der neue KBV-Vorstand von links nach rechts: Dr. Michael Späth (KV Hamburg), Dr. Rüdiger Pötsch (KV Bayerns), Professor Dr. Wolfgang Brech (KV Südwürttemberg), Dr. Manfred Richter-Reichhelm (KV Ber- lin), Dr. Eckhard Weisner (KV Schleswig-Holstein), Dr. Winfried Schorre (KV Nordrhein), Dr. Ulrich Oesing- mann (KV Westfalen-Lippe), Dr. Jürgen Bausch (KV Hessen), KBV-Hauptgeschäftsführer Dr. Rainer Hess, Dr. Helmut Klemm (Vorsitzender der Vertreterversammlung) und Dr. Klaus Penndorf (KV Sachsen-Anhalt)

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konstruktiven Dialog mit dem Bun- desgesundheitsminister, der immer- hin zu einigen Verbesserungen ge- führt habe. So seien 600 Millionen DM für die hausärztliche Vergütung und 240 Millionen DM für die Kolle- gen in den neuen Bundesländern zu- sätzlich zur Verfügung gestellt wor- den. Die anstehende Gesundheitsre- form werde mit der Einführung fester Punktwerte und der Ablösung der Arzneimittelbudgets weitere Fort- schritte bringen.

Die Entscheidung fiel schließlich mit 56 Stimmen für Schorre gegen- über 54 Stimmen für Richter-Reich- helm denkbar knapp aus. Ebenso die Wahl des Zweiten Vorsitzenden: Dr.

Eckhard Weisner, KV-Vorsitzender in Schleswig-Holstein, setzte sich mit zwei Stimmen Vorsprung gegen Dr. Werner Baumgärtner durch.

Auch Baumgärtner hatte sich zuvor entschieden gegen die Praxisbudgets ausgesprochen und zugleich die Ablö- sung der „KBV-Verwaltungsspitze“

gefordert.

Dr. Wittek ohne Chance

Ein prominentes Opfer forderten die Praxisbudgets dennoch: Dr. Lo- thar Wittek, KV-Vorsitzender in Bay- ern und Vorsitzender der KBV-Ge- bührenordnungskommission, schaffte

den erneuten Sprung in den KBV- Vorstand nicht mehr. Er unterlag bei der Wahl des 1. Beisitzers Dr. Man- fred Richter-Reichhelm und mußte sich auch bei einem zweiten Anlauf – diesmal gegen seinen bayerischen Gegenkandidaten Dr. Rüdiger Pötsch – geschlagen geben. Wittek hatte vergeblich versucht, die Praxis- budgets als den Ausgangspunkt auf dem Weg aus der Honorarbud- getierung zu markieren. Dem bayeri- schen KV-Vorsitzenden wurde ver- mutlich die Hauptverantwortung für die EBM-Reform und für die

sich daran an- schließenden ho- norarpolitischen Entscheidungen angelastet.

Neben Richter- Reichhelm und Pötsch wählten die Delegierten fol- gende Beisitzer in den KBV-Vor- stand: Dr. Ulrich Oesingmann, Dr.

Klaus Penndorf, Professor Dr.

Wolfgang Brech, Dr. Michael Späth und Dr. Jürgen Bausch. Im neuen Vorstand gibt es keinen Vertreter der außerordentli- chen Mitglieder (das sind die Kran- kenhausärzte) mehr. Dr. Oliver Fun- ken, der diese Funktion bisher wahr- genommen hatte, scheiterte bei zwei Wahlgängen. Die Delegierten wähl- ten Funken – gemeinsam mit Profes- sor Dr. Detlef Kunze – statt dessen als Vertreter der außerordentlichen Mit- glieder in den Länderausschuß. Nach dem Wahlmarathon über sechs Stun- den sprach der alte und neue KBV- Vorsitzende „von einem ungewöhn- lich spannenden Tag“. Schorre zeigte sich zugleich zuversichtlich: „Es gibt kaum ein Problem, das nicht gelöst werden kann – jetzt, nachdem sich der Pulverdampf verzogen hat.“

Dr. Schorre: Probleme gemeinsam lösen

Dem neuen Vorstand bleibt je- doch nicht viel Zeit, um sich zu finden.

Immerhin stehen die parlamentari- schen Beratungen der Seehoferschen Gesundheitsreform unmittelbar vor dem Abschluß. In dieser Phase muß die Kassenärzteschaft geschlossen auftreten, um dem Anspruch „Vor- rang für die Selbstverwaltung“ ge- recht werden zu können.

Der alte und neue KBV-Vorsit- zende formulierte das zum Abschluß der konstituierenden Vertreterver- sammlung so: „Packen wir es an, lösen wir die Probleme gemeinsam und hal- ten wir zusammen.“ Josef Maus A-802

P O L I T I K LEITARTIKEL

(14) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 13, 28. März 1997

Neues Führungsgespann: der Psychiater und Neurologe Dr. Winfried Schorre und der Allgemeinarzt Dr. Eckhard Weisner. Der neue Zweite Vorsitzende gehör- te dem KBV-Vorstand bereits in den Jahren 1989 bis 1993 an. Anschließend war er Vorsitzender des KBV-Finanzausschusses. Fotos (3): Bernhard Eifrig, Bonn

Tabelle

Ergebnisse der Wahl zum KBV-Vorstand

1. Vorsitzender Dr. med. Winfried Schorre, 56 Stimmen Psychiater, KV Nordrhein 1. Wahlgang 2. Vorsitzender Dr. med. Eckhard Weisner, 56 Stimmen Allgemeinarzt, KV Schleswig-Holstein 1. Wahlgang 1. Beisitzer Dr. med. Manfred Richter-Reichhelm, 62 Stimmen

Urologe, KV Berlin 1. Wahlgang

2. Beisitzer Dr. med. Ulrich Oesingmann, 56 Stimmen Allgemeinarzt, KV Westfalen-Lippe 1. Wahlgang

3. Beisitzer Dr. med. Klaus Penndorf, 59 Stimmen

Chirurg, KV Sachsen-Anhalt 1. Wahlgang 4. Beisitzer Prof. Dr. med. Wolfgang Brech, 56 Stimmen Internist, KV Südwürttemberg 3. Wahlgang

5. Beisitzer Dr. med. Michael Späth, 57 Stimmen

Praktischer Arzt, KV Hamburg 1. Wahlgang

6. Beisitzer Dr. med. Jürgen Bausch, 56 Stimmen

Kinderarzt, KV Hessen 2. Wahlgang

7. Beisitzer Dr. Rüdiger Pötsch, 60 Stimmen

Allgemeinarzt, KV Bayerns 2. Wahlgang

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