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Archiv "Neue Kur-Konzepte: Kompakt im Trend" (05.04.1996)

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D

er Teufel steckt – jedoch längst nicht nur – im Detail: In Frankreich muß Thermalwasser unverän- dert verwendet werden, in Deutschland darf man es che- misch aufbereiten. Während die deutsche Thermalquelle sich dadurch auszeichnet, daß sie konstant mit mindestens 20 Grad Wassertemperatur spru- delt, muß die Quelle in Spani- en vier Grad wärmer sein als die umgebende Luft, um den profitträchtigen Titel führen zu dürfen. Europäische Defi- nitionen passen zusammen wie die Teile fünfzehn ver- schiedener Puzzlespiele.

Entsprechend ist die Lage in der Zentrale des Europäi- schen Normen-Chaos, Brüs- sel. „Es war für uns interes- sant, daß dort sehr wenig Ma- terial über das Kurwesen exi- stiert“, wundert sich noch nachträglich Dr. Christoph Kirschner, neugewählter Prä- sident des Europäischen Heilbäderverbandes (EHV).

„Dort macht man Konzepte ohne ausreichende Daten- kenntnis.“ Und genau da will

der EHV helfen, denn die Geldtöpfe der Kommission bieten bislang brachliegende Handlungsfelder für Aktions- programme.

Daß man der EU schon in der Gründungsphase der Eu- ropa-Lobby einen solchen Förderplan abgetrotzt habe, sieht Joachim Lieber vom Deutschen Bäderverband „als einen ersten Erfolg des EHV“.

Die langsame Angleichung eu- ropäischer Rechtsvorschriften soll folgen, gemäß der Vision:

Kuren ohne Grenzen. Bäder- wirtschaft und Tourismus im Verein, so der EHV, könnten dann europaweit struktur- schwache Regionen in blühen- de Landschaften verwandeln.

Doch die Mühlen Europas mahlen langsam. Realistisch gesehen werden die Verbrau- cher, also die Kurpatienten, noch auf Jahre hinaus wenig vom gemeinsamen Kur-Haus Europa wahrnehmen: Nach wie vor ist die Kur in den Mit- gliedsstaaten ausschließlich in die nationalen Gesund- heitssysteme eingebettet.

Zwar gibt es im Zeichen der europäischen Einigung Aufweichungen durch die Sozialversicherungs-Abkom- men: Man geht davon aus, daß der EU-Ausländer das Gesundheitssystem etwa in Deutschland nach deutschen Normen und Richtlinien nut- zen darf. Doch der rechtliche

Rahmen ist, was Kuren an- geht, unklar. Angewandt wird er in der Praxis nur auf die Akutmedizin. Hier, so Kirschner, wird der EHV zunächst wenig zu einer ver- braucherfreundlichen Praxis beitragen können.

Teils gegenläufige Ent- wicklungen in den Sozial- etats der Staaten erschweren zusätzlich die Perspektive ei- ner Harmonisierung. So wur- den in Belgien die Zuschüsse für Kurpatienten ganz gestri- chen, während ausgerechnet Nicht-EU-Mitglied Schweiz erst seit kurzem Beihilfen ge- währt. Das Diktat der meist knapper werdenden Ge- sundheitsfinanzen in den EU-Staaten jedoch werden auch die Euro-Lobbyisten nicht durchbrechen können.

Zunächst wird sich der neue Verband daher auf be- scheidene Harmonisierungs- versuche beschränken müs- sen: Angepeilt ist die Heraus- gabe eines Guide der führen- den Kurhotels in Europa und eines europäischen Bäderma- gazins. Oliver Driesen

A-917 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 14, 5. April 1996 (69)

V A R I A HEILBÄDER UND KURORTE

Kuren international

Nicht kompatibel

Der Europäische Heilbäderverband ist gegründet. Fernziel des Zusammenschlusses: einheitliche Richtlinien und mehr Freizügig- keit für Kuren in Europa.Doch die Barrieren sind hoch.Kurgäste ha- ben von der Europäisierung des Bäderwesens wenig zu erwarten.

A

ls Rudolf Forcher vom Wirtschaftverband Deutscher Heilbäder und Kurorte auf dem 90.

Deutschen Bädertag 1994 das Zeitalter der Kompaktkur ausrief, runzelten sich die Stirnen: Kompaktkur? Die Assoziation mit unförmigen Automobilen der Unterklas- se ließ wenig Gutes ahnen.

Da mochte viel von „Ganz- heitlichkeit der Patienten- versorgung“ und „alternati- vem Gesundheitsprogramm in Kleingruppen“ die Rede sein; der Vorschlag traf auf reservierte Aufnahme. Die Kur-Vermarkter, so der Ver- dacht, versteckten abge- speckte Leistungspakete im voluminösen Wortschwall.

Im Gegenteil, behauptet Gerhard Ewers. Sein Arbeit- geber, die WMG Lippe-Wirt- schaftsförderung GmbH, trommelt für die Kompakt- kur im westfälischen Wirt- schaftsraum und im speziel- len in den Staatsbädern Bad Meinberg und Bad Salzuflen.

Daß in beiden Bäder-Betrie- ben zusammen bereits acht Kompaktkur-Modelle von der Kurärztlichen Verwal- tungsstelle anerkannt und

„buchbar“ seien, beschert der lippischen Bäderlandschaft laut Ewers eine führende Po- sition auf diesem Sektor.

Fünf dieser Angebote ent- fallen allein auf Bad Salzuf- len, von der Arthrose-Kur bis zum Programm „Frauen sor- gen vor“. Kompakt ist zu- nächst einmal die dreiwöchi- ge Dauer, laut Deutschem Bäderverband die medizi- nisch notwendige Mindest- länge für eine Maßnahme, die

den Namen „Kur“ verdient.

Gemeinsames Merkmal einer Kompaktkur ist auch die Zu- sammenfassung der Teilneh- mer in Kleingruppen. Ein Gruppenleiter ist von der Be- grüßung bis zur Abschlußbe- sprechung für diesen Teilneh- merkreis zuständig. Die Un- terschiede liegen in den therapeutischen Inhalten, die sich jedoch im Unterschied zur klassischen Kur durch be- sonders intensive „interdis- ziplinäre Zusammenarbeit“

(WMG) auszeichnen:

1 Die „Vitalkur“ soll einseitiger beruflicher Bela- stung, übermäßigem Streß

und Trainingsmangel entge- genwirken. Mittels Bewe- gungstherapie werden Risi- kofaktoren minimiert und die allgemeine Leistungsfähig- keit gesteigert. Außerdem:

Gesprächsrunden mit Ärzten und Therapeuten, Massagen, Saunagänge, Schwimmen, Muskelaufbautraining, aber auch Ernährungsberatung.

1Die Kompaktkur „Um- gang mit Osteoporose“

umfaßt Naturfango-Packun- gen, Bewegungsbad, Trink- kur, Krankengymnastik und Gruppenspaziergänge sowie ein psychologisches Seminar.

1Das Programm „Frau- en sorgen vor“ wendet sich an Frauen, die sich vor Überla- stung schützen und ihr Selbst- bewußtsein und Wohlbefin- den steigern wollen. OD

Neue Kur-Konzepte

Kompakt im Trend

Die „Kompaktkur“ geistert seit gut zwei Jahren durch die Medien.

Was darunter genau zu verstehen ist, wissen immer noch wenige.

Dabei stehen die Kompaktkur-Konzepte der einzelnen Kurorte seit Anfang 1995 in der Praxis-Erprobung. Ein Beispiel: Bad Salzuflen.

Nähere Informationen, auch zur Arthrose-Kur und zur kardiologischen Reha- Kur, erteilt die Staatsbad Salz- uflen GmbH, Parkstraße 20, 32105 Bad Salzuflen.

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