• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Neue Länder: Kur- und Bäderwesen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor" (01.05.1992)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Neue Länder: Kur- und Bäderwesen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor" (01.05.1992)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Bei den „Moorbädern" wie hier in Bad Orb handelt es sich in Wirk- lichkeit um schlammartigen Torf, der im Verlauf von mehr als 10 000 Jahren aus Torfmoosen entsteht. Lebende Torfmoose beziehen ihre Nährstoffe nicht aus dem Boden, sondern aus der Luft oder aus Nie- derschlägen. Wenn sich mehrere Vegetationsschichten überlagern, können abgestorbene Pflanzenteile nicht verrotten, sondern humifi- zieren unter Luftabschluß. Es entstehen Nieder- oder Hochmoore.

Der Moorbrei hat eine geringe Wärmeleitfähigkeit, hält aber die Wärme sehr lange; daher die termophysikalische Wirkung des bis über 50 Grad warmen Moorbades auf den menschlichen Körper.

Die chemische Wirkung — der Stoffaustausch zwischen menschli- cher Haut und Moorbrei — ist noch weitgehend unerforscht.

HEILBÄDER + KURORTE

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

„Mehr Forschung über Moortherapie!"

Etwa 70 Wissenschaftler und Ärzte, Kurdirektoren und Gesundheitspolitiker be- rieten kürzlich im lippischen Staatsbad Meinberg über das schlechte Image der physika- lischen Therapie am Kurort im allgemeinen und die der Moortherapie im besonderen und wie beide zu verbessern seien.

Zur hohen Akzeptanz die- ser Behandlungsform durch die Patienten steht die Ge- ringschätzung durch die Ärz- te in diametralem Gegensatz.

Zu Unrecht, meinten die Ta- gungsteilnehmer, und forder- ten mehr Forschung.

Analysen fehlen

„Es muß verwundern", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundes- gesundheitsministerium, Dr.

med. Sabine Bergmann-Pohl,

„daß es angesichts seiner unbestrittenen antiphlogisti- schen Wirkung analytische Untersuchungen des Moores noch nicht gibt". Allerdings hat es wichtige Ansätze für ei- ne solche Forschung in der früheren DDR gegeben. Die- se Arbeit liegt jedoch seit dem Beitritt still und ist durch die Neuordnung des Gesund- heitswesens in den neuen Bundesländern in Gefahr.

Wie Professor Dr. Rudi Callies, Jena, vor rund 70 Fachleuten in dem lippischen Staatsbad berichtete, brachte in einer dreijährigen rando- misierten Studie mit 24 Pa- tienten die Behandlung mit warmem Torf im Kurort eine signifikant bessere und länger anhaltende Schmerzfreiheit bei Spondolytis ankylosans als die Behandlung mit Radon und mit Schwefel. Allerdings hielt die Besserung nicht über ein halbes Jahr an.

Callies warnte davor, die Behandlung mit Torf zur Mi- neral-Substitutionstherapie hochzustilisieren: „Bisher gibt es keinen Beweis dafür, daß dies möglich ist." Dies könne aber auch keine wis- senschaftliche Zielsetzung

sein, solange nicht einmal die Pathogenese der durch Moor schmerzlindernd beeinfluß- baren rheumatoiden Erkran- kungen bekannt sei.

In der Gynäkologie sollte die Indikation zur hyperther- men Therapie mit Moor eng gestellt werden, riet Professor Dr. Claus Goecke, Aachen, bei derselben Gelegenheit.

Ein Krebs-Geschehen sei im übrigen nach heutiger wissen- schaftlicher Erkenntnis kein Hindernis mehr für eine Moortherapie.

Der schlechte Ruf der Kur sei auch durch die Modalitä- ten bei der Besetzung der Re- habilitationskliniken verur- sacht, beklagte der 1. Direk- tor der Landesversicherungs- anstalt (LVA) Westfalen, Dr.

Wilhelm Riehemann, Mün- ster. Wer sich nicht mit der Anwendung natürlicher orts- gebundener Heilmittel identi- fizieren könne, habe als Ba-

dearzt oder Klinikchef an ei- nem Kurort nichts zu suchen.

Diese Ansiedelung der Moorbehandlung „irgendwo in der Grauzone zwischen al- ternativer Medizin und Na- turheilkunde" beruhe auf der Unwissenheit der Kritiker.

Riehemann regte die Grün- dung eines Forschungszen- trums „Moortherapie" in Bad Meinberg an, das in engem

Nicht nur wegen der Be- schäftigungsmöglichkeiten in den Kurorten und Heilbä- dern, sondern auch wegen seiner Anziehungskraft für den Fremdenverkehr und auch für Unternehmensan- siedlungen sei ein gut ent- wickeltes Kur- und Bäderwe- sen als Standortvorteil einer Region nicht zu unterschät-

Kontakt mit einer Hochschu- le stehen und vom Landesver- band Lippe, den Bädern und den Leistungsträgern, zum Beispiel der LVA Westfalen, finanziert werden sollte.

Denkbar seien auch Stif- tungsprofessuren, über die die Kenntnis der Kurortmedi- zin in die medizinstudenti- sche Ausbildung getragen werden könnte. ewc

zen. Es gehöre zu den kultu- rellen oder „weichen" Stand- ortfaktoren, aus denen sich jene Lebensqualität herleite, die heute — ebenso wie eine schöne Landschaft oder eine leistungsstarke Infrastruktur

— die Attraktivität einer Re- gion ausmachen.

Mit diesen Worten unter- strich der sächsische Minister für Soziales, Gesundheit und Familie, Dr Hans Geisler, die Bedeutung des Kur- und Heilbäderwesens insbesonde- re für sein Bundesland. Dr.

Geisler sprach in Bad Elster auf einer Festveranstaltung zum hundertjährigen Beste- hen des Deutschen Bäderver- bandes, der 1892 in Leipzig gegründet worden war. Seit 1990 gehören ihm wieder die 54 Kurorte und -kliniken der neuen Bundesländer an, von denen ein Drittel in Sachsen liegen.

Vielen Kureinrichtungen der ehemaligen DDR droh- te nach der Vereinigung Deutschlands eine wirtschaft- liche Krise, weil ihr Standard und ihre Ausstattung zum großen Teil nicht den qualita- tiven Ansprüchen im alten Teil der Bundesrepublik ent- sprachen. Der Deutsche Bä- derverband arbeitet seit dem vergangenen Jahr an einer zusammen mit dem Bundes- gesundheitsministerium er- stellten Soforthilfekonzeption für den Wiederaufbau und die Modernisierung des Kur- und Bäderwesens in den neu- en Bundesländern. EB Neue Länder

Kur- und Bäderwesen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor

A1 -1666 (98) Dt. Ärztebl. 89, Heft 18, 1. Mai 1992

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Anreisestrecke allerdings ist nicht eben kurz: 800 Kilometer sind es von Rom nach Messina, dem Eingangstor für Auto- und Bahnrei- sende.. Zum Glück hat die — ab

Und auch ohne Analy- se der Teilnehmerliste war zu sehen, daß dieser Kongreß damit auch für Ärzte aus den neuen Ländern attrak- tiv war: Es waren manche für einen

Dies heißt mit anderen Worten: nur eine Minderheit der Gäste sind noch reine „Kurgäste" — mit Sicherheit Wasser auf die Mühlen derjenigen Gesund- heitspolitiker, die

Dabei drückt das Prädikat „Heil- wasser“ eigentlich eine Ade- lung eines Mineralwassers aus, für die zudem üppige Summen hingeblättert wer- den müssen: Allein die Zulas- sung

Im Teil C (ab S.211) wird noch auf Architektur eingegangen, doch geht es eigentlich mehr um handfeste Stadtgeschichte (Frankfurt) als um Kunst. 211), in der Fotos von

© Landratsamt Erding Stand 06/2019 Seite # von ## Antrag auf verkehrsrechtliche Anordnung wegen einer Veranstaltung1. Antrag auf Anordnung verkehrsregelnder Maßnahmen nach §§ 44,

Doch auch eine andere Deutung dieser „Such- aktion" ist möglich: die nämlich, daß Patient und Arzt, trotz drohender Ärzteschwemme, trotz der permanenten Kostendämp- fung,

Ändert sich die PLZ von Musterhausen (Elterntabelle "orte"), wird diese Änderung an die Kindtabelle