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Neue Konzepte für Kraftheberregelungen

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TRAKTORTECHNIK

398

56 LANDTECHNIK 6/2001

Rainer H. Biller, Braunschweig, Gerhard Keuper, Schwieberdingen, und Horst Hesse, Stuttgart

Neue Konzepte für Kraftheberregelungen

Optimierte Energienutzung bei Traktor-Pflug-Systemen

B

ei den heute üblichen Traktor-Pflug- Systemen werden häufig große, mehr- scharige Anbau- oder Aufsattelpflüge mit Stützrad eingesetzt und mit einem Krafthe- ber-Regelungssystem betrieben. Der Ober- lenker der Dreipunkthydraulik ist dabei im Langloch des Pflugturms eingehängt und beim Pflügen im Normalfall kräftefrei oder bei Aufsattelpflügen nicht vorhanden. Dabei findet die von Harry Ferguson [1, 2] erfun- dene Lastübertragung vom Pflug über den Oberlenker auf die Triebräder des Traktors zur Verminderung des Schlupfes nicht mehr statt. Der Triebradschlupf kann auch hier verringert werden, wenn der Oberlenker nicht kräftefrei ist, sondern – wie von Fergu- son patentiert – Zugkraft überträgt. Dies ha- ben frühere Versuche am Institut für Grund- lagenforschung der FAL gezeigt [3 bis 7].

Neuere Untersuchungen der Fa. Case [8] so- wie Arbeiten am Institut für Betriebstechnik der FAL [9,10] zeigten, dass der flächenbe- zogene Kraftstoffverbrauch des Traktors bei einem kraftübertragenden Oberlenker gerin- ger ist als bei einem kräftefreien Oberlenker.

Der Wirkungsgrad der Leistungsübertra- gung bei einem Traktor-Pflug-System hat dann ein Maximum, wenn sich alle am Sys- tem wirkenden vertikalen Kräfte auf den Triebachsen des Traktors abstützen. Wich- tigste Einflussgröße ist dabei der Schlupf der Triebräder, der bei gleichbleibender Zug- kraft verringert wird, wenn die Triebachslas- ten erhöht werden [11]. Hinzu kommt, dass bei der Lastübertragung vom Pflug auf den Traktor auch die Vertikalkräfte an Stützrad und Pflugsohle verringert werden (Bild 1).

Dies führt zu einem geringeren Rollwider- stand am Stützrad und zu kleineren Rei- bungskräften am Pflug und damit zu einer geringeren aufzubringenden Zugkraft [12, 13]. Dies ist ein Optimierungsproblem, zu dessen Lösung die Rolle der Radlast auch hinsichtlich der Anforderungen an die Bo- denschonung einzubeziehen ist.

Ein zusätzlicher Aspekt ist die Anwen- dung beim Onland-Pflügen, welches zuneh- mend empfohlen wird. Damit wird Boden- druck unterhalb der Traktorradsohle gemin- dert, wo übliche Bodenlockerung nicht erfolgt [14]. Nachteilig ist, dass beim On- land-Pflügen der Schlupf der Triebräder größer ist als beim Fahren in der Furche.

Auch hierbei ist das angesprochene Opti- mierungsproblem zu lösen.

Da heute für leistungsstarke Traktoren be- reits hydraulische Oberlenker sowie eine Elektronisch-Hydraulische Regelung (EHR) praktisch Standard sind, können solche Oberlenker-Zylinder mit relativ geringem Aufwand elektronisch-hydraulisch druckge- regelt werden und damit eine Zusatzbelas- tung auf die Triebachsen des Traktors über- tragen.

Ziel der in der FAL durchzuführenden Ar- beiten ist es, unterschiedliche Regelungs- strategien für den hydraulischen Oberlenker mit dem Ergebnis der Triebachslasterhöhung und -optimierung sowie der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der Arbeitszeit sowohl qualitativ als auch quantitativ syste- matisch zu untersuchen und eine optimale Regelungsstrategie zu entwickeln.

Etwa 90 % unserer Landwirte pflü- gen. Dieser Arbeitsgang gehört bezüglich Arbeitszeitbedarf und Energieaufwand zu den kosten- intensivsten Arbeiten in der Pflan- zenproduktion. Neue regelungs- technische Konzepte für den Kraft- heber ermöglichen eine spürbare Verringerung von Arbeitszeitauf- wand und Kraftstoffbedarf und sind dabei mit mäßigem Zusatzaufwand zu verwirklichen. Eine Druckrege- lung im hydraulischen Oberlenker bietet den Einstieg in eine komple- xe optimierte Regelungsstrategie, wobei durch eine Lastübertragung auf den Traktor der Kraftstoffver- brauch sowie der Triebradschlupf deutlich reduziert werden können.

Dr.-Ing. Rainer H. Biller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Betriebstechnik und Bauforschung der FAL, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig, e-mail: rainer.biller@fal.de; Dr.-Ing.

Gerhard Keuper ist Leiter der Entwicklung Mobile Steuerungen Schwieberdingen, Geschäftsbereich Mobile Hydraulics der Bosch Rexroth AG, e-mail:

gerhard.keuper@de.bosch.comund Dr.-Ing. Horst Hesse ist Inhaber des Ingenieurbüros für Hydraulik, Stuttgart, e-mail: drhesse@t-online.de.

Schlüsselwörter

Kraftstoffeinsparung, Arbeitszeitreduzierung, Druckregelung, hydraulischer Oberlenker, Pflügen, Bodenbearbeitung, Optimierung, Zugkraft

Keywords

Fuel saving, reducing working time, pressure control, hydraulic upper link, ploughing, soil tillage, optimisation, traction force

Literatur

Literaturhinweise sind unter LT 01605 über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/landtech/lo-

cal/fliteratur.htm abrufbar. Bild 1: Kräfte am System Traktor-Pflug Fig. 1: Forces in the system tractor-plough

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Versuche und Ergebnisse

Aus den möglichen unterschiedlichen Rege- lungsstrategien wurde zunächst die Rege- lung des Druckes auf der Stangenseite des Oberlenker-Zylinders1 (Zugkraft) ausge- wählt.

Hierfür wird der Druck im Oberlenker mit einem elektronischen Drucksensor gemes- sen und mit Hilfe eines elektro-hydrauli- schen Druckregelungssystems auf einem stufenlos vorwählbaren Wert konstant gehal- ten. Der Oberlenker wird dabei auf Zug be- ansprucht und bewirkt einen Lasttransfer vom Pflug auf den Traktor. Für eine gute Tie- fenführung des Pfluges muss eine bestimm- te Restlast auf dem Stützrad verbleiben. Die Zugkraft im Oberlenker darf dabei maximal so hoch gewählt werden, dass der Pflug noch einwandfrei arbeitet und die Pflugarbeit be- züglich Einhaltung der gewünschten Arbeit- stiefe und Wenden des Bodens praxisgerecht durchgeführt wird.

Für die Praxisversuche wurde der Einsatz eines kraftgeregelten Oberlenker-Zylinders mit einem kräftefreien Oberlenker beim Pflügen mit einem 4-Schar-Volldrehpflug verglichen. Die Versuche wurden auf mög- lichst ebenem Gelände mit homogenem Bo- den und konstanter Arbeitstiefe des Pfluges durchgeführt. Dabei wurde die EHR in La- geregelung betrieben, damit Einflüsse der Zugkraftregelung ausgeschaltet sind.

Bei allen Versuchen wurden die interessie- renden technischen Größen wie Kraftstoff- verbrauch, Fahrgeschwindigkeit, Schlupf, Motorleistung, Zugkraft an den Unterlen- kern, Druck im hydraulischen Oberlenker, Stützradlast sowie die Arbeitstiefe des Pflu- ges am ersten und am letzten Schar gemes- sen. Für die Messwertaufnahme wurde das Datenerfassungssystem UNILOG einge- setzt, welches im Institut für Betriebstechnik entwickelt wurde [15]. Neben der Online- Kontrolle aller aktivierten Messkanäle er- möglicht es dieses System, unmittelbar nach jedem Versuch alle erfassten Daten zu visua- lisieren und somit einen direkten Vergleich der verschiedenen Versuchseinstellungen vor Ort vorzunehmen.

Die ersten Versuche dienten dazu, die Aus- wirkungen der Einstellmöglichkeiten der Regelung zu bewerten und den ideellen Führungspunkt optimal einzustellen. Da- nach wurden auf verschiedenen Flächen Ver- gleichsversuche durchgeführt und dabei der Druck im Oberlenker – entsprechend einem übertragenen Zugkraftanteil – variiert.

Bild 2 zeigt die Veränderungen im Kraft- stoffverbrauch und beim Triebradschlupf, wenn der Druck von 20 bar in Stufen von et- wa 10 bar auf 50 bar erhöht wird. Der Ober- lenker wird dabei auf Zug beansprucht.

Während der Kraftstoffverbrauch beim Pflü- gen mit einem kräftefreien Oberlenker bei etwa 27 l/h lag, reduziert sich dieser Ver- brauch in Abhängigkeit vom aufgebrachten Druck und der eingestellten Verstärkung bis auf etwa 23,5 l/h. Gleichzeitig verringert sich der Triebradschlupf von etwa 19 % auf

etwa 10 %. Daraus ergibt sich eine Kraft- stoffeinsparung von etwa 13 % und eine Schlupfverminderung um nahezu 50 %. Die- se Verhältnisse werden auch verdeutlicht durch die Abnahme der mittleren Zugkraft an den Unterlenkern und der Abnahme der Stützradlast (Bild 3). Die mittlere Zugkraft an den Unterlenkern wird schon bei einem Druck von 20 bar nahezu halbiert und bei größerer Lastübertragung auf den Traktor weiter reduziert. Die Vertikalkräfte am Stützrad erfahren eine Reduzierung um 15%

bei einem Druck von 20 bar und etwa 55 % bei 50 bar.

Fazit

Durch den Einsatz moderner Regelungs- technik und Hydraulik ist beim Arbeitsgang Pflügen eine spürbare Einsparung an Kraft- stoff und eine Reduzierung des Arbeitzeit- aufwandes möglich, wenn Kräfte vom Pflug auf den Traktor übertragen werden. Dieses ökonomisch und ökologisch sinnvolle Ein- sparpotenzial bedeutet einen Beitrag zur ver- besserten landwirtschaftlichen Bodennut- zung und zur Umweltschonung und ist als Optimierungsaufgabe unter Berücksichti- gung des geforderten Bodenschutzes zu lö- sen.

Aufgrund der Eigenart der angestrebten Regelung kommt diese insbesondere auch den kleinen und mittleren Betrieben zugute.

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Bild 2: Triebradschlupf und Kraftstoffverbrauch beim Pflügen mit einem 4- Schar-Pflug: konventionell und mit einem druckgeregelten Oberlenker (Arbeitsbreite = 1.4 m; Arbeitstiefe = 28 cm; Boden = mittelschwerer Lehm) Fig. 2: Wheel slip and fuel consumption for ploughing with a 4-bottom plough: conventional and with a pressure-controlled upper link (working width 1,4 m; working depth 28 cm; soil: medium-heavy loam)

Bild 3: Mittlere Zugkraft an den Unterlenkern und Stützradlast beim Pflügen mit einem 4-Schar-Pflug: konventionell und mit einem druckgere- gelten Oberlenker (Arbeitsbreite = 1.4 m; Arbeitstiefe = 28 cm; Boden = mittelschwerer Lehm)

Fig. 3: Mean traction force at lower links and support wheel load for ploughing with a 4-bottom plough: conventional and with a pressure- controlled upper link (working width 1.4 m; working depth 28 cm; soil:

medium-heavy loam)

1Für die kostenlose Bereitstellung eines geeigneten hydraulischen Oberlenkers wird der Fa. GKN Walterscheid GmbH, Lohmar, gedankt.

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