• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Aktive Sterbehilfe in Europa: Eine anhaltende Bedrohung" (11.12.2009)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Aktive Sterbehilfe in Europa: Eine anhaltende Bedrohung" (11.12.2009)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 106

|

Heft 50

|

11. Dezember 2009 A 2497 AKTIVE STERBEHILFE IN EUROPA

Eine anhaltende Bedrohung

In vielen Ländern ist die Versorgung Schwerstkranker und Sterbender noch nicht zufriedenstellend umgesetzt. Sorge bereitet Palliativmedizinern auch die Legalisierung der Euthanasie in einigen europäischen Staaten.

D

ie Palliativmedizin in Europa hat sich durchaus erfreulich entwickelt. Mittlerweile wurden in den meisten Ländern nicht nur Pal- liativ- und Hospizdienste, sondern auch Fachgesellschaften etabliert“, berichtete der Präsident der Euro- pean Association for Palliative Care, Prof. Dr. med. Lukas Radbruch, beim 77. Aachener Hospizgespräch.

In zahlreichen europäischen Län- dern trete die Palliativversorgung aus der ersten Entwicklungsphase in die Phase der Etablierung und Implementierung im Gesundheits- wesen über.

Dennoch hält der Aachener Pal- liativmediziner die Situation kei- neswegs für zufriedenstellend. „In vielen Ländern hängt der Zugang zu einer ausreichenden Palliativ- versorgung mehr vom Zufall als vom Bedarf des Patienten ab“, kri- tisierte er. Vor allem die osteuro- päischen Länder hätten noch einen enormen Nachholbedarf. „Wir ha- ben noch vor zwei Tagen eine E-Mail aus Georgien mit der Infor- mation erhalten, dass dort jetzt endlich Morphin verfügbar sei“, sagte Radbruch. Viele Länder schafften erst jetzt die Grundlage für eine angemessene Versorgung mit Schmerzmitteln.

Es klaffe jedoch nicht nur eine Lücke im Stand der Versorgung zwischen West- und Osteuropa, sondern auch zwischen den west- europäischen Ländern. In Portugal und Griechenland sei die Versor- gung mit Opioiden immer noch nicht gewährleistet. Eine gesetzli- che Rahmengebung sei europaweit eher die Ausnahme als die Regel.

Aber selbst in Ländern, in denen die Politik die Bedeutung der Pal- liativmedizin erkannt habe – wie in Deutschland – hapere es häufig an der entschlossenen Umsetzung

durch Krankenkassen und Funkti- onsträger vor Ort.

Mit Sorge betrachtet Radbruch die unterschiedlichen politischen Ansätze in der Euthanasiediskus - sion. Neben den Niederlanden und Belgien habe Luxemburg inzwi- schen als drittes europäisches Land die aktive Euthanasie legalisiert. In Belgien forderten Palliativexperten sogar eine Integration der Euthana- sie in die Palliativversorgung, „was bei der europäischen Fachgesell- schaft auf strikte Ablehnung stößt“.

Hoher Stellenwert der Selbstbestimmung

Der Präsident der Deutschen Gesell- schaft für Palliativmedizin, Prof. Dr.

med. Hans Christof Müller-Busch, betrachtet diese Entwicklung eben- falls mit Sorge: „Länder, in denen andere Regelungen als in Deutsch- land gelten, verdienen unseren Res- pekt. Trotzdem würde ich aus der besonderen Sensibilität, die wir in Deutschland aufgrund unserer Ge- schichte haben, und auch aufgrund der Entwicklungen in der Palliativ- medizin einen anderen Weg wählen.

Das Töten auf Verlangen und der

ärztlich assistierte Suizid sollten nicht als therapeutische Aufgabe an die Medizin herangetragen werden.“

Radbruch nahm Stellung zu Um- fragen in Deutschland, in denen sich Mehrheiten für die Legalisie- rung einer Tötung auf Verlangen oder den assistierten Suizid ausge- sprochen haben. „Doch wenn Pa- tienten auf einer Palliativstation lie- gen, relativiert sich das oft.“ Sie wollten dann in den seltensten Fäl- len, dass er mit der Giftspritze kä- me, sondern hätten ganz andere Anliegen. Müller-Busch sieht au- ßerdem die Gefahr, dass die Gesell- schaft zunehmend Druck auf alte und kranke Menschen ausüben könnte, ihren Nutzen für die Gesell- schaft infrage zu stellen.

Dr. Ruthmarijke Smeding aus Liverpool, Großbritannien, erklärt den anderen Umgang mit dieser Thematik in den Niederlanden mit dem hohen Stellenwert, den die Niederländer der Selbstbestimmung beimessen und durch den in den 70er-Jahren die „unselige Euthana- siedebatte“ in Gang gesetzt worden sei. Doch Smeding sieht diese nicht nur negativ. So sei in dem Nachbar- land erst durch die Euthanasiede- batte auch der Tod enttabuisiert worden. „In Deutschland hat man es dagegen geschafft, die Hospizbewe- gung und die Palliativversorgung voranzutreiben und gleichzeitig den Tod zu enttabuisieren, ohne dabei die aktive Sterbehilfe zu legalisie- ren.“ Radbruch hofft, dass sich dar- an auch in Zukunft nichts ändert:

„Die Überlegungen zur Legalisie- rung der sogenannten Euthanasie und der ärztlichen Hilfe zum Suizid sind und bleiben eine anhaltende Bedrohung für die wirklich konse- quente und humanitäre Versorgung der Menschen am Lebensende.“ ■

Gisela Klinkhammer Eine gute Pallia-

tivversorgung konnte in Europa bisher noch nicht flächendeckend eingeführt werden.

Foto: dpa

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Der Sprachkurs für die guten Noten : Ferien- und Intensiv- kurse für alle Leistungsstufen in England, Frankreich, Jersey, Malta und USA.. Gold und Silber, Compu- ter-Chips

Sollte sich die Selbstver- waltung nicht einigen, müsse die Gesamtvergütung aufge- stockt werden.. Zu erwägen sei, „ein Budget in diesem Be- reich vollständig zu

Auf der Grundlage des einheitli- chen Bewertungsmaßstabes für ärztli- che Leistungen (EBM) vergütet die Krankenversicherung die für ihre Versi- cherten erbrachten Leistungen mit ,

Statt dessen sollen die West- kassen ihren Schwesterkassen in den neuen Ländern Darlehen geben kön- nen, mit deren Hilfe die Bankkredite abgelöst werden können.. Damit ent-

So wurde und wird sie im Verständnis von immer mehr Menschen immer mehr zu einem jederzeit kündbaren Vertragsverhältnis, das beendet wird, sobald einer der Partner die-

Bleibt zu hoffen, dass sich aus dieser Misere eine neue Ärz- tegeneration erhebt, die das nicht mehr mit sich machen lässt und dafür sorgt, dass ein Stand wieder die Achtung er-

Die Richter werden sich die Entscheidung nicht leicht machen, und auch die Öffentlichkeit sollte sich mit vorschnellen Urteilen zurückhalten.. Zu Recht schreibt

Dies mac auch so sein; es war aber gleich wohl bemerkenswert, wie die ost europäischen Ärzte darauf beharr ten, daß dort, wo es wichtig ist, dir ärztliche Kompetenz den ihr zu