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Archiv "Alkoholabhängigkeit: Wirksame Frühinterventionen" (01.10.2010)

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wischen dem Beginn einer Suchterkrankung und der Aufnahme einer Entwöhnungsbe- handlung vergehen durchschnittlich 14 Jahre. Tragische Suchtkarrieren gehen oftmals voraus, bevor in Deutschland ein alkoholkranker Patient eine Einrichtung des Sucht- hilfesystems erreicht. Im Durch- schnitt ist er dann über 40 Jahre alt.

Von zwei Millionen missbräuchlich Konsumierenden und 1,3 Millionen Alkoholabhängigen werden nur 182 000 im Jahr erreicht. Und nur circa drei Prozent der Betroffenen werden durch Ärzte und Psychothe- rapeuten vermittelt.

Dies zu ändern, haben sich die Bundesärztekammer (BÄK) und der Fachverband Sucht e.V. vorge- nommen, indem sie den Hausarzt bei der Früherkennung von Patien- ten mit Alkoholproblemen verstärkt einbinden wollen. In einem ge- meinsamen Positionspapier, das auf einer Fachtagung am 21. September in Berlin diskutiert wurde, sind die Maßnahmen aufgezeigt, die da- zu dienen, die Früherkennung und Frühintervention bei alkoholbezo- genen Störungen zu verbessern so- wie die Nachsorge nach einer Ent- wöhnungsbehandlung durch nieder- gelassene Ärzte zu stärken. Das Positionspapier ist unter Bekannt- gaben in diesem Heft dokumentiert.

Bundesärztekammer und Fach- verband Sucht setzen im Wesentli-

chen auf die Rolle des Hausarztes als wichtige Vertrauensperson für seine Patienten. „Jeder Hausarzt hat drei- bis fünfmal am Tag mit einem Patienten mit Alkoholproblemen zu tun“, betont Dr. Wilfried Kunst- mann, Suchtexperte bei der BÄK.

Etwa 80 Prozent der Betroffenen könnten über die Arztpraxis erreicht werden. Auch die Teilnahmerate bei einem Früherkennungsscreening sei dort mit 98 Prozent sehr hoch, berichtet Prof. Dr. med. Ulrich John, Universitätsklinikum Greifs- wald. Um den Arzt zu entlasten, könnten auch Medizinische Fach- angestellte in das Screening einge- bunden werden – dies sieht auch das Positionspapier vor.

Fragen im Verdachtsfall beim Check-up

Die Politik unterstützt das Engage- ment der BÄK und des Fachverban- des Sucht. „Seit fast 20 Jahren bestäti- gen zahlreiche Studien die Wirksam- keit von Frühinterventionen“, erklärt die Drogenbeauftragte der Bundes- regierung, Mechthild Dyckmans,

„trotzdem ist wenig geschehen.“

Für pragmatische Lösungen plä- diert Dr. med. Christoph von Ascheraden, Hausarzt aus dem Schwarzwald. Ein allgemeines Screening hält er für nicht sinnvoll:

„Das stellt das Vertrauensverhältnis infrage.“ Bessere Gelegenheiten, nach dem Alkoholkonsum zu fra-

gen, ergeben sich seiner Ansicht nach beim routinemäßigen medizi- nischen Check-up, bei der Krebs- vorsorge oder bei Sport- und Rei- seuntersuchungen. Der erfahrene Landarzt schlägt zudem vor, einen zusätzlichen Check-up für 14- bis 35-Jährige einzuführen. „Diese Al- tersgruppe geht kaum zum Arzt.“

Im Verdachtsfall könnte der Arzt dann ein Screening durchführen.

Die Suchtanamnese gehört für von Ascheraden allerdings „in das Arzt- zimmer und in die ärztliche Schweigepflicht“ und sollte nicht delegiert werden.

Für mehr Kooperation zwischen Ärzten und den Suchtberatungsstel- len plädiert Stefan Bürkle vom Bundesverband Caritas-Suchthilfe e.V.: „Wir haben das Know-how auf unterschiedlichen Ebenen, aber es kommt nicht zusammen.“ Über die Ärztekammern könnten beispiels- weise Qualitätszirkel organisiert wer - den, schlägt er vor, bei denen ver- bindliche Absprachen im Vorder- grund stehen sollten.

Auf den hohen Standard des deutschen Suchthilfesystems wies Dr. med. Monika Vogelgesang, AHG-Klinik Münchwies, Zentrum für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Suchtmedizin, hin. Dieses vielfältige System sei sehr effektiv und die Wirksamkeit der Entwöhnungsbehandlung viel- fach belegt – wenn die Patienten dort ankämen. Vogelgesang appel- liert an die Hausärzte, bei Verdacht auf Alkoholabhängigkeit den Kon- takt zu einer Fachklinik in ihrer Re- gion zu suchen. „Das entlastet im Praxisalltag sehr.“ ■

Petra Bühring

Die Bundesärztekammer und der Fachverband Sucht wollen mehr Alkoholabhängige zu einer Entwöhnungs behandlung motivieren. Dazu bedarf es der verstärkten Mithilfe der Hausärzte.

ALKOHOLABHÄNGIGKEIT

Wirksame

Frühinterventionen

Foto: iStockphoto

A 1840 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

|

Heft 39

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1. Oktober 2010

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