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Archiv "Chronische myeloische Leukämie: Tieferes Ansprechen unter Nilotinib" (27.04.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 17

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27. April 2012 A 877 CHRONISCHE MYELOISCHE LEUKÄMIE

Tieferes Ansprechen unter Nilotinib

Ein komplettes molekulares Ansprechen auf die Therapie verhindert am ehesten den Progress. Dieses Ziel lässt sich mit Nilotinib, einem Tyrosinkinase-Inhibitor der zweiten Generation, offenbar häufiger erreichen als mit dem Standard Imatinib.

D

ie Qualität des Ansprechens ist bei Patienten mit chroni- scher myeloischer Leukämie (CML) entscheidend für die Prognose. Um einen Progress zu verhindern, wird eine komplette hämatologische, zy- togenetische und molekulare Res - ponse angestrebt. Bei einer Phila - delphia-Chromosom-positiven (Ph+) bedeutet komplettes zytogenetisches Ansprechen (CCyR), dass die Zahl der Ph+-Metaphasezellen im Kno- chenmark unter die Nachweisgrenze sinkt. Bei einer kompletten moleku- laren Response (CMR) lässt sich auch das bcr-abl-Gen in Leukozyten des peripheren Blutes durch PCR nicht mehr nachweisen. Bei einer gu- ten molekularen Response (MMR) liegt der Anteil der Leukozyten mit bcr-abl-Gen unter 0,1 Prozent.

Meist wird bei CML das bcr-abl-Fusionsgen gefunden

Bei 95 Prozent der jährlich etwa 1 500 CML-Neudiagnosen ist das Gen für eine Tyrosinkinase (abl- Gen) in die Nachbarschaft des bcr- Gens (breakpoint cluster region) gelangt und bildet das Fusionspro- dukt bcr-abl (Philadelphia-Chromo- som). Die Aktivität des Enzyms, das vom abl-Gen kodiert wird, ist erhöht und kurbelt die Proliferation der betroffenen Zellen an.

Mit der Implementierung des Ty- rosinkinase-Inhibitors (TKI) Ima - tinib hat sich die Prognose der CML-Patienten deutlich verbessert.

Der TKI hemmt das Enzym und in duziert offenbar eine Apoptose.

„53 Prozent der Patienten aus der IRIS-Studie1 sind acht Jahre nach Behandlungsbeginn noch in kom- pletter zytogenetischer Remission“, berichtete Prof. Dr. med. Oliver G.

Ottmann, Universitätsklinik Frank- furt am Main, bei einer Veranstal- tung von Novartis Oncology wäh-

rend des Deutschen Krebskongres- ses in Berlin. Bei circa 37 Prozent der Patienten aber sei das Therapie- ergebnis unbefriedigend: Entweder werde keine CCyR erzielt oder sie bleibe nicht erhalten oder es gebe Probleme mit der Verträglichkeit.

„Für diese Gruppe von CML-Kran- ken ist die Frage: Stellen wir auf einen TKI der zweiten Generation wie Nilotinib um, und wenn ja, wann?“, erläuterte der Hämatologe.

Neue Daten der ENESTnd2-Stu- die, die während der 53. Jahres - tagung der American Society of Hematology (ASH) in San Diego vor gestellt worden sind, können eine Orientierungshilfe sein. Die ENESTnd ist eine offene Phase-III- Studie. 846 Patienten mit neu dia - gnostizierter chronischer Ph+-CML wurden zu gleichen Teilen in drei Arme randomisiert: Nilotinib 400 mg oder 300 mg je zweimal täglich oder Imatinib 400 mg einmal am Tag (bis zu 800 mg/Tag möglich).

Primärer Endpunkt ist die MMR.

Inzwischen liegen 36-Monats-Da- ten vor, wie beim ASH berichtet wurde. Danach erreichten 73 Pro- zent unter Nilotinib (600 mg/Tag) den primären Endpunkt und 53 Pro- zent unter Imatinib. Ein Progress in die akzelerierte Phase trat bei zwei Patienten unter Nilotinib auf und bei 17 Patienten unter Imatinib.

Nach den Worten von Ottmann kommen insgesamt circa 40 Pro- zent der CML-Patienten unter Ima- tinib in eine anhaltende CMR, sie seien mögliche Kandidaten für eine Beendigung der Therapie. Bei circa 55 Prozent aber sei dieses Ziel auch nach mehr als sechs Jahren Imati- nib-Behandlung nicht zu erreichen.

In der ENESTnd-Extension-Stu- die wurden 49 Patienten mit subop- timalem Ansprechen unter einem von den beiden TKI mit der höhe-

ren Nilotinib-Dosis (200 mg 2 × 2 Kapseln täglich) weiterbehandelt.

Von den mit Imatinib vorbehandel- ten Patienten erreichten nach dem Wechsel auf Nilotinib noch 58 Pro- zent eine CCyR und 32 Prozent ei- ne MMR. Patienten mit suboptima- lem Ansprechen auf Imatinib oder auf niedriger dosiertes Nilotinib können von einer höheren Niloti- nib-Dosis profitieren, so das Fazit aus den Daten.

Rate kompletter molekularer Response hat sich verdoppelt

Die ENESTcmr-Studie, deren vor- läufige Daten ebenfalls bei der ASH präsentiert wurden, belegten ein weiteres Mal, dass sich mit Niloti- nib ein tieferes Ansprechen als unter Imatinib erzielen lässt. 207 Patien- ten aus der ENESTnd-Studie, die un - ter Imatinib (mindestens 24 Monate) zwar eine CCyR, aber keine CMR erreicht hatten, wurden rando mi siert in zwei Gruppen: entweder weiter Imatinib oder Nilotinib (800 mg/die).

Zwölf Monate nach Studienbeginn war bei 20,8 Prozent der Probanden unter Nilotinib, aber nur bei zehn Prozent unter Imatinib das bcr-abl- Gen unter die Nachweisgrenze ge- sunken (CMR). „Wenn ein Jahr nach Beginn einer Therapie mit Imatinib keine CCyR erreicht ist, kann die Be - handlung mit einem TKI der zweiten Generation erwogen wer den“, sagte Ottmann. Der Stellenwert von TKI der zweiten Generation für die Erst - linientherapie werde derzeit disku- tiert, hieß es beim Symposium.

Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

1IRIS: International Randomized Study of Interferon and STI571.

2ENESTnd: Evaluating Nilotinib Efficacy and safety in clinical trials of newly diagnosed Ph+CML patients.

Neue Daten zur Therapie myeloischer Erkrankun- gen beim ASH-Kongress. Veranstalter: Novartis Oncology. Deutscher Krebskongress in Berlin

P H A R M A

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