Auf der Basis verschiede- ner Erhebungen kann davon ausgegangen werden, daß et- wa 60 bis 80 Prozent der über Sechzigjährigen – mit steigen- dem Lebensalter zunehmen- der Prävalenz – an chroni- schen Schmerzen leiden. Ad- äquat algesiologisch behan- delt werden jedoch schät- zungsweise weniger als die Hälfte der im eigenen Haus- halt und etwa drei Viertel der in Institutionen lebenden al- ten Menschen.
Schuld an diesem Mißver- hältnis sind häufig Vorurteile und Kommunikationsproble- me. Noch immer herrscht die Vorstellung, daß die Schmerz- schwelle bei alten Menschen erhöht beziehungsweise das Schmerzwahrnehmensvermö- gen vermindert ist und deswe- gen kein Therapiebedarf be- steht. Man habe zwar in La- borversuchen nachweisen können, daß alte Menschen im Vergleich zu jüngeren später auf einen Schmerzreiz reagie- ren; dies spiegele jedoch nicht die Alltagsrealität wider, be- tonte Prof. Heinz-Dieter Bas- ler (Marburg) bei einem Pres- segespräch der Grünenthal GmbH.
Auf der anderen Seite ge- wöhnen sich ältere Menschen bei langsamer Zunahme der Schmerzintensität an diese Einschränkung ihrer Lebens- qualität, oder sie akzeptieren die Beschwerden als konseku- tiven Teil des Alterns. Häufig meinen sie auch, ein guter Arzt wisse um ihr Problem, und deshalb müsse man nicht darüber reden. In vielen Fäl- len können auch Befindlich- keit und Beschwerden nicht präzise artikuliert werden.
Chronische Schmerzen sind häufig der Anfang eines Teufelskreises, der über die eingeschränkte Mobilität zu sozialer Isolation, Depression und eventuell dann zur Pflege-
bedürftigkeit führt. Als ersten Schritt empfiehlt Basler, jeden alten Patienten beim Besuch in der Praxis routinemäßig konkret nach Schmerzen zu fragen. Zur differenzierten Analyse der Schmerzinten- sität sollten dann halbstruktu- rierte Interviews oder gegebe- nenfalls „Smiley-Skalen“ ein- gesetzt werden. Sie seien ge- eigneter als standardisierte Fragebögen und die üblichen visuellen Analogskalen, die viele ältere Menschen mögli- cherweise überforderten.
Nur durch einen interdis- ziplinären Ansatz kann bei chronifizierten Schmerzsyn- dromen, die einer kausalen Therapie häufig nicht zugäng- lich sind, eine für den alten Patienten zufriedenstellende Schmerzreduktion erzielt werden. Das wesentliche Ziel ist Förderung beziehungswei- se Erhalt von Selbständigkeit und sozialer Kompetenz.
Basis ist die pharmakologi- sche Analgesie, die sich auch bei nicht tumorbedingten Schmerzen am WHO-Stufen- schema orientieren sollte. Es können also bei Bedarf auch Opioide wie beispielsweise Tramal® eingesetzt werden.
Dabei sind eine individuelle Dosistitration und effiziente Prophylaxe potentieller Ne- benwirkungen wie Obstipati- on und Übelkeit unerläßlich.
Ein multimodales Behand- lungskonzept sollte auch phy- sikalische und verhaltensori- entierte Verfahren enthalten.
c Als praktische Hilfe- stellung für den Hausarzt hat der Interdisziplinäre Ar- beitskreis Schmerz im Alter (IASA) ein Kompendium erarbeitet, in dem viele As- pekte von der Befunderhe- bung, über die Messung der Schmerzintensität bis hin zu den verschiedenen Therapie- optionen ausführlich erläu- tert werden. Unterstützt wur- de das Projekt von der Grünenthal GmbH, die in- teressierten Ärzten kosten- frei ein Exemplar zur Ver- fügung stellt (Grünenthal Schmerzmanagement, Post- fach 50 04 44, 52088 Aachen, Fax 02 41/5 69-15 11).
Gabriele Blaeser-Kiel
A-2306 (62) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 37, 17. September 1999
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Schmerztherapie bei Senioren
Selbständigkeit
muß erhalten bleiben
Generika liegen auf dem Arzneimittelmarkt derzeit im Trend. Den entsprechenden Anbietern eröffnen sich so- mit gute Marktchancen. Dies gilt um so mehr, als zur Jahr- tausendwende bei einer Viel- zahl von Präparaten die Pa- tentfrist abläuft und sie als
Generika vermarktet werden können. Das ist unter an- derem bei umsatzträchtigen Wirkstoffen wie Omeprazol, Enalapril, Fluoxetin oder Ci- profloxacin der Fall. Vor die- sem Hintergrund erwartet die
Hexal AG eine weitere posi- tive Umsatzentwicklung.
Trotz Einsparungen und Kostendämpfung im Gesund- heitswesen liegt der Generi- ka-Anbieter „auf einem ge- sunden Wachstumskurs“. Ei- ne wichtige Rolle spielen nach Firmenangabe weiter-
entwickelte Pharmazeuti- ka mit innova- tivem Cha- rakter, die den Patienten Vor- teile gegen- über den her- kömmlichen Darreichungs- formen bie- ten.
Das Unter- nehmen wur- de 1986 von den Brüdern Dr. Andreas und Dr. Thomas Strüngmann gegründet und weist ein Aktienkapital von 183 Millionen DM aus. Zu- sammen mit den Tochterfir- men (unter anderem Biocur GmbH, Biosan GmbH, Sa-
lutas Pharma GmbH, Neuro- hexal und Oncohexal) wurde 1998 weltweit ein Umsatz von 725 Millionen DM erzielt, was die ursprünglichen Erwartun- gen deutlich übertraf. Derzeit sind in Deutschland rund 1 450 Mitarbeiter beschäftigt, welt- weit sind es etwa 3 000.
Besonders stolz ist das Un- ternehmen auf die für einen Generika-Anbieter hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. So werden derzeit rund 13 Prozent des weltweiten Gruppenumsatzes investiert, um Innovationen und Vorteile bei Darrei- chungsformen zu etablieren.
Die Produktpalette umfaßt ein breites Spektrum hoch- wertiger Arzneimittel. Am stärksten sind Herz-Kreislauf- Mittel vertreten, eines der er- folgreichsten Produkte ist das Mukolytikum ACC. Der größ- te Teil der angebotenen Prä- parate ist derzeit verschrei- bungspflichtig, doch soll in Zukunft vor allem die Ver- marktung von OTC-Produk- ten weiter forciert werden.CV
Hexal AG
Mit Generika auf Erfolgskurs
Die Hexal AG unterhält in Magdeburg eines der weltweit mo- dernsten Pharmaproduktions- und Logistikzentren.Foto: Hexal