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Archiv "Generika: Kritik an Rabattverträgen" (20.06.2014)

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A 1132 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 25

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20. Juni 2014

GENERIKA

Kritik an Rabattverträgen

Rabattverträge senken die Arzneimittelausgaben. Doch sie befördern Lieferengpässe und eine Marktverengung, kritisierten Experten anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Verbandes „Pro Generika“.

V

or zehn Jahren hat sich der Verband „Pro Generika“ ge- gründet. Seither ist im Arzneimit- telsektor viel geschehen. So stieg der Verbrauch von Generika von 17,6 Milliarden definierten Tages- dosen im Jahr 2005 auf 30,5 Milli- arden im vergangenen Jahr an.

„Heute stehen Generika für 75 Pro- zent der Arzneimittelversorgung in der gesetzlichen Krankenversiche- rung. Ohne Generika könnten wir uns keine Arzneimittelversorgung in Deutschland mehr vorstellen“, sagte der Vorstandsvorsitzende von

„Pro Generika“, Wolfgang Späth, am 5. Juni auf einer Fachkonferenz

anlässlich des zehnjährigen Ver- bandsjubiläums in Berlin.

Dennoch zeigte er sich unzufrie- den. Denn abzüglich der Rabattver- träge zahlten die Krankenkassen et- wa 2,4 Milliarden Euro pro Jahr für Generika. Dies sei nur ein Prozent der gesamten Ausgaben der gesetz- lichen Krankenversicherung. „Da sieht man schon ein gewisses Miss- verhältnis“, kritisierte Späth. Hinzu kämen gestiegene Anforderungen an die Arzneimittelsicherheit und

die Pharmakovigilanz, die vor al- lem Firmen träfen, die Arzneimittel in hoher Auflage produzierten, also Generikahersteller. „Wir gehen da- von aus, dass deshalb künftig 15 bis 30 Prozent der Generika aus dem Vertrieb genommen werden“, er- klärte Späth weiter. Das sehe man zwar aufgrund der extremen Vor- laufzeiten von bis zu vier Jahren heute noch nicht. Die Folge sei den- noch eine Marktverengung. „Bei vielen wichtigen Produkten sichern lediglich drei Unter nehmen die Ver- sorgung“, so Späth.

Auch der Chefapotheker der Universitätsklinik Tübingen, Dr.

rer. nat. Hans-Peter Lipp, kritisierte die niedrigen Ausgaben für Generi- ka: „Es kann nicht sein, dass die Behandlung einer lebensbedrohli- chen Infektion mit einem generi- schen Antibiotikum billiger ist als eine Pizza aus dem Kühlregal.“ Das sei keine Wertigkeit mehr.

Lipp befand, dass Rabattverträge indirekt einen Einfluss auf Liefer- engpässe von Arzneimitteln hätten, weil manche Herstellerfirmen kom- plett aus der Produktion ausge -

stiegen seien und in der Folge keine Krankenhäuser mehr belieferten.

Zudem kritisierte er die zunehmen- de globale Konzentrierung von Produktions stätten. Diese Monopo- lisierung führe zur Erpressbarkeit und einem absehbaren Anstieg der Preise. Zudem stehe einer steigen- den internationalen Nachfrage, zum Beispiel aus Schwellenlän- dern, ein gleichbleibendes oder rückläufiges Rohstoffangebot ge- genüber.

Noch Zurückhaltung bei den Biosimilars

Während die Verordnung von Gene- rika für Ärzte selbstverständlich ge- worden ist, sind viele bei Biosimi- lars noch zurückhaltend. Zu unrecht, sagte der Vorsitzende der Arzneimit- telkommission der deutschen Ärzte- schaft (AkdÄ), Prof. Dr. med. Wolf- Dieter Ludwig. Denn nach wissen- schaftlichen Erkenntnissen verhiel- ten sich Biosimilars nicht anders als die Originalpräparate. „Bezüglich der pharmazeutischen Qualität gel- ten dieselben Anforderungen wie für jedes neue Biological“, betonte Lud- wig. So müssten zum Beispiel Da- ten zur Effektivität und Sicherheit im Menschen vorliegen sowie Daten zur Immunogenität. Eigentlich sei alles sonnenklar. Dennoch lasse die Marktdurchdringung zu wünschen übrig. „Es besteht noch erheblicher Aufklärungsbedarf“, so Ludwig.

Gemeinsam aufklären wollen die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe und die Barmer GEK, wie der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. med. Christoph Straub, erklärte: Es gebe eine Verein- barung, im Bereich Rheuma Infor- mationsangebote für Ärzte zu entwi- ckeln und das Wissen über Biosimi- lars zu fördern. Dabei sollen auch Verordnungsziele definiert und die Erkenntnisse aus der Zusammenar- beit dem „RABBIT-Register“ des Deutschen Rheumaforschungszen- trums zur Verfügung gestellt werden.

Es gehe aber nicht darum, Ärzte für eine Verordnung von Biosimilars fi- nanziell zu belohnen. „Eine direkte Bonifizierung eines bestimmten Verordnungsverhaltens sollte ausge- schlossen sein“, sagte Straub.

Falk Osterloh

„Bei vielen wichtigen Produkten sichern lediglich drei Unternehmen die Versorgung“, sagt Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender von „Pro Generika“.

Foto: Georg J. Lopata

P O L I T I K

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