• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Diplom-Mediziner: Kritisierte Kritik" (26.11.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Diplom-Mediziner: Kritisierte Kritik" (26.11.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

W

ie weit die Meinungen der Leserschaft über einen Artikel auseinander gehen können, zeigt sich an einem Beitrag von Dr. med.

Lothar Markus. Während Markus mit seiner kritischen Betrachtung des akademischen Grades „Dipl.-Med.“ – von ihm als „Fossil aus DDR-Zeiten“

beschrieben – einigen Ärztinnen und Ärzten aus der Seele sprach, kritisierten andere Leserinnen und Leser seine Forderungen. Manche äußerten sich sogar abfallend über die Einschätzungen und Forderungen des Autors.

Aufwertung des Titels sinnvoll

Uneingeschränkt stimmt Dipl.-Med.

Gudrun von der Ohe dem Autor zu:

„Endlich mal jemand, der sich dieses Themas annimmt“, lobt von der Ohe.

Sie habe ihren Titel nach der Wieder- vereinigung weggelassen, weil keiner damit etwas anzufangen wusste. Dabei

„waren Diplomarbeiten in der Medizin den Promotionsarbeiten im Westteil Deutschlands ebenbürtig“, so die Ärz- tin. Daher halte sie es für durchaus sinn- voll, „den Titel Diplom-Mediziner zu prüfen und gegebenenfalls aufzuwer- ten“. Ebenso überzeugt von Markus und seinen Folgerungen zeigt sich Dr.

med. Jürgen Keller. „Wenn das Diplom“

– was der Arzt für Allgemeinmedizin und Chirurgie zuvor nicht wusste – „ei- ne selbstständige Arbeit enthielt, die im Schnitt der Promotion im Westen ent- sprach, sollte der Umschreibung zum Dr. med. nichts im Wege stehen“, findet Keller. Auch „wenn ein guter Arzt kein Dr. med. sein muss“, fügt er hinzu.

Angetan von dem Artikel des Autors, wenngleich skeptisch gegenüber einer

„fairen Anerkennunng des Titels“, ist auch Dipl.-Med. Jens Jacobeit. Wie von

der Ohe traf auch Jacobeit häufig auf Personen, die den Titel Dipl.-Med. nicht kannten. Die Minderwertschätzung dieses akademischen Grades sei sogar so weit gegangen, dass Oberarztstellen selbst im Osten nur für promovierte Ärzte ausgeschrieben worden seien.

„Etwas mehr Gelassenheit“, fordert hingegen Dr. med. Klaus Penndorf.

„[. . .] dass der Dipl.-Med. sie als Ossi- Arzt ausweist, ist doch keine Entwürdi- gung“, meint der Arzt. Darüber hinaus habe er nicht verstanden, worin die von Markus beschriebene Entwürdigung ostdeutscher Ärzte bestehen solle. „Das Entscheidende ist doch, ob mit oder ohne Titel, dass alle Ärzte und zur Aus- übung der Heilkunde am Menschen staatlich zugelassen sind.“ Ähnlich sieht dies MR Dr. med. G. Hartung.

Nach seiner Meinung waren und sind auch die Diplom-Mediziner selbstver- ständlich richtige Ärzte. Dies zu hinter- fragen sei entwürdigend: „Nicht nur der Schein hat sie zu Chef- und Oberärzten werden lassen, sondern ihre Leistung und ihre Kompetenz bei der medizinischen Betreuung. Und dies noch nach 1990.“

Differenzierter betrachtet auch Dr.

med. Ralph Müller den Artikel. Es sei zwar „völlig richtig“, dass die DDR- Diplomarbeiten in Umfang und Wertig- keit mit den üblichen Promotionen vergleichbar gewesen seien. Es stelle sich aber andererseits die Frage, was mit je- nen ostdeutschen Ärzten geschehen sol- le, die sich der Doppelbelastung gestellt und zusätzlich zur Diplomarbeit die nicht unbedingt erforderliche Promotion erstellt hätten, wendet der praktische Arzt ein. „Wenn Sie dies im Nachhinein mit dem Titel des Dr. med. würdigen wollen, wäre das in meinen Augen eine Ungerechtigkeit gegenüber allen pro- movierten Ärzten, die mit hohem per-

sönlichen Einsatz mehr oder weniger freiwillig die Arbeit für eine Promotion auf sich genommen haben.“ „Oder“, fragt Müller forsch, „wollen Sie diesen Ärzten zugestehen, dass ihre Promo- tion im gleichen Zug als Habilitation anerkannt wird?“ Ähnlich ist die Kritik von Dr. med. Dipl.-Med. Christine Pirschel: „[. . .] werde ich, wenn ein wissenschaftliches Gremium zu dem Ergebnis kommt, dass die Diplomarbeit durchaus den formalen und inhaltlichen Ansprüchen einer Promotionsarbeit der damaligen BRD entspricht, zum Dr. med. Dr. med.?“ Zudem hält Pir- schel es wie Penndorf für fragwürdig, von Entwürdigung ostdeutscher Ärzte zu sprechen, wenn ostdeutsche Ärzte im Gegensatz zu ihren westdeutschen Kollegen auf einen Diplomstudiengang verweisen können.

Nicht „jeden Piesel zum Doktor machen“

Dr. med. Thomas-M. Unger geht in sei- ner Kritik noch einen Schritt weiter: Er wirft dem Autor vor, er erweise seinem Anliegen, den Diplom-Mediziner uni- sono zum Dr. med. zu befördern, einen

„Bärendienst“, wenn er die Promotions- arbeiten der Kolleginnen und Kollegen pauschal als minderwertig deklassiere oder die Erlangung derselben als Dank der Gesellschaft an die Ärzteschaft hin- stelle. Zudem sei „die Promotion auch nicht unbedingt eine gesellschaftliche Statusfrage, eine wachsende Zahl von Medizinern [komme] ohne diese aus und [leiste] trotzdem hervorragende Arbeit am Patienten“, schreibt Unger.

In diesem Punkt ist Dr. med. Dr. med.

dent. Joachim Leineweber entschieden anderer Meinung. So passt dem Fach- arzt für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie zufolge der Wunsch des Autors nach einer Angleichung der Me- dizinerabschlüsse zur „psychosozialen Grundeinstellung dieser Gesellschaft“.

Diese mache „jeden Piesel zum Dok- tor“, und der Unpromovierte lasse sich ohne den Titel von seiner Klientel mit Titel anreden. „Aber“, fügt Leineweber hinzu, „an den grundsätzlichen Parame- tern einer lege artis durchgestandenen Dissertation ändert das glücklicher- weise nichts.“ Martina Merten T H E M E N D E R Z E I T

A

A3244 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4826. November 2004

Diplom-Mediziner

Kritisierte Kritik

Der Artikel „35 Jahre Entwürdigung ostdeutscher Ärzte“

(DÄ, Heft 36/2004) von Dr. med. Lothar Markus hat unterschiedliche

Reaktionen unter DÄ-Lesern hervorgerufen. Ein Querschnitt

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das Befreiungs- recht für angestellt tätige An- gehörige in den klassischen Freien Berufen von der Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversiche- rung zugunsten

So war in der ameri- kanischen Studie die Suizidrate von Ärztinnen, die notfallmedizinisch in interdisziplinären Notfallaufnahmen (Emergency Rooms) als Chirurgin,

Bei Kindern sollte Karil® wegen möglicher Störungen des Knochenwachstums nur über Behandlungszeiträume von einigen Wochen ver- abreicht werden, wenn nicht der Arzt aus

kommt, der „Diplom-Me- diziner" nicht — jedenfalls vorerst nicht und nicht Bun- des-offiziell und vorausge- setzt, daß Bundesrat und Bun- destag der Novelle zur

allem bei strengen Krite- rien zum ärztlichen Beruf sind vom Firmenreferenten (bis zum Heilpraktiker) in vielen Sparten tätig und hier offenbar auch ein Be- dürfnis. Ein

84 Prozent von ihnen sind zudem der Auf- fassung, dass sich auch die Einstellung der Pati- enten gewandelt habe.. Das schließen die Autoren ei- ner Umfrage der Philoso-

Die Unterzeichnung des EWR-Vertra- ges bedeutet nicht nur, daß Österreich bestehendes EG-Recht übernehmen muß, sondern .daß es sich auch 'zur Übernahme noch zu

Aber die Eingriffe bei den akademi- schen Abschlüssen in der Medizin be- schränkten sich nicht auf die Ein- führung des Dipl.-Med., sondern auch bei den habilitierten Ärzten wurde