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Nochmals Landauer.
Von C. Brockelmann.
Das von mir diese Zeitschr. 51, 658 besprochene Wort andul
j &,
findet sich als jjOOL? palanquin schon im Livre des MerveUles de
rinde ed. van der Lith 118, a. Im Glossar dieser Ausgabe führt
Kern dies Wort auf sanskrit. „hindola" balamjoire zurück und
ebendort vpeist Yule das Wort als andola andor „Palankin" bei
englischen und portugiesischen Schriftstellem des 16. und 17. Jahrh.
als in Indien und Nordafrika gebräuchlich nach. Dazu teilt mir
mein Kollege Prof Liebich mit: „Skr. hindola m. „Schaukel, Sänfte"
ist eine verdunkelte Zusammensetzung, dereu erster Teil wohl noch
nicbt erklärt ist, mit dem Denominativum hindolayati „schaukeln".
Der zweite Teil kehrt in einer synonymen Porm andola wieder,
die in andolana und andolayati vorliegt. Neben hindola auch
Mihla und das Simplex dolä i. , beide ebenfalls in der Bedeutung
„Schaukel, Sänfte". Alles dies sind dialektische, ins Skr. zurückgekehrte
Pomien, denen die prakritische Wurzel dul zu Grunde liegt. Diese
wieder ist die reguläre Entsprechung der wohlbekannten idg. Wurzel
tul, tl, tel „tragen, ertragen", bezeugt durch skr. tulä „Wage", tulya „gleich", tolayati „wägen", gr. rkv/vai, TukavTOV, rekafidiv
„Tragriemen", loXuäv „wagen", lat. tuli, tollere, tolerare, got.
thulan, ahd. dolen, nhd. mit suffixaler Erweiterung dulden, Ge¬
duld. Zur Sache ist noch darauf hinzuweisen , dass auch unser
Wort Palankin auf skr. paryartka, palyaiJca „Ruhebett" (beide
Formen schon bei Pänini) zurückgeht, zum Bedeutungswandel, dass
auch unser wiegen, zvägen und toagen aus ein und derselben Wurzel
(vegh) entstammen".
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Fünf indische Fabeln,
Aus dem Mongolischen von Hans Conon von der Gabelentz.
Aus einer unveröffentlichten Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin') mitgeteilt
von B. Läufer.
I. (p. 159b, 160.)
Als vor alten Zeiten ein Elefant das Wasser des Meeres zu
trinken ging, begegnete er einer Maus, die zu ibm sagte: , Onkel,
du bist von Natur weise , ich bin von Natur listig ; wer von uns
beiden ist der ältere Bruder'?' Der Elefant erwiderte zomig:
, Ziemt es sich, dass du Knirps älterer Bruder sein willst? Ich
zerstöre mit meinem Stosszahn den Berg Sumera ; wenn icb mit
dem Fuss auftrete, töte ich zehntausend Mäuse'.
Als er im Begriff war, auf sie zu treten, floh die Maus er¬
schrocken und sann auf eine List. Sie versammelte viele Mäuse
und sprach: ,Ein Elefant will uns alle töten. Wenn wir dieErde
auf seinem Wege heimlich aushöhlen und ihn zu Falle Ijringen
und besiegen, so wird dies gut für unsern Ruhm sein'.
Die andern billigten diesen Vorschlag , gruben die Erde auf
und warteten. Der Elefant kam , stolperte und fiel , und da er
sich nicht wieder aufrichten konnte, sprang die erste Maus auf das
Haupt des Elefanten und sprach: , Onkel Elefant, wer von uns
beiden ist nun der ältere Bruder?' Der Elefant antwortete: ,Da
alle Mäuse meine Lebrer gewesen sind , so mögen sie die älteren
Brüder sein. Wenn ihr mich aus diesem Unglück errettet, so
werde ich, wo ich eure Löcher sebe, erschrocken fliehen'. Auf
diese Rede versammelte die erste Maus 800 000 Mäuse; einige be¬
fehligten von dem Körper des Elefanten aus und zogen von oben.
1) tjber dieses bedeutsame Werk habe icli bisher nur eine Notiz in der Kölnischen Zeitung 1895 (Nr. 375) veröffentlicht, welche auch die Beilage zur Allgemeinen Zeitung abgedruckt hat. Meine Bemühungen, eine Publikation der ganzen Handschrift zu ermöglichen, sind sämtlich gescheitert.